- Die Bereitschaft von Vätern, nach der Geburt eine berufliche Auszeit zu nehmen, steigt
- Trotz der positiven Tendenz nimmt bei vielen Paaren immer noch nur die Mutter Elternzeit
- Wenn Väter ihren Job unterbrechen, dann meist für maximal zwei Monate
- Mütter unterbrechen den Job kürzer, wenn der Partner mehr als zwei Monate Elternzeit in Anspruch nimmt
Im Jahr 2007 wurde das Elterngeld eingeführt und löste das Erziehungsgeld als finanzielle Unterstützung für frischgebackene Eltern durch den Staat ab. In Abhängigkeit vom Einkommen liegt das Basiselterngeld zwischen 300 Euro und 1800 Euro im Monat, das ElterngeldPlus beträgt zwischen 150 Euro und 900 Euro im Monat. In der turbulenten und finanziell herausfordernden Frühphase mit Baby soll den Eltern so geholfen werden, gemeinsam in die Spur zu finden und mögliche finanzielle Nachteile, die durch die Kinderbetreuung entstehen, auszugleichen.
Und seit 2007 steigt daher auch der Anteil der Väter, die nach der Geburt eines Kindes ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen und sich stärker um die Belange der Familie kümmern. Und mit jedem Papa, der nach der Geburt länger als zwei Wochen Urlaub nimmt, steigt auch die Chance, dass die Mütter früher wieder zumindest in Teilzeit auf den Arbeitsmarkt zurückkehren. Trotzdem ergibt eine jüngst herausgegebene Studie des IAB aus dem Februar 2023, dass wir noch lange nicht an dem Punkt angekommen sind, die Sorge- und Erwerbsarbeit einigermaßen gleichberechtigt aufzuteilen. Das Ziel der Reform, auch die Väter stärker zu einer familienbedingten Erwerbsunterbrechung zu motivieren, ist aufgegangen. Von einer perfekten Welt sind wir aber noch meilenweit entfernt.
Elterngeld und Partnermonate
Eine wesentliche Neuerung bei dem Wechsel vom Erziehungsgeld zum Elterngeld waren die Partnermonate. Die Bezugsdauer des Elterngeldes kann von 12 auf 14 Monate erhöht werden, wenn beide Elternteile mindestens zwei Monate Elterngeld beziehen. Somit sind die Väter aufgefordert, mindestens schonmal zwei Monate einzureichen. Die Ampel-Koalition denkt darüber nach, die Partnermonate auf drei Monate zu erhöhen. Die Studie des IAB wollte nun herausfinden, wie der Status Quo der Erwerbsunterbrechungen von Eltern aussieht und welche Folgen das für den Arbeitsmarkt hat.
Im ersten Schritt wurde daher untersucht, wie die Gesamtdauer der gemeinsamen Elternzeitinanspruchnahme aussieht und wie die Paare sich intern die Zeiten aufteilen. Dann wurde geschaut, wie sich die Länge der Erwerbsunterbrechungen von Vätern darauf auswirkt, dass Mütter schneller auf den Arbeitsmarkt zurückkehren. Entscheidend war somit die Dauer der familienbedingten Erwerbsunterbrechungen und nicht der Zeitraum des Elterngeldbezugs. Das macht Sinn, weil die Erwerbsunterbrechungen häufig über den Bezug des Elterngelds bis 14 Monate nach der Geburt hinausgehen.
Ehepaare passen Dauer ihrer Elternzeit an staatliche Transferleistungen an
Die Auswertungen und Befragungen des IAB haben ergeben, dass längst nicht alle Paare ihre Elternzeit auf die 14 Monate beschränken, in denen sie Elterngeld beziehen könnten, wenn die Mutter und der Vater jeweils mindestens zwei Monate Elterngeld in Anspruch nimmt. Viele der Eltern unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit sogar bis zu 36 Monaten. Beim genauen Hinsehen zeigt sich aber, dass sich die beruflichen Auszeiten immer stärker an der gesetzlichen Elterngeldregelung orientieren.
Der Anteil der Eltern, die zwölf bis vierzehn Monate unterbrechen steigt und der Anteil derer, die nach der Geburt in Summe bis zu drei Jahre unterbrechen, sinkt. Diese Tendenz könnte ihre Ursache auch darin haben, dass immer mehr außerhäusliche Betreuungsplätze zur Verfügung stehen. Schauen wir aber mal bei den Unterschieden der Mütter und Väter genauer hin.
Noch immer übernehmen fast ausschließlich die Mütter die Betreuungsaufgaben in den ersten Lebensjahren der Kinder. Die Zahlen in den Grafiken enden zwar mit den Werten aus 2013. Aber auch 2022 sind wir erst einen kleinen Schritt vorangekommen. Da lag der Durchschnitt der beantragten Elternzeit laut Statista bei den Müttern bei 14,6 Monaten, bei den Vätern bei 3,6 Monaten. Hier könnten die Partnermonate und das Elterngeld dafür gesorgt haben, dass der Wert zumindest langsam ansteigt. Zum Zeitpunkt der Studie ergab sich folgendes Bild.
Mit 18 Prozent ist das mit Abstand häufigste Aufteilungsmuster, dass die Mutter ihren Erwerbsverlauf für zwölf Monate unterbricht, während der Vater keine Elternzeit nimmt. Bei 4 Prozent der Paare nimmt die Mutter zwölf Monate Elternzeit in Anspruch und der Vater zwei Monate. Eine komplett egalitäre, gleichberechtigte Aufteilung der Elternzeit mit gleicher Unterbrechungsdauer beider Elternteile – beispielsweise von jeweils sieben Monaten – wählen dagegen mit 0,5 Prozent nur wenige der untersuchten Paare. Diese Verteilung zeigt, wie sehr die Mütter Nachteile in Bezug auf ihre berufliche Karriere in Kauf nehmen. Denn im Vergleich zu einer kürzeren Auszeit für eine längere Unterbrechung der Erwerbstätigkeit neben Lohneinbußen auch zu einer Destabilisierung des weiteren Erwerbsverlaufs.
Es gibt aber noch einen Nebeneffekt, der nicht zu vernachlässigen ist: Bringen sich Männer schon direkt nach der Geburt eines Kindes in die Betreuung ein, so überträgt sich diese Fürsorge auch auf die nachfolgenden Jahre. So übernehmen diese Papas auch die Betreuung oder die Hausaufgaben bei älteren Kindern. Somit hat die Entscheidung über die paarinterne Elternzeitaufteilung für den weiteren Lebens- und Erwerbsverlauf beider Elternteile eine ganz zentrale Rolle.
Väter, die mehr als zwei Monate Elternzeit nehmen, ermöglichen der Mutter den früheren Jobeinstieg
Die Studie des IAB wollte nun herausfinden, was es für die Dauer der familienbedingten Erwerbsunterbrechung der Mutter bedeutet, wenn auch der Partner nach der Geburt des Kindes seine Erwerbstätigkeit unterbricht. Frage ist, ob diese Mütter dann, wie vom Gesetzgeber mit der Einführung des Elterngeldes beabsichtigt – schneller wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren als die Mütter, deren Partner keine Elternzeit nehmen. Hierzu gibt es eine Grafik, die wir euch danach detailliert erklären.
Die Grafik zeigt die Erwerbsunterbrechungsdauern von den Müttern in Anhängigkeit von der Unterbrechungsdauer ihrer Partner. An der linken Achse sind fünf Gruppen von Vätern zusammengefasst:
- Väter, die ihren Erwerbsverlauf nach der Geburt des ersten Kindes nicht unterbrechen
- Väter, die bis zu zwei Monate unterbrechen
- Väter, die ihren Erwerbsverlauf für mehr als zwei und maximal vier Monate unterbrechen
- Väter, die mehr als vier und maximal sechs Monate unterbrechen
- Väter, die mehr als sechs Monate unterbrechen
Untersucht wurde nun der Zeitpunkt, ab wann die Mütter jeweils wieder im Job starten. Dazu müssen wir den Begriff des Quartils erklären. Das sind quasi Viertelwerte. Hier wird angegeben, wann 25 Prozent der Mütter wieder im Arbeitsmarkt aktiv werden, wann mit 50 Prozent die Hälfte der Mütter wieder arbeitet und wann 75 Prozent der Mamas wieder ihren Beruf ausüben. Für den Vergleich bietet sich insbesondere der Wert des dritten Quartils an, also die 75 Prozent.
Nimmt der Vater keine Elternzeit, dann arbeiten 75 Prozent der Mütter erst wieder nach 24 Monaten. Nimmt der Vater aber vier bis sechs Monate Elternzeit, dann arbeiten 75 Prozent der Mütter schon wieder nach zehn Monaten. Kaum von Bedeutung ist es, ob die Väter gar keine oder bis zu zwei Monate Elternzeit nehmen. Bei den Paaren, bei denen die Papas gar keine Elternzeit nehmen, könnte der finanzielle Druck dafür sorgen, dass die Mütter sogar schneller in den Job zurückkehren. Denn in dieser Kategorie sind viele Familien mit eher geringen Einkommen angesiedelt.
Fazit zur Verteilung der Elternzeit
Seit der Einführung des Elterngeldes gibt es 16 Jahre später erste positive Entwicklungen. Vermehrt nehmen auch die Väter eine berufliche Auszeit, um sich um den Nachwuchs und die Familie zu kümmern, der Anteil steigt stetig. Trotzdem ist der Anteil der Väter in Elternzeit immer noch auf einem recht niedrigen Niveau. Das am weitesten verbreitete Aufteilungsmuster der Elternzeit nach der Geburt eines Kindes bleibt die alleinige Elternzeit der Mutter, während ihr Partner seine Erwerbstätigkeit ohne Unterbrechung fortsetzt. Damit einher geht die Entscheidung, auf die zwei zusätzlichen Monate Elterngeld zu verzichten, die dem Vater vorbehalten sind.
Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels. Immer mehr Väter sorgen mit einer längeren Elternzeit dafür, dass die Mütter schneller wieder in ihren alten Job zurückkehren können, wenn sie denn möchten. Die Verteilung richtet sich häufig nach den staatlichen Transferleistungen des Elterngeldes. Die Erhöhung der Partnermonate ist daher nur ein kleiner Baustein hin zu einer gleichberechtigten Aufteilung der Sorge- und Erwerbsarbeit zwischen Müttern und Vätern.
Und abgesehen davon muss es ja auch bei euch im Kopf „klick“ machen. Wir können nur dringend empfehlen, sich gerade in der Anfangszeit intensiv um die Familie und den Nachwuchs zu kümmern und so den Grundstein zu legen für eine aktive Vaterschaft und eine starke Bindung zu den eigenen Kindern.
Titelbild © Tatiana Syrikova (Pexels)