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“Ich bin wach!” – Wenn es um Schlaf der Kinder geht, ist auch der Vater gefragt

Unterbrochener Schlaf und tagsüber vorherrschende Erschöpfung sind typisch für das Elternsein in der Frühphase des Kindesalters. Diese Zeiten stellen die Belastbarkeit innerhalb der Familie intensiv auf die Probe und reichen oft über eine bloße Übergangsphase hinaus. Während Mütter zahllose Nächte wach liegen, müssen Väter, die meist berufstätig und nicht in Elternzeit sind, einen Ausgleich zwischen Ruhebedarf und Arbeitsverpflichtungen finden. Dies kann zu getrenntem Schlafen führen und belastet zusätzlich die Beziehung.

Stefanie Baum ist unter anderem Schlafcoach für Babys und Kleinkinder, daher hat sie ein paar wertvolle Tipps rund um den Schlaf der Kinder insbesondere für die Väter zusammengestellt.

Verborgene Hürden

Scheinbar harmlose Nächte verwandeln sich oft unerwartet in eine Arena der Unruhe, wenn Babys und Kleinkinder die Phasen der Schlafregression durchleben. Diese entwicklungsbedingten Veränderungen, typisch für das erste bis dritte Lebensjahr, sind weit mehr als bloße Stolpersteine in der Entwicklung der Kinder. Sie manifestieren sich in plötzlichen Schlafherausforderungen, häufigem nächtlichen Erwachen und einer zunehmenden Abhängigkeit von der Einschlafunterstützung der Eltern. Die Vier-Monats-Regression, ein Wendepunkt in der Schlafentwicklung, markiert oft den Beginn dieser herausfordernden Zeit.

Was auf den ersten Blick wie eine Phase aussieht, die man einfach „aussitzen“ könnte, entpuppt sich schnell als zentrale Herausforderung für das familiäre Wohlbefinden. Väter stehen vor der Aufgabe, nicht nur das Schlafdefizit ihres Kindes, sondern auch die damit verbundenen emotionalen und physischen Belastungen ihrer Partnerin zu bewältigen. Gerade jetzt, wenn Ehefrau oder Partnerin Unterstützung benötigen, ist es wichtig, dass Väter wissen, wie sie reagieren sollen. Diese Perioden der Regression sind für alle Beteiligten eine Probe der Geduld und Stärke, eine verborgene Hürde, die es gemeinsam zu überwinden gilt.

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© Richard Stachmann (Unsplash)

Familien auf dem Prüfstand

Wenn die Nacht hereinbricht, beginnt für viele Familien eine unerwartete Bewährungsprobe. Die anhaltenden Schlafprobleme der Kinder verwandeln das Schlafzimmer oft in ein nächtliches Chaos, auf dem Ruhe und Erholung nur schwer zu finden sind. Diese Herausforderungen reichen weit über das Kinderzimmer hinaus und testen auch die Widerstandsfähigkeit zwischen Partnern oder Eheleuten. Väter, die tagsüber oft hohe berufliche Leistungen erbringen müssen, finden sich in dem Dilemma wieder, zwischen der Unterstützung ihrer Partnerinnen und dem eigenen Schlafbedürfnis wählen zu müssen. Nicht selten führt dies dazu, dass sie nachts in ein anderes Zimmer ausweichen, in der Hoffnung auf ein paar Stunden ungestörter Ruhe.

Doch auch die physische Distanz kann die Sorgen und die mentale Belastung oft nicht mindern. Die nächtlichen Kämpfe und die daraus resultierenden Spannungen belasten die Beziehung zwischen den Paaren, führen zu Missverständnissen und erhöhen den Druck auf die familiäre Atmosphäre. In diesem anspruchsvollen Umfeld ist es für Familien entscheidend, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um die nächtlichen Herausforderungen zu meistern und die Beziehung zueinander zu stärken.

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© Wavebreakmedia (depositphotos.com)

Gemeinsam beim Schlaf unterstützen

Um die nächtliche Ruhe wiederherzustellen und das familiäre Gleichgewicht zu bewahren, ist ein proaktives Handeln seitens der Väter unerlässlich. Ihre Rolle ist entscheidend, um den Schlafproblemen des Nachwuchses entgegenzuwirken, insbesondere durch die Anwendung spezifischer Methoden, die das Einschlafen des Kindes erleichtern. Eine effektive Abendroutine, welche die Vater-Kind-Bindung stärkt und zugleich das Signal für die Schlafenszeit gibt, kann Aktivitäten wie das Vorlesen, sanfte Massagen oder das Singen von Wiegenliedern umfassen. Solche Rituale unterstützen das Kind dabei, sich zu entspannen und bereiten es auf die Nacht vor.

Des Weiteren ist es von Bedeutung, dass Väter eine auf das Kind zugeschnittene Routine entwickeln, die nicht nur eine schlaffördernde Umgebung schafft, sondern auch eine positive Einschlafbegleitung ermöglicht, selbst wenn ein Elternteil nicht physisch anwesend ist. Indem sie nachts aktiv werden – sei es durch das Beruhigen des Kindes oder die Übernahme von Betreuungsaufgaben –, entlasten Väter nicht nur die Mütter, sondern gewährleisten auch, dass diese tagsüber ausgeruhter sind und sich besser auf die Bedürfnisse des Kindes einstellen können, besonders wenn sie arbeiten und nicht zu Hause sind. Diese gegenseitige Unterstützung stärkt den familiären Zusammenhalt und legt das Fundament für eine harmonische Partnerschaft. Sie fördert eine Atmosphäre der Zusammenarbeit und des Verständnisses innerhalb der Familie.

Paare denken oft, dass Kinder nicht durchschlafen, weil sie die negative Stimmung der Eltern mitbekommen, wenn sie bereits in einem Konflikt stecken. Ein Irrtum, denn in den meisten Fällen ist der mangelnde Schlaf und damit verbunden überhitzte Gemüter die Ursache für die eigentlichen Beziehungsprobleme. Gerade, wenn Kinder nachts häufig wach sind, wirkt sich das auf die Psyche und somit auf das Miteinander beider Eltern aus, was zu einer erheblichen Anspannung führt, die die Beziehung dauerhaft belasten kann.

Kinder können die Eltern oft um den Schlaf bringen.
© Jessica Hearn (Unsplash)

Schuld wird sich gegenseitig zugeschoben und eine Lösung für ein harmonisches Miteinander scheint fern. Indem Paare sich aus diesem Strudel lösen und auch eine dritte Person wie Therapeuten oder Schlafberater auf diese Situation blicken lassen, erhalten sie die Möglichkeit wieder zusammenzuarbeiten und die Belastung gemeinsam zu meistern. So wird die Beziehung gestärkt und die Rolle der Eltern in Bezug auf Kindererziehung und Schlaf gleichermaßen verteilt.

Väter an Bord

Wenn sich auch die Väter beim Zubettbringen einbringen, vermitteln sie ihren Kindern ein tiefes Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Diese Präsenz stärkt die Bindung zwischen Vätern und ihren Kindern, indem sie den Kindern zeigt, dass Fürsorge und Unterstützung nicht ausschließlich von der Mutter ausgehen. Für die Kinder bedeutet die Einbeziehung des Vaters eine Erweiterung ihres emotionalen Sicherheitsnetzes. Sie lernen, dass sie sich auf beide Elternteile verlassen können und sich auch auf Mutter und Vater gleichermaßen verlassen können, was für ihre Entwicklung von grundlegender Bedeutung ist.

Darüber hinaus fördert die aktive Rolle der Väter bei der Einschlafbegleitung die Gleichstellung in der Elternschaft. Kinder, die sehen, dass sowohl Mütter als auch Väter sich um ihre Bedürfnisse kümmern, wachsen mit einem ausgeglicheneren Verständnis von Geschlechterrollen auf, was ihre Einstellung und Beziehungen im späteren Leben positiv beeinflusst.

Indem Väter die Nächte mitgestalten, von der Gutenachtgeschichte bis zum Trost bei einem Nachtschreck, bieten sie ihren Kindern eine zusätzliche Quelle der Liebe und des Trostes. Diese Erfahrungen tragen dazu bei, das Selbstwertgefühl und die sozialen Fähigkeiten der Kinder zu stärken. Kinder, deren Väter aktiv an ihrer Betreuung teilnehmen, entwickeln oft eine höhere emotionale Intelligenz und zeigen eine größere Empathiefähigkeit.

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© Katherine Hanlon (Unsplash)

Die Beteiligung der Väter in der Nacht unterstreicht also auch die Bedeutung der Teamarbeit in Familien. Kinder lernen durch das positive Beispiel ihrer Eltern, dass Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung Schlüsselwerte sind. Das fördert nicht nur ein harmonisches Familienleben, sondern bereitet die Kinder auch darauf vor, diese Werte in ihren eigenen zwischenmenschlichen Beziehungen außerhalb der Familie zu leben.

Die gemeinsame Mission der Eltern, für das Wohlbefinden und den guten Schlaf ihrer Kinder zu sorgen, vermittelt schließlich eine kraftvolle Botschaft: Liebe und Fürsorge sind das Fundament einer Familie, getragen von beiden Elternteilen.

Beziehung fördern

Die Bewältigung der nächtlichen Herausforderungen bietet eine einzigartige Gelegenheit zur Beziehungsarbeit und zum Aufbau tieferer Nähe zwischen den Partnern. Die gemeinsame Verantwortung für das Wohlergehen des Kindes in den Nachtstunden kann als Fundament für eine stärkere, vertrauensvolle Partnerschaft dienen. Väter, die aktiv in die nächtliche Fürsorge involviert sind, signalisieren nicht nur ihre Unterstützung, sondern stärken auch die emotionale Bindung zu ihren Partnern. Diese geteilten Erfahrungen in herausfordernden Zeiten können die Kommunikation und das gegenseitige Verständnis fördern. Es entsteht ein Raum für Empathie, in dem beide Elternteile die Mühen und Freuden der Elternschaft vollständig teilen und wertschätzen lernen.

Die regelmäßige Unterstützung durch die Väter bei nächtlichen Aufgaben ermöglicht es zudem, die Last der Schlafunterbrechungen gerechter zu verteilen, was die Zufriedenheit und das Wohlbefinden beider Elternteile erhöht. Dieser Ansatz stärkt das Gefühl der Einheit und Partnerschaft, indem er deutlich macht, dass beide Elternteile gleichermaßen wichtig und wertvoll für das familiäre Gleichgewicht sind. Indem sie gemeinsam Lösungsstrategien entwickeln und umsetzen, wachsen Eltern nicht nur als Team zusammen, sondern legen auch eine solide Basis für eine dauerhafte, liebevolle Beziehung, die über die frühen Jahre der Elternschaft hinaus Bestand hat. Somit schaffen Paare gerade in dieser schwierigen Zeit eine tiefe Basis für Ihre Beziehung, welche sich positiv auf das gesamte Familienklima auswirkt.

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Früh handeln

Gemeinsam zu handeln, wenn Kinder nicht gut schlafen ist wichtig. Die Weichen für eine gesunde Schlafentwicklung bei Kindern werden jedoch oft schon früh gestellt. Eine proaktive Haltung der Eltern, sich bereits vor den ersten Anzeichen von Schlafregressionen und -störungen zu informieren und vorzubereiten, ist entscheidend für das familiäre Wohlergehen. Durch das frühzeitige Aneignen von Wissen über Schlafmuster und -bedürfnisse von Kindern können Paare effektive Schlafstrategien entwickeln.

Dieser präventive Ansatz ermöglicht es Familien, potenziellen Schlafherausforderungen einen Schritt voraus zu sein und von Beginn an eine Umgebung zu schaffen, die das Durchschlafen fördert. Frühzeitig in präventive Maßnahmen zu investieren bedeutet, das Fundament für eine Zukunft zu legen, in der Schlaf nicht zur Quelle von Anspannung wird, sondern zu einem harmonischen Teil des Familienlebens beiträgt.

Stefanie Baum
Stefanie Baum
Als erfahrene Schlafberaterin und zweifache Mutter entdeckte Stefanie Baum die positive Wirkung des Schlafcoachings für ihr eigenes Familienleben. Inspiriert von dieser Veränderung, absolvierte sie die entsprechende Ausbildung und widmet sich nun der Unterstützung anderer Familien, um ihnen zu erholsamen Nächten zu verhelfen.

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