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RatgeberFamilienlebenSicher wohnen – Gefahrenquellen erkennen und neutralisieren

Sicher wohnen – Gefahrenquellen erkennen und neutralisieren

Um herauszufinden, wo sich im Haushalt die subtilsten Gefahren verstecken, müsste man eigentlich nur eins tun: sich auf die Lauer legen und beobachten, was der kleine Racker als nächstes ansteuert. Selbstverständlich müsste man für einen solchen Feldversuch die Fähigkeiten sämtlicher Superhelden in sich vereinen, damit das Experiment nicht doch in einer totalen Katastrophe endet. Jedoch will sagen: es ist absolut erstaunlich, an welchen Stellen das Böse lauert. Steckdosen und scharfe Kanten sind Klassiker, die jeder kennt. Aber sonst?

Achtung, giftig!

Zunächst sei klargestellt, dass ich mich hier dazu äußere, wie man das Kind vor dem Haushalt schützt, nicht umgekehrt. Wenn die Fernbedienung krachend im Flatscreen landet, weil bei Klein-Ette die Bärchenkräfte durchgehen, kann ich außer einem müden Achselzucken nichts weiter beisteuern. Direkt neben der Fernbedienung jedoch nimmt die Gefahrenliste schon ihren Lauf. Im Blumengesteck auf dem Wohnzimmertisch können sich giftige Pflanzen, scharfe Blätter oder Dornen verstecken, abgestandenes Blumenwasser wirkt toxisch.

Ebenso wie das für Pflanzen gute, aber eben nicht für Menschen, abgestandene Wasser in der Gießkanne auf der Terrasse oder dem Balkon. Generell sollten alle Grünpflanzen in Reichweite von Kleinkindern auf den Prüfstand. Stechpalme? Die klingt nicht nur gefährlich. An dieser Stelle sei der Giftnotruf empfohlen, den jedes toxikologische Institut einer Region anbietet.

Apropos Balkon: alles was zum Klettern einlädt wie Stühle, Kübel, etc. weg von der Balustrade! Selbiges gilt auch für Fenster, diese wiederum mit Sicherungen ausstatten. Auch mögliche Querstreben des Balkons absichern.

Noch mal zurück zum Wohnzimmertisch. Über Feuerzeuge und Streichhölzer brauchen wir gar nicht erst zu reden, auch der mögliche Aschenbecher gehört verbannt. Aber liegen vielleicht noch Tabakkrümel herum, vielleicht weil man selber dreht, oder Pfeifenraucher ist? Jeder, der sich mal mit Nikotinfingern die Augen gerieben hat, bekommt eine Ahnung davon, wieviel Gift da tatsächlich unterwegs ist. Zigaretten rum liegen lassen? Kein Kommentar dazu.

Feuer ist generell noch mal ein Thema für sich. An dieser Stelle ganz kurz: Kinder ab einem gewissen Alter im Umgang mit Feuer schulen, nicht einfach nur wegnehmen. Und ja, man überdenke auch den Standort oder zumindest den Zugang zur heimischen Minibar. Ein Schluck Gin jagt ja schon einem Erwachsenen den Teufel in die Glieder… Ansonsten immer brav austrinken, und das Glas trotzdem nicht stehen lassen.

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Kindersicherungen und weitere Vorrichtungen

Der bereits genannte Fernseher – die heutzutage schlanken Dinger ruhen nicht mehr in bzw. auf sich selbst, wie damals die gute alte Röhre. Am besten also kindersicher fixieren, im Idealfall direkt an der Wand. Und den Kabelsalat da drunter in jedem Fall verbannen. Generell jedwede Kabelage oder Hitze entwickelnde Halogenleuchten regelmäßig auf schadhafte Stellen kontrollieren und bei Bedarf austauschen. Im Auge haben, dass Kabel, Gürtel oder Schlaufen von Jutebeuteln auch die Gefahr des Strangulierens bergen. Steckdosen? Wie gesagt, ein Klassiker. Schutz rein, fertig. Aber fehlt vielleicht irgendwo eine Glühbirne bzw. ein Leuchtmittel? Ein Griff in eine offene Fassung einer Lampe und der Finger ist schwarz – und manchmal sogar ab.

Weiter geht´s durch die gute Stube: Teppiche sollten durch entsprechende Klebestreifen rutschfest gemacht werden, außerdem sind Socken mit Gumminoppen immer sinnvoll. Nasse Böden vermeiden. Wenn Kleinkinder neue Schuhe bekommen, das Laufen darin auf möglichst weitläufiger Fläche ausprobieren, da Stolperer in Köpper-Manier vorprogrammiert sind, die dann gerne mal in der Schranktür enden können. Die scharfen Kanten an Tischen und Möbeln generell hatten wir schon – Schutzkappen drüber, gibt´s wie die Steckdosenschützer mittlerweile in fast jeder Drogerie.

Das gleiche gilt für Schutzscharniere, die man insbesondere dort zum Einsatz bringen sollte, wo die ätzenden Reinigungsmittel verstaut sind. Wir bleiben noch im Wohnzimmer: alles was in Regalen liegt, hat eine Fallhöhe. Und Kinder klettern gerne. Also auch hier die Regale bzw. alles, was höher ist als breit und/oder tief möglichst an der Wand fixieren, und alles was schwerer bzw. massiger ist als eine Tageszeitung außer Reichweite aufbewahren.

Stichwort fixieren: Kabel werden gerne mal offen an den Wänden und über Türzargen verlegt, z.B. jenes von der Telefonbuchse zur Multimediastation und dabei nur durch Krampen geführt. Einmal am Kabel gerissen und in der Wohnung liegen zahllose, kleine metallische Widerhaken – und bekanntlich wird alles in den Mund gesteckt, was auch da rein passt. Wer Tischdecken mag, sollte sich diesen Faible besser einige Jahre einsparen. Einmal dran gezogen, und das ganze Unheil ergießt sich über dem unglücklichen Kind: heiße Getränke oder heißes Wachs, Vasen…

Ähnliches gilt für Gardinen. Zumindest sollte man sich bewusst machen, was da evtl. „noch mit runter kommen könnte“, wenn unten auf einmal der Mini-Tarzan dran hängt. Eine massive Gardinenstange, oder „nur“ ein Draht? Und ist vielleicht sogar ein Ofen oder Kamin vorhanden? Wenn ja, ersteren die nächsten Jahre am besten gar nicht anmachen und wenn doch, dann erst nach Heia-Abend. Einen Kamin mit einer Glasplatte (Achtung, ebenfalls heiß!) oder Gitter sichern. Nur kurz: Nadelhölzer „spritzen“ sehr viel mehr als z.B. Buche.

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Türen und Treppen

Wer einen Keller hat, oder über mehrere Etagen wohnt: Kellertür logischerweise immer schließen, und früh genug abschließen. Kleine Kinderkörper können sich erstaunlich strecken, und viel früher als erwartet auch bis zur Klinke. Treppen im Wohnbereich oben und unten mit entsprechenden Gittertüren sichern. Für den „doppelten Boden“ trotzdem unten an der Treppe eine dicke Fußmatte auslegen. Passt das kleine Köpfchen zwischen die Treppenstufen? Dann passt auch der ganze Körper durch…

Die Küche – ein heißes Pflaster

Wir gehen in die Küche. Auch mit wenig Fantasie ahnt man, was hier lauert. Der bereits genannte Unterschrank mit den Reinigungsmitteln, der Minibar oder auch den Lebensmitteln mit dem Brandweinessig. Und wo wird die Hausapotheke mit ihren Arzneien aufbewahrt? Die Tür der Spülmaschine immer geschlossen halten, ggf. ebenfalls mit einem Sicherheitsmodul versehen. Gleiches gilt für die Waschmaschine, wo auch immer die im Haushalt stehen mag. Generell sämtliche Elektrogeräte wie Toaster, Wasserkocher, Bügeleisen, Kaffeemaschine, etc. außer Reichweite von Kindern aufstellen, die dazu gehörigen Kabel ebenso verschwinden lassen. Dies gilt ebenso für Messer und andere Schneidegeräte. Fritteusen, am besten gerade in Betrieb oder immer noch heiß? Frittieren ist eh ungesund, also am besten gleich weg damit… 😉

Topf- und Pfannenstiele immer nach hinten drehen und Herdschutzgitter und Backofenfensterschutz anbringen. Steht Leergut offen rum? Wenn ja, was war vorher drin? Restmengen? Alkohol, scharfe Saußen? Oder hat sich am Rand des leeren Apfelmusglases vielleicht Schimmel gebildet?

Noch mal zum Herd: Kochen ist was Wunderbares! Kinder ihrem Alter entsprechend beteiligen, ihnen ggf, eine andere Beschäftigung anbieten, z.B. eine Kiste mit Tupperware. Tückisch können irgendwann auch die Hochstühle werden. Nämlich dann, wenn das Kleinkind irgendwann auf einmal gar nicht mehr so klein ist und sich so vom Tisch wegdrückt, dass der Stuhl ins Kippeln gerät. Auch Aufstehen im Stuhl will irgendwann ausprobiert werden. Ergo: den Nachwuchs nie unbeaufsichtigt im Hochstuhl sitzen lassen.

Dies gilt natürlich umso mehr für den Wickeltisch. Im Idealfall in einer Ecke, also von zwei Wänden begrenzt aufstellen. Und noch mal kurz in den Garten: Was beim Fahrrad bzw. Laufrad fahren gelten sollte, beim Spielen unbedingt vermeiden, nämlich das Tragen eines Helms. Beim Klettern auf Spielgeräten besteht die Gefahr des Strangulierens. Noch mal zum Hochstuhl und damit zum Essen: am besten immer sitzend und in Ruhe. Verschlucken bzw. Lebensmittel in der Luftröhre sind in den meisten Fällen die Folge von Nahrungsaufnahme während des Spielens oder Rumtobens.

Die Risiken im Badezimmer

Das Kind beim Baden in der Wanne nie alleine lassen! Bereits ein besserer Wasserfilm reicht aus, und das Kind kann ertrinken. Eine Antirutschmatte für den Wannenboden sei empfohlen. Der Duschkopf und der dazu gehörige lange Schlauch haben einen hohen Aufforderungscharakter. Am besten niemals auf Überkopfhöhe hängen lassen, wenn das Kind in der Nähe ist. Und ein Schluck aus der Badelotion muss auch nicht sein. Klodeckel runter, die zarten Fingerchen werden es danken. Trotzdem in der Nähe bleiben. Ein Biss in die Klobürste? Muss auch nicht sein. Rasierwasser, Parfum? Na dann Prost… Andere Beauty- und Hygieneartikel sollten ebenfalls einen sicheren Platz finden. Befinden sich Steigleitungen von Heizungen im Bad, oder irgendwo anders im Haushalt? Deren Hitze kann unerfreulich überraschen.

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Fazit:

Trotz allem sollte grundsätzlich gelten: nicht zu verrückt machen lassen. Dass Kinder hinfallen oder sich stoßen, gehört zum Lernprozess des Lebens. Sie müssen einen Instinkt für Gefahren entwickeln. Dran denken, dass sich die Gefahrenherde mit dem Alter verschieben – wenn z.B. die Steckdosen uninteressant geworden sind, kommen die Feuerzeuge… Das Kind stets beobachten und erfassen, mit was es sich gerade beschäftigt, was es entdeckt. Kinder bis acht Jahren sollten tendenziell nicht alleine zu Hause bleiben und dem älteren Geschwisterchen möglicherweise die Obhut zu übertragen, sollte vorher sehr sorgfältig abgewogen werden. Nie schaden kann es, einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen, der sich ausschließlich auf Notsituationen mit Babies und Kindern bezieht und in der Regel von jedem Krankenhaus, jeder Entbindungsstation, Hebammenpraxis oder Geburtsvorbereitungskurs angeboten wird.

Abschließend möchte ich noch einen interessanten Erziehungsansatz anmerken, den ich in einem Reisebericht aus Burma gelesen habe. Dort heißt die Devise Ablenkung statt Strenge. Das Kind will den viel zu großen Besen nicht freiwillig hergeben? Vielleicht einfach einen Ball zurollen und dem Kind während dessen lachend den Besen abnehmen. Ein ‚Nein’ durchzusetzen, ist nahezu aussichtslos. Denn das erlebe ich selber gerade dieser Tage… In diesem Sinne: Kinder an die Macht!

[In Kooperation mit Ergo Direkt].

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Carsten Bauer
Carsten Bauer
Carsten Bauer ist Vater einer Tochter, verheiratet und lebt in Berlin. Der gelernte Werbefachwirt ist außerdem Mitgründer von SOLO, einer Medien-Plattform für Skateboard-Kultur.

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