Die Bedeutung finanzieller Bildung wächst in Deutschland stetig, denn der Umgang mit Geld und Finanzen wird immer komplexer. Trotz wachsendem Bewusstsein zeigen Studien und Umfragen, dass viele Deutsche Schwierigkeiten haben, fundierte finanzielle Entscheidungen zu treffen.
Besonders in einer Zeit von Inflation, Digitalisierung und zunehmender Altersvorsorgeverantwortung ist finanzielle Bildung essenziell.
In diesem Beitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf aktuelle Statistiken, identifizierte Lücken und laufende Initiativen zur Verbesserung der Finanzbildung.
Übersicht: Wichtige Statistiken zur finanziellen Bildung in Deutschland auf einen Blick
Die Finanzbildung in Deutschland weist deutliche Defizite auf, trotz eines Spitzenplatzes im OECD-Vergleich 2024 mit einem Financial Literacy Score von 76/100 Punkten. Während 72 % der Deutschen ihr Wissen als „durchschnittlich“ oder schlechter einschätzen, können nur 21 % grundlegende Finanzfragen korrekt beantworten.
Themen wie Altersvorsorge und Kapitalmarkt bleiben kritisch: Nur 52 % sind mit ihrer Altersvorsorge zufrieden, und lediglich 18 % investieren in Anlageprodukte. Besonders Frauen und junge Menschen zeigen signifikante Wissenslücken, was den Bedarf an gezielten Maßnahmen unterstreicht.
Wir haben die wichtigsten Statistiken zusammengefasst, die wir in Studien und Umfragen finden konnten:
Allgemeines Finanzwissen der Bevölkerung
- 72 % der Deutschen bewerten ihr Finanzwissen als „durchschnittlich“ oder „nicht gut“.
- 21 % konnten grundlegende Finanzfragen zu Zinsen, Inflation und Geldanlage korrekt beantworten.
- Deutschland belegt im OECD-Vergleich 2024 den 1. Platz unter 38 Ländern mit einem Financial Literacy Score von 76/100 Punkten.
Altersvorsorge und langfristiges Sparen
- 52 % der Erwachsenen sind von ihren Altersvorsorgeplänen überzeugt.
- Etwa 50 % verfügen über betriebliche oder private Altersvorsorgeprodukte.
- Nur 25 % der Bevölkerung könnten drei Monate ohne Haupteinnahmequelle auskommen.
Kapitalmarktteilnahme
- 90 % der Deutschen sparen regelmäßig, aber nur 18 % besitzen Kapitalmarktprodukte wie Aktien oder Fonds.
- Viele Menschen haben Schwierigkeiten, komplexe Finanzprodukte wie Anleihen oder Aktien zu verstehen.
Schulden und Kreditnutzung
- 600.000 Menschen nahmen 2022 Schuldenberatung in Anspruch.
- Defizite beim Verständnis von Kreditverträgen und Schuldenmanagement bleiben ein großes Problem.
Digitale Finanzkompetenz
- Weniger als 50 % fühlen sich sicher im Umgang mit digitalen Finanzdienstleistungen.
- 7 % der Bevölkerung wurden bereits Opfer von Finanzbetrug oder Scams.
Nachhaltige Finanzen
- Das Interesse an nachhaltigen Investitionen wächst, aber Wissen über ESG-Kriterien bleibt gering.
Geschlechterunterschiede
- Frauen weisen geringeres Finanzwissen auf und investieren seltener in Kapitalmarktprodukte.
- Frauen schätzen ihre finanzielle Kompetenz oft niedriger ein und sorgen weniger fürs Alter vor.
Junge Menschen und finanzielle Bildung in Schulen
- 66 % der Jugendlichen geben an, in der Schule wenig bis gar nichts über Finanzen gelernt zu haben.
- Viele Jugendliche kennen grundlegende Begriffe wie „Inflation“ nicht.
OECD-Empfehlungen (2024)
Die OECD empfiehlt, sich auf fünf zentrale Themen zu konzentrieren:
- Langfristiges Sparen und Altersvorsorge.
- Teilnahme am Kapitalmarkt.
- Haushaltsplanung und Überschuldungsprävention.
- Digitale Finanzkompetenz.
- Nachhaltigkeitspräferenzen (Sustainable Finance).
1. Wie steht es um die Finanzkompetenz der Deutschen?
Finanzkompetenz umfasst nicht nur das Wissen über finanzielle Produkte und Konzepte, sondern auch die Fähigkeit, dieses Wissen im Alltag anzuwenden.
Laut einer repräsentativen Studie der IU Internationalen Hochschule schätzen 80 % der Deutschen ihre finanzielle Bildung als „sehr gut“ bis „eher gut“ ein. Gleichzeitig halten 92 % finanzielle Bildung für wichtig.
Die Realität sieht jedoch anders aus. In Wissensabfragen erreichten die Teilnehmer durchschnittlich nur 10,7 von 20 möglichen Punkten. Besonders in den Bereichen Zinsen, Geldanlage und Inflation bestehen erhebliche Wissenslücken. Diese Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlichem Wissen deutet darauf hin, dass viele Menschen ihre finanziellen Fähigkeiten überschätzen.
Wichtige Erkenntnisse:
- Selbsteinschätzung vs. Realität: Obwohl die Mehrheit ihre Finanzkompetenz als gut einschätzt, zeigen Tests deutliche Defizite.
- Schulbildung: Nur 49,2 % fühlen sich durch ihre schulische Ausbildung ausreichend finanziell gebildet.
- Anwendung im Alltag: Das theoretische Wissen wird oft nicht in praktisches Handeln umgesetzt, was zu finanziellen Fehlentscheidungen führen kann.
2. Wer ist von den Defiziten besonders betroffen?
Ein tieferer Blick in die Daten zeigt, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen besonders von Defiziten in der Finanzbildung betroffen sind.
Frauen und ältere Menschen:
- Frauen beantworten im Durchschnitt weniger Fragen zu Zinsen und Geldanlage korrekt als Männer.
- Sie schätzen ihre Finanzkompetenz oft niedriger ein und sparen tendenziell weniger.
- Ältere Menschen (über 60 Jahre) haben Schwierigkeiten mit modernen Finanzthemen wie digitalen Finanzdienstleistungen oder Kapitalmarktprodukten.
Junge Menschen:
- 9 von 10 Jugendlichen im Alter von 14 bis 24 Jahren kennen den aktuellen Inflationswert nicht.
- 66 % der Jugendlichen gaben an, in der Schule wenig bis gar nichts über Wirtschaft und Finanzen gelernt zu haben.
- Viele junge Erwachsene verlassen die Schule ohne grundlegendes Finanzwissen, was sie anfällig für finanzielle Fehlentscheidungen macht.
3. Finanzbildung in Deutschland: Wo liegen die größten Defizite?
Die Defizite in der Finanzbildung konzentrieren sich auf bestimmte Themenbereiche, die für die finanzielle Sicherheit und das Wohlergehen der Menschen von entscheidender Bedeutung sind.
Langfristiges Sparen und Altersvorsorge:
- Nur 52 % der Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter sind von ihren Altersvorsorgeplänen überzeugt.
- Viele verfügen nicht über ausreichende private oder betriebliche Altersvorsorgeprodukte.
- Altersarmut droht, wenn keine ausreichenden Vorsorgemaßnahmen getroffen werden.
Kapitalmarktteilnahme:
- Obwohl fast 90 % der Erwachsenen Geld sparen, besitzen nur 18 % Anlageprodukte wie Aktien oder Fonds.
- Mangelndes Wissen über Investitionen und den Kapitalmarkt führt dazu, dass das Potenzial für langfristigen Vermögensaufbau ungenutzt bleibt.
Verantwortungsvolle Kreditnutzung und Überschuldung:
- 600.000 Menschen nahmen 2022 eine Schuldenberatung in Anspruch.
- Überschuldung bleibt ein großes Problem, insbesondere bei Menschen mit niedrigem Einkommen.
- Fehlendes Wissen über Kredite und Haushaltsplanung führt zu finanziellen Engpässen.
Digitale Finanzkompetenz:
- Weniger als 50 % der Erwachsenen fühlen sich sicher im Umgang mit digitalen Finanzdienstleistungen.
- Etwa 7 % der Bevölkerung wurden bereits Opfer von Betrug oder Scams.
- Die schnelle Digitalisierung des Finanzwesens überfordert viele Menschen.
Finanzbildung in Deutschland: Übersicht der Defizite
Altersvorsorge | Geringe private Vorsorge, mangelndes Wissen | Alle Altersgruppen |
Kapitalmarktteilnahme | Niedrige Beteiligung an Aktien und Fonds | Frauen, ältere Menschen |
Kreditnutzung und Überschuldung | Fehlende Haushaltsplanung, Überschuldung | Menschen mit niedrigem Einkommen |
Digitale Finanzkompetenz | Unsicherheit mit digitalen Tools, Betrugsanfälligkeit | Ältere Menschen, Menschen mit geringer digitaler Kompetenz |
4. Finanzbildung in Deutschland: Bildungsangebote und Initiativen im Überblick
In Deutschland gibt es zahlreiche staatliche Initiativen zur Förderung der finanziellen Bildung, die von verschiedenen Ministerien in Zusammenarbeit mit Organisationen wie der OECD umgesetzt werden.
Die zentralen Maßnahmen umfassen:
- Initiative Finanzielle Bildung (2023):
- Entwicklung einer nationalen Finanzbildungsstrategie mit Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Finanzkompetenz.
- Schaffung der zentralen Plattform „Mit Geld und Verstand“, die Bildungsangebote bündelt und für diverse Zielgruppen zugänglich macht.
- Stärkung der Forschung, um eine solide Datengrundlage für evidenzbasierte Maßnahmen zu schaffen.
- OECD-Vorschlag zur Finanzbildungsstrategie (2024):
- Empfehlungen für fünf Schwerpunkte: Sparen und Altersvorsorge, Kapitalmarktteilnahme, Haushaltsplanung, digitale Finanzkompetenz und nachhaltige Finanzen.
- Ziel ist es, hochwertige Materialien und gezielte Maßnahmen für diese Themenbereiche zu entwickeln.
- Nationale Konferenz „Finanzielle Bildung für das Leben“ (2023):
- Über 400 Experten diskutierten über Finanzbildung im Internet, Verbraucherschutz und lebenslanges Lernen.
- Erste Meilensteine der nationalen Strategie wurden vorgestellt.
- Förderung von Forschungsprojekten:
- Das BMBF unterstützt Studien, die den Stand der finanziellen Bildung in Deutschland analysieren und innovative Lernangebote für alle Lebensphasen entwickeln.
- Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren:
- Kooperation mit Verbraucherzentralen, Schuldnerberatungen und gemeinnützigen Organisationen, um bestehende Angebote auszubauen.
Diese Initiativen zielen darauf ab, die finanzielle Bildung in Deutschland zu verbessern, Lücken zu schließen und den Zugang zu qualitativ hochwertigen Bildungsressourcen zu erleichtern. Durch die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnern wie der OECD sollen langfristig umfassende Lösungen für die Herausforderungen im Bereich Finanzbildung geschaffen werden.
5. Lücken in der Finanzbildung: Wer braucht besondere Unterstützung?
In Deutschland gibt es mehrere Bevölkerungsgruppen, die aufgrund spezifischer Lücken in ihrer Finanzkompetenz besondere Unterstützung benötigen.
Diese Defizite betreffen sowohl grundlegendes Finanzwissen als auch die Fähigkeit, dieses Wissen praktisch anzuwenden.
Hier sind die betroffenen Gruppen und ihre Herausforderungen im Überblick:
1. Menschen mit niedrigem Einkommen und Bildungsniveau
- Finanzkompetenz: Geringes Finanzwissen führt zu einer höheren Anfälligkeit für finanzielle Fehlentscheidungen.
- Überschuldung: Etwa 8 % der Erwachsenen in Deutschland sind überschuldet, oft ohne Zugang zu bedarfsgerechten Finanzbildungsangeboten.
- Zugewanderte und Geflüchtete: Haben häufig Schwierigkeiten, sich im deutschen Finanzsystem zurechtzufinden, was finanzielle Probleme verschärfen kann.
2. Frauen
- Geringeres Finanzwissen: Frauen verfügen durchschnittlich über weniger Wissen zu Finanzen als Männer und investieren seltener in Kapitalmarktprodukte.
- Selbsteinschätzung: Frauen schätzen ihre Finanzkompetenz oft niedriger ein, was zu einer geringeren Nutzung von Spar- und Anlagemöglichkeiten führt.
- Altersvorsorge: Frauen sind häufiger finanziell schlechter auf das Alter vorbereitet, was langfristige Unsicherheiten erhöht.
3. Junge Menschen (unter 30 Jahre)
- Schulbildung: Viele Jugendliche verlassen die Schule mit erheblichen Wissenslücken in grundlegenden Finanzthemen wie Inflation, Schuldenmanagement und Altersvorsorge.
- Unbedarfter Umgang mit Aktien: Junge Menschen zeigen Interesse an Aktien, verfügen aber oft nicht über das notwendige Wissen zu Risiken und langfristigen Anlagestrategien.
4. Ältere Menschen (über 60 Jahre)
- Digitale Finanzkompetenz: Ältere Erwachsene haben häufig Schwierigkeiten im Umgang mit digitalen Finanztools, wobei weniger als die Hälfte sich sicher im Umgang mit diesen Diensten fühlt.
- Betrugsanfälligkeit: Ältere Menschen sind besonders gefährdet, Opfer von Betrug oder Scams zu werden. Rund 7 % der Bevölkerung hat bereits negative Erfahrungen gemacht.
5. Selbstständige
- Spezielle Anforderungen: Selbstständige benötigen gezielte Unterstützung bei Themen wie Altersvorsorge, Einkommensschwankungen und Risikomanagement.
- Unregelmäßige Einkommensströme: Diese erschweren die Planung und Umsetzung langfristiger finanzieller Strategien.
6. Themenfelder mit besonderem Handlungsbedarf
In Deutschland gibt es mehrere kritische Bereiche, in denen die finanzielle Bildung der Bevölkerung gestärkt werden muss. Diese Themen sind entscheidend, um die Bevölkerung auf die Herausforderungen moderner Finanzsysteme vorzubereiten und langfristig finanzielle Stabilität und Sicherheit zu gewährleisten. Nachfolgend werden die zentralen Handlungsfelder detailliert dargestellt.
1. Altersvorsorge: Unsicherheit und Wissenslücken
Ein Großteil der Deutschen ist nur unzureichend auf die Altersvorsorge vorbereitet. Lediglich 52 % der Erwachsenen fühlen sich sicher bei ihren Vorsorgeplänen, während viele ausschließlich auf die gesetzliche Rente vertrauen. Dabei wird der Bedarf an privater oder betrieblicher Vorsorge häufig unterschätzt. Besonders Frauen und Menschen mit niedrigem Einkommen haben Schwierigkeiten, langfristige Vorsorgekonzepte zu verstehen und umzusetzen.
Wichtige Maßnahmen:
- Mehr Transparenz und Aufklärung über Vorsorgeprodukte wie Rentenfonds und Lebensversicherungen.
- Zielgruppenspezifische Bildungsprogramme, die Frauen und sozial benachteiligte Gruppen besser erreichen.
- Schulungen zur langfristigen Planung und Nutzung staatlicher Fördermöglichkeiten.
2. Kapitalmarkt: Unterschätzte Möglichkeiten für Vermögensaufbau
Die Teilnahme am Kapitalmarkt bleibt in Deutschland auf niedrigem Niveau. Obwohl 90 % der Deutschen sparen, investieren nur 18 % in Produkte wie Aktien oder Fonds. Hauptursachen sind Angst vor Verlusten, mangelndes Wissen über Anlagestrategien und ein geringes Vertrauen in die Finanzmärkte. Dieses Verhalten begrenzt die Möglichkeit, langfristig Vermögen aufzubauen.
Lösungsansätze:
- Aufbau von Basiswissen über Risiken und Chancen des Kapitalmarkts.
- Einführung von leicht verständlichen Informationskampagnen zu Anlagestrategien.
- Förderung des Bewusstseins für die Vorteile von langfristigen Investments.
3. Überschuldung und Haushaltsplanung
Eine schlechte Budgetierung und mangelnde Kenntnisse im Umgang mit Krediten führen häufig zu finanziellen Problemen. Rund 600.000 Menschen suchten 2022 Schuldenberatung auf. Besonders Haushalte mit niedrigem Einkommen sind von Überschuldung betroffen. Die Fähigkeit, ein Budget aufzustellen und Kredite sinnvoll zu nutzen, bleibt für viele Menschen eine große Herausforderung.
Empfohlene Maßnahmen:
- Einführung von Schulungen zur Haushaltsplanung und Erstellung von Budgetplänen.
- Förderung von präventivem Wissen über Kreditkosten und Schuldenmanagement.
- Unterstützung durch digitale Tools, die den Umgang mit Finanzen erleichtern.
4. Digitale Finanzkompetenz: Hürden der neuen Technologien
Mit der fortschreitenden Digitalisierung sind digitale Finanzdienstleistungen wie Online-Banking, mobile Zahlungsdienste und Kryptowährungen unverzichtbar geworden. Trotzdem fühlen sich weniger als 50 % der Deutschen sicher im Umgang mit diesen Technologien. Besonders ältere Menschen und digital weniger affine Bevölkerungsgruppen sind betroffen. Gleichzeitig wird die Betrugsanfälligkeit im digitalen Raum zu einer immer größeren Gefahr: 7 % der Bevölkerung waren bereits Opfer von Scams.
Lösungen:
- Entwicklung von Programmen, die die Nutzung von Online-Banking und digitalen Finanztools schulen.
- Sensibilisierung für Sicherheitsmaßnahmen, um Betrugsrisiken zu minimieren.
- Spezielle Bildungsangebote für ältere Menschen, die oft von digitalen Finanzsystemen ausgeschlossen werden.
5. Nachhaltige Finanzen: Wissenslücken bei ESG-Kriterien
Nachhaltige Finanzentscheidungen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Dennoch bleibt das Wissen über ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Governance) gering.
Dies hindert viele Menschen daran, informierte Entscheidungen zu treffen und in nachhaltige Finanzprodukte zu investieren, die sowohl persönliche als auch gesellschaftliche Ziele unterstützen könnten.
Ziele:
- Aufklärung über die Vorteile nachhaltiger Investitionen und deren Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft.
- Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in allgemeine Finanzbildungsprogramme.
- Förderung von ESG-konformen Produkten durch verbraucherfreundliche Informationen.
6. Ausblick: Die nationale Finanzbildungsstrategie
Die Bundesregierung arbeitet an einer nationalen Strategie zur Verbesserung der Finanzbildung. Ziel ist es, die verschiedenen Initiativen zu bündeln und effektiver zu gestalten.
Geplante Maßnahmen:
- Zentrale Bildungsplattform: Bereitstellung von qualitätsgesichertem Informationsmaterial für alle Altersgruppen.
- Integration in den Schulunterricht: Entwicklung von Lehrplänen und Materialien für Schulen.
- Gezielte Programme für vulnerable Gruppen: Spezielle Bildungsangebote für Frauen, ältere Menschen und Menschen mit niedrigem Einkommen.
Erwartete Ergebnisse:
- Steigerung der Finanzkompetenz: Bessere finanzielle Entscheidungen und höheres finanzielles Wohlergehen.
- Reduzierung von Überschuldung: Weniger Menschen geraten in finanzielle Notlagen.
- Stärkung der Wirtschaft: Durch höhere Beteiligung am Kapitalmarkt und bessere Altersvorsorge.
Exkurs: So steht es um die Verschuldung privater Haushalte in Deutschland
Die Verschuldung privater Haushalte in Deutschland zeigt eine stabile Entwicklung, jedoch mit regionalen und thematischen Herausforderungen.
Während die Haushaltsverschuldung in Relation zum Einkommen und BIP leicht gesunken ist, bleibt die absolute Verschuldung auf hohem Niveau. Besonders auffällig sind der Anstieg von Konsumentenkrediten und die weiterhin hohe Überschuldungsquote in bestimmten Regionen.
Gleichzeitig zeigt sich bei der Schuldenservicequote eine moderat belastende, aber nicht dramatische Entwicklung.
Wichtige Statistiken zur Haushaltsverschuldung in Deutschland (2023–2024)
- Haushaltsverschuldung zu BIP:
- Quartal 2024: 50,8 % des BIP (Rückgang von 51,3 % im 4. Quartal 2023).
- Langfristiger Durchschnitt (seit 1970): 53,95 %; Höchststand 2000: 70,5 %.
- Gesamtschulden der Haushalte:
- Juni 2024: 2.298,2 Mrd. USD (ca. 2,15 Billionen Euro); Rückgang gegenüber dem Vorquartal (2.315,2 Mrd. USD).
- Haushaltsverschuldung zu Einkommen:
- 2023: 78,16 % des verfügbaren Einkommens (Rückgang von 82,78 % in 2022).
- Prognose für Ende 2024: 87 %.
- Konsumentenkredite:
- 2023: 115 Mrd. Euro, das höchste Volumen in der Eurozone.
- Anstieg bei Kleinkrediten (<1.000 Euro), verstärkt durch „Buy now, pay later“-Angebote.
- Überschuldung:
- 2024: 5,56 Mio. Menschen überschuldet, Rückgang von 94.000 gegenüber 2023.
- Überschuldungsquote: 8,09 % der erwachsenen Bevölkerung.
- Höchste Überschuldungsraten: Bremerhaven, Pirmasens, Gelsenkirchen.
- Schuldenservicequote:
- Ende 2023: 5,8 % des Einkommens für Schuldentilgung verwendet.
Fazit: Deutschland muss „finanziell“ aufwachen
Die Finanzbildung in Deutschland hat sich in den letzten Jahren verbessert, dennoch gibt es weiterhin erhebliche Defizite. Besonders betroffen sind Frauen, ältere Menschen, Jugendliche und Menschen mit niedrigem Einkommen.
Die geplante nationale Strategie und zahlreiche Initiativen bieten die Chance, diese Lücken zu schließen. Es bedarf jedoch eines gemeinsamen und koordinierten Ansatzes, um die finanzielle Kompetenz der Bevölkerung nachhaltig zu stärken.
Nur so können die Menschen befähigt werden, fundierte finanzielle Entscheidungen zu treffen und ihre finanzielle Zukunft sicher zu gestalten.