werbung | Autor Philip auf Testfahrt mit dem Thule Chariot Sport…
Papas lieben Fahrzeuge, Papas lieben Technik. Sobald der Nachwuchs ein neues Gefährt braucht, glüht die Internetleitung. So zumindest ergeht es mir immer – egal, ob Babyschale, Kinderwagen, Laufrad, Fahrrad oder Kettcar. Jüngst habe ich das Internet zum Thema „Fahrradanhänger“ leer gelesen.
Die Anforderungen an das Gerät: Meine Frau will damit joggen gehen, eine gute Bereifung sowie eine “Handbremse” sind also Pflicht. Ich möchte mit Kids und E-Bike auch für holprige Waldwege gut gerüstet sein, weshalb ich auf eine gefederte Hinterachse nicht verzichten kann. Und nicht zuletzt soll unser Jüngster (10 Monate alt) sein Schläfchen gemütlich in Liegeposition halten dürfen.
Gar nicht so einfach. Das Ergebnis der wochenlangen Recherche: Der Markt für Fahrradanhänger ist gewaltig gewachsen. Es gibt viele sehr gute Modelle, die in einzelnen Disziplinen herausstechen und auch optisch etwas hermachen. Aber es gibt (Stand November 2021) tatsächlich nur ein Modell, dass all unsere Anforderungen von Werk aus erfüllt: den Thule Chariot Sport.
Der Alleskönner mit Scheibenbremse, Liegeposition und Federung hat einen stolzen Preis: 1400 Euro muss man dafür hinblättern, was ihn zum teuersten Kandidaten auf dem Markt macht. Ob er sein Geld wert ist, haben wir, eine vierköpfige Familie aus dem Nürnberger Land, im Urlaub und im Alltag ausführlich getestet.
Dingdong, Post ist da!
Der Thule Chariot Sport 2 trudelt Last-Minute bei uns ein. Man könnte auch sagen: just-in-time. Die Kinder sitzen schon angeschnallt im Auto, der Kofferraum ist bis zum Dachhimmel voll bepackt für eine siebentägige Reise ins Elsass, als das gelbe Postauto um die Ecke biegt.
Die Freude ist groß, das lang ersehnte Teil bereits im Urlaub einem Härtetest unterziehen zu können. Also Kommando zurück, die Kinder wieder ins Haus bugsieren und das gut 20 Kilogramm schwere Paket über die Schwelle hieven.
Der Fahrradanhänger und seine Anbauteile sind sorgfältig und gut geschützt verpackt, nichts hat während des Transports Schaden genommen. Der Aufbau ist leicht, dauert aber, wenn man es gemütlich und mit der (nicht immer hilfreichen) Unterstützung der Kinder wagt eine knappe halbe Stunde. Theoretisch ist eine ausführlich bebilderte Anleitung dabei. In der Praxis ist das Thule-Puzzle aber selbsterklärend.
Passt der noch in den Kofferraum?
Da steht das gute Stück nun im Wohnzimmer und wir Erwachsenen drumherum. Während die Kids den “Fahrgastraum” erkunden, beschleichen uns erste Zweifel, ob das knapp einen Meter breite Teil noch irgendwie in den Kombi-Kofferraum von unserem Familienauto zu quetschen ist.
Spoileralarm: Ja, das geht! Geschuldet ist das meinem Talent für Gepäck-Tetris und nicht zuletzt dem einfachen und cleveren Klappmechanismus der Chariot-Modelle.
Die Räder an Vorder- und Hinterachse sind kinderleicht mit einem Knopfdruck demontiert, zwei weitere Knöpfe am Gestell lassen ihn “in die Knie” gehen. Zuletzt klappt man den Griff nach vorne und packt die Räder in den Innenraum. Fertig.
So schrumpft der Thule Chariot Sport 2 auf ein erstaunlich kompaktes Maß von 87x80x37 Zentimeter und passt auch ins Heck eines Mittelklassekombi.
Der erste Ausflug
“Der sieht schon schick aus”, sagt meine Frau beim Anblick des in voller Montur und Größe aufgebauten Thule Chariot Sport. In Schwarz kommt er sehr elegant, schlicht und zeitlos daher. Er ist auch in Schwarz-Gelb zu haben, für diejenigen, die es auffälliger wollen.
Seine Feuertaufe muss der Thule im Wald von Hirtzenstein bestehen, einem kleinen Naturschutzgebiet im Elsass. Der Parkplatz liegt am Hang, das Einladen der Kinder ist mit eingerasteter Feststellbremse stressfrei. Voll beladen mit kleinen Menschen (insgesamt 32 Kilo) plus Getränke und den vier Millionen Dingen, die man sonst noch so als Familie braucht, geht es 100 Meter bergauf. Dazu braucht es gute alte Muskelkraft, das kann der Thule Chariot Sport 2 (noch) nicht ohne fremdes Zutun.
Die maximale Zuladung liegt laut Hersteller bei 45 Kilogramm, was ungefähr dem Gewicht von zwei Fünfjährigen entspricht. Mit Sicherheit hält der Sport 2 auch schwereren Kalibern stand, allerdings verbietet sich das angesichts des dann vorherrschenden Platzangebotes. Schon jetzt boxen unsere Vierjährige und der Kurze gelegentlich mit den Ellbogen um die Wette.
Auf dem Hirtzenstein lässt es sich gut aushalten. Während sich der Kleine gut beschattet und in Rückenlage eine Höhenluft-Siesta gönnt, sitzt der Rest der Familie in der Herbstsonne und genießt hausgemachte Blaubeertarte.
Um lästige Insekten muss sich zumindest ein Familienmitglied dank integriertem Fliegengitter keine Sorgen machen. Selbst im Falle eines Regenschauers sind die Thule-Fahrgäste serienmäßig gut bedacht. Zahlreiche Gitter und Schlitze sorgen außerdem für ausreichend Frischluftzufuhr.
Auf den Rundwanderwegen rund um den – übersetzt ins Deutsche – “Rehfelsen” kann der Thule Chariot Sport 2 zeigen, aus welchem Aluminium er geschnitzt ist. Auf schmalen, steilen und steinigen Pfaden schlängeln wir uns durch das in Braun- und Gelbtöne getauchte Naturschutzgebiet.
Die Handbremse erweist sich als echter Segen: Sogar einhändig lässt sich der Kindertransporter bergab mit Leichtigkeit führen, die Bremszangen beißen sich bei Bedarf fest in die gelochten Scheiben. Ein Must-have für aktive Familien.
Undenkbar, diesen Weg mit einem stinknormalen Kinderwagen zu bewältigen. Hier spielt der Thule mit seinen 20-Zoll-Reifen, dem breiten und langen Radstand seine Stärken aus. Anders sieht es aus, wenn es in klassisches Kinderwagen-Terrain geht, wie der Ausflug tags darauf zeigt.
In der Flaniermeile von Mulhouse stellen wir die Shopping-Qualitäten des Thule Chariot Sport 2 auf die Probe. Herausforderung Nummer eins: der Aufzug im Parkhaus. Ein zweisitziger Fahrradanhänger plus zwei Erwachsene müssen Bäuche und Rucksäcke mächtig einziehen, damit die Fahrstuhltür noch schließt.
Challenge Nummer zwei sind Ladengeschäfte oder Lokale. Während meine Frau Törtchen und Kaffee in der Konditorei aussucht oder durch den Bücherladen schlendert, muss Papa draußen warten. Der Kindertransporter ist einfach zu breit, lang und wuchtig für kleine Geschäfte.
Als Lastesel kann der Thule Chariot Sport wieder auf ganzer Linie punkten. Die regendicht überdachte Tasche im Heck schluckt locker zwei, drei Einkaufstüten. Im Notfall müssen die Kinder die Beine einziehen und – schwupps – passen noch zwei Tüten in den Fußraum. Wer noch mehr Platz möchte, sollte sich den Chariot Cab anschauen.
Spielplatz, Joggen, Fahrradfahren mit dem Thule Chariot Sport 2
Zurück in der Heimat muss der Thule Chariot Sport sich im Alltag beweisen. Bei uns, auf dem Land, steht er stets einsatzbereit im Gartenhaus. Im Heck lagern Windeln, ein Fußball und Sandspielsachen. So gerüstet starten wir fast täglich unsere Runde zum Spielplatz, durch den Wald und am Alten Kanal entlang.
Unsere Tochter fährt die kleinen Runden meist immer mit dem Fahrrad oder Kettcar nebendran. Das kann, wenn ein Elternteil alleine unterwegs ist, stellenweise zum Kraftakt werden. Doch Not macht erfinderisch: Der Thule dockt am Kettcar an und schiebt es samt erschöpfter Fahrerin die Anhöhe hinauf.
Ganz freiwillig quält sich meine Frau gerne mit Laufsport. Für Menschen wie sie hat Thule das “Jogger Kit” als optionales Zubehör im Programm. Für gut 100 Euro bekommt man einen luftbefüllten Reifen samt Gestänge.
Die Montage ist in wenigen Handgriffen erledigt: Buggy-Räder nach oben “umstecken”, die beiden Stangen/Achsen stattdessen einklicken und den Reifen mittels Schnellspanner einhängen. Wer schnell auf “Buggy” zurückrüsten muss, kann das Jogger Kit im Heck befestigen (Halteschlaufen im Lieferumfang).
Meine Frau liebt den Thule Chariot Sport zum Joggen. Der Schiebebügel lässt sich in der Höhe verstellen, die Handbremse ermöglicht blitzschnelles Anhalten, die Spur-Einstellung an der Vorderachse lässt den Wagen entspannt geradeaus laufen und im Gepäckfach liegt die Trinkflasche. Sogar nachts kann sie laufen gehen: Große Reflektoren an den Flanken, der Front und am Heck plus ein Rücklicht (Fahrradbetrieb) erhöhen die Sicherheit.
Das aktuelle Modell des Thule Chariot Sport 2 spielt in einer ganz anderen Liga. Das offenbart der Vergleich mit dem Ur-Modell, dem Chariot Cougar 2. Bis vor Kurzem leistete uns der “Gebrauchte” täglich gute Dienste, hatte aber für unsere Zwecke ausgedient. Der Cougar muss mindestens 10 Jahre auf dem Buckel gehabt haben, denn er trug noch nicht den “Thule”-Schriftzug. Denn erst seit 2011 gehört der kanadische Hersteller Chariot zu Thule.
In einer letzten Disziplin hatte der Thule noch zu bestehen: als Fahrradanhänger. An meinem E-Bike hat die mitgelieferte Steckachse nicht gepasst. Den passenden Adapter gab’s im Netz für rund 50 Euro. Das waren Extra-Ausgaben, die ich zunächst nicht auf dem Schirm hatte. Eine Lösung wäre, dass Thule gleich passende “Sets” anbietet.
An der Hinterachse des Bikes wird die Kupplung montiert, der Rest ist dann wieder kinderleicht: Statt Buggy-Rädern oder Jogger-Kit kommt die Deichsel zum Einsatz. Gut mitgedacht angesichts des wertvollen Produkts: Die neuen Thule-Modelle haben zusätzlich Schlösser an der Deichsel montiert.
Und los geht’s. Gewohnt geschmeidig gleitet das Gespann aus E-Bike und Anhänger auch voll beladen über den Asphalt. Die Blattfedern an der Hinterachse lassen sich stufenlos und mit einem Handgriff je nach Beladung justieren. Zu weich eingestellt, kann es auf holprigen Waldwegen schon mal passieren, dass der Hänger durchschlägt. Also: Lieber ein bisschen härter einstellen.
Geheimtipp für die Papas, die’s auch mal matschig mögen: Thule hat es bis heute nicht geschafft, einen Spritzschutz/ein Schutzblech für den Thule Chariot Sport zu entwickeln. Und das braucht es dringend, sobald man asphaltierte Straßen verlässt. Denn welcher Mountainbiker fährt schon mit Schutzblechen, die bis zum Boden reichen? Unsere Notlösung war bislang, das Fliegengitter oder die Regenhaube “aufzuziehen”. Bis wir auf ebay Kleinanzeigen die Annonce eines Amberger Tüftlers entdeckten. Der baut in guter alter Handarbeit und mit Hilfe eines 3D-Druckers breite, transparente Schutzbleche.
Eine spannende Alternative bietet i:zy Li:zzy mit dem Staubschutz für den Thule Sport. Während das Originalnetz lediglich Insekten vom „Innenraum“ fernhält, filtert das extrem dichte Netzgewebe alle Staubpartikel und auch Blütenstaub. Ein Segen in der Allergiesaison! Es ist mittels stabiler Gummibänder an den original Befestigungspunkten anzubringen und auch leicht wieder abnehmbar. Per Handwäsche lässt sich der „Staubfänger“ problemlos waschen.
Ebenfalls aus dem Hause i:zy Li:zzy ist die praktische Decke, die sich perfekt mit der Sitzunterlage ergänzt. Dank der Unterlage entfällt künftig lästiges saugen und waschen des Fußbereichs. Die Unterlage wird einfach hinausgenommen und ausgeklopft. Zusätzlich bildet die Schaumstoffschicht eine Isolierung „von unten“. Dieses Zubehör ist sehr passgenau und wird mit (beim Zweisitzer) mit vier Klettverschlüssen befestigt.
An der Sitzunterlage kann bei Bedarf die Softshell-Decke mit Druckknöpfen fixiert werden. Sie schützt die kleinen Insassen vor Wind und leichtem Regen, das weiche und kuschelige Wellnessfleece hält angenehm warm – ersetzt im Winter aber keine Winterkleidung. Gut zu wissen: Im unteren Teil hat der Hersteller das Wellnessfleece gegen Regenjackenstoff ausgetauscht, der leicht zu reinigen ist.
Mit dem E-Bike im Anhängerbetrieb
Durch den breiten Radstand des Zweisitzers läuft der Thule Chariot Sport wie auf Schienen und macht keine Anstalten, umzukippen. Übertreiben sollte man es aber nicht. Und: Im Fahrradbetrieb müssen die Kids natürlich einen Helm tragen.
Ich, als Hobby-Mountainbiker und Gelegenheits-Sportler, möchte den Zweisitzer voll beladen nicht ohne elektrische Unterstützung ziehen. Da wären mir selbst die 10 Kilometer zum Biergarten zu anstrengend. Wer den Kauf eines Thule Chariot Sport erwägt, sollte sich vorher einen bei Freunden ausleihen und testen. Denn im schlimmsten Fall schreien euch die kleinen Randalierer den Wagen klein und ihr macht nach 100 Metern wieder kehrt. So war das anfangs bei unserer Tochter. Unser Sohn hingegen ist ein entspannter Mitfahrer.
*Update Sommer2023* Nach über zwei Jahren mit dem Thule Sport 2 möchte ich noch ergänzen: Die maximale Zuladung des Thule beträgt 45 Kilo. Das haben meine zwei inzwischen fast zusammen. Man merkt: Da hängt ganz schön Gewicht dran. Ohne E-Bike wäre es eine Qual. Aber der Thule macht noch lange nicht den Anschein, als wäre er dem nicht gewachsen. Ich habe die „Kraft“ der Federung nachjustiert und der Fahrradanhänger rollt nach wie vor sicher hinter meinem Bike her.
Welches Original-Zubehör brauche ich?
Thule lässt sich nicht lumpen und hat vom Skiing-Kit bis zum Cargo-Rack alles im Angebot. Aus unserer Sicht gibt es zwei wirklich interessante Extras, die sich lohnen: Das Jogger-Kit und den Organizer.
Ersteres ist bereits ausführlich beschrieben, letzterer behebt schlicht den Mangel einer “greifbaren” Ablage auf Griffhöhe. Wichtigste Funktion für uns: Es passen zwei Kaffeetassen rein. Das kann frisch gebackenen Eltern das Leben retten…
In unserem alten Anhänger, dem Chariot Cougar 2, haben wir beide Kinder im Babyalter in der Hängematte transportiert. Oder es zumindest probiert. Die Konstruktion ist unseres Erachtens nach wacklig, unbequem und unflexibel. Das Kind ist regelrecht eingesperrt und kann in keine andere Position gebracht werden. Wir sind nach kurzer Zeit auf den Kinderwagen ausgewichen.
Eine Überlegung wert ist der Baby-Supporter. Sobald die Kinder selbstständig sitzen können, dürfen sie im Thule normal Platz nehmen. Der Baby-Supporter sorgt dafür, dass die ganz Kleinen an Hüfte und Nacken stabil bleiben, auch wenn es mal holpriger wird. Im Vorgänger-Modell, das im Interieur sehr spartanisch ausgestattet war, kamen wir nicht ohne aus. Der neue Thule Sport bringt das “Padding” mit, eine weiche Polsterung samt Lendenstütze, die den Baby-Supporter eigentlich überflüssig machen.
Fazit zum Thule Chariot Sport: Teuer, aber unschlagbar
Mit dem Thule Chariot Sport 2 haben wir den perfekten Allrounder für unsere Bedürfnisse gefunden – egal ob Urlaubs-Lastentier, Sportgerät oder Kinderwagen-Ersatz. Die Zeiten nächtelanger Internet-Recherchen gezählt. Obwohl: Eigentlich braucht meine Große ein neues Fahrrad…
Hier findet ihr den Thule Chariot Sport direkt im Shop des Herstellers.