Jetzt hat sich der Frühling ja schon mal für einige Tage deutlich zu erkennen gegeben. Die Sonne hat viel gelacht, und Osterglocken sprießen, dass es eine Augenweide ist. Und wo Osterglocken munter wippend die Wiesen bevölkern, da ist Ostern nicht mehr weit. Und wo Ostern praktisch zum Greifen nahe ist, da beginnt sich die kindliche Vorstellungskraft zu entfalten – und zwar entlang eines prall gefüllten Osternestes. Klar gibt es an anderen Tagen im Jahr schon auch was Süßes, aber richtig ordentlich was hinter die… Schokoladenlöffel, dafür sind die präparierten Nester gerade breit und tief genug. Und die Mischung stimmt auch: Schokolade, Bio-Schokolade, und noch ein wenig Schokolade zwischendrin. Und die wiederum in total unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, solange sie nur nach Schokolade schmeckt. Oder gerne auch Bio-Schokolade. Die auch fair produziert sein darf. Oder fast noch wichtiger: Fair verteilt werden muss. Weil Nest ist nicht gleich Nest. Das eine mehr so klein und unauffällig, das andere durchaus wohntauglich für einen Schwarm Störche. Aber Hauptsache ein gemachtes Nest, also am besten ein aus Schokolade gemachtes. Oder besser gleich zwei oder fünf, weil warum sollen sich nicht auch Nester vermehren dürfen wie es Karnickel längst tun…?
Eine gewisse kindliche Nachfrage nach Osternestern ist also vorhanden, solange sie inhaltlich nicht abweichen von süßen Superlativen. Und sie wollen gesucht und gefunden werden, ganz ohne digitale Umwege über Nester-Kontaktbörsen im Netz. Was also tut der Osterhase in spe, dem sie vorher noch Papa hinterhergerufen haben, weil weder Leo oder Max oder Valentin lange Ohren und ein Farbpinsel zwischen den fast noch längeren Eckzähnen aufgefallen sind? Er versteckt. Er versteckt am Vorabend des Ostersonntags Osternester in variierender Größe. Und muss dabei aufpassen, dass ihm nicht Tonnen von Schokolade und Bio-Schokolade auf die Hasenfüße fallen. Oder die gefakten Hasenohren auf dem Hinterkopf verrutschen. Nee, so einem falschen Hasen passieren ja wirklich ganz schlimme Sachen. Ich habe sogar mal von einem Fall gehört, da ist das Ganze soweit eskaliert, dass man den sogar mit einen – und jetzt für einen kurzen Moment die Luft anhalten – … Hackbraten verwechselt hat. Nee, echt, Sachen gibt`s…
Vom Verstecken wirklich aller Nester lasse ich mich dann aber trotzdem nicht abbringen. Macht ja auch riesig Spaß, wenn die Kinder noch vor dem Frühstück losziehen, ihr jeweiliges Nest ausfindig zu machen. Die Nase auf Schokolade (oder Bio-Schokolade) getrimmt, ist die anschließende Suchaktion von ganz unterschiedlicher Länge. Nicht einmal eine Minute hat es zum Beispiel schon einmal bei Leander gedauert. Wahrscheinlich deshalb, weil professionelle Spitzel die Nacht vorher kein Auge zugetan haben. Und ihnen für ihre aufopferungsvollen Dienste ein Riesenschokoladenei zusätzlich versprochen wurde. Mindestens eine halbe Stunde war aber auch schon mal drin, ich glaube bei Leopold. Es ist nämlich so, dass kein Schrank, Regal oder zufällig herumstehender Karton sicher ist vor meinen raffinierten österlichen Versteckspielen. Vor Jahren habe ich ein Nest sogar einmal in den Ofen geschoben, ich muss das wohl für das beste Versteck aller Zeiten gehalten haben. Bis ungefähr 30 Grad hätte sich die Schokoladenschmelze wohl in Grenzen gehalten. Aber weil wem an etwas über 150 Grad gelegen war, ergoss sich ein wohlriechender Fluss an erhitzter Schokolade über den Ofenboden und darüber hinaus. Den guten Willen wusste ich ja durchaus zu schätzen, aber es hilft ja nix, Nestwärme ist mit einer komplett anderen Bedeutung aufgeladen.
Also wie gesagt, Leopold hat bestimmt schon einmal über eine halbe Stunde gesucht. Und weder ein Spitzel noch Putzarbeiten in der Küche konnten ihm dabei nützliche Hinweise geben. Und auf mich konnte er eh nicht zählen, mein temporäres Doppelleben als Osterhase hielt ich sowas von streng unter der Decke. Geholfen hat ihm letztlich wohl seine zu dieser Jahreszeit perfekt getrimmte Nase. Und schon komisch, dass dieses Regal urplötzlich über einen ganzen Boden mehr verfügen konnte…
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