Ähnliche Beiträge

InterviewsInterview mit Bernd-das-Brot-Erfinder Tommy Krappweis

Interview mit Bernd-das-Brot-Erfinder Tommy Krappweis

Im Rahmen unserer Interview-Serie bekommen wir immer wieder mal interessante und prominente Väter vor das Mikrofon. Tommy Krappweis ist so einer. Vielleicht könnt Ihr den Namen nicht sofort zuordnen. Aber wenn ich Euch verrate, dass er der lustige Lockenkopf aus „RTL Samstag Nacht“ war, der neben Wigald Boning, Olli Dittrich, Mirco Nontschew und der scharfen Esther Schweins zu sehen war, dann müsstet Ihr ihn sofort einordnen können. Und er kann noch viel mehr, denn er macht Musik, hat mehrere Bücher verfasst, stand schon häufig hinter der Kamera, hat einen Helden Eurer Kinder erfunden und hat es mit einem seiner Bücher aktuell ins Kino geschafft. Bei Tommy Krappweis dreht sich sehr viel um Kinder. Daher freuen wir uns auf seine Antworten.

Hier sind die 11 Antworten von Tommy Krappweis

1. Ihr habt zu dritt das Brot namens Bernd erfunden. Welche bewusstseinserweiternden Substanzen waren da im Spiel?
Wir wollten etwas machen, was sonst bisher niemand gemacht hat. Und ein schlecht gelauntes, eckiges Dings mit viel zu kurzen Armen fürs Kinderfernsehen gab’s bislang noch nicht. Wer hätt’s gedacht… Wir sind tatsächlich recht drogenfrei in der Ideenfindung. Wenn Du ein Format fürs Fernsehen erfinden willst, hilft es nicht sonderlich, dass Du gerade jetzt alle kosmischen Fragen mit drei Farben und einem Wiesel erklären könntest.

2. Wie lebt es sich so als Grimme-Preis-Träger? Und was sagt Bernd dazu?
Über den Grimmepreis hatten wir damals immer gescherzt: „Entweder es wird ein Flop oder wir kriegen nen Grimmepreis.“ Ich bin sehr froh, dass es letzteres wurde, Bernd sieht das leider genau anders herum.

bernd passbild100 v tlarge169 w 600 zc be147c57

3. Du hast bereits in der dritten Klasse ein Theaterstück geschrieben. Wie ist „Pumuckl und die Grippetabletten“ so gelaufen?
Wahre Geschichte: Vor etwa drei Jahren sprach mich jemand auf der Straße an und zwar weder wegen RTL Samstag Nacht, noch wegen Bernd das Brot oder Mara. Er sagte: „Ey, hast DU nicht damals bei unserer Abschlussfeier in der Grundschule den Pumuckl gespielt?“ Ich nickte freundlich und leicht gönnerhaft und wollte gerade erklären, dass das sozusagen der Grundstein für… Doch er unterbrach mich: „Alter, das war richtig scheisse! Damit hast Du uns allen den Tag versaut, wir fanden es so peinlich!“ und ließ mich stehen. Soviel dazu.

4. Apropos Grippe. Die Nation ist in Sachen Grippeimpfung ja geteilter Meinung. Wie stehst Du zu dem Thema?
Ich bin zunächst ganz generell Impfbefürworter bei Masern und dergleichen und halte das für eine große menschliche Errungenschaft. Und so wie die Impfgegner uns Impfbefürworter für fehlgeleitete Volldeppen halten, würde ich meinerseits auch die Impfgegner betiteln. Manchmal würde ich es ihnen auch gern auf die Stirn stempeln und nicht unbedingt mit Kartoffeldruck.

Zur Grippeimpfung im Speziellen: Dass nun wohl vorrangig ein anderer Grippestamm die Runde macht, als der, gegen den geimpft wurde ist nicht die Schuld der Impfung. Ich hatte erst vor Kurzem eine brutale Grippe und hab mich in den Arsch gebissen, dass ich nicht geimpft war. Dieses Elend hätte ich mir gern erspart und nächstes Jahr bin ich wieder dabei.

5. Du hast Deinen ersten Fantasyroman geschrieben. Was unterscheidet Mara und der Feuerbringer von den anderen erfolgreichen Romanen?
Zunächst mal ist es bislang wohl der einzige Fantasyroman, der mit wissenschaftlicher Unterstützung entstand und bei dem jede Kleinigkeit aufwändig recherchiert ist. Es geht nämlich um die nordisch-germanische Mythologie, also eine Religion die tatsächlich hier mal gelebt wurde.

Zum anderen trieb mich da das gleiche um wie bei Bernd das Brot und eigentlich allen Dingen, die wir in der bumm film so erfinden: Das, was es schon gibt, brauchen nicht auch wir noch zu machen. Also habe ich mit Mara eine junge, pubertierende, von der Welt genervte, überforderte Antiheldin platziert, die an einem sonnigen Nachmittag am liebsten unter der Bettdecke Musik hört und überhaupt keine Ambitionen hat, mal sowas wie Germanys Next Topmodel zu werden.

Als sie dann erfährt, dass sie wohl eine germanische Seherin ist, geht sie nicht ins Seherinnen-Camp in Walhall, sondern sie googlet. Und als sie im zweiten Band der Trilogie drei böse Feen aufhalten soll, rammt sie einen Stab in den Boden und ruft: „Du kommst hier nicht vorbei!“ In der Hoffnung, dass das irgendwie funktioniert. Was es auch tut, aber eben nur irgendwie – und das ist für mich und die Leser ein großer Spaß. Zusammenfassend ist es die Mischung aus diesem Thema, der zweifelnden Hauptfigur und dem Humor, was die Trilogie wie auch den Film zu etwas besonderem macht.

Tommy Krappweis am Filmset

6. Welche Figur ist deine Lieblingsfigur?
Zunächst mal muss es Mara sein, weil sehr viel von mir als Kind in ihr steckt. Dann ist es Professor Weissinger, im Film gespielt von Jan Josef Liefers, dessen kindliche Begeisterung wie auch seinen Hang zur Ironie ich sehr mag. Und im zweiten und dritten Band das bösartige Eichhörnchen Ratatösk, welches mir beim Schreiben viel Spaß gemacht hat.

7. Verarbeitest Du in einem solchen Roman auch private Erlebnisse? Auf welche Passagen sollten die Leser/Zuschauer besonders achten?
Das Buch wie auch der Film ist voll mit Dingen aus meinem Leben und würde den Rahmen des Interviews sprengen. Was aber auf eine ganz besondere Weise mit mir verlinkt ist, sind die vielen Mara-Fans, die uns als Statisten in historischer Gewandung ausgeholfen haben für eine aufwändige Szene mit einem Lindwurm in der Münchner Residenz.

Achtet mal auf die Performance dieser knapp hundert Leute, wie unfassbar großartig die gespielt haben, wie sie sich übereinander werfen und das bis in die hinterste Reihe. Ich kenne die alle persönlich von Lesungen, Auftritten auf Conventions und Mittelaltermärkten und bin immer noch total begeistert von dieser Leistung. Das hätten wir mit herkömmlichen Statisten niemals so hinbekommen.

8. Warum sollte ein Vater mit seinem Kind in Deinen Film gehen?
Weil wir sehr viel mehr bieten, als man in diesem Segment sonst so gewohnt ist. Die Jüngeren werden Spaß an dem puren Abenteuer und vielen Gags haben, die etwas Älteren erkennen Themen aus ihrer Schule wie Mobbing oder dass Eltern ab einem gewissen Alter einfach nerven, weil es eben nicht immer nur „die Pubertät“ ist. Die Eltern werden sich speziell an den Pointen von Professor Weissinger und an der Doppelbödigkeit des Themas freuen.

Letztendlich kommen Kids wie Erwachsene auch noch schlauer aus dem Film, als sie reingelaufen sind: Denn man erfährt ganz nebenbei, welche drei Wochentage nach germanischen Göttern benannt sind, dass mit dem allseits bekannten Wikingerhelm etwas nicht ganz stimmt und ganz nebenbei entreißen wir noch den Nazis die Deutungshoheit über unser gemeinsames kulturell-historisches Erbe. Wir haben also eine Menge zu bieten und haben alles getan, um diesen Film zu etwas ganz Besonderem zu machen.

9. SpongeBob macht es erfolgreich vor. Wann gibt es den Bernd-das-Brot-Film?
Bernd das Brot ist so gut wie immer abrufbar per TV und Web. Um mit ihm den Sprung ins Kino zu machen, muss es einen sehr guten Grund geben. Und dieser kann nur in der Story liegen. Wir haben insgesamt 47 Drehbuchversionen geschrieben und keine war uns bisher gut genug. Wir schreiben so lange weiter, bis wir alle sagen „Hell yes, das müssen wir jetzt einfach machen!“ Und dann machen wir das.

10. Was macht für Dich einen guten Vater aus?
Dass er Augen und Ohren aufmacht und sein Kind als Mensch ernst nimmt.

11. Nenne drei Dinge, die Du als Vater gerne zusammen mit Deinen Kindern machen möchtest?
zusammen Lego bauen, gemeinsam Musik machen und entsprechend des Alters Filme ansehen die mich geprägt haben.

Besten Dank an Tommy Krappweis für die spannenden Einblicke. Und Euch viel Spaß im Kino bei „Mara und der Feuerbringer“. Mittlerweile sind diverse Bücher von Tommy Krappweis erschienen, zum Beispiel hier:

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel ist Patchwork-Dad von drei Kindern, die eigene Tochter Mika ist im April 2012 geboren. Der Hamburger ist Online-Publisher und betreibt neben Daddylicious auch das "NOT TOO OLD magazin" inklusive Podcast. Außerdem schreibt er für ein paar Zeitschriften und Magazine und hilft Kunden und Agenturen als Freelance Consultant. Nach dem Job entspannt er beim Laufen oder Golf.

Beliebte Beiträge