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RatgeberErnährungExpertenrunde Kinder-Ernährung: Generell gesunde oder ungesunde Lebensmittel gibt es nicht

Expertenrunde Kinder-Ernährung: Generell gesunde oder ungesunde Lebensmittel gibt es nicht

Früh übt sich, wer gesund essen und leben will. Die Ernährungsexpertinnen Sonja Fahmy und Prof. Ulrike Arens-Azevedo haben uns verraten, worauf es beim Essen zuhause und bei der Verpflegung der Kinder in Kita und Schule ankommt.

DADDYlicious: Frau Fahmy, Sie sind bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) Expertin in Sachen Kita- und Schulverpflegung. Worauf sollten Eltern bei der Ernährung ihrer Kinder achten?

Sonja Fahmy: Für ein gesundes Ernährungsverhalten ist es wichtig, dass Kinder mit Genuss und Freude essen. Darüber hinaus kommt es auf ein ausgewogenes Speisenangebot an. Täglich Gemüse und Obst, ab und zu Fleisch und Fisch, nach Möglichkeit Getreideprodukte aus Vollkorn. Als Getränk ist Wasser die erste Wahl. Eltern sollten die Vielfalt der Lebensmittel nutzen, damit Kinder die große Geschmacksvielfalt kennenlernen.

DADDYlicious: Das klingt ja gut, aber was kann ich tun, wenn mein Kind gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse einfach „doof“ findet?

Sonja Fahmy: Kinder sind oft wählerisch und lehnen einzelne Lebensmittel auch einmal ab. Oft hat es damit zu tun, dass sie den Geschmack nicht kennen. Warum also nicht einfach mal die Kinder in die Zubereitung miteinbeziehen und sie z. B. selbst schnippeln lassen? So probieren sie das „doofe“ Gemüse vielleicht doch. Und wenn nicht, gilt die Devise „Ruhe bewahren“ und beim nächsten Mal einfach wieder anbieten. Auf keinen Fall sollte Essen zum Stressfaktor werden. Sonst gehen Freude und Genuss verloren.

DADDYlicious: Pommes, Spaghetti und Schnitzel sind bei Kindern ja der große Renner. Muss ich dabei als Vater ein schlechtes Gewissen haben?

Sonja Fahmy: Wie gesagt, es kommt darauf an, dass das Speisenangebot abwechslungsreich und ausgewogen ist. Generell gesunde oder ungesunde Lebensmittel gibt es nicht. Fleisch, Wurst, Eier und Frittiertes essen Kinder jedoch genau wie Erwachsene am besten in Maßen.

DADDYlicious: Was kann ich denn als Vater tun, um mein Kind für ein ausgewogenes und gesundes Essen zu begeistern?

Sonja Fahmy: Begriffe wie „gesund“ oder „krank“ sind für Kinder kaum greifbar und motivieren sie deshalb auch nicht, bestimmte Lebensmittel zu essen. Stattdessen können sich Eltern ihre Neugierde zu Nutze machen. Wenn schon die Kleinsten bei der Zubereitung einfacher Speisen helfen, können sie Lebensmittel mit allen Sinnen entdecken und einen vielseitigen Geschmack ausbilden. Davon abgesehen, sind Väter natürlich wichtige Vorbilder – auch in Sachen ausgewogener Ernährung.

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„Eltern sollten mit ihren Kindern über das Speisenangebot sprechen“

DADDYlicious: Frau Prof. Arens-Azevedo, als Wissenschaftlerin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW) sagen Sie, dass das Essverhalten in der Kindheit maßgeblich geprägt wird. Welche Rolle spielt dabei ein ausgewogenes Kita- und Schulessen?

Prof. Arens-Azevedo: Eine sehr große, das zeigen allein schon die Zahlen: Über zwei Millionen Kinder nahmen 2015 ihr Mittagessen in der Kita ein. Im Schuljahr 2013/2014 wurden über 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler im Ganztag unterrichtet, diese können in den Schulen auch zu Mittag essen.

DADDYlicious: Und wie ist es um die Essensqualität an Kitas und Schulen bestellt?

Prof. Arens-Azevedo: Unsere Studien haben gezeigt, dass den meisten Einrichtungen ein gesundes Speisenangebot wichtig ist. Die DGE-Qualitätsstandards werden aber insgesamt noch zu wenig berücksichtigt.

DADDYlicious: Was heißt das konkret?

Prof. Arens-Azevedo: Ganz einfach gesagt kommt immer noch zu häufig Fleisch oder Wurst, und zu selten Fisch, Gemüse, Salat und Rohkost auf den Tisch.

DADDYlicious: Das klingt einleuchtend. Können wir Eltern denn etwas tun, damit das Kita- und Schulessen noch besser wird?

Prof. Arens-Azevedo: Natürlich! Als Erstes sollten Sie sich für das Speisenangebot an der Kita oder Schule ihrer Kinder interessieren und mit ihnen darüber sprechen. Auch der Austausch mit anderen Eltern ist hilfreich. Bei Bedarf kann man das Gespräch mit Kita- oder Schulleitung suchen. Sich persönlich zu engagieren, ist in jedem Fall ein guter Weg.

DADDYlicious: Vielen Dank für das Gespräch!

Die Offensive „Macht Dampf!“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zeigt Eltern, wie sie sich für mehr Qualität in ihrer Kita und Schulmensa engagieren können. Unter www.macht-dampf.de gibt es hilfreiche Materialien zum kostenlosen Download, u.a. Essenskalender, Checklisten für das Kita- und Schulessen, Musteranschreiben für die Gründung einer Mensa AG, eine Elternbroschüre mit Ernährungstipps und die Ergebnisse der Kita- und Schulstudie. Hilfe und Beratung bieten darüber hinaus die Vernetzungsstellen für Kita- und Schulverpflegung der einzelnen Bundesländer.

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Titelbild © Karo Kujanpaa (Unsplash)
Bildquelle Infografik: Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft / „Macht Dampf!“

Mark Bourichter
Mark Bourichter
Mark Bourichter ist Vater von Henri, Baujahr 2012. Er macht seit über zehn Jahren was mit Medien. Seine Arbeiten sind mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Internationalen Deutschen PR-Preis und dem Deutschen Preis für Onlinekommunikation.

3 Kommentare

  1. Hallo Mark ,

    kurz und bündig :
    Nicht nur für mich ist dieser Beitrag sehr informativ .
    Liebe Grüsse
    Erich

  2. Ich denke mal, dass es Erektion einfach ist den kleinen beizubringen was gesundes Essen ist. Man sollte es selbst vorleben. Durchgängig gesunde Ernährung und Sport als Eltern sind Pflicht. An einem Tag der Woche gönnen wir uns dann was eher ungesundes ???

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