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Feiern statt Feuern – Böller gehören nicht in Kinderhände

Schon jetzt vor Silvester füllen sich die Überschriften in den Nachrichtenkanälen mit berichten über abgerissene Finger und Hände durch Silvesterböller, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Das ist ein Drama, denn nicht immer lässt sich der Zustand nach so eine Verletzung wieder im Original herstellen. Und das kann neben dem Schmerz auch mit Einschränkungen einhergehen. Abgesehen davon, dass die Silvesterknallerei eigentlich aus verschiedenen Gründen kein zeitgemäßes Happening mehr ist, solltet ihr Kinder auf jeden Fall von jeder Art Böller fernhalten. Das ist nicht cool, wenn die Kleinen Raketen abfeuern und Lunten anzünden, sondern hochgradig riskant. Daher raten insbesondere Mediziner: Finger weg von Böllern. Sonst sind die Finger weg!

Und wenn es jetzt Eltern gibt, die so einen Warnhinweis albern finden und die Kinder dann Silvester mit leicht angetüddeltem Kopf in die Kiste mit den Böllern greifen lassen: Sagt nicht, wir hätten euch nicht gewarnt. Denn ihr Eltern solltet euren Kindern die Regeln und den altersgerechten Umgang mit Wunderkerzen, Knallern und Raketen vermitteln und so ihre Gesundheit erhalten. Für viele auch ältere Kerle ist es immer noch das Größte, einen Schinken Polenböller durch die Straßen zu knallen. Seid aber bitte so vernünftig und lasst eure Kinder nur an die Geschosse, die erlaubt sind. Das reduziert Fehlerquellen und sorgt so für mehr Sicherheit in der Silvesternacht.

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© Gerhard Kienzle (Pixabay)

Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) hin. Wichtig ist zuerst einmal ein Mindestabstand zwischen Abschussstelle von Raketen und dem Standort der Zuschauer. So kann bei Querschlägern noch rechtzeitig reagiert werden. Auch scheinbar harmloses Kleinstfeuerwerk darf nur unter Aufsicht gezündet werden. Und Böller und Raketen sind für Kinderhände auf jeden Fall absolut tabu.

„Das Unfallgeschehen in der Silvesternacht zeigt, dass Kinder immer wieder zu den verletzten Personen gehören“, sagt DGOU-Präsident Prof. Dr. Benedikt Friemert, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Bundeswehrkrankenhaus Ulm. „Kinder sind besonders gefährdet, da sie sich für Feuer und Flamme interessieren, aber Regeln und Umgang damit oftmals unbekannt sind“, sagt DGH-Präsidentin Dr. Wiebke Hülsemann vom Katholischen Kinderkrankenhaus Hamburg. Daher ergänzt der Leiter der DGOU-Sektion Prävention Dr. Christopher Spering, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie der Universitätsmedizin Göttingen: „Die Regeln sollten für Kinder ganzjährig klar sein. Denn Feuerwerk ist vor, während und nach Silvester gefährlich.“

Regeln für Kinder beim Umgang mit Böllern

  • Feuerwerkskörper der Klasse 2 wie Böller und Raketen sind tabu und werden nicht angefasst oder in die Hand genommen.
  • Feuerwerkskörper der Klasse 1 dürfen nur unter Aufsicht eines Erwachsenen gezündet werden. Dazu zählen: Knallbonbons, Knallerbsen, kleine Bodenkreisel, Tischfeuerwerk, Wunderkerzen, Goldregen und Knallfrösche.
  • Die Kinder wissen Bescheid, dass sie nicht in die „Schusslinie“ anderer laufen dürfen: Häufig werfen Jugendliche Feuerwerk in Menschenansammlungen und finden das lustig, da ihnen die Konsequenzen und Gefahren nicht bekannt sind. Dadurch kann es aber zu schweren Verletzungen kommen.
  • Der von den Eltern festgelegte Sicherheitsabstand zwischen Abschussstelle von Raketen, Böllern und Co und Zuschauerplatz wird eingehalten.
  • Es werden keine Raketen oder Böller eingesammelt, die scheinbar nicht gezündet haben. Solche Blindgänger können in der Hand explodieren und schwere Verletzungen verursachen. 
Böller gehören nicht in Kinderhände, Wunderkerzen sind OK
© Zara Walker (Unsplash)

So sorgen Eltern an Silvester für mehr Sicherheit

  • Silvester-Sicherheitsregeln an Kinder vermitteln und über Gefahren aufklären.
  • Silvesterfeuerwerk kindersicher aufbewahren: Feuerwerkskörper der Klasse 2 sind für Kinderhände generell tabu.
  • Auch Feuerwerkskörper der Klasse 1 nur unter Aufsicht und nicht aus der Hand zünden lassen. 
  • Vor dem Zünden sicherstellen, dass alle großen und kleinen Zuschauer auf ihrem Sicherheitsplatz stehen.
  • Mitfeiernde Kinder im Blick behalten, sie dürfen nicht vernachlässigt werden.
  • Bei kleinen Kindern unter sechs Jahren sollte man möglicherweise das Silvesterfeuerwerk von innen durch das Fenster beobachten, da jüngere Kinder Gefahren noch nicht richtig einschätzen können. 
  • Kinder sollten keine Kunstfaserkleidung beim Zünden von Feuerwerk tragen: Sie ist leicht entzündlich und kann in die Haut einbrennen. Baumwolle und Wolle brennt nicht so leicht.

Schnelle Hilfe im Ernstfall

Kommt es aber dennoch zu einem Unfall und ein Kind hat sich verletzt, ist schnelles Handeln gefordert. „Wenn es zum Brand kommt, möglichst schnell die betroffene Kleidung entfernen, kühlen und ins Krankenhaus“, sagt Prof. Dr. Peter Strohm, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Bamberg sowie Leiter der Sektion Kindertraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU).

Tipps der DGH und DGOU für sicheres Böllern

  • Nur Produkte mit CE-Zeichen und BAM-Prüfnummer verwenden.
  • Feuerwerkskörper nach Anweisung nutzen und nicht damit „experimentieren“.
  • Keine illegalen oder selbst hergestellten Böller verwenden.
  • Feuerwerkskörper nie am Körper tragen, verschlossen und in sicherem Abstand lagern.
  • Feuerwerkskörper der Klasse 2 niemals aus der Hand zünden. Für Raketen sichere Abschussvorrichtungen verwenden: z.B. mindestens eine schwere Flasche.
  • Für einen sicheren Stand der Abschussvorrichtung sorgen: Keine wackeligen Flaschen oder schräge Untergründe.
  • Mit Feuerwerkskörper nicht auf Objekte oder Personen zielen.
  • Nicht explodierte Böller nicht noch einmal zünden und am besten sofort entsorgen – dies schützt auch Kinder und Jugendliche, die Blindgänger sammeln und nachzünden.
  • Nicht in alkoholisiertem Zustand böllern. Denn Alkohol macht unvorsichtig!

Wir wünschen euch einen guten Start in ein hoffentlich durchweg erfreuliches neues Jahr!

Titelbild © Alexander Kagan (Unsplash)

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel ist Patchwork-Dad von drei Kindern, die eigene Tochter Mika ist im April 2012 geboren. Der Hamburger ist Online-Publisher und betreibt neben Daddylicious auch das "NOT TOO OLD magazin" inklusive Podcast. Außerdem schreibt er für ein paar Zeitschriften und Magazine und hilft Kunden und Agenturen als Freelance Consultant. Nach dem Job entspannt er beim Laufen oder Golf.

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