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RatgeberFamilienlebenGastbeitrag: Wer aus der Rolle fällt, hat es nicht leicht

Gastbeitrag: Wer aus der Rolle fällt, hat es nicht leicht

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„Hallo liebe Männer von Daddylicious! Ich kenne Euer Magazin aus dem STERN und schreibe Euch als Frau. Ich hoffe, dass ich das darf. Auf einer ähnlichen Seite war das nicht gerne gesehen. Wahrscheinlich, weil die Männer das Recht, kritisiert zu werden, allein für sich in Anspruch nehmen wollten. Ich hoffe, das ist bei Euch anders. Worum es mir geht:

Ich bin eine berufstätige Frau (mittlerweile 43 Jahre) mit Kindern und die sogenannte Alleinverdienerin in der Familie. Mein Mann ist Hausmann, derzeit mit Minijob, weil ich es so ganz allein dann doch nicht gestemmt bekomme mit Eigenheim und allem Pipapo. Er ist seit 2002 aus dem Job raus und war zweimal in Elternzeit mit unseren beiden Kindern, geboren 2001 und 2007. Damit war er einer der ersten Männer in Deutschland, die Elternzeit in Anspruch nahmen und Elterngeld, bzw. 2002 noch Erziehungsgeld, bezogen. Es war und ist schwer, vor allem in den Köpfen der anderen. So mussten wir nach der Geburt beider Kinder zum Rentenversicherungsträger laufen und dort die Übertragung von mir auf meinen Mann beantragen.

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Nun denkt man ja, dass es damit dann gut ist und dies in den Akten gespeichert ist. Aber weit gefehlt! Ende Februar 2014 (!) bekam ich so ’nen Wisch zur Kontenklärung mit anliegenden Antragsvordrucken in Bezug auf meine Kinder. Da ich meine Kinder ja nicht selbst erzogen habe (nur meinen Sohn das erste halbe Jahr, also bis 31.12.2001), dachte ich mir, ich schreibe zurück: „alles ok“, werfe die Vordrucke weg und der Fall ist gegessen! Sollte man meinen. Aber nicht mit der Deutschen Rentenversicherung! Zack, hatte ich ein paar Tage später wieder die Vordrucke im Kasten mit der Bitte um Ausfüllung. Ich falle aus allen Wolken, weil ich wirklich nicht weiß, was das soll.

Gut, es lag etwas rum, hier im Rheinland war Karneval. Dann habe ich letzte Woche da mal angerufen und gefragt, was ich damit soll. Die Antwort war „na, ausfüllen?“… ich: „warum?“. Tja, die hatten doch tatsächlich nix gespeichert und wussten von nix! Wie gesagt, wir waren zweimal persönlich bei denen! Ich fass es nicht! Ich würde das gerne irgendwie publik machen. Habt Ihr eine Ahnung, wie das gehen könnte?

Trotz gegenteiliger Anträge werden die Kinder weiterhin automatisch der Mutter zugerechnet, obwohl das seit 2001, also seit 13 Jahren, nicht mehr so sein muss. Ich wende mich an Euch, weil ich diese rosafarbenen Mamiweb-Seiten auch nicht mag und man in Foren generell angezickt wird. Gut, ich unterhalte mich dort eher mit Frauen, weil Männer meist Absichten haben, an denen ich kein Interesse habe. Beweist mir das Gegenteil!

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Auch ist die gesellschaftliche Akzeptanz für eine arbeitende Frau mit Hausmann nicht besonders hoch. Ich wäre doch selbst Schuld. Als ob ich als Frau ein gottgegebenes Recht drauf habe, zu Hause auf der „faulen Haut“ zu liegen, also nicht arbeiten zu müssen, damit meine ich: bezahlt in einem Job. Dass man zu Hause meist mehr zu tun hat, steht außer Frage. Ich bin immer wieder platt, wieviele Frauen wie selbstverständlich ohne Beruf oder Ausbildung schwanger werden und sich von einem Mann total abhängig machen. Und das im Jahr 2014, wo ihnen alle Möglichkeiten offen stehen!

Darüber hinaus möchte ich auch nochmal betonen, dass man in der von uns gewählten Konstellation auch deutliche finanzielle Nachteile hinnehmen muss. Zum Beispiel beim Elterngeld: unsere Tochter kam 2007 per Kaiserschnitt 2 Wochen zu früh zur Welt. Nun muss man diese Zeit absolut zwingend an die 8 Wochen Mutterschutz nach der Geburt anhängen. Auf Nachfrage bei der Krankenkasse wurde uns mitgeteilt, dass man darauf auch auf Antrag nicht verzichten könnte.

Dies führte natürlich dazu, dass ich 2 Wochen in das von meinem Mann für ein Jahr beantragte Elterngeld mit dem Mutterschutzgeld hineinreichte und uns das Elterngeld um einen vollen Monat gekürzt wurde! Für einen Umstand, der nicht in unserer Hand lag! Wäre unsere Tochter 2 Wochen nach Termin geboren worden, hätten wir mehr Geld bekommen. Hätte die Mutter das Elterngeld beantragt, wäre dies alles nicht passiert! Diskriminierung per Gesetz! Keinen interessierts.

Zum Beispiel bei der Steuer (ob das heute noch so ist, habe ich nach meiner ersten negativen Erfahrung nie wieder probiert, ich mache das nur noch auf Papier): im Online-Verfahren vom Finanzamt war es nicht möglich, beim Einkommen des Ehemannes „Null“ zu schreiben! Im Gegenteil, das Programm hat das Einkommen der Ehefrau einfach mal 2 genommen, ohne jeden Grund! Ich habe das dem Finanzamt mitgeteilt und weiß nicht, was daraus geworden ist, denn für einen Versuch ist mir meine knappe Freizeit zu schade. Ich gehe aber mal davon aus, dass sich dort nichts geändert hat, ist aber reine Spekulation.

So, ich hoffe, Ihr konntet mal einen Einblick „von der anderen Seite“ gewinnen. Mal schauen, was draus wird.“

Liebe Claudia, vielen Dank für Deinen Bericht! Wir sind gespannt drauf zu hören, ob auch einige unserer Daddies vielleicht zuhause geblieben sind, während die Mutter wieder mit der Arbeit angefangen hat. Könnt Ihr diese Erlebnisse bestätigen? Wir sind gespannt auf Euer Feedback!

Claudia Patzke
Claudia Patzke
Claudia ist Jahrgang '71, vollzeit berufstätig als Sekretärin, Mama von zwei Kindern (Tochter ist Autistin), wohnt mit ganz vielen Tieren im eigenen kleinen Haus auf dem Land und ist leidenschaftliche Fahrradfahrerin!

4 Kommentare

  1. Ich bin ebenfalls seit mehr als 5 Jahren Hausmann mit 4 Kindern ( Junge 13, 3 Mädchen 9,10,14) während meine Frau als Spezialkraft in der Pflegebranche die Brötchen verdient.
    Mittlerweile käme ich an ihr Gehalt nicht mehr dran. Daher ist ihr Job das finanzielle Standbein der Familie.
    Funktioniert bei Uns prima, und die Karierre der Gattin wird von der ganzen Familie unterstützt.
    Die Akzeptanz in der Gesellschaft halte ich mittlerweile für gegeben – hat mich aber nie sonderlich belastet, diese Frage.
    Wir leben auf dem Dorf, kann schon sein, daß sich da hin und wieder einer darüber das Maul zerrissen hat.
    Natürlich muss man als Mann bereit sein allerhand Kompromisse einzugehen um sein Leben derart umzupflügen. Aber wenn ich an die Jahre des Kinderwagenschiebens und die neidischen Blicke fremder Mütter ob meiner guterzogenen Kinder zurückdenke… Ich würde es wieder tun.
    Ich war nicht immer überzeugter Hausmann : Bin eigentlich Gas- & Wasserinstallateur, Soldat (Res.).

  2. Was soll ich denn hier durcheinanderbringen? Es ist alles die reine Wahrheit und ja, ich finde, das war ein „Wisch“, weil unnötig. Und einen Termin gab es auch nicht. Von daher nehme ich mir das Recht, wegen einer wichtigen Freizeitveranstaltung mal etwas zu bummeln. Zumal es unnötig, unnötig, unnötig war und nach wie vor ist. Und klar, ein Mann hat mit sowas natürlich keine Probleme, der muss ich damit nicht rumschlagen.

  3. Ich mag schon mal den aggressiven Grundton dieses Beitrags nicht. Und wenn ich hier etwas von „so ’nem Wisch“ lese und erahne, dass aufgrund von Karneval Fristen nicht eingehalten werden, weil die Dame etwas für nicht notwendig erachtet (oder schlicht nicht versteht?), dann will ich mich damit gar nicht weiter auseinander setzen.

    Und inhaltlich verstehe ich es auch nicht wirklich:
    Mann beantragt Elterngeld für Zeitraum X, Kind kommt zwei Wochen vor Plantermin und dadurch reicht der Zeitraum des Mutterschutzgeldes in den des Elterngeldes? Mir scheint, die Dame bringt da, wütend wie sie zu sein scheint, ein wenig durcheinander.

  4. Bei uns hat sich die Konstellation erst später ergeben, da meine Frau ohnehin immer besser verdient hat als ich. Mit zwei Kindern haben wir bald feststellen müssen, dass zwei Eltern in Vollzeit-Beruf nicht funktioniert. Daher musste einer von uns kürzer treten, das war dann ich, da meine Frau mehr verdient und bessere Aufstiegsmöglichkeiten hatte. Unsere Tochter war damals sechs Jahre alt und schon in der zweiten Klasse und unser Sohn war da zwei Jahre alt und den ganzen Tag in der Kita. Ich wollte mich ohnehin verändern und versuche seitdem eine Selbständigkeit aufzubauen und mich um die Kinder zu kümmern, was auch schon schwierig genug ist. Aber überall wo ich mit dem Kindern bin, in der Schule, in der Kita, auf dem Spiel- oder Sportplatz oder beim Sportverein sind sind überall nur wenig oder selten Väter anzutreffen. So habe ich immer wieder jede Menge Frauen um mich rum, manchmal fühlt sich das schon komisch an.

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