Familienleben

Kind krank – Väter überlassen den Müttern das Feld

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Schon mit dem ersten Lockdown, Homeschooling und verstärkter Kinderbetreuung in den eigenen vier Wänden zeigte sich, dass viele Familien in klassische Muster zurückfallen. Dann geht der Papa weiter täglich zur Arbeit und die Mama kümmert sich um den Nachwuchs und den Haushalt. Ähnlich verhält es sich, wenn Kinder krank sind und zuhause beaufsichtigt werden müssen. In einer Umfrage der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeigt sich, dass die Zahl der berufstätigen Väter, die sich für die Betreuung ihrer kranken Kinder freinehmen, rückläufig ist.

Im ersten Halbjahr des aktuellen Jahres 2022 lag der Anteil der Väter, die Kinderkrankentage beanspruchten, bei 23 Prozent. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres lag der Wert mit 25 Prozent leicht darüber. Somit sind grob gesagt derzeit immer noch in über drei Vierteln der Fälle bei kranken Kindern die Mütter für die Betreuung zuständig. Das ist bedauerlich und eine erschreckende Tendenz. Nicht immer lässt sich die aktuelle berufliche Situation mit der Kinderbetreuung kombinieren. Manchmal sollte über einen Jobwechsel und eine neue berufliche Ausrichtung nachgedacht werden. Um die tägliche Arbeit besser mit der Betreuung von Kindern zu kombinieren, können auch Minijobs von Zuhause eine passende Option sein. 

Recht auf Kinderkrankentage und Kinderkrankengeld

Schauen wir uns zuerst einmal die Gesetzgebung zu diesem Thema an. Laut BMFSFJ, also dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, haben gesetzlich krankenversicherte Eltern in diesem und dem kommenden Jahr für jedes ebenfalls gesetzlich krankenversicherte Kind Anspruch auf Kinderkrankengeld für bis zu 30 Arbeitstage. Für Alleinerziehende sind es 60 Arbeitstage. Bei mehreren Kindern liegt die Obergrenze je Elternteil bei 65 Arbeitstagen, für Alleinerziehende für nicht mehr als 130 Arbeitstage. Die Höhe des Kinderkrankengeldes liegt üblicherweise bei 90 Prozent des ausgefallenen Nettoarbeitsentgelts. Es muss bei der Krankenkasse beantragt werden.

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© Anna Shvets (Pexels)

Und wer nun meint, er müsse sein Kind während der Homeoffice-Zeit nebenbei betreuen, der irrt. Denn auch Mütter und Väter, die im Homeoffice arbeiten (könnten), haben bei einer erforderlichen Kinderbetreuung die Möglichkeit, stattdessen Kinderkrankengeld zu beantragen. Möglich ist das Kinderkrankengeld für gesetzlich versicherte Kinder bis 12 Jahren. Bei Kindern mit Behinderung, die auf eine Betreuung angewiesen sind, gibt es keine Altersgrenze.

Die Kinderkrankentage können flexibel an einzelnen Tagen von den Eltern genommen werden. Denn oft ist an einigen Wochentagen ja eine Kinderbetreuung gewährleistet. Außerdem ist es so auch einfacher umzusetzen, dass sich Eltern bei der Kinderbetreuung abwechseln. Halbe Tage oder einzelne Stunden können jedoch nicht beantragt werden. Derzeit gilt die Regelung nur für komplette Arbeitstage.

Väter und die Kinderbetreuung

Zurück zur Studie der KKH und den Ergebnissen. Worin liegen die Veränderungen der Zahlen bei der Betreuung der kranken Kinder durch den Väter? Sicherlich hat es mit den Lockerungen der Corona-Bestimmungen zu tun, die in diesem Jahr sukzessive durchgeführt wurden. Endlich gab es wieder mehr normalen Alltag in KiTa und Schule. Während im ersten Halbjahr 2021 noch weit mehr als die Hälfte aller Väter pandemiebedingte Kinderkrankentage beantragt hatte, war es von Januar bis Juni diesen Jahres nur noch jeder neunte Papa der in der Studie berücksichtigen, KKH-versicherten Befragten.

Betreuungsquote der Papas

Die Quote der Väter in Sachen Kinderbetreuung ist in diesem Jahr in fast allen Bundesländern gesunken. Nur in Thüringen und Schleswig-Holstein ist ein Aufwärtstrend zu verzeichnen.

Wieviele Väter übernehmen die Betreuung, wenn das Kind krank ist? Eine Umfrage der KKH bringt die Zahlen zu Tage.
© KKH

Im Vergleich aller Bundesländer landen die Papas aus Thüringen mit einem 29-Prozent-Anteil auf Platz eins. Schleswig-Holsteins Väter schaffen es trotz des erneuten Anstiegs nur ins untere Mittelfeld (22,5 Prozent). Schlusslicht sind im ersten Halbjahr 2022 die Väter aus Bayern mit 19,5 Prozent.

Fazit

Grundsätzlich ist es Anlass zur Sorge, wenn nur jeder vierte oder fünfte Vater die Betreuung kranker Kinder übernimmt, denn sicherlich hat der Staat durch das Kinderkrankengeld eine Lösung geschaffen, nach der es auch den Papas möglich sein sollte, gleichberechtigt zur Mutter zuhause zu bleiben. Das hat dann sicherlich auch immer noch viel mit einem Rollenverständnis des Vater und vielleicht auch der Mutter zu tun. Denn allein finanzielle Gründe können hier nicht der alleinige Grund sein. Also nehmt euch doch einfach mal vor, bei nächsten Krankheitsfall eures Kindes und dem Ausfall von KiTa und Schule die Betreuung zu übernehmen.

Titelbild © Kelli McClintock (Unsplash)

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