Erinnert ihr euch noch an die Zeit, als ihr selbst mit zermatschten Karotten im Gesicht am Hochstuhl saßt? Wahrscheinlich nicht. Aber jetzt, wo ihr selbst Papa seid, wird plötzlich jede Mahlzeit zur Grundsatzentscheidung. Selber kochen oder Gläschen? Bio oder konventionell? Und überhaupt: Macht es dich zu einem schlechteren Vater, wenn du nach einem langen Arbeitstag zum Fertigbrei greifst statt zum Kochlöffel?
Die gute Nachricht vorweg: Nein, grundsätzlich nicht. Fertige Breie aus dem Gläschen ernähren Babys ähnlich gut wie selbstgekochte. Das bestätigt auch das Netzwerk Gesund ins Leben, ein Zusammenschluss von Fachgesellschaften und Expert*innen, die sich auf frühkindliche Ernährung spezialisiert haben. Die Herstellung von Babybrei unterliegt in Deutschland strengen gesetzlichen Standards, die dafür sorgen, dass der Inhalt sicher und kontrolliert ist. Trotzdem solltet ihr als Väter und Eltern ein paar wichtige Punkte kennen, um die richtigen Produkte für euer Kind auszuwählen.
Warum Gläschen praktisch sind
Seien wir ehrlich: Der Alltag mit Baby ist oft chaotisch genug. Zwischen Windeln wechseln, Einschlafbegleitung und dem Versuch, selbst noch halbwegs regelmäßig zu essen, bleibt nicht immer Zeit für aufwendige Kochsessions. Gerade unterwegs, bei Ausflügen oder auf Reisen sind Fertigbreie echte Lebensretter. Ein Gläschen öffnen, kurz erwärmen oder gleich bei Raumtemperatur füttern – fertig. Keine Einkaufsliste, kein Schnibbeln, kein Pürierstab, der die halbe Küche vollspritzt.
Viele Väter berichten, dass sie sich anfangs schuldig fühlten, wenn sie zu Fertigprodukten griffen. Als würde selbstgekochter Brei automatisch mehr Liebe enthalten. Doch diese Denkweise ist überholt und unnötig belastend. Was zählt, ist nicht, ob ihr drei Stunden in der Küche verbracht habt, sondern dass euer Kind ausgewogen ernährt wird und ihr als Eltern entspannt seid. Ein gestresster Papa mit selbstgekochtem Brei ist nicht besser als ein entspannter Papa mit Gläschen. Die Qualität der gemeinsamen Zeit beim Füttern ist mindestens genauso wichtig wie die Herkunft des Breis.

Richtig ist aber auch, dass uns zuhause der selbstgekochte Brei im Geschmackstest mehr überzeugt hat. Wir haben einen Dampfgarer angeschafft und damit immer gleich ein paar Breiportionen vorbereitet. So wussten wir, was drin ist und konnten auch ein paar Zutaten ausprobieren. Aber klar, in stressigen Zeiten oder unterwegs haben wir auch mal zum Gläschen gegriffen.
Die Zutatenliste: Euer wichtigstes Werkzeug
Jetzt wird es konkret. Wenn ihr vor dem Regal mit Babygläschen steht, solltet ihr eines tun: die Zutatenliste lesen. Klingt banal, macht aber den entscheidenden Unterschied. Die Faustregel lautet: Je kürzer die Liste, desto besser. Im Idealfall sollte sie nicht länger sein als bei einem Rezept, das ihr selbst kochen würdet.
Für den klassischen Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei bedeutet das: Gemüse nach Wahl plus Kartoffeln, Nudeln oder Reis plus Fleisch, Fisch oder Getreide. Punkt. Keine kryptischen Zusatzstoffe, keine Geschmacksverstärker, keine endlosen Nummern-Kombinationen. Beim Milch-Getreide-Brei sollten Vollmilch und Vollkorngetreide die Hauptzutaten sein, beim Getreide-Obst-Brei entsprechend Vollkorngetreide und Obst.
Das klingt simpel, aber in der Praxis werdet ihr überrascht sein, wie viele Produkte unnötige Zusätze enthalten. Besonders tückisch: Zucker und Salz. Diese beiden sollten in Babybrei schlicht nicht vorkommen, weder als direkte Zutat noch versteckt hinter Begriffen wie Glukosesirup, Maltodextrin oder anderen Süßungsmitteln.
Warum Zucker und Salz tabu sind
Hier wird es ernst, denn das ist keine Geschmacksfrage, sondern eine Frage der Gesundheit. Babys, die früh an salzige und süße Geschmäcker gewöhnt werden, entwickeln eher eine Vorliebe dafür. Das mag zunächst harmlos klingen, hat aber langfristige Konsequenzen. Zu viel Salz erhöht das Risiko für Bluthochdruck, auch schon im Kindesalter. Zucker fördert nicht nur Übergewicht und Diabetes, sondern auch Karies.
Besonders problematisch sind Pulverbreie zum Anrühren, die ihr mit Milch oder Wasser zubereitet. Gerade bei Milch-Getreide-Breien, die oft als Abendmahlzeit gefüttert werden, ist häufig Zucker zugesetzt. Das Argument der Hersteller: Der Brei schmeckt dann besser und das Baby isst lieber. Doch das ist kurzsichtig gedacht. Euer Baby kennt keinen Vergleich und findet auch ungesüßten Brei völlig in Ordnung, wenn es nie anders gewöhnt wurde.
Auch wenn euch ein Brei selbst geschmacklich fad vorkommt, solltet ihr nicht nachsüßen oder nachsalzen. Euer erwachsener Geschmackssinn ist jahrelang trainiert und an intensivere Aromen gewöhnt. Für euer Baby ist das völlig anders. Was für euch neutral schmeckt, ist für den kleinen Menschen am Tisch durchaus schmackhaft.

Trinkbreie und Quetschies: Praktisch, aber problematisch
Sie sind bunt, handlich und suggerieren Flexibilität: Trinkbreie in Flaschen und Quetschbeutel mit Brei. Doch Experten raten davon ab. Warum? Weil Brei mit dem Löffel gefüttert werden sollte. Und das aus mehreren Gründen.
Erstens lernt euer Baby beim Löffeln wichtige motorische Fähigkeiten. Es muss den Mund zur richtigen Zeit öffnen, die Lippen um den Löffel schließen und den Brei nach hinten in den Rachen befördern. Das sind elementare Entwicklungsschritte für späteres eigenständiges Essen. Zweitens erhöht sich bei energiedichten Mahlzeiten aus Flaschen das Risiko für Überfütterung. Kinder trinken oft schneller und gedankenloser, als sie mit dem Löffel essen würden, wodurch das natürliche Sättigungsgefühl ausgehebelt wird.
Drittens – und das ist besonders wichtig – entsteht durch dauerhaftes Nuckeln an zucker- oder kohlenhydrathaltigen Flaschen das sogenannte Saugerflaschenkaries. Die Zähne sind permanent von zuckerhaltiger Flüssigkeit umspült, was ideale Bedingungen für Karies schafft. Also: Quetschies und Trinkbreie mögen verlockend sein, sollten aber die absolute Ausnahme bleiben.
Abwechslung ist das A und O
Ein häufiger Fehler – egal ob bei selbstgekochtem oder gekauftem Brei – ist mangelnde Vielfalt. Kartoffeln, Möhren, Haferflocken: Diese Beikost-Klassiker sind gut und wichtig, sollten aber nicht die einzigen Zutaten bleiben, die euer Kind kennenlernt. Die Geschmacksprägung beginnt bereits im Mutterleib und setzt sich im ersten Lebensjahr intensiv fort. Was euer Baby jetzt isst, beeinflusst, was es später gerne essen wird.
Deswegen solltet ihr bei der Auswahl der Gläschen auf Abwechslung achten. Probiert verschiedene Gemüsesorten aus: Pastinaken, Fenchel, Kürbis, Brokkoli, Zucchini. Auch bei Fleisch und Fisch gibt es mehr als nur Hähnchen. Lachs, Rind oder Pute erweitern das Geschmacksspektrum. Bei Obst könnt ihr zwischen Apfel, Birne, Pflaume, Mango oder Pfirsich variieren.
Mutig zu sein und ungewohnte Kombinationen auszuprobieren, kann sich langfristig auszahlen. Vielleicht mag euer Baby Brokkoli mit Lachs, Kürbis mit Hirse oder Birne mit Hafer. Je vielfältiger die Beikost, desto offener wird euer Kind später für das Familienessen sein. Und das bedeutet weniger Stress am Esstisch, wenn euer Kind älter wird und klare Vorlieben entwickelt.

Der entspannte Papa-Ansatz
Am Ende geht es bei der Beikost um mehr als nur Nährstoffe. Es geht darum, gemeinsam Zeit zu verbringen, eurem Baby neue Erfahrungen zu ermöglichen und eine positive Beziehung zum Essen aufzubauen. Ob der Brei dabei aus dem Glas oder dem Kochtopf kommt, ist zweitrangig.
Was zählt: Ihr nehmt euch Zeit, füttert mit dem Löffel, achtet auf gute Zutaten ohne Zucker und Salz, sorgt für Abwechslung und bleibt entspannt. Wenn ihr an einem Tag zu müde zum Kochen seid, greift ohne schlechtes Gewissen zum Gläschen. Wenn ihr am Wochenende Lust habt, selbst zu kochen, macht das. Beides ist richtig, beides ist gut.
Die moderne Vaterschaft bedeutet nicht, dass ihr alles perfekt machen müsst. Sie bedeutet, informierte Entscheidungen zu treffen, die zu eurem Leben passen. Und dazu gehört auch, die praktischen Lösungen zu nutzen, die uns zur Verfügung stehen. Solange wir wissen, worauf wir achten müssen.
Das Wichtigste in Kürze
Wenn ihr das nächste Mal vor dem Babyregal steht, denkt an diese Punkte: kurze Zutatenliste, kein Zucker, kein Salz, viel Abwechslung und immer mit dem Löffel füttern. Dann macht ihr alles richtig. Egal, ob das Gläschen von der Marke kommt oder aus eurer eigenen Küche.
Und vergesst nicht: Euer Baby wird sich später nicht daran erinnern, ob der Brei selbstgekocht oder gekauft war. Aber es wird sich daran erinnern, dass Papa da war, Zeit hatte und mit einem Lächeln gefüttert hat. Das ist es, was zählt.