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RatgeberWarum sagen wir immer "Hauptsache gesund"?

Warum sagen wir immer „Hauptsache gesund“?

„Hauptsache gesund!“ – Die Antwort vieler Eltern auf die Frage, was man sich wünsche. Auch mir sind diese zwei Wörter über die Lippen gekommen. Zwei Wörter, die in der gleichen (unteren) Liga wie „Das Leben ist kein Ponyhof“ und „Egal ist 88“ spielen. Doch trotzdem passiert es irgendwann. Und ich habe mich gefragt, warum ich nicht gleich gesagt habe, dass es ein Junge werden soll.

Warum hat auf diese Frage keiner eine konkrete Antwort? Ist es vielleicht anmaßend, sich einen Jungen oder ein Mädchen zu wünschen? Warum eigentlich? Weil die anderen dann denken könnten, dass das Gegenteil für einen selbst dann enttäuschend ist? Man kann es sich ja eh nicht aussuchen. Schon wieder so eine abgedroschene Antwort auf eine für werdende Eltern wichtige Frage. Mädchen oder Junge? Rosa oder blau? Barbie oder Bagger? Bieber oder Black Sabbath? Ballett oder Baumhaus? Die Reihe ließe sich unendlich weiterführen. Und natürlich gibt es auch Mädchen die Black Sabbath hören oder Jungs, die mit einer Barbie im Baumhaus schlafen. Aber für mich war klar: Ich wollte einen Jungen! Warum das so war, versuche ich mal zu ergründen.

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Laut Studien und Umfragen liegt es Eltern nahe, sich das gleiche Geschlecht auch für den Nachwuchs zu wünschen. Das nennt man Geschlechterstereotypie. Und diese beginnt meist im Kopf. Und beruht auf den Erfahrungen, die man selbst im Laufe seines Lebens gemacht hat. Oder gemacht hätte! Und schon ist man in dem Film, genau diese Dinge an seinen Sohn heranzutragen. Kettcar-Rennen austragen, in alten Ruinen klettern, bis zur Erschöpfung Fussball spielen, Feuer machen, im Kinderzimmer zum Mond fliegen, Carrerabahn-Rennen gewinnen, Eishockey auf dem Dorfsee spielen, Drachen steigen lassen, an der französischen Atlantikküste die Mädels mit der Gitarre am Lagerfeuer verführen, Tony Hawk-Proskater durchspielen oder mit den Jungs an der Halfpipe abhängen.

Letzteres ist auch in Bezug auf die Mädels nicht zu verachten, weiß unser Gastautor Carsten zu erzählen. Ich kann keine Gitarre spielen und ich war auch kein guter Skateboard-Fahrer – zwei Dinge, die nicht zu verachten gewesen wären. Das Spielen der Gitarre haben meine Freunde übernommen und Rollbrett bin ich trotzdem gefahren.

Ich mache mir viele Gedanken, wie sich der Nachwuchs wohl entwickelt, welchen Weg er einschlägt und natürlich auch, welche Probleme als Vater auf mich zukommen. Aber gleichzeitig versuche ich, das Hier und Jetzt so intensiv wie möglich zu erleben. Am Sonntag waren wir zusammen das erste mal im Fussballstadion. Preußen Münster gegen Hallescher FC. Da ich meinen 2,5 Jahre alten Sohn nicht überfordern wollte, kamen wir erst zur zweiten Halbzeit. Und es war wunderbar. Für mich war das eines der Highlights, die mir im Kopf rumschwirren, führe ich damit doch eine Tradition fort. Mein Vater ging auch mit seinem Rotschopf damals regelmässig ins Preußenstadion.

Ein fester Termin, ein Papa-Sohn-Ding, alle zwei Wochen. Ich habe es geliebt und ich hoffe, dass mein Kleiner das ebenfalls geniessen wird. Noch am Wochenende habe ich mit meinem Vater (72 Jahre!) Tennis gespielt. Schon wieder so ein Vater-Sohn-Ding. Immer noch mit einer gewissen Rivalität auf dem Platz. Sollte ich das Glück haben, in 32 Jahren mit meinem Sohnemann auf dem Court stehen, dann ist vieles richtig gelaufen.

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Ich unterstelle mal, dass man als Vater Dinge aus seinem Leben fortführen möchte, die einem selbst viel bedeutet haben. Natürlich will man als Vater die vermeintlichen Fehler oder Macken der Eltern abstellen. Ich habe mir zum Beispiel geschworen, NIE mit meinem angesabberten Daumen den Mund meines Sohnes zu säubern. Ein Klassiker. Aber auch eine Kleinigkeit. Viel wichtiger ist der Faktor Zeit. Zeit, die man mit seiner Familie verbringen möchte. Ich bin froh, dass die Elternzeit und flexiblere Arbeitszeitmodelle vielen Daddys da draußen die Möglichkeit bieten, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen.

Und natürlich ist es der eigene Spieltrieb oder das Kind im Manne (schon wieder so eine Floskel!), dass wieder auflebt. Mein Sohn spielt mit meinen alten Matchbox-Autos oder HotWheels. Und ich spiele mit. Gedanklich sehe ich mich schon am Regler der Carrerabahn im Duell mit meinem Sohn. Oder am Lagerfeuer mit dem Stockbrot in der Hand. Jetzt freue ich mich über die tiefen Löcher, die wir auf dem Spielplatz buddeln. Oder über die Geschichten, die ich ihm am Abend erzählen muss. Über den Besuch im Zoo, unseren Ausflug auf den Ponyhof oder eben über das Spiel von Preußen Münster, dass wir mit 2:0 gewonnen haben. Ein guter Start als zukünftiger Preußen-Fan!

Fotos © DADDYlicious

Mark Bourichter
Mark Bourichter
Mark Bourichter ist Vater von Henri, Baujahr 2012. Er macht seit über zehn Jahren was mit Medien. Seine Arbeiten sind mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Internationalen Deutschen PR-Preis und dem Deutschen Preis für Onlinekommunikation.

1 Kommentar

  1. Hallo Mark ,
    wenn du dann mal so alt bist , wie dein Vater jetzt – wahrscheinlich auch Opa -, genießt du die Zeit
    deiner Enkel vielleicht noch intensiver .
    In jedem Fall wird die Enkelbeziehung nicht geschlechtsabhängig sein .
    Liebe Grüße
    Erich

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