Komfort wie in einer Edelkarosse ist für das eigene Baby gerade gut genug: reichlich Beinfreiheit, bequeme Liegeposition, erlesene Materialien und schickes Design. Für Kinderwagen, die eben diese „Extras“ bieten, müssen werdende Eltern gut und gerne 1.000 Euro investieren. Der aktuelle Test aus der Februar-Ausgabe 2015 von Stiftung Warentest zeigt: Sicher und komfortabel fährt euer Baby in vielen Edelkutschen trotzdem nicht. Von 14 Kombi-Kinderwagen mit Sitz und Tragetasche ist nur einer gut: Der Britax Go. Die anderen engen Babys ein oder enthalten Schadstoffe. Zwei schneiden sogar mangelhaft ab.
Alles in allem ist der aktuelle Test höchstens ein Richtungsweiser, gerade im Hinblick auf die Schadstoffe. Einige Ergebnisse aus diesem Test lassen sich aber nur schwer nachvollziehen. Gerade das beschriebene Platzproblem in der Babyschale konnten wir in keinem unserer DADDYlicious-Tests feststellen.
Im Test vor fünf Jahren schnitten zehn Kinderwagen wegen hoher Schadstoffwerte mangelhaft ab. Diesmal sind es zwei: Der Bezug des Joolz enthält polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Einer davon ist Naphtalin. Diese Substanz gelangt über die Haut in den Körper und kann vermutlich Krebs erzeugen. Die Schiebergriffe des Stokke enthalten kurzkettige Chlorparaffine. Sie machen Kunststoffe weich, stehen aber im Verdacht, Krebs zu erzeugen.
Es besteht die Gefahr, dass Eltern den Schadstoff über die Haut aufnehmen. Mütter können den Schadstoff im schlimmsten Fallmit der Muttermilch an ihr Baby weitergeben. Seit 2012 verbietet die EU, diese Substanzen zu verwenden oder in Verkehr zu bringen. Obwohl die Schadstoffe sich innerhalb von ein paar Wochen verflüchtigen sollen, muss man sich trotzdem fragen, warum diese Substanzen verwendet werden.
Naturkind verwendet natürliche Materialien
Dass es ohne Schadstoffe geht, beweist Naturkind. Schurwolle statt Polyesterwatte polstert die Tragetasche. Eine Echtholzplatte stützt den Rücken. Die Griffe bestehen aus Kork statt aus Kunststoff. Besser geht es nicht. Dennoch: Frei von Schadstoffen zu sein, reicht nicht für einen guten Kinderwagen aus. Die Insassen müssen darin auch komfortabel liegen und sitzen. An der kindgerechten Gestaltung scheitert Naturkind – genauso wie viele andere Modelle.
Platzmangel verhindert Babys Schlaf
14 Stunden und länger schlummern Babys pro Tag. Im Schlaf regenerieren sie und verarbeiten Erlebtes. Aufgabe der Eltern ist es, ihnen eine angenehme Schlafumgebung zu schaffen – zuhause und unterwegs im Kinderwagen. 35 mal 78 Zentimeter Liegefläche sind optimal. Doch die meisten Tragetaschen sind deutlich enger oder kürzer oder beides. Teilweise stehen Babys in der Breite weniger als 30 Zentimeter zur Verfügung. Laut Stiftung Warentest bieten die Liegeflächen für sechsmonatige Kinder mit Windel, Schneeanzug, Fußsack zu wenig Platz.
Manche Aufsätze wären so kurz, dass großgeratene Babys in ihnen schon nach vier Monaten mit den Füßen anstoßen. Die Folge sei: Babys fänden in ihnen weniger Erholung und Schlaf, reagieren unruhig, vielleicht sogar überreizt und weinen rasch. Hier stellt sich die Frage, ob Kleinkinder einen Schneeanzug auf der Liegefläche tragen müssen. Auch ein Fußsack kommt in liegender Position kaum zum Einsatz. Bei allen von DADDYlicious getesteten Modellen gab es keine Platzprobleme und auch die Kinder haben nicht negativ drauf reagiert.
Drei Wagen mit Liegeproblem
Ist die Tragetasche zu klein, satteln Babys auf die Sitzeinheit um. Doch manche Sitze eignen sich erst für Kinder ab neun Monaten. Kinder lernen frühestens ab dem 7. Monat, sich aufzusetzen. Vorher fehlt ihnen die Muskulatur, sich selbst aufrecht zu halten. Erst wenn sie sich allein aufsetzen, können sie im Kinderwagensitz fahren. Bis dahin sollen Babys flach liegen. Für die Übergangszeit ist es daher wichtig, dass sich der Sitz möglichst flachlegen lässt. Nur so schlafen die Kleinen bequem und rückenschonend.
Dieses Liegebedürfnis ignorieren Bugaboo, Joolz und Stokke. In den von Stiftung Warentest getesteten Modellen dieser Anbieter sitzen Kinder stets im festen Winkel von rund 100 Grad. Eltern stünden somit vor einem Dilemma: Sollen sie den Nachwuchs in die Tragetasche zwängen oder verfrüht hinsetzen? Wir von DADDYlicious können dazu nur sagen, dass es durchaus Kombi-Kinderwagen gibt, bei denen die Rückenlehne verstellt werden kann, z.B. beim bugaboo chamaleon.
Sitze sollten mitwachsen
Die Sitze sind in der Regel für Kinder zwischen sechs Monaten und drei Jahren ausgelegt. In dieser Zeit wachsen sie rund 30 Zentimeter. Sowohl den Kleinen als auch den Größeren sollen die Sitze Sicherheit und Komfort bieten. Die Stiftung Warentest hat sie mithilfe der „Kieler Kinder“ untersucht – von Anthropologen entwickelte Dummys für verschiedene Altersgruppen. Ergebnisse: Manche Sitze sind zu tief. Schmächtige Kinder bräuchten in ihnen sitzverkleinernde Kissen. Für große Kinder sind andererseits einige Rückenlehnen zu kurz. Ihr Kopf ragt über die Lehne hinaus und ist nicht abgestützt. Zusätzlich sollten die Fußstützen mitwachsen. Ihre Länge lässt sich nur bei wenigen Kinderwagen einstellen. Die meisten Fußstützen sind fix. Im Extremfall sind sie so lang, dass kurze Beinchen haltlos in der Luft baumeln.
Komfort für die Eltern
Nicht nur Kinder, auch Eltern müssen mit dem Gefährt zurechtkommen. Aufrecht gehen, reichlich Schrittfreiheit (!), leicht erreichbare Körbe, einfacher Umbau und Transport wären hilfreich. Doch für viele Modelle müssen sich die Erwachsenen verbiegen. Das fängt mit der Schieberhöhe an. Stiftung Warentest kommt zu dem Ergebnis, dass die meisten Schieber sich sich nur für kleine und mittelgroße Erwachsene eignen. Auch wir von DADDYlicious müssen feststellen, dass dies sehr häufig zutrifft. Hier haben die Hersteller absoluten Nachholbedarf.
Nur zwei (!) Kinderwagen im Test eignen sich Eltern mit einer Körpergröße jenseits der 1,80 m. Unterwegs im Auto spielen die Maße des zusammengeklappten Wagens eine wesentliche Rolle. Peg Perego braucht den wenigsten Platz und lässt sich obendrein mit einem Handgriff falten. Sehr viel Platz benötigen Hartan, Knorr-Baby und Maxi-Cosi. Sie erfordern laut Testbericht zusammengelegt sehr viel Platz. Auch hier muss abgewägt werden. Eine ausreichend große Liegefläche, Fahrkomfort durch große Reifen und entsprechender Federung, ein stabiler Rahmen und entsprechende Aufsätze für den Sonnen- oder Regenschutz und letztendlich ein großes Fach für die Zuladung an Verpflegung, Einkäufen, etc. gehen zwangsläufig auf Kosten der Maße eines zusammengeklappten Kinderwagens.
Auch hier muss jeder individuell sein passendes Modell suchen. Gerade auch im Hinblick auf das zur Verfügung stehende Familienauto kann die Auswahl nur individuell erfolgen.
Unser Fazit zu dem Test
Wie schon beschrieben, sollten sich Eltern, die vor einer Anschaffung stehen, einige Punkte zu Herzen nehmen. Doch hier wird die eierlegende Wollmilchsau der Kinderwagen gesucht, die es unserer Erfahrung nach nicht gibt. Wer einen Familienvan fährt, der darf sich auch nicht beschweren, nicht in jede Parklücke zu passen. Wer „nur“ eine Limousine besitzt, darf sich nicht über Platzmangel oder zu wenig Zuladung monieren. So ist das nunmal.
Titelbild © Manfred Antranias Zimmer (Pixabay)
Wir haben trotz guter Bewertungen bei unserem Kinderwagen erst im Nachhinein gemerkt, dass er nur schlecht in Autos und besonders schlecht in unserem Wagen transportieren lässt.
Augen auf, versucht den Kinderwagen vorm Kauf einfach ins Auto einzuladen. Die meisten Verkäufer erlauben das.