Familienleben

Wenn die Seele leidet – Warum JugendNotmail für Kinder so wichtig ist

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Wenn wir an unsere eigene Kindheit zurückdenken, dann waren wir aus heutiger Sicht nahezu sorgenfrei und durften als Kinder einfach Kinder sein. Heute klingt das fast wie ein Märchen. Denn was viele von uns Erwachsenen verdrängen, spüren unsere Kinder umso deutlicher: Die Welt ist in Aufruhr. Klimakrise, Kriege, Inflation, Leistungsdruck in der Schule, Mobbing in der digitalen Welt, die Liste an Herausforderungen und Einflüssen ist ziemlich lang. Und die psychischen Folgen sind alarmierend.

Laut der aktuellen COPSY-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf leidet mittlerweile jedes fünfte Kind oder jeder fünfte Jugendliche in Deutschland unter psychischen Problemen. Ängste, Depressionen, Selbstzweifel, Einsamkeit – oft bleiben diese Sorgen im Verborgenen. Nicht jedes Kind spricht mit seinen Eltern. Nicht jedes Kind hat überhaupt jemanden, dem es sich anvertrauen kann.

Doch genau hier setzt ein Angebot an, das wir als Eltern kennen sollten: JugendNotmail.

Reden hilft – auch per Mail

Seit über 20 Jahren ist JugendNotmail ein digitaler Rettungsanker für junge Menschen. Kostenlos. Anonym. Und vor allem: niedrigschwellig. Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche ganz ohne bürokratische Hürden Hilfe bekommen, nämlich per Mail oder Chat, also genau dort, wo sie sich ohnehin am meisten aufhalten: im Netz.

Das ist kein oberflächliches Frage-Antwort-Spiel wie bei vielen Chatbots. Bei JugendNotmail sitzen echte Menschen am anderen Ende , insbesondere ausgebildete Fachkräfte, die sich Zeit nehmen, die empathisch zuhören und die Ratsuchenden ernst nehmen. Viele von ihnen sind Psycholog*innen oder Sozialpädagog*innen, manche mit langjähriger Erfahrung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Sie schenken Vertrauen, wo oft Misstrauen herrscht und wissen, welche Fragen sie stellen müssen und wie sie in einer Notsituation helfen können. Das tun sie mit großem Engagement, oft sogar ehrenamtlich.

Wenn Kinder nicht mehr weiterwissen

Kinder und Jugendliche schreiben nicht, weil ihnen langweilig ist. Sie schreiben, weil sie nicht mehr weiterwissen. Weil sie unter Druck stehen. Weil sie verletzt wurden. Oder weil sie einfach jemanden brauchen, der ihnen sagt: „Du bist nicht allein.“

Die Themen, mit denen sich Jugendliche an JugendNotmail wenden, sind vielfältig und oft erschütternd: Gewalt in der Familie, Selbstverletzung, Essstörungen, Suizidgedanken, Identitätskrisen, Mobbing in der Schule oder im Netz. Gerade Letzteres ist in den vergangenen Jahren ein riesiges Thema geworden. Wo früher der Schulhof endete, beginnt heute das Internet. Und die Angriffe hören dort oft nicht auf, sondern verstärken sich.

Jugendliche, die sich an JugendNotmail wenden, finden dort einen geschützten Raum. Niemand muss den echten Namen nennen. Niemand wird verurteilt. Und niemand muss gleich alles erzählen. Manchmal reicht es, erst mal „Hallo“ zu sagen. Und zu wissen: Da ist jemand. Ich werde gehört.

Was Eltern wissen sollten

Als Eltern haben wir oft den Wunsch, unsere Kinder vor allem zu beschützen. Doch wir sind keine Gedankenleser. Selbst in stabilen Familienverhältnissen kann es vorkommen, dass Kinder seelisch leiden, ohne das wir es merken. Oder wir Eltern bekommen es erst mit, wenn es eigentlich schon zu spät ist.

Deshalb ist es wichtig, Alternativen zu bieten. Angebote wie JugendNotmail sind keine Konkurrenz zu elterlicher Fürsorge, sie sind eine sinnvolle Ergänzung. Denn manchmal fällt es Kindern leichter, sich einer außenstehenden Person anzuvertrauen. Jemandem, der nicht wertet, nicht schimpft und nicht sofort Lösungen präsentiert, sondern erst einmal einfach zuhört.

Wichtig ist: JugendNotmail ist kein Notruf wie etwa die 112. Wer akut in Gefahr ist, braucht sofortige Hilfe vor Ort. Aber als dauerhafte Begleitung bei psychischer Belastung oder in schwierigen Phasen kann die Online-Beratung enorm helfen, oft auch als Türöffner für weitere Schritte.

Ein zeitgemäßes Angebot in einer digitalen Welt

Was JugendNotmail so stark macht, ist die Verbindung aus Professionalität, Empathie und digitaler Nähe. Kinder und Jugendliche müssen sich nicht verstellen. Sie können ihre Sorgen im eigenen Tempo formulieren. Sie bestimmen selbst, wann sie schreiben, wie viel sie sagen und ob sie überhaupt weiterschreiben möchten.

Die Beratung erfolgt schriftlich, was viele Jugendlichen hilft, weil sie dadurch mehr Kontrolle über das Gespräch haben. Sie können Formulierungen überdenken, sich Zeit lassen, sich nach dem Schreiben besser fühlen. Und sie können immer wieder zurückkehren. Manche tun das über Wochen oder Monate hinweg, andere nur ein einziges Mal. Beides ist okay.

Und wer hilft den Helfenden?

Die steigende Zahl an Beratungsanfragen bringt das Team von JugendNotmail zunehmend an die Grenzen der Kapazitäten. Deshalb sucht die Organisation laufend neue ehrenamtliche Berater*innen, vor allem aus den Bereichen Psychologie, soziale Arbeit oder Pädagogik. Wer also in diesem Bereich arbeitet und über freie Ressourcen verfügt, kann sich engagieren und viel bewirken.

Aber auch wir als Eltern können unterstützen: Indem wir über solche Angebote sprechen und indem wir sie bekannter machen, zum Beispiel in der Schule, im Freundeskreis oder im Sportverein. Indem wir nicht die Augen verschließen, wenn wir merken, dass es einem Kind im Umfeld schlecht geht, sondern Tipps weitergeben und erzählen, wo man Hilfe bekommen kann.

Was können Väter konkret tun?

Vielleicht fragst du dich gerade, was du als Vater tun kannst, außer den Link weiterzugeben. Die Antwort ist einfach: Sei für dein Kind ansprechbar und präsent. Nicht immer verfügbar, nicht immer perfekt, aber offen. Interessiere dich ehrlich für dein Kind. Und nimm Sorgen ernst, auch wenn du sie im ersten Moment vielleicht nicht nachvollziehen kannst.

Und wenn du das Gefühl hast, dass du dein Kind gerade nicht erreichst, dann darfst du auch Hilfe von außen zulassen. JugendNotmail ist genau dafür da.

Fazit: Besser reden als schweigen

Unsere Kinder wachsen in einer Welt auf, die vieles von ihnen fordert. Wir können ihnen nicht jede Herausforderung abnehmen. Aber wir können dafür sorgen, dass sie mit ihren Ängsten und Sorgen nicht allein bleiben. JugendNotmail ist ein starkes Instrument auf diesem Weg: digital, niedrigschwellig, kostenlos und voller Menschlichkeit.

Mach dein Kind auf das Angebot aufmerksam, wenn du glaubst, dass es offen dafür ist. Ohne Druck, aber mit dem Wissen: Es ist okay, sich Hilfe zu holen.

Und vielleicht ist es gerade diese Botschaft, die in unserer Zeit am meisten zählt.

Mehr Infos zu JugendNotmail
Website: www.jugendnotmail.de
Instagram: @jugendnotmail
TikTok: @jugendnotmail
App: Google / Apple

Das Angebot ist kostenlos, anonym und richtet sich an alle jungen Menschen bis 20 Jahre. Beratung per Mail oder Chat.

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