Ich hasse es ja eigentlich, Texte mit „Also, als wir klein waren…“ anzufangen. Denn das klingt immer ein bißchen wie: „Damals war alles besser…“. Und das war es natürlich nicht. Aber manchmal war es zumindest einfacher. Das gilt auf jeden Fall für das Thema „Kindersitze“. Ich erinner mich rückblickend an Römer. Punkt. Und damit war man sogar ziemlich weit vorne. Denn die meisten Autos hatten hinten nicht mal Gurte. Damals eben.
Und wie ist das heute? Du kommst in den Laden – und diesen Besuch empfehlen wir Dir ganz dringend – und dann siehst Du kilometerweit Regalreihen mit Kindersitzen. Du bist verwirrt und bemühst das Internet. Und schon fliegt es Dir entgegen: „Isofix muss es sein…“ oder auch „Fangkörper ist das non plus ultra“ und dann kommt noch einer mit „Wie, Du nimmst keinen Reboarder? Bist Du wahnsinnig?“
Ihr bleibt komplett verzweifelt zurück. Und habt noch nichtmal nachgeguckt, wieviel Geld Ihr überhaupt im Portemonnaie habt. Aber zuerst einmal die gute Nachricht: die Auswahl eines Kindersitzes ist wie die Suche nach neuen Schuhen. Es gibt nicht DIE eine perfekte Lösung. Vielmehr gibt es gute und weniger gute Angebote. Und bei den guten dann wieder verschiedene Systeme. So wie Sandalen, Sneaker und Stiefel. Wir waren zu Besuch in der Produktion von Britax-Römer, dem in Deutschland führenden Anbieter von Kindersitzen. Und neben einer Werksführung und einer Visite der Testanlage haben wir uns mit den Experten umfangreich über Kindersitze und -wagen ausgetauscht. Daher fangen wir mal vorne an.
Vor dem Kauf solltet Ihr Euch einige Fragen beantworten: hat Euer Auto ein Isofix-System? Wieviel Geld wolltet Ihr in etwa ausgeben? Soll der Sitz nach Möglichkeit leicht zu reinigen sein? Benutzt Ihr ihn in einem Auto mit zwei oder vier Türen? Soll der Sitz mit einem Kinderwagen kompatibel sein? Werden regelmäßig weitere Insassen auf der Rückbank sitzen? Muss der Sitz zwischen verschiedenen Autos hin- und hergebaut werden? Und nicht zuletzt: habt Ihr eine bestimmte Farbe oder ein Design im Blick? All das ist mit entscheidend. Damit Ihr keine Fragen vergesst, gibt es hier eine umfassende Checkliste.
Um Euch einen Überblick zu verschaffen, solltet Ihr also etwas eingrenzen und dann zu einem Fachhändler gehen. Denn es geht um die Sicherheit Eures Kindes. Und das für einen langen Zeitraum, in Deutschland wird die Nutzung eines Kindersitzes bis 1,50 cm Körpergröße vorgeschrieben, also etwa bis 12 Jahre. Da ist der Preis für einen neuen Sitz dann schon wieder gar nicht so hoch. Im Internet findet Ihr regelmäßig Testberichte zu Kindersitzen, zum Beispiel vom ADAC. Die Maßstäbe sind sehr hoch, daher sind diese Ergebnisse eine gute Orientierung.
Niemand von Euch will den Sitz im Ernstfall testen. Aber wenn es mal kracht, dann muss vermieden werden, dass Euer Kind aus dem Sitz rutscht oder anders zu Schaden kommt. Die Hersteller testen alle Kindersitze daher in Crashtests, Britax-Römer sogar auf einer eigenen Anlage. Und zwar nicht nur beim frontalen Einschlag, sondern auch bei Einwirkungen von der Seite. Die können ebenso große Schäden hinterlassen.
Eine Million Kindersitze laufen in Ulm für Britax-Römer pro Jahr vom Band, aktuell gibt’s etwa 10 Grundmodelle mit jeweils verschiedenen Aufbauten und Ausführungen. Alle Sitze entsprechen den anspruchsvollen Sicherheitsstandards in Deutschland, haben eine chemische Analyse auf Schadstoffe durchlaufen und garantieren ein hohes Maß an Sicherheit. Dabei setzt der Hersteller nur auf Sitze mit einem eigenen Gurtsystem, verzichtet also auf Sitze mit Fangkörper, die mit dem normalen Gurt befestigt werden. Hier befürchtet man im Fall eines Überschlages bei diesem System unter gewissen Umständen zuviel Spielraum für den Körper des Kindes, der dadurch herausrutschen könnte. Andere Hersteller setzen auf das System des Fangkörpers und schneiden auch gut in Tests ab. Insofern sind wir wieder bei dem Kauf von Schuhen.
Am Ende zählt natürlich auch, wie wohl sich euer Kind in dem Sitz fühlt, ob es gut aus dem Fenster gucken und auch schlafen kann, ohne sich zu verbiegen. Das wisst ihr leider erst im Alltagstest. Ich selbst habe gerade nach zwei Jahren das Modell gewechselt, weil unsere Tochter nicht mehr so happy war. Jetzt ist alles wieder gut. Insofern hilft es, sich zu informieren, die Modelle abzuchecken und sich persönlich beraten zu lassen. Und vielleicht auch mal zu einer Sitzprobe in einen Laden zu gehen und sich professionell beraten zu lassen.
Und für alle, die immer noch „Reboarder, Reboarder“ schreien: hier hat Britax-Römer ein ganz cooles Modell im Sortiment, was sich auf einem Drehteller um 360 Grad verstellen lässt. So könnt Ihr Euer Kind seitlich in den Sitz setzen, was sehr komfortabel ist und das Anschnallen erleichtert. Und danach könnt Ihr entscheiden, ob der Sitz nach hinten oder nach vorne gerichtet sein soll. Wenn das nix ist…
Auf jeden Fall bin ich nach drei spannenden Stunden beruhigt wieder abgefahren, denn nun weiss ich, dass jeder Sitz, dessen Produktion von der ersten Idee bis zur Serienreife gut zwei Jahre verschlingt, auf Herz und Nieren geprüft wurde. Mit Dummies, die bis zu 120.000 EUR kosten, im Test fünf bis sechs g aushalten müssen und trotzdem kaum Spielraum für das Verrutschen des Körpers lassen. Für Sicherheit ist also gesorgt. Unabhängig von dem Modell, für das Ihr Euch entscheidet. Aber eine Bitte noch zum Schluss: kauft keinen gebrauchten Sitz. Denn dann kennt ihr die Historie nicht und könnt mögliche Schäden auch nicht unbedingt erkennen. Daher muss ein Kindersitz unbedingt neu gekauft werden. Im eigenen Interesse. Und dem Eures Kindes.
Gute Fahrt und besten Dank an Britax-Römer für den spannenden Besuch.