Ähnliche Beiträge

------
RatgeberFamilienlebenKindersicherheit zu Hause: Öfter mal die Perspektive wechseln

Kindersicherheit zu Hause: Öfter mal die Perspektive wechseln

Ein Gastbeitrag zur Kindersicherheit in den eigenen vier Wänden von Max Karänke

Zu Hause steht für die meisten Menschen für Gemütlichkeit und Sicherheit. Hier können wir nach der Arbeit auf dem Sofa zur Ruhe kommen, beim Abendessen neue Kraft tanken und uns in Keller oder Garten unseren Hobbies widmen. Doch wo das Leben tobt, da sind leider auch Unfälle nicht weit. Fast zwei Millionen Kinder verletzten sich pro Jahr so schwer, dass sie medizinisch behandelt werden müssen. Das eigene zu Hause ist dabei Hauptunfallort. Hier erleiden die Kinder deutlich mehr Unfälle als im selben Zeitraum im Straßenverkehr.

Ein Grund für viele Unfälle ist, dass Eltern sich der Gefahren zu Hause nicht bewusst sind oder diese unterschätzen. Möchte man sein zu Hause kindersicher machen, empfiehlt es sich, auch mal die Perspektive der kleinsten Familienmitglieder einzunehmen.

Putzmittel und Medikamente

3 von 10 Eltern von Kleinkindern bewahren Medikamente und Putzmittel in Bodennähe oder in unverschlossenen Schränken auf. Auf Kinder üben die vielen bunten Fläschchen einen besonderen Reiz aus. Oft sind diese vom Hersteller noch mit leuchtenden Zitronen oder Orangen bedruckt, um den Effekt der Frische zu unterstreichen.

Da lacht auch das Kinderherz. Für Kinder unterscheidet sich eine Flasche Zitronen-Putzmittel dann in nichts mehr von einer Flasche Zitronen-Limonade. Außer im Geschmack. Dann ist es aber bereits zu spät.

Aus Gründen der Kindersicherheit sollten Reinigungsmittel nicht frei zugänglich sein
© Willfried Wende (Pixabay)

Auch Medikamente wirken für Kinder oftmals harmloser als sie in Wahrheit sind. Halsschmerztabletten mit Kirsch-Geschmack, Schlaftabletten mit Lavendelaufdruck: Für Kinder sehen diese Medikamente wie Bonbons aus. Können sie dann nicht widerstehen, ist auch hier mit schweren körperlichen Reaktionen bis hin zu Krampfanfällen und Atemnot zu rechnen.

Merke: Putzmittel und Medikamente sollten immer in abschließbaren Schränken und außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. Im Idealfall werden Medikamente in einem abschließbaren Medikamentenschrank aufbewahrt.

Fenster

Für Kinder ist ein offenes Fenster ein Portal zu einer anderen Welt. Hier kann es fremde Menschen auf der Straße sehen, Tiere im Garten beobachten, zahlreiche bekannte oder auch unbekannte Geräusche und Gerüche wahrnehmen. Kein Wunder, dass Kinder sich dann nichts sehnlicher wünschen, als den Geheimnissen, die sich direkt vor ihrer Nase abspielen, auf den Grund zu gehen. Ein kurzer Moment reicht dann oftmals schon aus: das Kind lehnt sich zu weit aus dem offenen Fenster, verliert durch den erhöhten Körperschwerpunkt die Balance und stürzt in die Tiefe.

Merke: Fenster sollten nur dann offenstehen, wenn auch Erwachsene im Raum sind. Ansonsten sollten die Fenster nicht nur verschlossen bleiben, sondern auch durch spezielle Sicherungen vor dem Öffnen durch Kinderhände geschützt werden und so für noch mehr Kindersicherheit sorgen.

avi waxman rB BuK7mVs unsplash
© Avi Waxman (Unsplash)

Möbel

Kinder sind wahre Kletterkünstler und besonders in den ersten Jahren kann die Küche zum Abenteuerspielplatz und das Wohnzimmer zum Mount Everest werden. Die Abenteuer- und Entdeckerlust der Kleinen sollte niemals unterschätzt werden. Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, wird da schonmal die Wohnzimmerkommode erklommen oder Schubladen am Kleiderschrank zur Treppe umfunktioniert. Durch das Gewicht des Kindes verschiebt sich der Schwerpunkt des Möbelstücks nach vorne und es kippt mitsamt des Kindes um.

Merke: Kippsicherheit ist hier das Stichwort. Möbel sollten immer fest mit der Wand verschraubt sein. Nur so kann ein Umfallen verhindert werden. Nicht nur Dübel und Schrauben müssen exakt auf die Wand abgestimmt sein, sondern auch das Bohrloch muss zum verwendeten System passen.

Treppen

Für Kinder verbindet eine Treppe zwei Wohnwelten miteinander. Befinden sich die Kinder oben, möchten sie die Welt unter sich erkunden, befinden sie sich unten, möchten sie sehen, was sich oben befindet. Besonders Treppen, die ums Eck führen und bei denen das Kind nicht von unten oder oben in den anderen Bereich sehen kann, sind besonders geheimnisvoll. Wohin verschwinden Mama und Papa, wenn Sie die Treppe hochlaufen?

Selbst wenn die Kleinen schon wie ein Profi laufen oder krabbeln können, sollten sie niemals ohne Aufsicht eine Treppe hoch- oder runterkrabbeln dürfen. Die Gefahr eines Sturzes ist einfach zu hoch. Einmal im Fall, können die meisten Kinder sich trotz Kinderhandlauf nicht mehr von selbst festhalten. Dafür fehlt es kleinen Kindern am nötigen Gleichgewichtsgefühl.

Merke: Kleinkinder sollten niemals allein auf eine Treppe krabbeln können. Dies lässt sich durch spezielle Gitter verhindern, die man unproblematisch am oberen und unteren Ende der Treppe montieren kann. Das sorgt auf jeder Etage für Kindersicherheit, wenn die Kleinen die Flure zum Spielen nutzen.

Elektronische Geräte

Jeder Raum besitzt elektronische Geräte, die nichts in Kinderhänden zu suchen haben. Das kann der Haartrockner im Badezimmer sein, der beim Toben ins Waschbecken oder die Badewanne fallen und einen Kurzschluss auslösen kann oder zum Brandherd wird, wenn Kinder ihn versehentlich nicht ausschalten.

pexels markus spiske 218445
© Markus Spiske (Pexels)

Doch auch der bunt leuchtende Wasserkocher in der Küche oder die Lichterkette im Kinderzimmer können zur Gefahr für Leib und Leben werden. Steckdosen, das seltsame Loch in der Wand, müssen natürlich ebenfalls mit spitzen Gegenständen oder Fingern genauestens unter die Lupe genommen werden. 

Merke: Elektronische Geräte sollten für Kinder immer unerreichbar sein. Ein Steckdosenschutz verhindert, dass Kinder die elektronischen Geräte aktivieren können oder spitze Gegenstände in die Steckdose einführen können. Es ist außerdem ratsam, FI-Schutzschalter einbauen zu lassen. Ein FI-Schutzschalter erhöht die Sicherheit vor tödlichen Stromunfällen, indem der Schalter bei Kontakt eines elektronischen Gerätes mit Wasser, sofort die Stromzufuhr unterbricht. Da sorgt für noch mehr Kindersicherheit im Haushalt.

Küche

Auch die Küche ist für Kinder reizvoll. Hier zischt und dampft es, hier brutzelt und köchelt es. Feuer, Wasser, Schere, Licht: alles in der Küche im Dauereinsatz und damit eine echte Risikozone für Kinder. Da wo Mama und Papa herumwuseln, möchte natürlich auch das Kind mithelfen. Greifen Kinder dann nach heißen Töpfen oder Pfannen, können sie sich schnell verbrennen oder verbrühen.

Merke: Küchenutensilien sollten immer außer Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. Ein Herdschutz kann helfen, die Drehknaufe am Herd vor Kinderhänden abzuschirmen, sodass Kinder den Herd nicht versehentlich anschalten können. Auch verhindern solche Gitter, dass Kinder Töpfe, Pfannen oder Kessel vom Herd herunterziehen können.

Zu Hause für Kindersicherheit sorgen

Die Welt noch einmal durch die rosarote Brille eines Kleinkindes sehen: Für viele ist das ein Wunsch, um der Komplexität unserer Welt zu entfliehen. Aber es sensibilisiert auch für die zahlreichen Gefahren im Haushalt. Gerade für Kleinkinder hält die Welt der Erwachsenen viel Interessantes bereit. Was für uns selbstverständlich ist, ist für kleine Kinder vielleicht ein Abenteuer. Es lohnt sich daher, immer mal die Perspektive der Kleinen einzunehmen.

Weitere Informationen darüber, welche konkreten Gefahren in welchem Wohnraum lauern und wie man mit einfachen Mitteln das eigene zu Hause kindersicher machen kann, bietet dieser umfangreiche Ratgeber.

Und um die Kindersicherheit zu erhöhen und für mögliche Folgen von Unfällen im Haushalt gewappnet zu sein, empfehlen wir allen werdenden Eltern unbedingt einen Erste-Hilfe-Kurs.

Titelbild © Gustavo Fring (Pexels)

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel ist Patchwork-Dad von drei Kindern, die eigene Tochter Mika ist im April 2012 geboren. Der Hamburger ist Online-Publisher und betreibt neben Daddylicious auch das "NOT TOO OLD magazin" inklusive Podcast. Außerdem schreibt er für ein paar Zeitschriften und Magazine und hilft Kunden und Agenturen als Freelance Consultant. Nach dem Job entspannt er beim Laufen oder Golf.

Beliebte Beiträge