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Interviews10 Fragen an Daddy Daniel Wiechmann

10 Fragen an Daddy Daniel Wiechmann

Während in unserer eigenen Kindheit die meisten Kids noch irgendeinen Sport betrieben haben, ist es mit der Begeisterung für Bewegung und filigraner Balltechnik heute nicht mehr so weit her. Insofern kann man sich glücklich schätzen, wenn der Filius plötzlich eine Leidenschaft für das runde Leder entwickelt und auch gegen die Pille treten möchte. So erging es Journalist und Autor Daniel Wiechmann, daher wurde er Fußballvater und sogar noch mehr als das. Weil er dadurch viele verrückte Situationen erlebt und ebenso viel über Kinder, Fußball und Väter an der Seitenlinie gelernt hat, hat er das Buch Wir bedanken und für die Einladung und gratulieren dem Turniersieger geschrieben. Heute beantwortet er darüber hinaus unsere 10 Fragen.

Hier sind 10 Antworten von DANIEL WIECHMANN:

1. Fangen wir mit Deiner Kindheit an: Du selbst bist in Berlin aufgewachsen. Inwieweit hat Dich das auf’s Leben vorbereitet?
Naja, wenn man in Berlin groß wird, dann weiß man, dass es im Leben nicht mehr viel schlimmer kommen kann. Keine Ahnung, ob es anderen Berlinern auch so geht, aber meine unglaublichen Nehmerqualitäten gegenüber Pleiten, Pech und Pannen würde ich durchaus in Zusammenhang mit der harte Kinderschule Berlins bringen.

Daniel Wiechmann
Autor Daniel Wiechmann

2. Heute wohnst Du mit der Familie in München. Hatte das nur berufliche Gründe oder ist der Süden das bessere Pflaster für die Work-Life-Balance als Vater?

Streiche das Work aus der Life-Balance und du bist nah dran an den Gründen weshalb ich in München hängen geblieben bin. Anfangs habe ich wirklich versucht, mir die Stadt mit ihrer Gemütlichkeit so richtig schön herzuhassen. Hat aber nicht geklappt. Wenn ich jetzt nochmal umzuziehen sollte, dann nur noch weiter Richtung Süden.

3. Deine Frau ist Italienerin. Seid Ihr Euch in Erziehungsfragen immer einig oder gibt es Unterschiede in Sachen Temperament und Strenge?
Sagen wir mal so, ich verfüge mittlerweile über ein erstaunliches Reservoir an italienischen Schimpfwörtern. Und unsere Kinder auch.

4. Dein Buch ist entstanden, weil Du viel Zeit mit Deinem Sohn auf dem Fußballplatz verbringst. Hast Du ihn zum Fußball motiviert oder hat er sich das allein überlegt?
Ich glaube, wenn man Vater eines Sohnes ist, rutscht man in diese Fußballsache automatisch rein, ob man nun will oder nicht. Heutzutage spielt ja jeder Fußball oder möchte, was noch viel schlimmer ist, darüber reden. Bei meinem Sohn war es so, dass alle seine Freunde, die Fußball spielten, in den Verein gingen und er ging mit.

5. Begleitest Du Deine Tochter auch zu Ihrem Sport am Wochenende?
Ich würde. Aber sie wird jetzt erst vier Jahre alt und hat ihren Sport noch nicht gefunden. Manchmal, wenn mein Sohn kickt, trainieren nebenan Leichtathletinnen. Das fände ich einen tollen Sport für meine Tochter. Es ist unglaublich, welche Wunder Leichtathletik am Körper von Frauen vollbringen kann. Frauen, die gerade ihre 1000. Diät ausprobieren, sollten sich das unbedingt einmal anschauen.

6. Wie wichtig findest Du Sport für Kinder, wann sollten sie anfangen und favorisierst Du Mannschaftssport oder hätte es auch Tennis, Karate oder Surfen sein dürfen?
Radfahren hätte ich noch gut gefunden. Aber ich bin unsicher, ob mein Sohn das viele Epo so gut vertragen hätte. Ansonsten denke ich, dass Kinder so früh wie möglich Sport treiben sollten, denn die meisten sind ja leider ziemlich unfit. Was mir auf dem Fußballplatz zum Beispiel sofort auffiel, war die Diskrepanz zwischen Fußballleidenschaft und Laufbereitschaft bei den Kindern. Kinder lieben den Fußball zwar über alles, sind aber gleichzeitig unglaublich lauffaul. Wenn Kinder einfach so für sich auf dem Bolzplatz kicken, dann ist das Erste, was sie abschaffen das Gerenne. Stattdessen werden zwei Stunden lang Elfmeter geschossen. Bei der Frage Mannschafts- versus Einzelsport tendiere ich ganz klar zum Teamsport. Wenn man da verliert, kann man die Schuld wenigstens immer bei seinen schlechten Mitspielern suchen, statt bei sich selbst.

Spaß beim Kicken

7. Mal ehrlich: fieberst Du bis zur letzten Minute mit, brüllst Du von der Seitenlinie oder findet man dich eher am Bier-Wurst-Stand?
Am Anfang gehörte ich auch zu den Brüllaffen an der Seitenlinie. Bis mir klar wurde, dass es für die Kinder auf dem Platz eher kontraproduktiv ist, wenn die eine Hälfte der Eltern ruft: „Schieß!“ und die andere Hälfte fordert: „Spiel ab!“. Meist blieben die Kinder einfach stehen, weil sie verwirrt waren und nicht wussten, was sie jetzt machen sollten. Ich versuche daher mittlerweile, mich zurückzunehmen, was nicht immer leicht ist, vor allem wegen der Schiedsrichter. Es ist unfassbar, wie viele Fehler ein Schiedsrichter in einem Spiel machen kann. Bei einigen Partien meines Sohnes bin ich mir bis heute sicher, dass sie von der asiatischen Wettmafia verschoben wurden.

8. Möchte Dein Sohn irgendwann auch mal Weltmeister werden oder will er hier und jetzt einfach Spaß mit ein paar Kumpels haben?
Er äußert tatsächlich den Wunsch Fußballprofi zu werden, was mir einige Sorgen bereitet. Ich meine, er spielt in der Abwehr und wenn es dort einmal nicht so viel zu tun gibt, dann setzt er sich auf den Boden und isst Gras.

9. Erzähl doch mal eine kleine Anekdote aus Deinem Buch über ein besonderes Vater-Erlebnis am Spielfeldrand.
Sehr gut erinnern kann ich mich daran, wie mein Sohn einmal auf dem Feld zusammenbrach, weil ihn ein recht fest getretener Freistoß genau in die Lendenregion traf. Er hatte in der Mauer schlicht vergessen seine Hände vors Gemächt zu halten. Es dauerte fünf Minuten, bis er wieder gescheit atmen konnte. Das Spiel endete Unentschieden und hinterher prahlte mein Sohn gegenüber seinen Mannschaftskameraden, er habe den Sieg mit seinen „Eiern aus Stahl“ festgehalten. Das sind so Momente, in denen ich mich frage, ob meine Frau damals vor neun Jahren eigentlich das richtige Kind aus dem Krankenhaus mit nach Hause gebracht hat.

10. Du selbst kannst angeblich nicht besonders gut kicken. Wenn Du mal für eine Woche in die Haut eines Spielers schlüpfen könntest, welcher wäre das?
Zlatan Ibrahimovi?. Er macht auf mich den Eindruck als hätte er vor nichts Angst. Ich bewundere Menschen, die vor nichts Angst haben. Ich wünschte, ich wäre auch so. Ich habe ja ständig Angst. Zum Beispiel davor, dass ich das Abendessen zubereiten will und im Gemüsefach unseres Kühlschrankes nur noch ein paar Zucchini finde. Ich selbst liebe Zucchini. Zucchini sind toll. Aber immer wenn ich sie koche, weiß ich zum Beispiel, dass mein kleiner Sohn mich zur Rede stellen wird und von mir wissen will, warum ich ihn so sehr hasse. Ich bin mir sicher, wäre ich Zlatan Ibrahimovi?, müsste ich meinen Sohn bloß einmal angucken und er würde seine Zucchini aufessen und sich bei mir bedanken, dass ich so etwas Leckeres für ihn gekocht habe.

Vielen Dank für die unterhaltsamen Antworten – und viel Erfolg für die Karriere Deines Sohnes!

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel ist Patchwork-Dad von drei Kindern, die eigene Tochter Mika ist im April 2012 geboren. Der Hamburger ist Online-Publisher und betreibt neben Daddylicious auch das "NOT TOO OLD magazin" inklusive Podcast. Außerdem schreibt er für ein paar Zeitschriften und Magazine und hilft Kunden und Agenturen als Freelance Consultant. Nach dem Job entspannt er beim Laufen oder Golf.

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