Weihnachten steht vor der Tür. Das ist gerade in Familien eine besinnliche Zeit, bei der das Thema Essen eine größere Rolle spielt als sonst. Plätzchen, Gebäck, ein Adventskalender und der Weihnachtsbraten bringen zusätzliche Kalorien. Und das ist gerade bei Kindern mit höchster Vorsicht zu genießen. Denn unser Nachwuchs wird immer dicker. Sicherlich hat Corona dazu beigetragen, dass sich Kinder noch weniger bewegen. Aber die Gründe sind eigentlich egal, denn ihr Eltern seid gefordert. Die Krankenkasse KKH hat dazu eine Studie erstellt, die wir euch hier zusammenfassen.
Ein Schwerpunkt der Beobachtung wurde auf die Veränderungen und der Zunahme vom Übergewicht bei Kindern in der letzten Dekade gelegt. Und die Ergebnisse sind Grund zur Sorge.
Adipositas-Trend bei Jungen besonders ausgeprägt
Früher waren Erkrankungen wie Bluthochdruck, Arteriosklerose, Gicht oder auch Fettstoffwechselstörungen ein Thema bei Menschen im fortgeschrittenen Altern. Aber inzwischen leiden leider auch immer mehr Kinder und Jugendliche darunter. Hervorgerufen werden diese Erkrankungen oft durch Übergewicht, treten somit bei adipösen Menschen auf. Und deren Zahl nimmt laut Daten der KKH erschreckend zu. Innerhalb der zehn Jahre von 2010 auf 2020 erhöhte sich der Anteil der übergewichtigen Kinder im Alter zwischen 6 und 18 Jahren bundesweit um 27 Prozent.
Allein bei der KKH mit 1,6 Mio. gesetzlich versicherten Mitgliedern wurde für 11.000 Kinder bis 18 Jahre die Diagnose Adipositas ausgestellt. Auffällig ist der Anstieg bei den Jungen. Denn da ist der Anstieg mit 35 Prozent deutlich höher als bei den Mädchen mit 19 Prozent. Da der Lockdown weiter das alltägliche Leben beeinflusst, ist mit einer weiteren Zunahme dieser Zahlen zu rechnen.
Laut Robert Koch-Institut leiden mittlerweile sogar schon etwa sechs Prozent der 3- bis 17-Jährigen in Deutschland unter Adipositas. Das ist jeder siebzehnte Heranwachsende, der diese Diagnose bekommt. Die Folgen sind dramatisch, denn diese Erkrankung mindert in vielen Fällen die Lebensqualität der betroffenen Kinder und Jugendlichen ganz erheblich. Das Risiko, bereits früh an Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Herzinfarkt oder einem Schlaganfall zu erkranken, erhöhen sich. Und es besteht sogar die Gefahr, einen Krebs zu entwickeln, der die Betroffenen bis ins hohe Alter begleiten kann.
Und dann sind da noch die seelischen Folgen, denn Kinder mit Übergewicht werden leider oft von Mitmenschen und anderen Kindern gehänselt, gemobbt und stigmatisiert. Das kann die Psyche junger Menschen massiv gefährden. Oft sind Angststörungen oder auch Depressionen die Folge, die leider dann auch manchmal tückischerweise wieder verstärkt zu Essattacken führen.
Von Corona bis zur Familie: Gründe gibt es einige
Wie aber kommt es, dass immer mehr Kinder unter extremem Übergewicht leiden? Das weiß die Ernährungsexpertin der KKH:
Zu den Hauptgründen zählt eine falsche, zu fettreiche, kalorienreiche und zuckerhaltige Ernährung…
Dr. Anja Luci
Das überrascht wenig. Und trotzdem fällt es vielen Eltern sehr schwer, bei sich selbst und somit auch bei den Kindern auf eine gesunde Ernährung zu achten. Dazu Dr. Anja Luci weiter: „In der Alltagshektik bleibt in Familien mitunter wenig Zeit für das Zubereiten gesunder, leichter und ausgewogener Speisen. Gerade auch während der Corona-Pandemie mit Homeschooling und Homeoffice waren das schnelle Nudel-Ketchup-Gericht oder der Griff zur Tiefkühlpizza ein willkommener Notnagel in deutschen Küchen.“
Kinder sind Homies
Neben der Ernährung gibt es aber noch eine andere Entwicklung, die diesen Trend des Übergewichts bei Kindern vorantreibt. Denn der Nachwuchs wird immer mehr zu Stubenhockern. Normalerweise sollen Kinder und Jugendliche laut Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) täglich mindestens 60 Minuten bei moderaten bis hohen Intensitäten körperlich aktiv sein. Auf diese Aktivität kommen laut aktueller wissenschaftlicher Studien nur einer von fünf Heranwachsenden. Und hier hat Corona ebenfalls zu dem Negativtrend beigetragen, denn bei vielen Kindern fiel nicht nur der Schulweg, sondern auch der Schul- und Vereinssport flach. Aber diese Situation beschreibt nicht das komplette Problem. Durch Bewegungsmangel sind auch bereits viele Kinder wegen Rückenproblemen oder motorischen Störungen in ärztlicher Behandlung.
Leider toben immer weniger Kinder auf der Straße, im Park oder auf Spielplätzen. Anstatt ihre Freizeit an der frischen Luft zu verbringen, verbringen Kinder viele Stunden vor dem PC, dem Fernseher oder mit dem Smartphone in der Hand. Auch darin sieht die Gesundheitsexpertin Dr. Anja Luci einen weiteren Grund für das Übergewicht bei Kindern: „Ob chatten, posten, daddeln oder Videos ansehen: Digitale Medien sind Verführer, die körperliche Inaktivität forcieren. Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss von Werbung für meist kalorienreiche Lebensmittel auf die Nahrungsvorlieben von Kindern.“
Klar, ihr wisst das alles bestimmt schon. Aber gerade daher ist es Zeit, etwas zu ändern. Und das fängt tatsächlich bei euch selbst an. Denn das höchste Risiko für Übergewicht bei Kindern besteht dann, wenn auch die Eltern adipös sind. Es geht aber nicht um die genetische Vererbung, sondern vielmehr um eure Rolle als Vorbild für eure Kinder. Mit eurer Ernährung prägt ihr das Verhalten von eurem Nachwuchs. Kinder in sozial schwachen Familien leiden übrigens häufiger an Übergewicht. Und dann ist auch der Faktor nicht zu vernachlässigen, dass Zoff in der Familie oder mit Freunden sowie Druck in der Schule für den unkontrollierten Griff zu Süßigkeiten, Chips, Fast Food und Softdrinks verantwortlich sind.
Was tun bei Kindern mit Übergewicht?
Wenn ihr als Eltern ein Kind mit Übergewicht oder der Diagnose Adipositas habt, dann solltet ihr euren Kinderarzt um Rat fragen. Denn sich allein aus diesem Teufelskreis zu befreien, das gelingt den Eltern allein nur recht selten. Somit können euch die Profis helfen, der krankhaften Fettleibigkeit zu begegnen und Schritte einzuleiten. Dazu gibt es verschiedene Stellschrauben.
„Neben gezielter Ernährungsumstellung sowie mehr Bewegung in Form von Kraft- und Ausdauersport wird der Fokus dabei auch auf eine stabile psychische Gesundheit gerichtet“, erklärt Expertin Luci. „Nur wenn der Lebensstil umfassend und langfristig verändert wird, kann die Erkrankung dauerhaft überwunden und so die Lebensqualität und vor allem auch die Lebenserwartung junger Menschen deutlich erhöht werden.“
Mehr Infos zu Überwicht bei Kindern, zur Prävention, zu fitten Familien und zur Fitness von Kindern findet ihr im Magazin der KKH.
Titelbild © Maya Kruchankova (Shutterstock)