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Interview mit Netpapa-Betreiber Mario Förster

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Seit dem Start von Daddylicious im Jahr 2013 haben Mark und ich ganz viele tolle Blogger kennengelernt. Leider sind die schreibenden Väter immer noch in der Minderheit. Aber dafür halten diese Kerle umso mehr zusammen. Somit ist es nun auch mal an der Zeit, Euch mit Mario einen der aktivsten Schreiberlinge aus dem täglichen Familienblogger-Wahnsinn vorzustellen:

1. Wir zwei kennen uns schon lange, unsere Leser können Dich aber vielleicht nicht zuordnen. Daher: wer bist Du und was machst Du?

Ich bin Mario Förster, 48 Jahre, Vater von zwei Söhnen und glücklich verheiratet. Seit 18 Jahren selbständig, als Autor und Blogger und sicher einigen bekannt als Macher von Netpapa.de. Unser Vätermagazin besteht seit 2014, so ähnlich wie euer Daddylicious, wir zählen zu den reichweitenstärksten Onlinemagazinen und ich freue mich sehr, das wir gemeinsam mit unseren Angeboten für Väter inzwischen eine gute Sichtbarkeit erreicht haben.
Ich lebe mit meiner Familie in Königshain, im Osten Deutschlands, und ich bin viel auf Konferenzen unterwegs. Internet, Online Marketing und Persönlichkeitsentwicklung sind dabei meine Steckenpferde, auf die ich Lust habe und natürlich alles rund um uns Väter.

2. Du tobst auch durch die Social Media Welt. Bist Du etwa auch ein Influencer? Und was sagst Du zu den Diskussionen um diese Disziplin des Online-Marketing?

Nein, ich denke nicht das ich zu den sogenannten Influencern gehöre. Ich habe es aber auch nicht so mit Definitionen und Schubladen und mag die stetigen Debatten um Begrifflichkeiten eigentlich auch nicht. Wer ist nun ein Influencer, wer darf sich Blogger nennen, wer ist wichtig und wer noch besser. Das ist doch alles sehr subjektiv und ich denke, lasst uns einfach machen, am besten gemeinsam und nicht lange reden. Da wirkt wahrscheinlich meine Jugendzeit in der ehemaligen DDR nach, wir wurden ja im kollektiven Stil erzogen und es gab keinen Platz für Individualismus und deswegen setzte ich mich heute gern über solches Denken hinweg. Nun ist der Influencer ja aber in aller Munde, auch wenn er nicht gerade als qualitativ hochwertiges Berufsbild besetzt wird.

Für mich bedeutet der Begriff erstmal nicht mehr, als dass es sich dabei um eine Person handelt, die eine bestimmte Meinung nach außen vertritt und damit viele andere Menschen erreicht. Ich mag auch die in den 50 Jahren entstandenen Definition des Opinion Leaders oder auf Deutsch, des Meinungsführers.

Ob alle der heutigen Influencer wirklich eine Meinung haben und auch die Basis an Erfahrungen, um diese als Meinungsführer an andere weiterzugeben, trifft vielleicht nicht in jedem Falle zu.

Von mir kann ich sagen, dass ich schon einiges in meinem Leben an Erfahrungen sammeln konnte, sowohl persönlich als auch mit meinen Söhnen, die jetzt 7 und 10 Jahre alt sind, und ich mit 38 auch relativ spät Vater geworden bin, so dass ich auch einiges an Zeit hatte, um die Höhen und Tiefen des Lebens kennenzulernen. Ich stehe dabei in meinen Inhalten für ein „gutes Bewusstsein als Vater“, eine gute Vater-Kind-Beziehung und zeige, wie man seine Möglichkeiten nutzen kann, um der bestmögliche Vater zu sein. Ich glaube, dass es uns Männern in der heutigen Zeit möglich ist, eine andere Vater-Kind-Beziehung zu haben, als die die wir mit unseren Vätern erlebt haben. Wenn einige Marketingexperten mich dann aufgrund meiner Reichweite als Influencer sehen möchten, will ich das gern denen überlassen.

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3. Apropos Influencer: das Netz ist voll von Angeboten für Mamas. Warum gibt es nur so wenig gute Kanäle von Vätern? Will das etwa keiner sehen?

Väter sind anders als Mütter, und noch lange nicht bei allen Themen und in der Öffentlichkeit angekommen. Frauen besetzen die Themen Familie, Kinder und Beziehung zu Kindern viel stärker und mutiger als wir Männer und das nicht nur in der medialen Welt und den sozialen Netzwerken, sondern eben auch in der Familie. Das ist zum einen natürlich wichtig, weil Kinder eben zu bestimmten Zeiten die Mutter vorrangig brauchen, aber wir Väter sind eben genauso wichtig. Ich denke das ist so, weil wir mit vielen Themen, soziologisch betrachtet, immer noch in der Zeit des Patriarchats sind, in der wir als Mann eben der Stammesführer waren, für die Ernährung der Familie verantwortlich, für die soziale Anerkennung, für Reichtum und auch für eine autoritären Umgang mit Anderen. Das behindert uns Männer in eine gleichberechtigte, beziehungsorientierte Rolle zu gehen. Und genau das sind auch immer noch die Themen, mit denen viele Männer sich bevorzugt befassen, dazu gehört auch autoritäre Erziehung, ich sehe das auch in unseren Väter Communitys, z.B. auf Facebook. Natürlich gibt es auch sehr viele andere Väter, die sich sehr mit ihrer Vaterschaft und der Beziehung zum Kind auseinandersetzen. Durch diesen Umbruch, der derzeit stattfindet, sehe ich aber auch eine hohe Verunsicherung der Väter, viele wissen nicht genau was in Ihrer neuen Vaterrolle wichtig ist, von der einen Seite hört man, Kindern auf Augenhöhe begegnen und bindungsorientierte Beziehung, andere warnen vor verwöhnten Tyrannenkindern und sprechen sich für Strenge und eine autoritäre Erziehung aus.

Ich denke, wir müssen neu lernen, uns auch als Vater auf unsere Intuition zu verlassen und in jeder Situation individuell prüfen, was gerade richtig ist, Patentrezepte gibt es dafür nicht und wir sollten diese auch nicht suchen oder vermeintlichen glauben schenken.

Und deswegen, jetzt zurück zu deiner Frage, gibt es auch mehr Öffentlichkeit für Mütter als für Väter. Aber, das ändern wir ja gerade gemeinsam und solche Projekte wie Daddylicious und Netpapa.de und viele andere liebevolle Blogs und Blogger tragen sicher auch einen kleinen Teil dazu bei. Wir Väter waren ja noch bis vor ein paar Jahren vollkommen unsichtbar.

4. Ihr wohnt recht ländlich kurz vor der polnischen Grenze. Wie familienfreundlich ist dieses Setup?

Ja, meine Frau und Ich haben beide nach der Wende einige Jahre in verschiedenen Städten der alten Länder gewohnt, wollten aber als Rückkehrer wieder in die Heimat. Wir haben dann vor 2 Jahren die Entscheidung getroffenen von Görlitz in ein kleines Dorf am Rande der Königshainer Berge zu ziehen und haben dort ein altes Bauernhaus ausgebaut. Hier gibt es alles, was uns wichtig ist, Kita, Sportvereine, Schule, jede Menge Natur, schnelles Internet und gute Autobahnanbindung, wir sind in wenigen Stunden in den großen Städten, also das passt für uns.

5. Du hast zwei Söhne. Was treibt Ihr in der gemeinsamen Zeit und für welche Hobbies brennen die beiden?

Meine Jungs spielen gern Fußball, beide im Verein. Gemeinsame Zeit ist uns wichtig, das können Kleinigkeiten sein, wie das gemeinsam tägliche Essen, wir reden gern und lange zusammen, streiten auch gern, die Jungs gehen auch sehr gern mit mir in die Schwimmhalle oder wir machen mit der gesamten Familie gemeinsame Ausflüge, unsere Region entwickelt sich, hier ist einiges los und ansonsten sind wir in einer Stunde im tschechischen Riesengebirge, wo es wunderschön ist.

6. Du selbst bist ja beruflich ein Medien-Junkie. Wie tolerant bist Du zuhause in Sachen Medien?

In Bezug auf die Mediennutzung bin ich gerade selbst sehr am Zweifeln und denke ehrlich, das ich da einen Fehler gemacht habe. Unsere Jungs haben seit 1,5 Jahren einen kleinen TV in ihren Zimmern und Spielezeiten für ihr Tablet und die Xbox und ich denke, das war echt ein wenig zu früh. Das würde ich heute anders machen, aber Zeit zurückdrehen geht nun mal nicht, sowas lässt sich ja nicht mehr so leicht rückgängig machen, insofern habe ich die schwere Aufgabe, die Nutzung zu reglementieren. Feste TV Zeiten und Tablet nur am Wochenende, in der Schulzeit setzen wir das konsequent um.

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7. Und weil gerade Sommerferien sind: wie sieht Euer perfekter Familienurlaub aus?

Der perfekte Sommerurlaub ist für uns neue Orte zu entdecken, oder in den Bergen in Österreich, Natur und gemeinsame Abenteuer erleben, das ist unser Ding. Ansonsten geht es aber auch faul am Meer rumliegen, Mein Tipp: Koserow auf Usedom.

8. Haben Deine Söhne auch bei „Fridays for Future“ demonstriert und wie findest Du das?

Bei uns direkt fanden keine Demos statt und die Jungs hatten noch nicht das Alter, um an entfernten teilzunehmen, wenn Sie etwas älter sind, fahre ich sie aber gerne hin. Ich finde diese Bewegung absolut richtig und wichtig, schon aus dem Grund, weil die Kinder erfahren wie es ist für „eine Sache“ einzustehen und dafür öffentlich einzutreten. Das Bewusstsein für eine Welt, die mal Ihnen allein gehören wird, kann gar nicht zeitig genug geweckt werden. Ich sehe die Bewegung aber auch nicht unkritisch, wenn Sie wie derzeit ideologisiert wird.
Die derzeitigen Kernthemen in unserer Region sind aber zugegebener Maßen nicht „Fridays for Future“, nicht Nachhaltigkeit und Klimawandel, sondern eher Strukturwandel und Abschied von der Braunkohle, Entwicklung des ländlichen Raums und politischer Rechtsruck, an diesen Themen sind wir auch mit den Kindern dran, das ist „unsere … for Future“ Thematik.   

9. Nachhaltigkeit ist in aller Munde, um unseren Kindern eine bessere Welt zu hinterlassen. Habt Ihr schon etwas im Alltag verändert?

Wir setzen, und das unabhängig von der jetzigen öffentlichen Bewegung, einige für uns sehr wichtige Aspekte schon länger um, zum Beispiel der Einkauf von regionalen Produkten, egal ob das Obst und Gemüse oder Fleisch ist. Wir können uns da gut ländlich regional versorgen und bringen das auch so den Kindern bei. Wir brauchen auch nicht jeden Sommer Flugreisen, um irgendwo am Pool zu liegen und haben auch beim Hausbau einige ökologische Sachen umgesetzt. Ich persönlich finde den Weg richtig das jeder bei sich anfängt, etwas nachhaltiger zu denken und wir als Deutschland eine Vorbildfunktion erfüllen müssen an der sich andere orientieren können. Ich bin aber nicht, für eine neue CO2-Steuer, wenn zur gleichen Zeit in Sibirien Flächenbrände wüten die so groß wie Baden-Württemberg und Hessen zusammen sind und es keine gemeinsamen Bemühungen dagegen gibt.

10. Und zum Abschluss hätten wir gern den ultimativen Shopping-Tipp für Väter. Kannst Du unseren Lesern etwas empfehlen?

Für werdende Väter habe ich einen sehr persönlichen Tipp: Ende September startet mein erstes Buch „Vaterzeiten – Hurra, Ich werde Vater!“ ..über meine Zeit als Vater in der Schwangerschaft und während der Geburt. Ich möchte Vätern damit einige meiner Erfahrungen weitergeben und zeigen, was mich in dieser Zeit alles beschäftigt hat. Wer also noch eine kleine Weile warten kann, findet das Buch dann unter www.vaterzeiten.de


Wer mir folgen möchtet findet mich unter:
www.instagram.com/einfachmario
www.facebook.com/mario.foerster

oder www.netpapa.de

Lieber Mario, vielen lieben Dank für die spannenden Einblicke. Weiterhin alles Gute für Dich, Deine Familie und Netpapa.

Fotos: © Paul Glaser

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