Einhörner? Fellfreunde? Peppa Wutz? Nein danke. Zumindest, wenn es nach Little Big Rocker-Gründer Alex Flug geht, haben Lemmy, Ozzy & Co. deutlich mehr im Kinderzimmer verloren als der nächste Disney-Trend. Mit seinem Onlineshop bringt der zweifache Vater Poster, Karten und ein ABC-Buch auf den Markt, die nicht nur rocken, sondern auch eine wichtige Botschaft mitliefern: Sei du selbst. Geh deinen eigenen Weg. Und hab Spaß dabei!
Was Little Big Rocker besonders macht: Es ist eine echte Papa-Brand. Nix mit der Handschrift einer Mama, wie es den Markt für Kinderzimmer-Accessoires dominiert, sondern ein Projekt mit Humor und ganz viel Herzblut. Alex ist ein Bayer in Hamburg und nicht nur Designer, Rockliebhaber und kreativer Kopf hinter der Marke, er übernimmt auch in seiner Familie seit zwei Jahren den größeren Anteil der Care-Arbeit, während seine Frau Karriere macht. Ein modernes Familienmodell, das genauso unkonventionell ist wie seine Produkte.

Wir haben mit Alex gesprochen. Über Musik, Mut und die Frage, wie seine Accessoires die Kinderzimmer erobern und was in Zukunft noch von ihm zu erwarten ist.
Interview mit Alex von Little Big Rocker
Wer bist du und was machst du?
Alex Flug, komme aus Bayern, wohn aber schon über 20 Jahre in Hamburg. Ich bin Freelance Designer und Webdeveloper, war früher in diversen Werbeagenturen unterwegs. Ich bin kein klassischer Metal-Fan – eher Punkrock, Hardcore, Thrash-Metal – aber laute E-Gitarrenmucke kann es gerne sein; Hauptsache es scheppert … :-)
Wie gesagt, ich bin kein klassischer Metal-Fan – eher Punkrock, Hardcore, Thrash-Metal – aber die berühmten Protagonisten des Rock- und Metalgenres und deren Geschichten fand ich schon immer über alle Genres hinweg spannend. Aus heutiger Sicht weiß ich, wie sehr mir die Rock-Ikonen im Teenageralter geholfen haben, aus der bayrisch-konservativen Angepasstheit auszubrechen und auch später einen eigenen, selbstbestimmten Weg zu gehen.
Vor ein paar Jahren hatte ich dann die Idee, Lemmy, Ozzy & Co für meine Kids zu illustrieren, weil mir die Deko in den Kinderzimmern zu langweilig war und ich die Paw Patrol Poster nicht mehr sehen konnte … :) Durch meine langjährige Tätigkeit als Designer war der Weg zur ersten eigenen Marke & Online-Shop nicht mehr weit.
Dein Credo lautet: „Lemmy & Ozzy statt Einhorn & Paw Patrol“. Was können unsere Kleinen denn von Lem und dem Prince of Darkness lernen?
Dass ausgerechnet Ozzy & Lemmy als Vorbilder für Kinder dienen sollen, klingt auf den ersten Blick sicher wie ein schlechter Witz. Ich würde die beiden auch nicht unbedingt als Vorbilder bezeichnen, aber von vielen berühmten Rockstars geht durchaus eine wichtige und vor allem ermutigende Botschaft für Kinder aus: „Habe den Mut anders zu sein und lebe deine eigene Geschichte!“


Schaut man sich beispielsweise die Herkunft und den Werdegang einiger Rock-Ikonen an, erkennt man recht schnell, dass sie oft gegen große Widerstände, aber dennoch selbstbestimmt und mutig ihren ganz eigenen Weg gegangen sind. Auf diesem Weg kann natürlich auch mal was schiefgehen, aber wenn man bei sich bleibt, seiner Kreativität und eigener Stärke vertraut, dann kann man nicht nur viel erreichen, man hat auch eine wichtige Stütze für viele Aspekte des Lebens.
Das heißt natürlich nicht, dass alle Kinder Rockstars werden sollen oder Rockmusik hören müssen, aber die Botschaft ermutigt ja vielleicht das eine oder andere Kind z. B. der/die nächste Kapitän:in der DFB-Elf zu werden.
Jenseits der Botschaft von Mut und Selbstbestimmtheit erfüllen viele Rockstars aber durchaus eine Art Vorbildfunktion oder geben vielen Menschen Halt im täglichen Leben. Man nehme z. B. Rob Halford, der total selbstverständlich seine Homosexualität lebt, oder Henry Rollins, der all seine Talente und Interessen konsequent (aus)lebt und sich nicht nur auf ein angepasstes Ding festlegen lässt. Darüber hinaus lebt die Rock-Community zu einem großen Teil Werte wie Vielfältigkeit, Offenheit, Gleichberechtigung etc.
Unterm Strich gibt es also viele positive Botschaften, die von Rockstars ausgehen – und das kommt in den Medien eigentlich viel zu kurz. (Da wird oft von Fußball als gesellschaftlichem Kit gesprochen, aber Musik und Kultur kommen da vergleichsweise zu kurz.)
Damit der Humor nicht zu kurz kommt, sehen die Figuren nicht nur lustig aus, ich erzähle manchmal auch einfach mal „nur“ lustige Anekdoten oder überraschende Fun Facts zu den Rockstars. Sonst wäre mir das Ganze auch ein wengerl zu pädagogisch …
Steckt da nicht auch ein Stück weit die Nostalgie von uns Vätern hinter?
Zum Teil steckt da vielleicht der Wunsch dahinter, dass sich unsere Kids auch mal Ace Of Spades von Lemmy reinziehen, aber das ist eigentlich zweit- oder eher drittrangig. Am wichtigsten ist die ermutigende Botschaft, die Kinder unterstützen soll, an ihren eigenen Weg zu glauben und ihn auch selbstbewusst zu gehen.
Zudem nerven mich persönlich auch die ganzen 0815-Kinderzimmer-Accessoires, die sich alle sehr ähnlich sind und auch keine Botschaft transportieren – außer vielleicht, dass sich die Eltern zu sehr mit Interior-Design statt mit einer positiven Entwicklung ihrer Kinder auseinandersetzen …
Last but not least können die Kids mit den ABC-Postern und dem ABC-Buch auch noch das ABC lernen :)

Du bist zweifacher Vater – was läuft denn auf der Playlist im Kinderzimmer?
Unsere Jungs hören Deine Freunde, Radio Rotz’n’Roll, Die Eule findet den Beat usw. Die gehen aber auch total auf Ramones und Die Ärzte ab, der Ältere (10) zieht sich manchmal sogar Slayer rein. Der ist in der Kita auch schon mal aus dem Musikunterricht geflogen, weil er – Zitat: – „den Pogo getanzt hat …“
Aktuell gibt’s Karten, Poster und ein Buch. Was kommt als Nächstes?
Weitere Ideen gibt’s jede Menge, da muss man aber immer auch rechtliche Aspekte im Blick haben. Aktuell bin ich an Postern mit ausschließlich weiblichen und POC-Rockern dran. Ein Quartett ist in der Pipeline. Natürlich soll es auch noch Shirts und andere Klamotten mit den Rockstars geben, dazu Ausmalbücher, Kindertattoos, Bügelbilder usw.
Dein coolstes eigenes Band-Shirt ist …?
Oha, das ist schwer. Ich hatte mal ein Black Flag-Shirt mit einer Illu von Raymond Pettibon – das hat aber meine Mom irgendwann mal „aussortiert“ … Aber ich hab noch ein Original-Slayer-Shirt von der Decade Of Aggression-Tour 1991 – das hüte ich wie meinen Augapfel …!



Letzte Frage: Was ist dir noch wichtig?
Im Bereich Kinderzimmer-Accessoires gibt’s überwiegend Produkte, die von Frauen gestaltet und verkauft werden – sogenannte Mom-Brands. Little Big Rocker würde ich da eher als „100 % Papa-Brand“ bezeichnen.
Dass ich die Marke und den Shop entwickelt habe, liegt wahrscheinlich auch daran, dass unser Familienmodell eher untypisch ist. Ich hab mich schon immer sehr viel um die Kinder gekümmert, seit zwei Jahren übernehme ich die Care-Arbeit und den Haushalt nahezu komplett, während meine Frau erfolgreich ihren Karriereweg geht. Auch ein gutes Beispiel für weniger Angepasstheit und mehr Mut … :-)
Rock statt Rosa – unser Fazit
Little Big Rocker ist keine Kindermarke wie jede andere. Wer seinen Kindern nicht nur das Alphabet, sondern auch eine Prise Mut und Individualität mitgeben will – und dabei selbst gerne Master of Puppets pfeift – sollte mal bei www.littlebigrocker.com vorbeischauen.