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Kinder und Fernsehen – ab wann und wieviel?

Früher war nicht alles besser. Aber wenn es um Kinder und Fernsehen geht, dann war es für meine Eltern damals auf jeden Fall einfacher. Denn als Jahrgang 71 gab es in meiner Kindheit nur fünf Fernsehprogramme, die ab dem Nachmittag gesendet haben. Und nur selten Kindersendungen. Daher gab es 30 Minuten Sesamstraße und vielleicht noch den Sandmann auf DDR1. Das war’s. Heute können Kinder dank Stream 24 Stunden beschallt werden. Daher wollen wir mit diesem Ratgeber zum Thema Kinder und Fernsehen ein paar Eckdaten als Orientierung geben.

Zum Fernsehen zählen wir natürlich auch Streaming am Tablet, PC oder Smartphone. Gerade in Zeiten von Corona und einer vermehrten Betreuung der Kinder zuhause, zum Beispiel beim Homeschooling, wäre es ja ein leichtes, die Kleinen vor dem Fernseher zu parken, um selbst arbeiten oder den Haushalt erledigen zu können. Anders als unsere Großeltern es damals prophezeit haben, gibt es dann nämlich gar keine viereckigen Augen. Aber es gibt andere Folgen, die sich erst später offenbaren. Daher geben wir ein paar Empfehlungen.

Kinder und Fernsehen – Status Quo

Auch wenn Devices wie Smartphone und Tablet auf dem Siegeszug sind, ist der Fernseher immer noch das Medium Nummer 1 und hat auch in Sachen Nutzungsdauer die Nase vorn. Etwa 70 Prozent der Kinder gucken täglich Fernsehen (Quelle: Statista), die durchschnittliche Dauer liegt bei 71 Minuten. Hört sich noch nicht so richtig viel an. Für die genauere Betrachtung ist aber das Alter ein entscheidender Faktor. Das Einstiegsalter hat sich durch entsprechende Angebote von ein paar Jahren auf das Alter unter Eins heruntergeschraubt. Und das ist eine besorgniserregende Entwicklung.

kind mit tablet und kopfhoerer guckt serien
© RODNAE Productions (Pexels)

Ab welchem Alter sollten Kinder fernsehen?

Wir unterteilen hier nach Altersgruppen. Und gerade, wenn es Geschwister gibt, solltet ihr pro Kind die Vorgaben einhalten und nicht immer alles zusammen schauen lassen.

Kinder unter 3 Jahren

Kinder in dieser Altersgruppe haben vor dem Fernseher noch nichts verloren. Und nein, auch die Teletubbies sind kein geeignetes Programm. In diesem Alter erkunden die Kleinkinder ihre Umgebung mit allen Sinnen. Sie tasten, sie schmecken und sie gucken sich ihre Umwelt ganz genau an. Das Bewegtbild am Bildschirm würde ihre Aufmerksamkeit erregen, weil es so schön bunt flimmert. Sie wären aber nicht in der Lage, den schnellen Bildern zu folgen. Also bitte lasst die Kleinen noch nicht rumzappen oder am Tablet etwas gucken. Hörbücher sind absolut ausreichend zur Beschallung.

Kinder im KiTa-Alter (3 bis 5 Jahre)

Während für die Kleinkinder ihre Bücher noch das beliebteste Medium sind, übernimmt der Fernseher bei den Drei- bis Vierjährigen den Spitzenplatz. Es spricht auch gar nichts dagegen, eine geringe Dosis zu erlauben. Am besten nicht täglich und im Idealfall gemeinsam mit euch. So wisst ihr, welche Bilder und Infos auf die Kinder einprasseln und könnt sogar danach über die Sendung sprechen. Es versteht sich von selbst, dass die Inhalte für diese Altersgruppe passen müssen. Also noch keine komplexen Disney-Filme mit dramatischem Plot oder andere 90-Minuten-Streifen, sondern kleine und vielleicht lehrreiche Häppchen ohne schnelle Bildwechsel. Die Sendung mit der Maus ist hier immer noch ein zeitloser Klassiker.

Die Empfehlung lautet, dass Kinder im KiTa-Alter maximal 30 Minuten pro Tag vor dem Fernseher sitzen sollten.

Kinder im Grundschul-Alter (6 bis 10 Jahre)

Mit dem Start der Grundschule wurde in unserem Fall auch der Fernseher ein Bestandteil des wöchentlichen Stundenplans. Die Kinder wurde aufgefordert, täglich das Nachrichtenformat logo! anzugucken, welches in zehn Minuten die wichtigsten News aus der Welt kindgerecht zusammenfasst. Das ist sehr sehenswert, auch für Eltern. Und auch Checker Tobi hilft in einigen Fächern, den Lehrstoff zu vermitteln. Auch das finden wir pädagogisch wertvoll. Aber klar spricht sich nun auf dem Schulhof auch ‚rum, welche Filme und Serien noch angesagt sind.

Fernsehen bildet. Immer, wenn der Fernseher an ist, gehe ich in ein anderes Zimmer und lese…

Groucho Marx

Guckt wenn möglich häufig zusammen mit euren Kindern. Lasst sie nicht planlos durch die Kinderkanäle schalten, sondern sucht erst gemeinsam ein passendes Programm aus. Wenn euer Kind das Format kennt, kann es auch mal allein gucken. Bleibt aber in der Nähe und ansprechbar. Und checkt auch, gerade bei der Mediathek oder online, welche Werbung in den Pausen läuft. Klar ist, dass Gewalt tabu sein muss. Ebenso Serien, die nicht für diese Altersgruppe freigegeben wurde.

Für die Grundschüler raten die Experten eine Fernsehzeit von maximal 60 Minuten pro Tag. Sinnvoll sind aber immer auch komplett fernsehfreie Tage.

youTube gehört zur Mediennutzung bei Minderjährigen dazu. Wir haben Infos zu Kindern und Fernsehen
© Karolina Grabowska (Pexels)

Negative Folgen für Kinder durch Fernsehen

Bitte nutzt die Mediennutzung nicht als Druckmittel mit Sprüchen wie: „Du darfst erst gucken, wenn dein Zimmer pikobello aufgeräumt ist“ oder vergleichbare Sätze zum Zähne putzen oder Teller aufessen. So macht ihr selbst aus der Flimmerkiste ein begehrenswertes Objekt, welches in der Gunst der Kinder an Bedeutung gewinnt. Trotzdem sind für Kinder und Fernsehen einige Folgen nicht von der Hand zu weisen. Gerade, wenn Kinder täglich vor der Glotze hängen, kann es später zu Problemen führen. Mögliche negative Auswirkungen eines zu hohen Fernsehkonsums sind:

  • Konzentrationsstörungen
  • schlechte Haltung
  • Übergewicht
  • Kurzsichtigkeit
  • Vernachlässigung sozialer Kontakte
  • Aggressives Verhalten
  • Sucht nach TV-Konsum
  • Einschränkung der Phantasie
  • Schlafstörungen

Die Punkte sind eigentlich selbsterklärend, daher gehen wir an dieser Stelle nicht näher darauf ein. Wichtig ist, dass nicht auch die Mahlzeiten am Fernseher eingenommen werden. Essen vor der Flimmerkiste sollte nicht Standard sein. Höchsten mal Pizza zur Fussball-WM oder so 😉
Die Werbepausen animieren eh schon zur Nahrungsaufnahme. Haltet dafür ein paar gesunde Snacks bereit.

Wo finde ich Sendungen für Kinder?

Da seit dem Streaming nur noch die wenigsten Familien eine Programmzeitschrift nutzen, fehlt oft die Info über relevante Formate. Rund um Kinder und Fernsehen gibt es zum Beispiel die Seite Flimmo. Dabei handelt es sich um einen Elternratgeber für TV, Streaming & youTube. Sortiert nach Alter könnt ihr sehen, was gerade läuft oder in Kürze laufen wird. Dabei sind auch Mediatheken und Streaming-Angebote berücksichtigt. Und wer ins Kino gehen möchte, findet auch dazu Infos.

Fernsehen sinnvoll einsetzen

Natürlich ist nicht alles rund um Kinder und Fernsehen immer nur schlecht. Es gibt auch Einsatzgebiete, bei denen eine kleine Dosis am Bildschirm durchaus sinnvoll sein kann.

Um Fremdsprachen zu lernen

Nicht zuletzt seit meiner Aktion als Synchronsprecher im Paw Patrol Kinofilm gehören die Fellfreunde zu den Lieblingsserien meiner neunjährigen Tochter. Eigentlich ist sie schon einen Tick zu alt dafür. Da sie in der Schule aber bereits Englischunterricht hat, hat sie selbst überlegt, nun die Serie im englischen Original zu sehen. So lernt sie auf spielerische Art und Weise gleich noch ein bißchen für die Schule. Dabei kann es sinnvoll sein, die Untertitel einzuschalten.

Wissenswertes lernen und sich informieren

Allein durch die täglichen Kindernachrichten hat unsere Tochter die Wahl des neuen Bundeskanzlers intensiv verfolgt und hat sich auch selbst bereits eine Meinung zu den ihrer Ansicht nach wichtigen Themen gebildet. Das fanden wir einen positiven Effekt. Außerdem hat sie durch „Anna und die wilden Tiere“ oder die Checker-Folgen auch bereits einiges gelernt. Diese Sendungen gucken wir meist zusammen, weil wir uns dann im Anschluss noch über den Inhalt austauschen können.

Inspiriert werden

Wie ich bereits beschrieben habe, gehört bei uns „Voice of Germany“ zu den liebsten Formaten, auch für unsere Tochter. Wir nehmen die Sendung auf und verteilen sie dann auf die folgende Woche. So bekommen wir auch kein Problem mit Werbespots, die nicht für Kinderaugen gedacht sind. Wir mögen das Format, weil es den Zauber der Musik zeigt und weil dort jeder die Chance hat, sein Hobby und seine Stimme dem Publikum zu präsentieren. Unabhängig von Alter, Aussehen oder Herkunft und somit eine wichtige Botschaft zu mehr Toleranz.

Kinder und Fernsehen - ein wichtiges Thema für Eltern
© Tima Miroshnichenko (Pexels)

Kinder und Fernsehen – unser Fazit

Lasst die Mediennutzung nicht einfach so laufen, sondern vereinbart Regeln mit euren Kindern. Esst nicht immer vor dem Fernseher und sorgt auch für fernsehfreie Tage. Bei uns stehen regelmäßig Spieleabende mit spannenden Brett- und Kartenspielen auf dem Programm. Eure eigene Lieblingssendung solltet ihr aufnehmen und erst gucken, wenn die Kinder schlafen. Denn auch hier seid ihr Vorbild für euren Nachwuchs. Daher empfehlen wir auch ausdrücklich, den Kindern keinen eigenen Fernseher in ihr Kinderzimmer zu stellen. Fernsehen sollte nie ein Mittel gegen Langeweile sein.

Empfehlenswert wäre, dass eure Kinder auch ein zeitintensives Hobby finden und zum Beispiel im Verein einen Sport ausüben oder ein Instrument lernen. So werden sie nicht zu Homies, sondern haben andere Termine, die sie ausfüllen und begeistern.

Lasst die Kinder nicht direkt vor dem Schlafen noch Filme und Serien sehen, die sie danach vielleicht noch verarbeiten müssen. Wenn eure Kinder auch allein am Smartphone oder Tablet surfen, solltet ihr die Kindersicherung entsprechend einstellen. Lasst das Fernsehen möglichst lange etwas Besonderes bleiben, was ihr vielleicht auch als Familienzeit etabliert. So bringt ihr Kinder und Fernsehen auf sinnvolle Art und Weise zusammen.

Titelbild © Ksenia Chernaya (Pexels)

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel ist Patchwork-Dad von drei Kindern, die eigene Tochter Mika ist im April 2012 geboren. Der Hamburger ist Online-Publisher und betreibt neben Daddylicious auch das "NOT TOO OLD magazin" inklusive Podcast. Außerdem schreibt er für ein paar Zeitschriften und Magazine und hilft Kunden und Agenturen als Freelance Consultant. Nach dem Job entspannt er beim Laufen oder Golf.

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