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Wenn Kinder nerven… – Tipps für mehr Harmonie

Wir lieben unsere Kinder, verbringen viel Zeit miteinander und haben zusammen Spaß. Meistens. Es gibt aber auch andere Momente. Da fühlen wir uns gestresst, weil die Kinder nerven. Wir sind nicht Herr der Lage, sind überfordert und gereizt und wünschen uns allein in die Hängematte auf einer einsamen, sonnigen Insel. Das ist ganz normal und kein Anzeichen dafür, dass ihr ein schlechter Vater seid. Um aber auch in so einer angespannten Situation einen kühlen Kopf zu bewahren, haben wir ein paar Tipps gesammelt.

Denn die Gefahr ist groß, unsere eigene Anspannung direkt auf den Nachwuchs zu übertragen. Indem wir sie anbrüllen, mit ihnen schimpfen oder Entscheidungen treffen, die nicht gut und hilfreich sind. Daher macht es Sinn, kurz durchzuatmen und dann besonnen zu reagieren. Hier sind dazu ein paar Hilfestellungen.

Reflektion des Alltags

Überlegt euch zuerst einmal, wie so ein ganz typischer Tag bei euch abläuft. Wahrscheinlich gehen eure Kinder in die KiTa oder die Schule. Somit habt ihr ein morgendliches Ritual und Termine einzuhalten. Das verstehen Kinder ja nicht wirklich. Selbst dann, wenn sie schon die Uhr lesen können. Das Anziehen stockt, weil die Lieblingshose fehlt. Die Zähne sind noch nicht geputzt und ein Flechtezopf muss natürlich auch noch sein, bevor es vor die Tür geht. Und wie reagiert ihr in diesen Situationen?

Wirkt ihr positiv verstärkend auf euer Kind ein? Oder geht es schon vor dem ersten Kaffee mit der Motzerei los? Und sollten euch die Kinder nerven und ihr der „Typ Schimpfen“ sein, dann sagt mal ganz ehrlich: bringt es was? Wahrscheinlich wenig, außer schlechter Laune. Fangt also noch heute an, dieses Verhalten zu ändern.

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© Alex Plesovskich (Unsplash)

Denn die Stimmung des verkorksten Morgens zieht sich wahrscheinlich durch den Tag bis zum Zähne putzen und ins Bett gehen.

Was macht euch wütend?

Nach dem Intro seid ihr nun sicherlich im Thema. Kommen wir zur nächsten Aufgabe. Checkt doch mal, was euch besonders schnell aus der Ruhe bringt und wann euch die Kinder nerven. Stört es euch, wenn sie trödeln? Oder wenn sie euch anschreien? Wenn sie wegen Kleinigkeiten anfangen zu weinen? Wenn sie ihr Essen nicht aufessen, das Zimmer nicht aufräumen oder das Spielzeug überall in der Wohnung verteilen? Fühlt ihr euch gestresst, wenn sie euch mehr Arbeit machen oder wenn ihr das Gefühl habt, dass sie nicht auf euch hören? Oder wenn sie ihre eigenen negativen Gefühle direkt zu euch rüberschicken?

Wenn ihr euren Trigger gefunden habt, dann könnt ihr das Problem viel leichter angehen. Solltet ihr bei allen Punkten zustimmend genickt haben, dann habt ihr noch ne Meile zu gehen. Aber auch das ist möglich.

Erstmal selbst runterfahren

Viele Kinder haben ein Rezept gegen ihre schlechte Laune. Sie stürmen in ihr Zimmer und knallen die Tür zu. Oder sie boxen in ihr Kissen. Vielleicht hören sie auch ihre liebste Musik oder toben durch den Garten. All das hilft ihnen dabei, die schlechten Gefühle rauszulassen, sich auszupowern und wieder runterzukommen. Und was macht ihr, wenn Kinder nerven und ihr euch der Situation nicht mehr gewachsen fühlt? Was ist euer Hebel, um Dampf anzulassen?

Habt ihr ein Rezept gegen die schlechte Laune? Wenn nicht, dann solltet ihr euch so ein Rezept besorgen. Erstmal durchatmen ist ein guter Anfang. Und manchmal macht es auch Sinn, sich zurückzuziehen als immer gleich in die Konfrontation zu gehen. Vielleicht legt ihr euch einfach eine Playlist an mit euren Songs gegen schlechte Stimmung.

Kümmere dich auch um dich selbst

Bis zur Volljährigkeit bist du für die Erziehung und das Wohl deiner Kinder zuständig. Und das gelingt am besten, wenn du selbst in guter Verfassung und positiver Stimmung bist und dich nicht die Kinder nerven. Wenn du jedoch immer aus dem letzten Loch pfeifst und das Gefühl hast, der Situation nicht gewachsen zu sein, dann kannst Du auch nicht gute Entscheidungen im Sinne deiner Kinder treffen.

Eltern brauchen einen Plan

Wir machen nochmal einen Schritt zurück: gerade die Mütter fühlen sich oft in den ersten Jahren überfordert, weil sie viele Projekte des Alltags allein bewältigen. Sie wickeln, füttern das Baby, singen die Kleinen in den Schlaf, waschen die Wäsche und haben oft auch einen höheren Anspruch an die Sauberkeit zu Hause als wir Väter. Ein erster Schritt sollte also sein, dass ihr Papas euch intensiver einbringt. Klar könnt ihr das Kind nicht nachts stillen. Ihr könnt aber kochen, einkaufen, mit dem Baby im Kinderwagen spazieren gehen und euch so mit einbringen, dass es euer beider Laune verbessert. Das ist neben einem Fulltime-Job ein echt hartes Brett. Aber es hat auch keiner gesagt, dass es einfach wird mit Kindern… 😉

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© Jonathan Borba (Unsplash)

Kommunikation der Eltern ist ein erster Schritt, um Erwartungen zu klären und Aufgaben zu verteilen. Das sorgt auf jeden Fall für eine positivere Grundstimmung. Ihr seid dann für die Momente besser vorbereitet, wenn euch die Kinder nerven.

Das Kind wieder einfangen

So, nun geht es mal ans Eingemachte: ihr seid im Supermarkt und euer kleiner Stöpsel möchte unbedingt diese eine Süßigkeit, die ihr aber auf GAR KEINEN FALL kaufen wollt. Euer Kind eskaliert, brüllt, reißt Sachen aus dem Regal und schmeißt sie auf den Boden. Und in eure Richtung fallen ein paar böse Blicke und vielleicht sogar die eine oder andere verbale Entgleisung. Und typischer Fall von „…wenn Kinder nerven“. Früher habt ihr das vielleicht bei anderen Eltern schon erlebt und euch gefragt, was in der Familie verkehrt läuft. Und nun seid ihr selbst auf der Showbühne. Welche Möglichkeiten habt ihr?

Nachgeben oder hart bleiben?

Klar, das ist eine rhetorische Frage. Denn wir alle wissen, dass Eltern in dieser Situation hart bleiben müssen. Denn sonst lernen die Kinder ziemlich schnell, dass sie nur so richtig durchdrehen müssen, um zum Ziel zu kommen. Erspart euch das im Hinblick auf ein harmonisches Miteinander auch in der Zukunft. Daher gebt nicht nach. Wenn sich alles wieder beruhigt hat, könnt ihr immer noch entscheiden, ob es eine Süßigkeit, ein Magazin oder etwas zum Spielen gibt. Aber bitte erst, wenn wieder alles easy ist.

Wütend oder cool?

Also, ihr zieht es durch. Und nun neigen viele Eltern dazu, zurückzubrüllen. Dann schaukeln sich beide Seiten so richtig schön hoch und eure Stimmung ist schon nach kurzer Zeit im Keller. Eure Kinder nerven euch und ihr ärgert euch, nicht allein zum Einkaufen gefahren zu sein. Damit ist euch beiden nicht geholfen. Besser ist es, cool zu bleiben, auch wenn es schwerfällt. Und dann könnt ihr euch dranmachen, euer Kind zu beruhigen. Mit diesen Tricks klappt das ganz gut:

Ich verstehe dich!

Statt zu schimpfen oder eurem Kind zu sagen, dass etwas doch gar nicht schlimm ist, könntet ihr mal den Satz „Ich verstehe dich!“ sagen. Zum Beispiel im Supermarkt. Da könntet ihr reagieren mit: „Ich verstehe, dass Du dieses Teil so gern haben möchtest. Aber …“. Und nun sollten nachvollziehbare Argumente kommen, die euch zu eurem Verhalten gebracht haben. Das wird nicht auf Anhieb funktionieren, es ist ein Prozess. Aber durch die Signale des Verstehens helfen eurem Kind. Denn es erkennt, dass ihr es ernst nehmt und euch auf der Gefühlsebene mit dem Problem befasst. Bei Tollabea gibt es einen hilfreichen Text über Ich-Botschaften und wie sie im Austausch mit Kindern helfen.

Körperkontakt

Wenn ihr traurig oder wütend seid, dann wollt ihr manchmal auch einfach umarmt werden, oder? Und das funktioniert bei Kindern ähnlich gut. Wenn euch also die Kinder nerven, weil sie pöbelig sind oder rumschreien, dann bietet ihnen doch einfach eine Umarmung an. Geht am besten auf Augenhöhe und öffnet die Arme. Dann seht ihr schnell, ob euer Kind dieses Angebot annehmen möchte.

Wenn Kinder nerven oder ärgerlich sind, hilft manchmal einfach Körperkontakt
© Caroline Hernandez (Unsplash)

Kommunikation auf Augenhöhe

Ihr seid täglich im Austausch mit euren Kindern. Allein bedingt durch euren Größenunterschied redet ihr meist – im wahrsten Sinne – von oben herab. Das ist im Alltag wahrscheinlich kein Problem. Aber wenn die Kinder nerven und euer Streßpegel steigt, dann hilft es eurem Austausch, wenn dieser auf Augenhöhe stattfindet. Also gilt auch hier: runter auf die Knie, in die Augen gucken und mit ruhiger Stimme sprechen.

Ehrlich sein, wenn ihr nicht weiter wisst

Gerade mit Teenagern können die Diskussionen schon mal ausarten und hitzig werden. Da ist es kein Zeichen von Schwäche, wenn ihr gegenüber eurem Kind auch mal zugebt, dass ihr keine Lösung für das Problem habt oder an der Situation gerade selbst verzweifelt. Das ist auf jeden Fall der bessere Weg als dem Kind einfach nur zu sagen: „Du machst mit bekloppt“ oder sowas. Damit kann euer Kind wenig anfangen. Also macht etwas auf und zeigt, dass ihr gemeinsam nach einer Lösung suchen solltet. Vielleicht hilft das, wenn euch die größeren Kinder nerven.

Denn ihr habt nun hoffentlich verstanden, dass es eigentlich nur an euch selbst liegt, wie ihr mit den Situationen umgeht. Die Kleinen können da wenig für. Und seid sicher: ihr seid als Kinder nicht anders gewesen… 😉

Wenn Kinder nerven – Fazit

Eure Kinder sind nicht für euer Wohlbefinden zuständig. Sie haben genug damit zu tun, sich um ihre eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Den Weg zu mehr Gelassenheit müsst ihr also selbst finden. Jede Art der Körperlichkeit ist tabu. Das hatten wir bisher nicht erwähnt, weil es selbstverständlich ist. Ihr solltet euch im Streit erstmal selbst beruhigen und dann die Situation lösen. Kinder nehmen sich mit ihren Handlungen nicht vor, euch zu verärgern. Außerdem seid ihr zu jeder Zeit ein Vorbild. Wenn eure Kinder von euch lernen, die Stresssituationen zu brüllen, dann werden sie das schnell adaptieren.

Und wenn ihr mal schimpft, brüllt oder andere Aktionen startet, die euch später leid tun, dann entschuldigt euch bei den Kindern und erklärt die Situation. Auch das werden sie für sich übernehmen. Und gemeinsam kriegt ihr dann bestimmt die Kurve. Und könnt gemeinsam etwas Schönes zusammen machen oder unternehmen.

Titelbild © Eddie Kopp (Unsplash)

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel ist Patchwork-Dad von drei Kindern, die eigene Tochter Mika ist im April 2012 geboren. Der Hamburger ist Online-Publisher und betreibt neben Daddylicious auch das "NOT TOO OLD magazin" inklusive Podcast. Außerdem schreibt er für ein paar Zeitschriften und Magazine und hilft Kunden und Agenturen als Freelance Consultant. Nach dem Job entspannt er beim Laufen oder Golf.

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