Ähnliche Beiträge

KolumnenSechserpäckchen +1Kolumne: Sechserpäckchen +1 – „Das Saubermännchen“

Kolumne: Sechserpäckchen +1 – „Das Saubermännchen“

Drei Geburtstage in einem Monat stellen einen vor lösbare, wenn auch vorhandene Probleme. Und dass jetzt Max, Valentin sowie Oskar jetzt jeweils ein Jahr älter sind als ein Jahr zuvor, ist dem Lauf der Zeit geschuldet, den weder gutes Zureden noch irgendwelche Stolperfallen umstimmen könnten. Aber dafür sind Max und Valentin eher stolz, es schon wieder ein ordentliches zeitliches Stück vorwärts geschafft zu haben. Oskar dürfte der Eintritt ins dritte Lebensjahr ziemlich egal gewesen sein, auch wenn wir wirklich einiges unternommen haben, ihn möglichst auffällig zu gestalten. So mit brennender Kerze an seinem Bett gleich nach dem Aufwachen, gefolgt von einem eigenwillig eingedeutschten „Happy Birthday“ im Chor. Oder mit der Präsentation von Geschenken gleich nach dem Anziehen und Platznehmen am Esstisch. Ein einfaches Holzpuzzle mit Bauernhofmotiven war darunter, ein T-Shirt mit der wohl berühmtesten Raupe der Welt darauf, lustige Bücher zum Vorlesen. Das fand Oskar schon mal alles total klasse, und sein anhaltendes Lächeln dazu dürfte Mona Lisa erheblichen Respekt abgenötigt haben. Ihr wisst schon: Mona Lisa ist dieses legendäre Postergirl, auf dass Leonardo da Vinci so lange seine perfekt konstruierten Papierflieger geworfen hat, bis es Mona irgendwann zu blöd war und sie ihre Nase in ein dickes Witzebuch steckte…

Damit aber nicht genug. Oskar sollte etwas erhalten, was schon Generationen von Verfechtern ordentlicher Lebensverhältnisse verzückt und mobilisiert hat: Einen Putzwagen. Aber nicht irgendeinen: Der Putzwagen ist im Wesentlichen aus Holz, nur die darin eingestellten Besen und Staubwedel sind untenrum quasi verfilzt. Das hat der Hersteller so gewollt, und das war eine vernünftige Entscheidung. Denn somit ergeben sich für Oskar ungeheuer authentische Möglichkeiten nachhaltiger Raumpflege. Denkt der wahrscheinlich, und legt mächtig los. Also habe ich mir gedacht in jenem Moment, als er dieses kindgerechte Hauspflegemobil das erste Mal erblickte und dabei eine riesige Freude an den Tag legte. Vielleicht entsprang dieses breite Lächeln aber auch seiner Vorstellung von einem Putzwagen als Ersatzteillager für andere, längst nicht mehr vollständige Spielsachen. Bei Kuscheltieren geht ja ein ähnliches Konzept auf: Schwupps irgendwo entwendete neue Markenkleidung in die beiläufig aufgerissenen Bäuche gestopft, und fertig!

clean 3299497 1280

Dieser hübsche kleine Putzwagen hat seinen überwiegenden Standort vor allem im kleinen Spielzimmer unten. Dort ist er gut einsehbar vom Esszimmer nebenan. Vorteile hat das dahingehend, dass Krümel als einem meiner häuslichen Lieblingsfeinde schnell ins Visier genommen und entfernt werden können. Vorausgesetzt, Oskar nimmt seinen inoffiziellen Reinigungsauftrag ernst. Leander oder Leopold zum Beispiel würden nicht einmal das Wort buchstabieren wollen, so sehr schrecken sie derartige Pflichtbeiträge zum familiären Gemeinwohl ab. Jakob ist da wesentlich flexibler. Nötigenfalls schafft er sich sogar dort Arbeit, wo es zunächst danach aussah, dass die Beine hochzulegen die denkbar angemessenste Reaktion ist. Aber Jakob scheint manchmal wirklich stolz darauf, eine quasi Anforderungsmücke zu einem mächtigen und schweißtreibenden Auftragselefanten gemacht zu haben. Ist wohl irgendwo in seinen Genen eingeschrieben, dass zu übertreiben nicht schaden kann, allenfalls den Nerven der Umstehenden. In der Regel sind das zwar Eltern und manche Geschwister, aber die lassen sich unsichtbar machen, wenn es denn darauf ankommt. Ich muss einsehen, Jakob hat Zugang zu geheimnisvollen Gerätschaften, die Menschen wie du und ich plötzlich in einen vorübergehenden Zustand der Nichtexistenz befördern. Für Jakob eine willkommene Abwechslung zum Alltag, der ja oft genug nicht viel mehr zu bieten hat als ganz gewöhnliche Tätigkeiten. Wo sich doch nun wirklich aus wirklich allem so viel mehr machen lässt: Mehr Stress, größerer Aufwand, noch kompliziertere Abweichungen von der Regel…

Offen gestanden, ist es seit der feierlichen Überreichung dieses wundervollen Putzwägelchens nicht noch sauberer geworden bei uns als sowieso schon ist. Oskar bemüht sich zwar nach Kräften, die sind aber schon auch mal gebunden ans Puzzeln oder Tanzen. Oder ans Zwicken. Aber wirklich nur dann, wenn es sein Eindruck ist, er könne sich partout nicht durchsetzen oder innerhalb weniger Sekunden die Weltherrschaft an sich reißen. In solchen Momenten lege ich ihm schon mal den Gebrauch seines Holzstaubsaugers nahe, der sich zwischen Besen und Staubwedel eingenistet hat. So ganz angefreundet hat er sich mit dem zwar noch nicht, aber dafür fehlen ihm wahrscheinlich auch die richtigen Motorengeräusche. Die keinen Zweifel daran lassen, dass es sich um einen hochmodernen Sauger handelt, der gegebenenfalls auch nervigen Geschwistern die Vorzüge eines vorübergehenden Beutelaufenthalts aufzeigt. Oder wie sich Oskar womöglich denkt: Ein zwar vorhandenes, aber auf eine wenn auch unkonventionelle Weise lösbares Problem…

Fotos: oben © Fotolia (dienesviktoria) // Mitte © Pixabay (StephanieAlbert)

Michael Ibach
Michael Ibach
Michael Ibach ist freier Journalist und Autor; als Autor/Ghostwriter arbeitet er seit über 15 Jahren für diverse Bühnenkünstler aus Deutschland und der Schweiz (Comedians, Kabarettisten, Bauchredner, Zauberer, Moderatoren, etc.). Kolumnen wie diese wurden bereits in verschiedenen Familien-Magazinen publiziert, u. a. in "Mamamia", "KidsLife", "Kids&Co.", "BIO-Magazin" und zuletzt im Chiemgauer Regionalmagazin "Servus Achental". Mit seiner Familie lebt er seit etwa 10 Jahren am bayerischen Alpenrand, seit 2012 im Chiemgau.

Beliebte Beiträge