„Und? Ist dein Kind schon trocken?“ – Kaum eine Frage bekommen Eltern häufiger gestellt, wenn das Kind auf die Zwei zugeht. Und kaum eine Frage sorgt für so viel Unsicherheit. Denn während früher viele Kinder schon mit zwei Jahren windelfrei waren, sieht das heute anders aus: Laut einer aktuellen Studie braucht mittlerweile die Mehrheit erst mit drei Jahren keine Windel mehr.
Und was bedeutet das jetzt für euch? Druck machen? Belohnungen überlegen? Oder einfach noch ein Paket Windeln nach Hause schleppen und abwarten?

Genau hier wollen wir euch entlasten. Denn Trockenwerden ist keine Leistungsschau, sondern ein Entwicklungsschritt. Und der braucht Zeit, Reife und Geduld. Das sagt auch Dr. Karella Easwaran, Kinder- und Jugendärztin und selbst Mutter. Sie kennt die Sorgen vieler Eltern, wenn das Toilettentraining stockt oder Rückschritte kommen und sie weiß auch: Fast alle Kinder werden trocken. Früher oder später. Und das ganz ohne Drama.
Unterstützt wird unser Interview von Pampers, die Eltern seit vielen Jahren auf dem Weg zum Trockenwerden begleiten mit Wissen, Tipps und hochwertigen Produkten, die sich an den tatsächlichen Entwicklungsverlauf der Kinder anpassen. Auch bei späterem Trockenwerden bleibt Pampers verlässlicher Partner, bis der Meilenstein geschafft ist.
Im Interview verrät Dr. Easwaran, worauf es wirklich ankommt, was ihr beim Toilettentraining lieber lassen solltet und wie Väter ihren Teil dazu beitragen können, dass diese Phase nicht zur Zerreißprobe für alle Beteiligten wird.
Also: Entspannung rein, Druck raus und ab ins Gespräch mit einer Expertin, die Eltern genau da abholt, wo sie gerade stehen.
Unser Interview mit Dr. Karella Easwaran
1. Mal ganz direkt gefragt: Müssen wir uns als Eltern Sorgen machen, wenn unser Kind mit drei noch Windeln trägt oder ist das völlig im Rahmen?
Nein, überhaupt nicht! ihr müsst euch keine Sorgen machen – jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Mit drei Jahren ist es absolut noch im Rahmen wenn das Kind noch Windeln trägt.
2. In einer aktuellen Pampers-Studie ist von einem immer späteren Trockenwerden die Rede. Was sind die Hauptgründe dafür? Sind Kinder heute einfach langsamer oder was hat sich geändert?
Kinder werden heute im Vergleich zu früher später trocken, weil unser Lebensstil sich verändert hat. Kinder sind heute sicherlich nicht langsamer. Gründe sind unter anderem mehr Stress im Alltag, weniger feste Routinen und oft auch späterer Beginn des bewussten Toilettengang.

3. Was bedeutet „Trockenwerden“ aus medizinischer Sicht eigentlich genau und ab wann gilt ein Kind als trocken? Und gibt es Unterschiede zwischen Tag und Nacht?
Aus medizinischer Sicht bedeutet „Trockenwerden“, dass ein Kind eigenständig erkennt, wann es zur Toilette muss, und es dann rechtzeitig schafft, die Blase bewusst zu entleeren. Ein Kind gilt tagsüber meist zwischen 3 und 4 Jahren als trocken, nachts jedoch oft erst später, bis zum 5. oder 6. Lebensjahr. Dieser Unterschied ist ganz normal, da die Steuerung der Blasenfunktion nachts schwieriger ist und länger braucht, um sich vollständig zu entwickelt
4. Väter sind oft eher praktisch orientiert: Gibt es eine Art Fahrplan oder Meilensteine, an denen sich Papas beim Trockenwerden orientieren können?
Hier ein paar wichtige Meilensteine, an denen Eltern sich gut orientieren können, aber wichtig !!!, Kinder können sich individuell abweichend entwickeln:
Ab etwa 18 Monaten fangen Kinder an, sich für die Toilette zu interessieren. Sie ahmen gerne die Eltern nach und merken auch schon, wenn die Windel voll ist.
Zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr wird die Windel immer öfter trocken bleiben, und das Kind fängt an, von sich aus Bescheid zu sagen, wenn es mal „muss“.
Etwa ab dem 3. Lebensjahr könnt ihr ganz spielerisch und ohne Druck gezielt mit dem Toilettentraining starten.
Zwischen 3 und 4 Jahren funktioniert das tagsüber dann meistens schon richtig gut. Kleine „Unfälle“ passieren ab und zu trotzdem noch – das ist völlig normal und kein Grund zur Sorge.
Bis Kinder auch nachts trocken sind, kann es aber oft bis zum 5. oder sogar 6. Lebensjahr dauern. Das ist ebenfalls ganz normal !
5. Was sind typische Anzeichen, dass ein Kind bereit ist für die Toilette?
Es gibt unterschiedliche Zeichen, die darauf hinweisen können, dass ein Kind für die Toilette bereit ist. Häufig beobachten Eltern, dass ihr Kind neugierig verfolgt, was sie auf der Toilette machen, oder es merkt selbst, wenn die Windel voll ist oder wenn es „muss“. Manche Eltern stellen auch fest, dass ihr Kind längere Phasen hat, in denen die Windel trocken bleibt. Reifere Kinder können einfache Anweisungen verstehen und ausprobieren, ob das mit der Toilette schon klappt. Andere Kinder empfinden die Windel irgendwann als unangenehm und äußern aktiv den Wunsch, diese loszuwerden.
Wichtig ist: Jedes Kind ist anders – vielleicht zeigt dein Kind ganz andere Zeichen. Und habe Vertrauen: Du wirst es rechtzeitig merken!

6. Warum ist es so wichtig, beim Thema Trockenwerden Geduld zu haben und was passiert, wenn Eltern, speziell auch Papas, zu viel Druck machen?
Geduld ist beim Trockenwerden so wichtig, weil Druck und Ungeduld Kinder verunsichern und Stress verursachen. Wenn Eltern, speziell auch Papas, zu viel Druck ausüben, führt das oft dazu, dass Kinder Angst vor dem Toilettengang entwickeln und sich blockieren. Das kann den ganzen Prozess verlängern und erschweren. Wichtig ist, ruhig, gelassen und positiv zu bleiben, denn so lernen Kinder entspannt und bekommen das nötige Selbstvertrauen, das sie beim Trockenwerden brauchen.
7. Manche Väter stellen die ehrliche Frage: „Wenn mein Kind auf den Teppich pinkelt, darf ich dann sauer sein oder muss ich cool bleiben?“ Was ist ihr Rat an Eltern?
Ja – du darfst dich ärgern. Das ist völlig normal.
Es ist absolut menschlich, in solchen Momenten Frust, Überforderung oder sogar Wut zu empfinden – besonders, wenn man gestresst ist, gerade aufgeräumt hat oder schon mehrfach ähnliches passiert ist. Aber – und das ist entscheidend:
Wie wir als Erwachsene mit diesen Gefühlen umgehen, macht den Unterschied.
Ein Kind, das gerade trocken wird, tut das nicht absichtlich daneben. Es befindet sich mitten in einem Lernprozess, der Zeit, Sicherheit und Reife braucht. Wenn wir in solchen Momenten laut werden, schimpfen oder das Kind beschämen, kann das tiefe Spuren hinterlassen – nicht nur emotional, sondern auch im Lernverlauf. Denn das Kind verknüpft das Thema „Ausscheidung“ dann mit Angst oder Unsicherheit.
Deshalb gilt: Gefühle ja – aber Reaktionen mit Bedacht.
Eltern dürfen sich innerlich ärgern – aber sollten nicht schreien oder bestrafen. Ein kurzer Moment des Innehaltens hilft oft: Durchatmen. Sich bewusst machen, dass das Kind keine Kontrolle verloren hat, um zu provozieren, sondern weil es noch übt. Eine ruhige, klare Reaktion kann dann lauten:
„Oh je, das war jetzt doof – komm, wir machen das zusammen sauber. Beim nächsten Mal funktioniert’s bestimmt besser.“ Und dann gemeinsam aufwischen. Dein Kind ist nicht „schwierig“, sondern auf dem Weg. So bleibt die Beziehung stark. Und genau das hilft deinem Kind, wirklich etwas zu lernen und Selbstbewusstsein zu entwickeln– ohne Angst, sondern mit Vertrauen.
8. Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen beim Trockenwerden, sowohl körperlich als auch im Verhalten?
Ja, ein bisschen – aber nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Mädchen sind oft ein paar Monate früher dran, weil ihr Gehirn in bestimmten Bereichen – z. B. Körperwahrnehmung oder Sprachverarbeitung – etwas schneller reift. Sie merken also manchmal früher, wann sie „müssen“, und können es besser ausdrücken.
Jungs sind dafür oft motorisch aktiver, lassen sich leichter ablenken und haben mehr Bewegungsdrang – das kann den Prozess etwas verlängern, ist aber völlig normal.
Jedes Kind hat sein eigenes Tempo.
Geschlecht spielt da eine Rolle – aber nicht die Hauptrolle.

9. Gelingt der Einstieg aus ihrer Sicht besser mit einem Töpfchen oder einem Kinderaufsatz?
Beides kann funktionieren – jedes Kind ist anders.
Das Wichtigste ist, dass sich dein Kind sicher fühlt.
Manche mögen ihr eigenes kleines Töpfchen, das sie ganz allein benutzen können. Andere finden es spannender, „wie die Großen“ auf der Toilette zu sitzen – dann hilft ein stabiler Kinderaufsatz mit Fußhocker.
Mein Tipp: Einfach ausprobieren, was besser passt.
Viele Kinder wechseln auch zwischendurch – das ist völlig normal.
10. Wie sieht eigentlich ein gutes Toilettentraining aus? Brauchen wir dafür Apps, Bücher, Belohnungssysteme oder reicht es, einfach gemeinsam drüber zu sprechen?
Ein gutes Toilettentraining ist eigentlich kein „Training“ – sondern ein gemeinsames Begleiten.
Kinder lernen am besten durch Beziehung, nicht durch Programme.
Es braucht keine App und auch keine Tabelle mit Belohnungspunkten – sondern Zeit, Geduld und echte Kommunikation.
Natürlich dürfen Bilderbücher helfen, das Thema kindgerecht zu erklären.
Und auch kleine motivierende Gesten – wie ein „High Five“ oder ein Aufkleber – können schön sein, wenn sie liebevoll eingesetzt werden und kein Druck entsteht.
Toilettengehen ist keine „Leistung“, sondern ein natürlicher Entwicklungsschritt und läuft meist ganz von selbst.

11. Viele Kinder werden in ihrer Kita gewickelt. Wie können Eltern im Austausch mit den Erzieher*innen unterstützend mitwirken?
Eltern können unterstützen, indem sie offen mit den Erzieher*innen im Austausch bleiben.
Was klappt zu Hause schon gut? Gibt es Rückschritte? Rituale?
Wichtig ist: Kein Druck – sondern Vertrauen.
Wenn Eltern und Kita gemeinsam feinfühlig begleiten, fühlt sich das Kind sicher. Und genau das hilft beim Trockenwerden am meisten.
12. Gibt es den einen magischen Tipp, den Sie allen Vätern mit auf den Weg geben können, damit das Trockenwerden kein Drama, sondern ein Projekt mit Happy End wird?
Ja – und er ist ganz einfach: Bleib entspannt.
Kinder spüren, wie wir über sie denken.
Wenn du deinem Kind das Gefühl gibst: „Ich vertraue dir – du schaffst das in deinem Tempo“, dann fühlt es sich sicher und angenommen.
Fehler gehören dazu – wie beim Fahrradfahren.
Lob hilft, aber Liebe hilft mehr.
Und wenn mal was daneben geht: Lächeln, aufwischen, weitermachen.
Dann wird aus dem Töpfchentraining kein Machtkampf – sondern eine gemeinsamer Lebenserfahrung.
Liebe Karella, vielen Dank für die vielen tollen Tipps. Das wird unseren Vätern und Müttern ganz bestimmt helfen, ihre Kinder beim Trockenwerden zu begleiten!