Es gibt Autos, aus denen möchte man nach einer Probefahrt eigentlich nicht mehr aussteigen. Bis man den Preis hört. Dann verabschiedet man sich mit einem Seufzen vom polierten Gefährt. Und man weiß, man wird sich im Alltag leider nicht mehr wiedersehen. Ich bin jetzt zwei Wochen lang im Fiat Freemont 2.0 unterwegs gewesen. Den mochte ich auch nicht mehr abgeben. Und nachdem ich den Preis gehört habe? Will ich ihn noch mehr…ein tolles Familienauto. Ehrlich…
Optik vom Fiat Freemont 2.0
Fiat Freemont 2.0? Ja, genau. Nicht Pianale. Oder Paesaggio. Fiat macht gemeinsame Sache mit Jeep und Chrysler. Man schiebt Modellreihen hin und her. Und das sieht man. Beim Fiat Freemont ist das aber durchweg positiv. Die Optik hat mich extrem angesprochen. Er ist groß und kräftig, aber nicht verspielt. Von außen wuchtig, von innen geräumig und trotzdem wendig zu fahren und recht agil im Handling. Die Front ist puristisch schick im amerikanischen Style, die Seitenlinie wirkt dynamisch und das schwarze Design erhält durch die verdunkelten hinteren Scheiben eine edle, dezente Optik. Und das Heck ist auch gelungen. Nur beim Endrohr hätte es gern etwas „kräftiger“ sein dürfen.
Varianten
Beim Kauf eines Fiat Freemont stehen drei Varianten zur Auswahl. Die Basis-Version kostet 26.790 EUR und hat bereits eine Menge Features und Systeme serienmäßig. Die etwas besser ausgestattete Version heißt „My Freemont“. Und die Oberklasse heißt „Lounge“ und kostet ab 29.290 EUR mit dem kleinen Motor. Neben der Ausstattungslinie könnt Ihr Euch für eine von drei Motor-Varianten entscheiden: zur Auswahl stehen 2.0-MultiJet-II-Motoren mit 103 kW (140 PS) und 125 kW (170 PS) mit 6-Gang-Schaltgetriebe sowie ein Benziner mit 125 kW (170 PS) mit Automatikgetriebe in Verbindung mit Frontantrieb.
Abgerundet wird das Angebot durch die AWD-Technologie mit Automatikgetriebe um einen Dieselmotor mit 125 kW (170 PS) und einen Benziner mit 206 kW (276 PS). Insofern ist für jeden Anspruch das passende Paket dabei. Wir haben das Modell „Lounge“ mit dem handgeschalteten 170PS-Dieselmotor getestet. Und so richtig spritzig war er nicht. Das mag an dem Gesamtgewicht liegen und ist im Familiencheck auch kein K.O.-Kriterium. Aber etwas mehr Zug und Beschleunigung wäre schön gewesen. Ansonsten ist die Haptik sehr angenehm, das Lenkrad ist verstellbar, die Ledersitze sind sau-bequem und es gibt einfach verdammt viel Platz in dem Siebensitzer. Inklusive SD-Kartenslot, Navi in 2D oder 3D, 3 12V-Steckdosen und vielen sinnvollen Stauräumen.
Platzangebot
Für unseren Familiencheck interessieren uns besonders das Platzangebot, die Funktionalität und die Sicherheit. Platz hat man wirklich viel. Ganz vorne für Fahrer und Beifahrer sowie im Heck für den Nachwuchs. Die Rückbank bietet zwei vollwertige Sitzplätze, die Mitte ist eher ein Notsitz. Und dann gibt es zwei in wenigen Sekunden hochklappbare Sitze für eine dritte Reihe. Das ist zwar nichts für Leute über 1,75m, aber als Sitzmöglichkeit für die Kids ist das perfekt. Mit Getränkehaltern, Licht und Belüftung ist die dritte Reihe vollwertig nutzbar.
Das üppige Platzangebot setzt sich auch im Kofferraum fort. Mit heruntergeklappter dritter Sitzreihe ist der Platz gewaltig. Selbst mit unserem wuchtigen Kinderwagen im Heck ist dahinter immer noch verdammt viel Platz für Einkäufe, Koffer, Taschen oder ähnliches. Und sogar unter dem Kofferraum-Boden ist ein weiteres Staufach. Dazu gibt es in der Seitenwand im Kofferraum eine Steckdose für die Kühltasche und eine integrierte Taschenlampe. Sehr coole Features.
Nutzt man die dritte Sitzreihe, so bleibt trotzdem noch ein kleiner Kofferraum übrig, in den gerade so zwei Wasserkästen nebeneinander passen. Das ist dann nicht mehr viel und reicht nicht für den Kinderwagen. Aber zur Not könnte man die letzte Bank eben auch nur zur Hälfte aufstellen. Grundsätzlich kann man sich über zu wenig Platz auf gar keinen Fall beschweren, das lässt sich alles ganz individuell nutzen. Wer jetzt aber denkt, wir hätten gar keine Fehler gefunden, den müssen wir an dieser Stelle dann leider doch enttäuschen:
Kindersitze im Fiat Freemont 2.0
Wir konnten unseren Cybex-Kindersitz nicht auf der Rückbank installieren. Die aktuellen Kindersitze werden immer wuchtiger. Zurecht, wie ein aktueller Testbericht vom ADAC zeigt. Wir haben den Testsieger von Cybex. Aber der Gurt auf der Rückbank im Fiat Freemont ist 10cm zu kurz. Mit ganz großer Kraftanstrengung konnten wir den Gurt schließen. Aber für eine kleine Frau ist das fast nicht möglich, denn sie muss das Kind reinsetzen und dann rüberkrabbeln, um den Gurt zu schließen. Unser Tochter war es ganz offensichtlich viel zu eng, daher haben wir sie auf dem Vordersitz sitzen lassen.
Dabei könnte der Fiat Freemont in Sachen Kindersitz eigentlich punkten. Denn zum einen ist die Sitzposition auf der Rückbank super, denn aufgrund der hohen Bank können die Kleinen super aus dem Fenster gucken. Und für die etwas älteren Kids gibt es sogar in den Sitz integrierte, aufklappbare Sitzerhöhungen. Das sind deutliche Pluspunkte. Insofern sollte einfach nur bei der Gurtlänge nachgebessert werden, dann wäre der Freemont in Sachen Kindertauglichkeit perfekt.
Sicherheit
Die Sicherheit stimmt. Ausreichend Airbags sorgen für genügend Schutz der Insassen. Das Navi lenkt auch nicht während der Fahrt ab, denn das große Display in der Lounge-Version lässt sich ganz easy per Touchscreen bedienen. Das man ein Ziel aber nur im Stand über die Tastatur eingeben kann, habe ich erst später verstanden. Während der Fahrt klappt das nur per Spracheingabe. Die funktioniert einwandfrei. Ebenso prima ist die Rückfahrkamera und das zusätzliche Tonsignal für Einparkmanöver, denn die Sicht ist bei den Ausmaßen durchaus eingeschränkt. Was ich mir noch gewünscht hätte wäre ein Warner für die Front, denn auch dort lässt sich die Fahrzeuglänge nicht genau einsehen.
Fazit zum Fiat Freemont 2.0
Nach 995 Testkilometern und einem durchschnittlichen Verbrauch von 8,8 Litern Diesel können wir zuerst einmal festhalten, dass der Fiat Freemont ein absolut bezahlbares Auto ist. Schon für unter 30.000 EUR bekommt man ein schickes und sehr funktionales Auto. Wir wurden mehrfach auf den Wagen angesprochen. Denn er sieht verdammt gut aus und ist derzeit noch nicht oft zu sehen. Aber das müsste sich ändern, denn der Trend zum SUV und Crossover ist ja ungebrochen. Und da kann der Freemont wirklich gut mithalten. Die Fahreigenschaften sind solide und könnten etwas spritziger sein.
Dafür lohnt wahrscheinlich der Aufpreis für das Modell mit 276 PS. Nachbessern sollte Fiat nur bei der Gurtlänge auf der Rückbank. Ansonsten gibt’s wenig zu meckern. Der Wagen ist perfekt, um mit seiner großen Familie und reichlich Gepäck ganz entspannt in den Sonnenuntergang zu cruisen. Nach Italien. Oder die USA. Der Fiat Freemont fühlt sich überall zuhause.
Die schönen Fotos im Artikel sind von © Alex Lier / speedseekers.de
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