Bücher für Kinder

Buchtipp für Kinder ab 4 Jahren: „Der Biber mag den Otter lieber“

Doppelseite Der Biber mag den Otter lieber Andrea Stegmaier c Fischer Sauerlaender min 1

Was macht ein Schwein aus dem Westerwald als Ballerina in Köln? Warum zieht ein Pony aus Norddeutschland lieber als Wildpferd in die Mongolei? Und wie kommt es, dass Biber Billy nicht wie erwartet eine Biberfrau küsst, sondern Otter Otto?

Antwort: Weil es sich gut anfühlt. Weil sie es wollen und weil Vielfalt, Liebe und Diversität nicht laut und rebellisch daherkommen müssen, sondern auch mit einem Reim, einem Augenzwinkern und einem liebevollen Blick erzählt werden können.

„Der Biber mag den Otter lieber“ von Andrea Schomburg ist ein kluges, poetisches und charmantes Kinderbuch, das Kindern ab 4 Jahren (und ihren Eltern!) zeigt, wie erfüllend es sein kann, anders zu sein und wie bunt und schön das Leben wird, wenn wir Vielfalt zulassen. Das gereimte Bilderbuch sendet leise eine starke Botschaft und ist somit perfekter Stoff für eine Vater-Kind-Vorlesezeit.

Kleine Reime, große Botschaft

In Andrea Schomburgs neuem Bilderbuch dreht sich alles um Tiere, die ihren ganz eigenen Weg gehen und sich dabei weder von gesellschaftlichen Erwartungen noch von traditionellen Rollenbildern aufhalten lassen. Die kurzen Geschichten sind vollständig gereimt, was sie besonders eingängig und vorlesefreundlich macht. Dabei verzichtet die Autorin auf den pädagogischen Zeigefinger. Die Botschaft kommt ganz von selbst.

Der Hahn lässt sich federn, die Henne übernimmt das Wecken. Biber Billy liebt Otter Otto, nicht Biberdame Bea. Schwein Wutz verlässt den Stall, um auf der Bühne Pirouetten zu drehen. Und Pony Connie zieht es in die weite Welt. Was alle Geschichten eint: Sie machen Mut, zu sich selbst zu stehen. Auch wenn das vielleicht nicht dem entspricht, was andere erwarten.

Ein Ja zum Anderssein

Viele Kinderbücher versuchen mittlerweile, wichtige Themen wie Diversität, Gleichberechtigung, Toleranz oder auch queere Identitäten zu vermitteln. Manche gehen dabei eher subtil vor, andere hauen mit dem moralischen Holzhammer drauf. Andrea Schomburg findet hier den smarten Mittelweg: unaufgeregt, liebevoll und humorvoll.

Die Tiere handeln nicht aus Trotz oder Provokation, sondern weil es sich richtig anfühlt. Und sie treffen auf eine Welt, die das – mit wenigen Ausnahmen – annimmt. Die Biber-Oma zum Beispiel, die den gleichgeschlechtlichen Kuss mit einem trockenen „Wenn sie sich lieben – warum nicht!“ kommentiert, statt empört mit der Pfote zu wedeln. Es ist dieser selbstverständliche Umgang mit Vielfalt, der dem Buch seine Stärke verleiht.

Bilder, die Geschichten weitererzählen

Neben dem gereimten Text lebt das Buch auch von den liebevollen Illustrationen von Andrea Stegmaier. Ihre Bilder sind farbenfroh, detailverliebt und tragen die Geschichten weiter, ohne sie zu überfrachten. Die Tierfiguren wirken sympathisch und lebendig und vor allem authentisch.

Kinder erkennen sofort, dass hier Tiere nicht „lustig verkleidet“ werden, sondern ernst genommen in ihren Rollen. Und genau das brauchen sie, um sich selbst mit ihren kleinen und großen Eigenheiten wiederzuerkennen.

Warum Väter (mehr) vorlesen sollten

Natürlich ist „Der Biber mag den Otter lieber“ ein Buch für alle Eltern und Kinder. Aber gerade Väter sollten sich diesen Titel ganz oben auf den Stapel legen. Warum? Weil gemeinsames Lesen mehr ist als nur Beschäftigung.

Studien zeigen: Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, entwickeln einen größeren Wortschatz, mehr Empathie und ein besseres Verständnis von sich selbst und ihrer Umwelt. Und wenn Väter das übernehmen, wirkt das besonders stark.

Denn oft sind es immer noch die Mütter, die im Alltag häufiger vorlesen. Dabei wirkt es auf viele Kinder stärkend, wenn auch der Papa sich Zeit nimmt, sich mit ihnen auf die Couch kuschelt, Reime vorträgt, Fragen beantwortet und vielleicht sogar gemeinsam lacht, wenn ein Biber einen Otter küsst.

Gute Bücher bauen Brücken zwischen Themen und Menschen. Und wenn du deinem Kind zeigst, dass du solche Geschichten genauso wertschätzt wie eine Ritterburg oder ein Feuerwehrbuch, dann lernt es: Alle Geschichten sind wertvoll. Und alle Lebenswege auch.

Ein starkes Zeichen zur richtigen Zeit

In Zeiten, in denen gesellschaftliche Gräben wieder aufreißen, Toleranz nicht überall selbstverständlich ist und Kinder oft früh mit starren Rollenbildern konfrontiert werden, ist „Der Biber mag den Otter lieber“ mehr als ein Kinderbuch: Es ist ein leises, poetisches Statement.

Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit einem Lächeln. Und mit viel Raum für Gespräche. Denn ja, dein Kind wird dich vielleicht fragen: „Papa, können zwei Jungs sich wirklich küssen?“ Und du kannst sagen: „Ja. Und sie können sich auch lieben.“ Und dann lest ihr weiter. Ganz einfach.

Fazit: Ein Buch, das Mut macht – für Kinder und Eltern

Mit gerade einmal 32 Seiten gelingt es Andrea Schomburg und Andrea Stegmaier, eine Welt zu erschaffen, in der alles Platz hat: Träume, Vielfalt, Liebe und ein bisschen Rebellion gegen das, was vermeintlich „normal“ ist.

„Der Biber mag den Otter lieber“ ist ein Buch für Kinder ab 4 Jahren, aber es spricht alle Generationen an. Und es erinnert uns daran, dass wir nicht laut sein müssen, um etwas zu verändern. Manchmal reicht ein Reim. Oder ein Kuss zwischen einem Biber und einem Otter.

Buchinfo auf einen Blick

  • Titel: Der Biber mag den Otter lieber
  • Autorin: Andrea Schomburg
  • Illustration: Andrea Stegmaier
  • Verlag: Rotfuchs / Fischer Sauerländer
  • ISBN: 978-3-7571-0207-4
  • Seitenzahl: 32
  • Erscheinungstermin: 28. Mai 2025
  • Altersempfehlung: ab 4 Jahren

Hier findet ihr weitere tolle Buchtipps für Kinder und auch Lesestoff für Väter.

Shares:
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Die folgenden im Rahmen der DSGVO notwendigen Bedingungen müssen gelesen und akzeptiert werden:

Durch Abschicken des Formulares wird dein Name, E-Mail-Adresse und eingegebene Text in der Datenbank gespeichert. Für weitere Informationen wirf bitte einen Blick in die Datenschutzerklärung.