Ein Gastbeitrag von Sarah Uhlfelder, VP EMEA bei Gen
Früher war das größte Risiko beim Ausgeben des Taschengeldes der Kaugummiautomat oder die bunte Tüte vom Kiosk gegenüber. Kleine Geschenke im Alltag zu Gelegenheiten wie dem kürzlich stattgefundenen Vatertagwurden beim nächstgelegenen Tante-Emma-Laden gekauft.
Heute bietet die Online-Welt ganz neue Möglichkeiten – sei es, um ein Geschenk zu erwerben oder um einen lieben Gruß, gespickt mit Gifs, Bildern und Emojis zu versenden. Doch online bestehen auch Herausforderungen, für die sich Eltern gemeinsam mit ihren Kindern wappnen sollten. Denn: Oft sind es betrügerische Angebote oder Mails, die sich im Posteingang der Kids verstecken. Egal, ob scheinbare Werbung mit emotional triggernden Kaufaufforderungen oder Gewinnspiele, gefälschte Nachrichten von Streaming-Diensten oder angebliche Schul-E-Mails: Die Methoden von Online-Betrügern werden immer raffinierter – und junge Nutzer*innen sind ein beliebtes Ziel.
Doch keine Panik: Mit dem richtigen Know-how und ein paar alltagstauglichen Tipps kannst du deine Kinder nicht nur schützen, sondern ihnen auch ein gesundes digitales Urteilsvermögen mit auf den Weg geben – damit die Online-Welt kein Horrorszenario wird, sondern vielmehr ein Erlebnisraum, den man mit den richtigen Tipps verantwortungsvoll erschließen kann.
In diesem Artikel zeigen wir dir, worauf ihr gemeinsam achten solltet, wie ihr Scam-Mails enttarnt, bevor sie Schaden anrichten und was zu tun ist, wenn Euch doch ein Scam erwischt hat.

Gemeinsam stark gegen Phishing: Digitale Sicherheit ist Familiensache
Kinder sind neugierig darauf, die Welt zu entdecken. Da heute Medien schon in früher Kindheit, wenn auch idealerweise im gesunden Maß, zum Leben gehören, sollten Eltern sich regelmäßig über Online-Bedrohungen informieren. Nur wer selbst ein Grundverständnis für digitale Risiken hat, kann seinen Kindern Orientierung bieten.
Ihr habt den Eindruck, dass sich Eure Kinder heute oft souveräner durchs Netz bewegen als ihr selbst? Selbst wenn sie scheinbar mühelos zwischen Apps und Plattformen wechseln, heißt das nicht, dass sie alle Risiken durchschauen. Im Gegenteil: Gerade, weil digitale Medien so selbstverständlich geworden sind, ist es für Eltern umso wichtiger, genau hinzusehen. Dabei fühlen sich viele Elternteile, als müssten sie rund um die Uhr den digitalen Bodyguard spielen. Doch statt ständig zu kontrollieren, ist es viel nachhaltiger, Kinder altersgerecht zu begleiten und stark für den Umgang mit digitalen Medien zu machen. Aufklärung ist der beste Schutz – am besten mit Feingefühl.
Für die Kleineren heißt das: klare Regeln, einfache Worte und viel Geduld. Erklärt ihnen, warum es nicht gesund ist, stundenlang am Bildschirm zu kleben oder weshalb der eigene Name und die Adresse nichts im Netz verloren haben – genauso, wie ihr ihnen im Straßenverkehr erklärt, warum man bei Rot stehenbleiben muss. Liebevoll, klar und auf Augenhöhe.
Und wenn eure Kinder älter werden? Dann darf’s ruhig tiefgründiger werden. Sprecht über Datenschutz, digitale Identität oder Gruppendruck in sozialen Medien. Zeigt Interesse, hört zu – und gebt Orientierung, ohne gleich die Kontrolle zu übernehmen.
Denn: Ein offener Austausch schafft hier Vertrauen und hilft dabei, Regeln gemeinsam zu entwickeln, die den Umgang mit digitalen Medien sicherer und gesünder machen. Dabei solltet ihr das Gespräch nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit echtem Interesse und einem offenen Ohr führen. Fragen wie „Was machst du am liebsten online?“ oder „Hast du schon mal etwas erlebt, das dir komisch vorkam?“ helfen, einen Dialog zu beginnen. Wer altersgerecht erklärt, warum persönliche Daten geschützt werden müssen oder wie man auf unangenehme Nachrichten reagieren kann, gibt seinem Kind wichtige Werkzeuge an die Hand. Besonders entscheidend: Kinder sollten wissen, dass sie sich jederzeit an Euch als Eltern wenden können – ohne Angst vor Strafen.
Ein vertrauensvolles Verhältnis ist der beste Schutz im digitalen Alltag. Und: Indem Regeln gemeinsam besprochen und festgelegt werden, entsteht nicht nur Sicherheit, sondern auch ein starkes Gefühl von Zusammenhalt. Und dies ist besonders dann wichtig, wenn es vielleicht sogar schon zu einem Scam gekommen ist und sich die Kinder damit nicht allein gelassen fühlen sollten. Denn was harmlos wirkt, kann schnell gefährlich werden – sei es durch ungewollte Kontakte, Cybermobbing, das unachtsame Teilen persönlicher Informationen oder Phishing-Mails.

Nicht im Trüben fischen, sondern Phishing-Maschen erkennen und mit ihnen umgehen
Surfen die Kinder und Jugendlichen im Netz und haben sie Mailaccounts und Apps, mit denen sie online gehen, dann ist eine der größten Gefahren das sogenannte Phishing – der Versuch, über gefälschte Nachrichten persönliche Daten zu stehlen oder schädliche Software zu verbreiten.
Phishing ist eine Methode, bei der Cyberkriminelle über gefälschte E-Mails, Nachrichten oder Websites versuchen, sensible Informationen wie Passwörter oder Zugangsdaten zu erbeuten. Die Täuschung ist oft so raffiniert, dass sie auf den ersten Blick wie eine legitime Nachricht von einem Online-Shop oder sogar einem Freund wirkt.
Klickt man auf einen solchen Phishing-Link, kann entweder sofort eine Schadsoftware (Malware) auf dem Gerät installiert werden – oder man wird auf eine täuschend echt aussehende Website weitergeleitet, auf der man dazu verleitet wird, persönliche Daten einzugeben. Ihr solltet frühzeitig mit Euren Kindern über die Risiken von verdächtigen Links und Nachrichten sprechen und ihnen in Erinnerung rufen, dass nicht jede Nachricht im Internet vertrauenswürdig ist – selbst, wenn sie von bekannten Absendern zu kommen scheint.
Dabei kommen die Online-Betrügereien in unterschiedlichem Gewand: Entweder kopieren
Betrüger eine E-Mail, die das Opfer schon einmal erhalten hat, fast vollständig – nur mit einem neuen, infizierten Anhang oder einem manipulierten Link, wobei die Absenderadresse meist leicht verändert ist (Clone-Phishing).
Oder aber ein plötzlich erscheinendes Fenster behauptet zum Beispiel, der Computer sei mit einem Virus infiziert und die vermeintliche „Lösung“ ist eine gefälschte Antivirus-Software, die in Wirklichkeit Malware ist (Pop-up-Phishing). Hier geraten nicht nur junge Menschen schnell in Sorge und wollen den Schaden beheben – unwissend, dass sie den Betrügern hiermit die Türe öffnen. Darüber hinaus manipulieren Cybergangster URLs – diese Phishing-Links wirken auf den ersten Blick wie echte Webseiten. Im Alltag geht ein genauer Blick auf die Adresse, der zeigen würde, dass es sich um eine Fälschung handelt, oftmals verloren.
Ein bisschen versteckter sind Weiterleitungs-Tricks: Tochter oder Sohn entdecken einen spannenden Link, der Überraschungen oder einen tollen Gewinn verspricht – tatsächlich werden sie auf eine gefälschte Seite geleitet, geben dort Daten ein – und werden anschließend auf die echte Website weitergeleitet, um Misstrauen zu vermeiden. Auch Kurz-URLs sind mit Vorsicht zu genießen – denn Dienste wie bit.ly werden genutzt, um gefährliche Links zu tarnen. Für Laien ist es kaum erkennbar, wohin der Link wirklich führt.
Es zeigt sich, wie vielfältig diese Betrugsmaschen sein können und wie schnell man durch auf einen falschen Klick auf digitale Abwege gelenkt wird.

„Gefährlich echt!“ – So entlarvt ihr Phishing-Versuche auf einen Blick
Die gute Nachricht ist, dass ihr gemeinsam einen Merkzettel erstellen könnt, worauf ihr bei einer Mail achtet:
- Ungewöhnlich günstige Angebote: „Das neue iPhone für 49 €““ – klingt zu schön, um wahr zu sein? Dann ist es das auch. Legt fest, dass Eure Kinder solche Angebote mit Euch besprechen.
- Anfragen nach persönlichen Daten: Keine Institution fragt per E-Mail nach Euren Zugangsdaten, eurem vollständigen Namen oder Eurer Adresse. Eine kurze Nachfrage per Telefon schafft hier schnell Klarheit. Zudem sollte der Beitritt in Clubs und die Teilnahme an Gewinnspielen nur mit Eurem Einverständnis erfolgen. Denn Cyberkriminelle sind geübt darin, Menschen zu manipulieren.
- Fehlerhafte Sprache: Viele Phishing-Mails enthalten Rechtschreibfehler oder klingen unnatürlich. Geht solche Beispiele anschaulich gemeinsam durch.
- Allgemeine Anrede: „Sehr geehrte Schülerinnen und Schüler“ statt des echten Namens ist ein Warnsignal, wenn gleichzeitig persönliche Daten abgefragt werden. Auch hier ist es ratsam, gemeinsam auf solche Anfragen zu schauen.
- Druck erzeugen: Sätze wie „Letzte Chance!“ oder „Sofort reagieren!“ sollen zur schnellen Handlung drängen. Sensibilisiert Eure Kinder dafür, erst nachzudenken, und dann zu klicken. Und besonders, wenn es darum geht, dass Eure Kinder um Geld gebeten werden – macht ihnen klar, dass sie niemals „Freunden“ in sozialen Netzwerken oder per Mail antworten, die um Geld bitten oder wollen, dass ihr verdächtige Links anklickt.
- Onlinespeicherangebot für Daten: Ob Hausaufgaben, Referate oder kreative Projekte – Kinder und Jugendliche nutzen das Internet und digitale Geräte zunehmend für schulische Aufgaben. Umso ärgerlicher ist es, wenn durch einen technischen Fehler wichtige Daten verloren gehen. Erklärt, dass gespeicherte Daten nicht automatisch sicher sind und zeigt auf, wie man regelmäßig Sicherheitskopien anlegt, z. B. auf einem USB-Stick, einer externen Festplatte oder in einer vertrauenswürdigen Cloud. Dabei ganz wichtig: Nicht alle kostenlosen Speicherprogramme im Internet sind seriös – manche enthalten versteckte Malware. Nutzt daher nur bewährte und sichere Anbieter.
- Unbekannte Absender: Wenn ihr die Person nicht kennt – löscht die Mail.
- Vertraute Absender, aber seltsamer Inhalt: Klingt die Nachricht „komisch“? Fragt lieber telefonisch nach.
- Verdächtige Links oder Anhänge: Niemals unüberlegt klicken – prüft den Link per Mouseover oder nutzt ein Sicherheitstool.
Natürlich kann es dennoch passieren, dass ein schädlicher Link angeklickt wird – in einem unbedachten Moment oder aus Neugierde. Auch hier habt ihr immer noch die Möglichkeit, tätig zu werden und den Schaden zu begrenzen.

„Klick mit Köpfchen!“ – So schützt sich deine Familie clever vor Phishing-Fallen
Dein Kind hat auf einen vermeintlich spannenden Link in einer Mail geklickt – das Ergebnis lässt unter Umständen nicht lange auf sich warten – um auszuschließen, dass ein eventueller Diebstahl von persönlichen Daten langfristige, vielleicht sogar finanzielle, Folgen hat, könnt ihr gemeinsam verschiedene Maßnahmen zur Wiederherstellung eurer Online-Sicherheit ergreifen.
Zunächst gilt: Ruhe bewahren und umgehend jegliche Interaktion mit der verdächtigen Seite abbrechen. Fenster schließen, Downloads stoppen – alles, was Daten senden könnte, sollte beendet werden. Ein wichtiger nächster Schritt ist, das Gerät vom Internet zu trennen. Dadurch kann verhindert werden, dass sich Schadsoftware weiterverbreitet oder sensible Informationen weitergeleitet werden. Im Anschluss heißt es: Passwörter ändern – und zwar alle, die möglicherweise betroffen sind. Sichere Kombinationen aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen sind Pflicht! Für ein Extra an Sicherheit empfiehlt sich die Aktivierung der Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA), bei der ein zusätzlicher Code etwa ans Smartphone geschickt wird.
Wer seine Bankinformationen preisgegeben hat, sollte sofort den Anbieter kontaktieren – oft lassen sich unautorisierte Transaktionen rückgängig machen. Auch regelmäßige Überprüfungen der Kontoauszüge und der Kreditauskunft helfen dabei, Datendiebstahl frühzeitig zu erkennen. Ein gründlicher Virenscan mit einer aktuellen Sicherheitssoftware rundet das Schutzpaket ab. Und ganz wichtig: Verdächtige Nachrichten sollten als Spam gemeldet und bei den zuständigen Stellen angezeigt werden – denn nur gemeinsam können wir Phishing den Kampf ansagen.
Phishing-Schutz ist ein echtes Familienprojekt
Indem Eltern mit gutem Beispiel vorangehen, Sicherheitsmaßnahmen erklären und gemeinsam mit ihren Kindern über digitale Risiken sprechen, schaffen sie ein starkes Fundament für verantwortungsvolles Verhalten im Netz. Das stärkt nicht nur das Sicherheitsgefühl jedes Einzelnen, sondern fördert auch den familiären Zusammenhalt. Denn wer sich gegenseitig unterstützt, aufklärt und regelmäßig austauscht, kann Gefahren frühzeitig erkennen – und gemeinsam verhindern, dass persönliche Daten in die falschen Hände geraten. Ein bewusster Umgang mit Passwörtern, Sicherheitsfunktionen und verdächtigen Nachrichten wird so zum Alltag. Und genau das macht digitale Sicherheit nicht nur sinnvoll, sondern zu einem echten Familienprojekt mit Langzeitwirkung.