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Kleine Köpfe, großer Druck – Die App Super Chill soll Kinder ab 6 Jahren entspannen

Unsere Kinder stehen unter Strom. Und das nicht nur wegen der Mathearbeit oder dem Referat in der Schule. Laut einer aktuellen Umfrage der Stiftung Super Chill in Zusammenarbeit mit Civey erlebt fast jedes dritte Kind in Deutschland und jedes vierte in Österreich einen hohen bis sehr hohen Stresslevel. Ein Drittel! Das ist mehr als alarmierend. Als Vater fragt man sich: Woher kommt dieser Druck, der schon Grundschulkinder belastet?

Die Liste der Ursachen ist bekannt, aber deshalb nicht weniger bedrückend: Leistungsdruck in der Schule, ständiger Vergleich mit anderen, Angst vor Versagen und soziale Konflikte wie Mobbing. Besonders tückisch ist dabei die Tatsache, dass sich viele dieser Belastungen unter der Oberfläche abspielen. „Kinder und Jugendliche sind heute stärker von Mobbing, Ausgrenzung und Vergleichsdruck betroffen. Das führt häufig zu starken Belastungen und psychischen Problemen„, sagt Prof. Dr. Nina Kolleck, Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Potsdam und Expertin bei Super Chill.

Reizbarkeit, Schlafprobleme, Leistungsverlust

Die Auswirkungen sind deutlich spürbar: Mehr als die Hälfte der befragten Eltern berichten von Reizbarkeit ihrer Kinder, rund ein Drittel bemerkt Leistungseinbrüche und Schlafprobleme. All das sind Symptome, die nicht nur das Wohlbefinden beeinträchtigen, sondern auch das Familienleben belasten. Es ist offensichtlich: Unsere Kinder brauchen Werkzeuge, um mit Stress besser umgehen zu können.

Stress ist nicht nur ein kurzfristiges Ärgernis, sondern kann langfristige Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit haben. Chronischer Stress im Kindesalter steht im Verdacht, die Entwicklung des Gehirns zu beeinträchtigen, das Immunsystem zu schwächen und das Risiko für spätere Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen zu erhöhen. Umso wichtiger ist es, frühzeitig gegenzusteuern.

Entspannung auf dem Tablet?

Hier setzt die Stiftung Super Chill an – mit einem Konzept, das auf den ersten Blick paradox wirkt: eine App gegen Stress. Digitale Medien gelten ja oft selbst als Stressverstärker. Aber: Die App „Super Chill“ will genau das Gegenteil erreichen. Sie bietet kindgerechte Übungen zur Entspannung, Achtsamkeit und Emotionsregulation.

Ob das funktioniert? Ein genauerer Blick lohnt sich. Und tatsächlich haben wir uns schon von Beginn ab mit Super Chill auseinandergesetzt, denn unter Anleitung der Agentur Laika Berlin wurden wir als Tester eingeladen und konnten nach einem Check des Prototypen vor ein paar Monaten sogar noch Verbesserungswünsche an die Entwickler durchgeben.

Was die App bietet

„Super Chill“ richtet sich an Kinder ab sechs Jahren und ist für Apple, Android sowie auf SmartTVs verfügbar. Es gibt sogar ausgewählte Inhalte auf Spotify und YouTube. Im Angebot: beruhigende Hörgeschichten, kleine Bewegungsübungen, Einschlafhilfen und einfache Atemtechniken, alle kindgerecht aufbereitet.

Der große Vorteil: Die App ist komplett kosten- und werbefrei. Entwickelt wurde sie mit Unterstützung von Fachleuten aus der Psychologie und Pädagogik. Laut Prof. Kolleck kann „eine App wie Super Chill ein unkomplizierter Einstieg in Achtsamkeitsmethoden sein und die Ausbildung mentaler Resilienz unterstützen.

Die App setzt auf kurze, wiederkehrende Rituale: ein paar Minuten bewusste Atmung am Morgen, eine kleine Bewegungsübung nach der Schule oder ein entspannender Hörclip vor dem Einschlafen. Ziel ist nicht die digitale Dauerbespaßung, sondern eine sinnvolle Struktur im Tagesablauf.

Resilienz statt Reizüberflutung

Das Ziel der App ist klar: Kinder sollen lernen, mit Emotionen umzugehen, sie einzuordnen und stressige Situationen besser zu bewältigen. Die Vision dahinter: mentale Resilienz aufbauen, also die psychische Widerstandsfähigkeit stärken. Studien zeigen, dass genau das langfristig die schulischen Leistungen verbessern und das seelische Wohlbefinden fördern kann.

Dazu gehört auch, Kindern beizubringen, dass Stress nichts Schlimmes ist, sondern ein Signal des Körpers. Wichtig ist, wie man damit umgeht. Die App liefert dafür kindgerechte Metaphern und Geschichten, um Emotionen greifbar zu machen und zu normalisieren.

Digitale Helfer: Fluch oder Segen?

Die Kritik liegt auf der Hand: Noch mehr Bildschirmzeit? Noch eine App mehr? Viele Eltern haben bereits mit Medienkonsum zu kämpfen. Tablets und Smartphones sind oft ohnehin zu präsent im Alltag. Und nun auch noch Entspannung aus dem Netz?

Diese Skepsis ist berechtigt. Digitale Entspannungshelfer dürfen kein Ersatz für Zuwendung, Gespräche und gemeinsame Rituale sein. Aber sie können ein Baustein sein. Denn: Nur 14% der deutschen Eltern nutzen laut Umfrage gezielt Entspannungsübungen vor dem Einschlafen. Die App bietet hier einen niedrigschwelligen Einstieg.

Auch wichtig: Kinder sollten nicht allein mit der App gelassen werden. Ihre Wirksamkeit steigt, wenn die Nutzung in eine gemeinsame Eltern-Kind-Zeit eingebettet wird. Ein entspannter Start in den Tag oder eine ruhige Abendroutine mit der App kann fester Bestandteil eines neuen Alltagsrituals werden.

Was Väter tun können

Als Väter sind wir gefordert, die Zeichen unserer Kinder zu erkennen. Reagiert dein Sohn oft gereizt? Schlaft deine Tochter schlecht ein? Hat sie Bauchweh vor Tests? Dann ist es an der Zeit, genauer hinzusehen. Und vielleicht auch neue Wege zu gehen.

Neben digitalen Lösungen gibt es viele analoge Möglichkeiten: Spaziergänge in der Natur, Vorlesen, gemeinsam Musik hören oder einfach mal zusammen gar nichts tun. Kinder brauchen Pausen. Und sie brauchen das Gefühl, ernst genommen zu werden. Gespräche über Gefühle, Ängste und Sorgen sind genauso wichtig wie jede App.

Super Chill ist kein Wundermittel. Aber ein Werkzeug. Es hilft dabei, Gespräche anzustoßen und über Gefühle zu reden. Es bietet Impulse, die über das bloße Tippen auf dem Bildschirm hinausgehen. Und es erinnert uns daran, dass auch Kinder das Recht auf Pausen, Ruhe und Selbstfürsorge haben.

Fazit: Generation Super Chill?

Ob unsere Kinder in Zukunft entspannter durchs Leben gehen, hängt nicht allein von einer App ab. Aber solche digitalen Angebote können helfen, Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren. Entscheidend ist, wie wir als Eltern damit umgehen. Die Kombination aus analogen Ritualen und digitalen Helfern kann ein guter Weg sein, um unsere Kinder zu stärken. Vielleicht ist es am Ende gar nicht wichtig, wie genau ein Kind zur Ruhe kommt. Sondern dass es überhaupt zur Ruhe kommen darf.

Mehr Informationen zur App Super Chill findet ihr auch bei Instagram und Facebook.

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