Hand aufs Herz, wie sieht es bei euch im Flur aus? Wahrscheinlich stolperst du morgens über Gummistiefel, abends über Schulranzen und zwischendurch über dieses eine Spielzeugauto, das schon seit drei Wochen dort liegt. Willkommen im Club!
Der Flur ist in Familien mit Kindern die am meisten unterschätzte Zone überhaupt. Dabei ist er das Erste, was du siehst, wenn du nach Hause kommst, und das Letzte, bevor ihr das Haus verlasst. Zeit, diesem vergessenen Raum etwas Liebe zu schenken.
Das Gute ist: Mit ein paar cleveren Kniffen verwandelst du das Chaos in eine Wohlfühlzone, die sowohl praktisch als auch hübsch anzusehen ist. Und nein, du musst dafür weder ein Vermögen ausgeben noch deine Wochenenden opfern.
Warum der Flur in Familien so eine zentrale Rolle spielt
Der Flur ist die Schaltzentrale eures Alltags. Hier werden Jacken an und ausgezogen, Schuhe gesucht, Schlüssel verlegt und im Winter Schneehaufen von Stiefeln geklopft. In kaum einem anderen Raum passiert so viel auf so wenig Quadratmetern. Gleichzeitig ist der Flur die Visitenkarte eures Zuhauses, der erste Eindruck für jeden, der durch die Tür kommt.
Bei Familien kommt noch eine besondere Herausforderung dazu: Der Flur muss für Menschen zwischen 80 Zentimetern und 1,80 Metern funktionieren. Was für dich bequem erreichbar ist, kann für deinen Dreijährigen eine unüberwindbare Hürde sein. Und was dein Kind liebt, nämlich alles auf den Boden zu werfen, macht dich wahnsinnig. Ein kinderfreundlicher Flur berücksichtigt die Bedürfnisse aller Familienmitglieder und schafft es trotzdem, gut auszusehen.
So schaffst du Ordnung ohne ständiges Aufräumen
Das Geheimnis eines aufgeräumten Familienflurs liegt nicht darin, dass alle immer alles wegräumen. Seien wir ehrlich, das passiert sowieso nicht. Das Geheimnis liegt in Systemen, die so einfach sind, dass selbst müde Kinder nach einem langen Kindergartentag ihre Sachen einigermaßen an den richtigen Platz befördern.
So richtest du persönliche Bereiche für jedes Kind ein
Installiere Haken auf verschiedenen Höhen, sodass auch die Kleinsten ihre Jacke selbst aufhängen können. Ein Haken auf etwa einem Meter Höhe ist für Drei bis Sechsjährige perfekt erreichbar. Darüber kannst du weitere Haken für die Erwachsenen anbringen. Wenn jedes Familienmitglied seinen eigenen, klar markierten Bereich hat, vielleicht sogar farblich gekennzeichnet, fällt das Zuordnen leichter.
Körbe oder Boxen unter einer Sitzbank funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Jedes Kind bekommt seine eigene Box für Mützen, Handschuhe und den ganzen Kleinkram, der sonst in den Jackentaschen vergammelt. Du kannst die Boxen mit Fotos oder Namen beschriften, je nach Alter der Kinder. So wissen auch Vorschulkinder, die noch nicht lesen können, welche Box ihnen gehört.
Darum brauchst du unbedingt eine Sitzbank
Falls du noch keine Sitzbank im Flur hast, solltest du das ändern. Nichts ist unpraktischer als das Anziehen von Schuhen im Stehen, besonders für kleine Kinder, die dabei regelmäßig umfallen. Eine Bank mit Stauraum darunter ist die platzsparendste Lösung: Oben drauf sitzt man, unten drunter verschwinden Schuhe oder die bereits erwähnten Körbe. Die Bank muss nicht teuer sein, ein einfaches Modell aus dem Möbelhaus tut es völlig, solange es stabil genug ist, auch mal zwei hüpfende Kinder auszuhalten.
So wählst du Böden und Wände die einiges aushalten
Lass uns über Materialien reden, denn hier kannst du dir entweder das Leben leicht oder sehr schwer machen. Ein Flur mit Kindern wird beansprucht. Schlammige Schuhe, nasse Regenjacken, Fahrräder, die mal kurz abgestellt werden, Roller, die gegen die Wand knallen. Das ist keine Frage des Erziehungsstils, das ist einfach Realität.
Bei Böden solltest du auf robuste, leicht zu reinigende Materialien setzen:
- Fliesen oder Vinyl lassen sich einfach feucht wischen und überleben auch mal einen umgekippten Eimer Matsch
- Versiegeltes Holz sieht edel aus und ist pflegeleichter als unbehandeltes Parkett
- Eine gute Fußmatte für den Innenbereich fängt den gröbsten Dreck ab, bevor er sich in der Wohnung verteilt
Wichtig bei der Fußmatte ist, dass sie rutschfest ist und du sie problemlos waschen kannst. Nichts ist unappetitlicher als eine Matte, die nach feuchtem Hund riecht.
Für die Wände empfehlen sich abwaschbare Farben oder sogar Wandpaneele im unteren Bereich. Die ersten 80 Zentimeter einer Flurwand werden am meisten strapaziert, hier lehnen sich dreckige Kinderhände ab, hier streifen nasse Jacken entlang. Eine Holzvertäfelung oder ein abwaschbarer Anstrich in diesem Bereich spart dir viele Nerven. Oben drüber kannst du dann ruhig die schöne Tapete kleben, die du so liebst.
So sorgst du für Beleuchtung die gute Laune macht
Viele Flure sind fensterlos und dunkel, was die Stimmung nicht gerade hebt. Gerade wenn du morgens verschlafen zur Tür rauswankst oder abends erschöpft nach Hause kommst, macht das richtige Licht einen Unterschied. Verzichte auf kaltes, grelles Licht und setze stattdessen auf warmweiße Leuchtmittel, die eine einladende Atmosphäre schaffen.
Praktisch sind Bewegungsmelder oder Lampen mit Dämmerungssensor. So musst du nicht im Dunkeln nach dem Lichtschalter tasten, und die Kinder müssen sich nicht auf Zehenspitzen strecken, um ihn zu erreichen. Außerdem vergisst niemand mehr, das Licht auszuschalten, was bei Kindern ja durchaus mal vorkommt. Kleine Nachtlichter in Steckdosennähe helfen den Kleinen, nachts den Weg zur Toilette zu finden, ohne dass gleich das ganze Haus erleuchtet wird.
So findest du Deko die schön aussieht und trotzdem praktisch bleibt
Kinderfreundlich heißt nicht, dass dein Flur aussehen muss wie eine Kita. Du darfst und sollst deine persönliche Note einbringen. Der Trick ist, Deko zu wählen, die entweder unzerbrechlich ist oder außerhalb der Reichweite kleiner Hände hängt.
So gestaltest du eine persönliche Bilderwand
Eine Bilderwand mit Familienfotos ist perfekt für den Flur. Sie begrüßt euch jeden Tag mit schönen Erinnerungen und macht den Raum persönlich. Achte darauf, dass die Rahmen gut befestigt sind und nicht bei jedem Türknallen von der Wand fallen. Acrylglas statt echtem Glas ist bei Familien mit kleinen Kindern die sicherere Wahl. Sollte doch mal was runterfallen, gibt es keine gefährlichen Scherben.
So wird Praktisches zum Hingucker
Wer sagt, dass Garderoben hässlich sein müssen? Es gibt so viele schöne Optionen, die gleichzeitig funktional sind:
- Hakenleisten aus Holz, Metall oder im Vintage Stil setzen echte Akzente
- Körbe aus Seegras oder Rattan sehen hochwertig aus und verstecken das Chaos
- Schlüsselbretter mit kleiner Ablage sind praktisch und können echte Hingucker sein
- Schirmständer in außergewöhnlichen Designs werden zum Deko Element
Pflanzen bringen Leben in jeden Flur, auch in dunkle. Efeututen, Bogenhanf oder Zamioculcas kommen mit wenig Licht aus. Achte nur darauf, dass die Pflanzen für Kinder ungiftig sind und die Töpfe kippsicher stehen. Hängeampeln sind eine gute Option, um Grün ins Spiel zu bringen, ohne dass kleine Finger in der Erde wühlen können.
So organisierst du den Kleinkram der sonst verloren geht
Schlüssel, Sonnenbrillen, Hundeleinen, Fahrradhelme, der Brief, der unbedingt noch zur Post muss, all diese Dinge haben die Eigenschaft, genau dann unauffindbar zu sein, wenn ihr los müsst. Eine durchdachte Organisation spart euch morgens wertvolle Minuten und abends viele Nerven.
Ein kleines Regal oder ein Schränkchen mit mehreren Fächern ist Gold wert. Hier hat jeder wichtige Kleinkram seinen festen Platz. Beschrifte die Fächer, zumindest gedanklich, und gewöhne dir an, Dinge immer an denselben Ort zu legen. Klingt simpel, ist aber erstaunlich schwer, wenn man es nicht konsequent macht.
Für den Schulalltag haben sich diese Systeme bewährt:
- Ein „Morgen Korb“ pro Kind, in den abends alles reinkommt, was am nächsten Tag mit muss
- Eine Ablage für Elternbriefe und Dokumente, die unterschrieben werden müssen
- Ein fester Platz für Sportbeutel, damit das „Wo ist mein Turnbeutel?“ Geschichte ist
So machst du den Flur sicher ohne dass es auffällt
Bei allem Fokus auf Optik sollte die Sicherheit nicht zu kurz kommen, gerade bei kleinen Kindern. Zum Glück lassen sich die meisten Sicherheitsmaßnahmen so umsetzen, dass sie nicht ins Auge fallen.
Diese Punkte solltest du checken:
- Keine Möbelkanten in Kopfhöhe deiner Kinder, notfalls transparenten Kantenschutz anbringen
- Schwere Regale oder hohe Schränke an der Wand befestigen, damit sie nicht umkippen
- Steckdosen in Bodennähe mit Kindersicherungen versehen
- Türstopper anbringen, damit kleine Finger nicht eingeklemmt werden
Die meisten dieser Maßnahmen sind kaum sichtbar, machen aber einen großen Unterschied. Besuch kommt manchmal mit kleineren Kindern, und dann bist du froh, wenn du vorgesorgt hast.
So wächst der Flur mit euren Kindern mit
Kinder verändern sich schnell, und was heute perfekt passt, ist in zwei Jahren vielleicht schon wieder überholt. Plane deinen Flur so, dass er sich leicht anpassen lässt. Haken lassen sich umschrauben, wenn die Kinder größer werden. Körbe können ausgetauscht werden, wenn der Platzbedarf steigt. Bilder können gewechselt werden, wenn die Kleinkindfotos peinlich werden.
Beziehe deine Kinder bei der Gestaltung mit ein, zumindest ein bisschen. Wenn sie ihre eigene Kiste aussuchen dürfen oder mitentscheiden, welches Bild von ihnen an die Wand kommt, entwickeln sie mehr Verantwortungsgefühl für diesen Bereich. Ein Flur, den die Kinder mitgestaltet haben, wird eher pfleglich behandelt als einer, der ihnen von oben herab verordnet wurde.
Denk auch daran, dass die Nutzung sich ändert. Irgendwann kommen keine Bobbycars mehr durch die Tür, dafür aber Fahrräder. Der Platz für die Krabbelsachen wird zum Platz für Sportausrüstung. Bleib flexibel und sieh den Flur als lebendigen Raum, der sich mit eurer Familie entwickelt.
Perfektion ist nicht das Ziel
Ein kinderfreundlicher Flur wird nie aussehen wie aus einem Einrichtungsmagazin, zumindest nicht länger als fünf Minuten nach dem Aufräumen. Und das ist völlig in Ordnung. Es geht nicht darum, einen Instagram tauglichen Raum zu schaffen, sondern einen, der zu eurem Leben passt. Einen Flur, in dem ihr euch wohlfühlt, der praktisch ist und der euch morgens nicht schon in den Wahnsinn treibt.
Fang mit einer Sache an, vielleicht den Haken auf Kinderhöhe oder der Sitzbank, und schau, wie sich euer Alltag dadurch verändert. Du musst nicht alles auf einmal umsetzen. Kleine Verbesserungen summieren sich, und nach und nach entsteht ein Flur, der wirklich für eure Familie funktioniert. Einer, in dem das Chaos zumindest organisiert ist und in dem ihr jeden Tag gerne nach Hause kommt.











