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Sommer, Sonne, Screentime – Wie du in den Ferien gute digitale Inhalte findest

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Sommerferienzeit ist Familienzeit und für die meisten Kinder auch eine erweiterte Bildschirmzeit. Während sich viele Väter auf gemeinsame Ausflüge, Urlaube oder chillige Nachmittage im Garten freuen, steigen gleichzeitig die täglichen Stunden am Smartphone oder Tablet ihrer Kinder dramatisch an. Eine neue Umfrage des digitalen Zeitschriftenanbieters Readly zeigt: Eltern wollen zwar gegensteuern, wissen aber oft nicht wie.

Sieben Stunden täglich – Ferienzeit ist Screentime

Laut OECD verbringen Kinder und Jugendliche in Deutschland durchschnittlich fast sieben Stunden täglich vor dem Bildschirm. In den Ferien, wenn Schule und feste Routinen wegfallen, wächst dieser Wert oft weiter. Gerade bei den etwas älteren Kindern besonders beliebt sind YouTube, TikTok und Instagram. Soziale Medien, die zwar unterhalten, aber selten wirklich bilden. Das Problem: 55 Prozent der Eltern setzen Zeitlimits, aber nur fünf Prozent schlagen ihren Kindern aktiv sinnvolle Alternativen vor.

Viele Familien erleben dabei einen klassischen Zielkonflikt: Einerseits will man die Kinder nicht dauerhaft vor dem Bildschirm „parken“, andererseits fehlen im Alltag oft die Nerven oder Ideen, um digitale Medienzeit aktiv zu gestalten. Das Ergebnis: Mediennutzung passiert häufig nebenbei, ohne Konzept und ohne Mehrwert.

Nicht die Zeit, sondern die Qualität zählt

„Bei der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen allein auf die Bildschirmzeit zu achten, greift zu kurz“

sagt Martin Drechsler, Geschäftsführer des Vereins FSM, der sich mit dem Jugendmedienschutz beschäftigt. „Entscheidend ist, wie und wozu Online-Medien genutzt werden, etwa zum Spielen, zur sozialen Teilhabe oder zur Information.

Kurz gesagt: Nicht alles Digitale ist schlecht. Aber nicht alles Gute ist leicht zu finden. Und das ist auch das Dilemma vieler Väter: Sie wissen, dass es gute Inhalte gibt. Aber im Dschungel aus Apps, Clips und Plattformen fehlt ihnen oft der Überblick. Und noch häufiger fehlt schlicht die Zeit, sich durch alles durchzuklicken und gemeinsam mit dem Kind zu kuratieren, was sinnvoll ist.

Medienerziehung als Vateraufgabe? Na klar. Aber wie?

Viele Männer erleben ihre Rolle als Vater heute aktiv, präsent und engagiert, besonders in Bereichen wie Ernährung, Sport oder Bildung. Bei Medienfragen hingegen überlassen viele das Feld (bewusst oder unbewusst) der Mutter oder der Schule. Dabei ist Medienerziehung ein echtes Vaterthema: Technikverständnis, Spaß an digitalen Gadgets und Gaming-Expertise, all das ist oft im väterlichen Repertoire vorhanden.

Was fehlt, ist die Brücke zu altersgerechten Inhalten, die über Unterhaltungswert hinausgehen. Denn klar: Gemeinsam ein YouTube-Video schauen oder ein FIFA-Spiel zocken ist schnell gemacht. Aber wie wäre es mal mit einer Wissens-App, einem digitalen Detektivspiel oder einem interaktiven Tiermagazin?

Digitaler Flickenteppich: Eltern suchen Orientierung

Die Umfrage zeigt, dass Eltern ihre Verantwortung durchaus erkennen. 61 Prozent sehen sich selbst in der Pflicht, digitale Kompetenzen zu vermitteln. Doch zwischen Anspruch und Realität klafft eine Lücke. Viele wissen schlicht nicht, welche Inhalte für ihre Kinder wirklich geeignet sind. Oder sie fühlen sich von Algorithmen, Werbung und In-App-Käufen überfordert.

Viele Eltern wünschen sich digitale Angebote, die nicht durch Werbung oder Algorithmen gesteuert sind“, erklärt Marie-Sophie von Bibra, Geschäftsführerin DACH bei Readly. „Gerade in den Ferien kann eine ruhigere, inhaltsbasierte Nutzung von Medien eine sinnvolle Ergänzung sein.

Tatsächlich ist das Angebot an werbefreien, kuratierten Inhalten in den letzten Jahren gewachsen, doch sie müssen auch bekannt gemacht werden. Wer nicht gezielt danach sucht, landet schnell wieder im üblichen Karussell aus Shorts, Reels und werbeunterstützten Videos.

Digital mit Substanz – Empfehlungen aus der Praxis

Hier kommen digitale Inhalte ins Spiel, die über bloßes Entertainment hinausgehen:

  • Kindermagazine wie „Dein Planet“, „Geolino Mini“ oder „National Geographic Kids“, die komplexe Themen kindgerecht aufbereiten und über Readly oder andere Plattformen zugänglich sind.
  • Lern-Apps wie ANTON oder Lazuli, die mit kleinen Gamification-Elementen für Motivation sorgen, aber ohne versteckte Kosten oder Werbung auskommen.
  • Kinder-Podcasts wie „Kikifax“, „Die Maus zum Hören“ oder „Karl der kleine Detektiv“, die Wissen, Fantasie und Sprache fördern und daher perfekt für lange Autofahrten oder ruhige Nachmittage geeignet sind.
  • Die ARD-Mediathek für Kinder mit Sendungen wie „Wissen macht Ah!“, „Checker Tobi“ oder „Die Sendung mit der Maus“, die Eltern sogar aus ihrer eigenen Kindheit kennen.

Das Wichtigste: Viele dieser Inhalte lassen sich gemeinsam entdecken. Ein Magazinartikel über Delfine wird spannender, wenn Papa gleich seine alten Urlaubsfotos von der Bootstour auf den Azoren dazuholt.

Rituale statt Regeln: Medienzeit neu denken

Anstatt immer nur zu begrenzen und zu verbieten, lohnt es sich, feste Rituale rund um Medienzeit zu schaffen: Eine halbe Stunde digitale Entdeckungsreise nach dem Mittagessen mit klarer Auswahl der Inhalte und vielleicht sogar gemeinsamem Erlebnis. Papa liest mit, kommentiert, stellt Fragen. Klingt nach Aufwand? Klar. Aber genau das macht den Unterschied.

Wer es schafft, Medienzeit nicht als Notlösung, sondern als bewusst gestalteten Teil des Tages einzubauen, gewinnt langfristig: Die Kinder lernen, kritisch mit Inhalten umzugehen, erleben digitale Medien als Bildungs- statt nur Konsuminstrument und Eltern behalten das Gefühl von Kontrolle.

Ein Beispiel aus dem Alltag: Statt am Nachmittag einfach „irgendwas zu schauen“, können Kinder aus einer Vorauswahl wählen. Montag: Podcast. Dienstag: digitale Lesestunde. Mittwoch: interaktives Wissensquiz. Donnerstag: Kreativzeit mit Mal- oder Musik-Apps. Freitag: gemeinsames Video mit Papa. Klingt organisiert und ist es auch, bringt aber Ruhe rein.

Vorbildfunktion: Was du selbst machst, zählt doppelt

Was in Sachen Ernährung gilt, gilt auch bei Medien: Kinder orientieren sich am Verhalten der Eltern. Wenn Papa beim Frühstück auf sein Handy starrt, während er gerade TikTok verbietet, ist die Botschaft klar: Medien sind wichtig, nur eben nicht für dich. Das sorgt für Frust und Widerstand.

Besser: klare Offline-Zeiten auch für Erwachsene. Zum Beispiel: Keine Smartphones nach dem Abendessen, vielleicht stattdessen ein gemeinsames Brettspiel. Dann bleibt auch gleich die Glotze aus. Oder eine medienfreie Stunde am Wochenende. Wer mit gutem Beispiel vorangeht, kann auch mit gutem Gewissen erwarten, dass Regeln akzeptiert werden.

Die Realität ist nicht immer ideal

Natürlich läuft nicht jeder Ferientag wie geplant. Manchmal regnet es durch, der geplante Ausflug fällt ins Wasser und YouTube ist die Rettung. Auch das ist okay. Es geht nicht um Perfektion, sondern um bewusste Entscheidungen. Ein Tag voller Bildschirmzeit ist nicht schlimm, solange es am nächsten Tag auch wieder gemeinsame Zeit, Bewegung und echte Erlebnisse gibt.

Digitale Medien sind keine Gegner der Familie, sondern sie sind Werkzeuge. Es kommt nur darauf an, wie man sie nutzt.

Fazit: Screentime darf Spaß machen und gleichzeitig klug sein

Digitale Medien sind aus dem Familienalltag nicht mehr wegzudenken. Das ist weder schlimm noch bedrohlich, solange wir als Eltern die Inhalte bewusst wählen. Die Frage ist nicht: Wie viele Minuten darf mein Kind heute schauen? Sondern: Was sieht, liest oder hört es da eigentlich?

Statt TikTok-Challenges und Dauerberieselung helfen kindgerechte Magazine, Lern-Apps oder Audioformate, den Horizont zu erweitern. Und Väter, die dabei mitmachen, erleben oft selbst etwas Neues, ganz ohne Bildschirmfrust.

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