Finanzen

Einmal aufräumen, bitte! Wie Umschulden hilft

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Ein Beitrag von André Tintrop (Head of Business & Operations Steering bei Consors Finanz)

Das Konto ächzt, der Dispo wird regelmäßig überzogen und irgendwo laufen noch zwei Ratenverträge. Viele Väter, die alleinerziehend sind oder den Familienunterhalt allein bestreiten, kennen dieses diffuse Gefühl finanzieller Überforderung. Dabei ist es oft gar nicht die Höhe der Schulden, die belastet, sondern das Durcheinander. Mal wird am 1. abgebucht, mal am 15., hier ein kleiner Betrag, dort ein hoher und jeden Monat bleibt die Unsicherheit: Reicht es noch bis zum Monatsende? Was, wenn plötzlich eine neue Anschaffung für das Kind notwendig wird?

Umschulden kann helfen, wieder Struktur und Klarheit in die familiären Finanzen zu bringen. Es geht darum, mehrere laufende Kredite durch einen neuen zu ersetzen, um womöglich sogar bessere Konditionen und einen festen, planbaren Ablauf zu bekommen. Wer das durchdacht angeht, kann sparen und finanzielle Selbstbestimmung zurückgewinnen.

Welche Ziele hat eine Umschuldung?

Bevor man loslegt, lohnt sich ein kurzer Moment der Reflexion: Was ist eigentlich mein Ziel? Möchte ich die monatliche Belastung spürbar senken, um wieder „Luft zum Atmen“ zu haben? Oder will ich die Laufzeit insgesamt verkürzen, um schneller schuldenfrei zu sein? Vielleicht geht es auch einfach darum einen klaren Schlussstrich unter das Jonglieren mit Dispo und Ratenzahlungen. Diese Zieldefinition ist der erste und wichtigste Schritt.

Der bessere Kredit: Vergleichen lohnt sich

Ist das eigene Ziel klar, beginnt die Suche nach einem passenden Umschuldungskredit. Wichtig ist ein gründlicher Vergleich mehrerer Anbieter. Online-Vergleichsportale bieten eine gute Übersicht über aktuelle Angebote. Dort lassen sich Zinssätze, Laufzeiten und monatliche Raten schnell durchrechnen. Entscheidend sind dabei die Laufzeit und der effektive Jahreszins, nicht der sogenannte Sollzins. Denn der Effektivzins zeigt, was der Kredit inklusive aller Gebühren insgesamt kostet. Und: Je besser die eigene Bonität, desto besser sind in der Regel die Konditionen.

Augen auf bei den Nebenkosten der Umschuldung

Was viele unterschätzen: Auch das Umschulden selbst kann Kosten verursachen. Einige Banken verlangen bei vorzeitiger Ablösung eines alten Kredits eine sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung. Das ist für den Kreditgeber eine Kompensation für entgangene Zinsen. Auch Bearbeitungsgebühren oder Zusatzversicherungen können die Ersparnis schmälern.

Deshalb sollten sich Kreditnehmer die Frage stellen, ob sich die Umschuldung unter Berücksichtigung aller Kosten rechnet. Ein Beratungsgespräch oder ein einfacher Vergleich online hilft, dies zu ermitteln. Wenn der neue Kredit insgesamt günstiger ist als die Summe aus alten Krediten plus eventueller Ablösegebühren, lohnt sich der Schritt.

Beratung in Anspruch nehmen

Neben dem Vergleich der Angebote ist es ratsam, auch mit der eigenen Bank zu sprechen oder einen verantwortungsvollen Finanzbegleiter für eine unabhängige Beratung in Anspruch zu nehmen. Banken und Finanzdienstleister können wertvolle Unterstützung bei der Entscheidung bieten, indem sie individuelle Konditionen und mögliche Einsparungen aufzeigen. Wer vergleicht und sich beraten lässt erkennt schnell, wo sich wirklich gespart werden kann.

Beispiel 1: Wann sich Umschulden lohnt

Situation:
Frank (38) hat drei laufende Kredite: einen Ratenkredit für den neuen Familienfernseher und den Trockner (Restschuld: 1.200 €, 8,49 Prozent Zinsen, Restlaufzeit 24 Monate), einen alten Autokredit (Restschuld: 4.500 €, 6,99 Prozent, Restlaufzeit 36 Monate) und einen dauerhaft überzogenen Dispokredit von rund 1.000 €, der mit 13,9 Prozent zu Buche schlägt.

Umschuldungslösung:
Frank fasst alle drei Kredite in einem neuen Kredit über 6.700 € zusammen. Die neue Bank bietet ihm einen Effektivzins von 7,49 Prozent bei 48 Monaten Laufzeit.

Ergebnis:

  • Seine monatliche Rate sinkt um 43 €
  • Der Dispo ist abgelöst
  • Er zahlt künftig nur noch eine Rate
  • Und spart über die Laufzeit 91 € an Zinsen

Fazit:
Frank gewinnt Klarheit, spart Geld – und hat endlich wieder Spielraum auf dem Konto.

Beispiel 2: Wann sich Umschulden nicht lohnt

Situation:
Tobias (45) hat vor zwei Jahren einen Kredit über 10.000 € und auf 60 Monate aufgenommen. Die Restschuld beträgt noch 6.556 €, der Zinssatz liegt bei 9,5 Prozent. Er überlegt, auf ein aktuelles Angebot mit 6,9 Prozent Effektivzins umzusteigen.

Herausforderung:
Bei seiner Bank fällt eine Vorfälligkeitsentschädigung von 1 Prozent der Restschuld an – also 65,56 €. Zudem verlangt der neue Anbieter eine Vermittlungsgebühr von 120 €.

Rechnung:
Tobias würde zwar rund 107 € an Zinsen sparen, müsste aber 185 € an Wechselkosten zahlen.

Fazit:
In seinem Fall lohnt sich die Umschuldung nicht. Die bessere Option ist, den Kredit weiterlaufen zu lassen und in ein bis zwei Jahren die Situation neu zu prüfen.

Kein großer Aufwand – aber große Wirkung

Der eigentliche Antrag ist in der Regel unkompliziert: Nach der abgeschlossenen Kreditwürdigkeitsprüfung genügen meist Gehaltsnachweise, Kontoauszüge und ein Identitätsnachweis. Viele Banken bieten sogar an, die alten Kredite direkt abzulösen – das spart zusätzlichen Aufwand. Wichtig ist nur darauf zu achten, dass alle alten Verträge sauber beendet werden und keine doppelten Zahlungen mehr laufen.

Fazit

Wer umsattelt, entscheidet sich für Übersicht, Struktur und letztlich auch für ein besseres Bauchgefühl. Denn mit nur einer Rate, einem festen Zins und einem klaren Enddatum lässt sich der Familienalltag wieder entspannter planen. Kein nervöses Kontochecken mehr kurz vor der nächsten Abbuchung. Kein mulmiges Gefühl beim Blick in die App, wenn beispielsweise zum Schulanfang neue Bücher gekauft werden müssen. Einfach Ordnung.

Die wichtigsten fünf Schritte zur Umschuldung zusammengefasst:

1. Überblick verschaffen
Alle laufenden Kredite und den Dispokredit notieren: Beträge, Raten, Zinssätze, Laufzeiten. Nur wer weiß, was gerade läuft, kann sinnvoll umschulden.

2. Ziel festlegen
Was willst du erreichen? Weniger monatliche Belastung? Kürzere Laufzeit? Nur noch eine Rate? Klare Ziele helfen bei der Entscheidung.

3. Angebote vergleichen und Beratung nutzen
Umschuldungskredite prüfen – auf den effektiven Jahreszins achten. Bank und Vergleichsportale nutzen. Die neue Rate muss zum Alltag passen.

4. Kosten prüfen
Lohnt sich der Wechsel wirklich? Vorfälligkeitsentschädigung und mögliche Gebühren einrechnen. Nur wenn am Ende eine echte Ersparnis steht, lohnt sich der Schritt.

5. Umschuldung umsetzen
Neuen Kredit beantragen, alte Kredite ablösen (lassen), alle Schritte dokumentieren. Danach: nur noch eine Rate und mehr Überblick.

Mehr Informationen zum Thema Umschuldung gibt es hier.

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