Unter den Haustieren haben Kaninchen einen anderen Stellenwert als Hunde und Katzen: Sie zählen auch zu den Nutztieren. Der ein oder andere kennt vielleicht noch den Hasenstall im Garten, mit dem es jeden Herbst ein paar Kaninchen gab. Wer die kleinen Fellknäule einmal sieht, füttert und beim Aufwachsen beobachtet, wird sie kaum noch um ihr schönes Leben bringen. Doch so schön ist dieses Leben im kleinen Boxenstall nicht, Kaninchen brauchen viel mehr Platz und Bewegung. So pflegeleicht sie auch erscheinen, es handelt sich um anspruchsvolle kleine Mitbewohner.
Dafür sind gesellige Kaninchen durch Futter und Zuwendung leicht zu zähmen und werden sogar anhänglich. Im Gegensatz zu Hunden und Katzen handelt es sich um Veganer, die allein dadurch bereits einen viel kleineren CO²-Abdruck haben. Wer will schon, dass für die eigenen Haustiere andere Tiere leiden müssen?

Kaninchen begeistern die ganze Familie, wenn sie sich einmal richtig eingelebt haben. Kinder sind allein von der Erscheinung der kleinen Fellbündel begeistert. Jugendliche werden ihre Kaninchen vielleicht sogar abrichten. Kaninhop ist wegen der Anfahrten und des Stresses auf Wettbewerben zwar umstritten. Dennoch ist es eine bereits etablierte Sportart – einige Hindernisse sind im eigenen Garten schnell aufgebaut. Wissen die Kaninchen einmal, worum es geht, werden sie die Hindernisse der Reihe nach bewältigen oder über einen schmalen Steg laufen und durch Ringe springen.
Auch die Eltern profitieren durch Kaninchen als Haustiere, wenn sie in einem Mehrparteien-Haus wohnen. Hunde werden mitunter zu ungünstigen Zeiten laut und Katzen verwechseln frisch geharkte Blumenbeete mit Katzenklos und erlegen Singvögel. All diese Probleme bleiben einem mit Hauskaninchen erspart.
Das Wesen der Kaninchen
Kaninchen sind durchaus gesellig, sie sind aber auch kompliziert. Ohne einen Artgenossen fühlen sie sich nicht wohl, Einzelhaltung ist mit Tierquälerei gleichzusetzen. Doch leider versteht sich nicht jedes Kaninchen mit jedem anderen. Bei Rammlern ist es fast immer notwendig, diese zu kastrieren. Mit weiblichen Kaninchen gibt es Jungtiere. Rammler unter sich werden einander jedoch fast immer bekämpfen. Kommen neue Kaninchen in die bestehende Gruppe, wird ebenfalls zuerst gekämpft. Es geht um die Rangordnung.
Für die erfolgreiche Vergesellschaftung sollen die Kaninchen in einem für alle Tiere fremden großen Raum zusammengeführt werden. Selbst dann kann es passieren, dass die Kämpfe zu aggressiv verlaufen oder Tiere sich auch nach Tagen nicht miteinander verstehen wollen. Am einfachsten ist es, beim Züchter einige Jungtiere zu übernehmen oder Tiere, die einander kennen. Die Gruppe soll in etwa gleich alt sein.

Nach dem Kennenlernen sind unsere geselligen Kaninchen meistens sehr harmonisch, liegen zusammen und genießen das Leben. Ein Mensch oder ein Meerschweinchen kann dem Kaninchen jedoch nie sein Kaninchen ersetzen, und Meerschweinchen leiden häufig durch die übergroßen Kaninchen.
Unsere Hauskaninchen lassen sich gerne an uns Menschen gewöhnen, das braucht aber einige Leckerchen und viel Zeit. Als Leckerchen eignen sich nicht solche mit künstlichen Stoffen aus dem Handel. Besser sind frische Kräuter, Möhrengrün, Salatblätter, Gurkenscheiben und ein paar frische Zweige von Obstbäumen. Weil Kaninchen viel Platz benötigen, bietet es sich an, sich einfach mal für einige Stunden in den Kaninchenhauslauf zu setzen und etwas Futter bei sich zu haben. Kreischende Kinder, hektische Bewegungen oder das Einfangen der Kaninchen wirkt auf diese jedoch verstörend.

Wie viel Platz benötigen Kaninchen?
Der bereits erwähnte Boxenstall ist allerhöchstens als Schutzhütte für die Nacht verwendbar. Kaninchen sind Beutetiere und haben Beutegreifern nichts entgegenzusetzen. Am Tag drohen Greifvögel und vielleicht auch Hunde und Katzen. Während der Nacht sind es eher Marder und in Randlagen Füchse. Am Tag benötigen Kaninchen deswegen ein Volierennetz oder Deckung. In der Nacht sollen sie in der Schutzhütte mit kleinem, gesichertem Auslauf verschwinden. Genau dafür kann ein mit Marderdraht verstärkter Boxenstall aus dem Handel interessant sein. Solange die Kaninchen sich ab September an die fallenden Temperaturen gewöhnen, eine gute Schutzhütte und gutes Futter haben, kommen sie selbst durch frostige Winter.
Neben der Schutzhütte benötigen Kaninchen leider sehr viel Platz. Selbst zwei kleine Zwergkaninchen sollen wenigstens eine Grundfläche von 6 m² vorfinden. Für größere Rassen wären eher 10 m² zu kalkulieren. Für jedes weitere Kaninchen sollen je nach Größe 1,5 bis 2,5 m² hinzukommen. Wer seine Kaninchen im Haus halten möchte, sollte bereits ein Kaninchenzimmer mitbringen oder einen größeren Raum unterteilen. Ein wasserbeständiger Laminatboden wäre denkbar. Kaninchen lassen sich an Kaninchen-Toiletten gewöhnen, werden aber nie ganz stubenrein.

Wer die m²-Preise für Mieten oder Eigentum studiert und einen Garten hat, wird sich doch eher die Preise für stabile Carports ansehen. Selbst ein günstiger Bausatz mit stabilem Ständerwerk kostet mit Punktfundamenten ohne weiteren Ausbau sicherlich über 500 Euro, eine Baugenehmigung ist eventuell notwendig. Dafür sind direkt über 10 m² Grundfläche verfügbar. Schon wird diese mit Terrassenplatten ausgekleidet, um das stabile Ständerwerk weiter auszubauen.
Nach Westen ist die Wetterseite. Hier sollte wenigstens eine kurze und eine halbe lange Seite komplett winddicht mit einem Holzzaun geschützt werden. In diese Ecke kommt die Schutzhütte. Schon werden die freien Seiten mit weiteren Leisten verkleidet, um einen schützenden Zaun anzubringen. Zu einer Seite muss sogar ein Türrahmen eingebaut werden, um selber Zutritt zu haben. Außerdem soll zu jeder Tageszeit ein Teil der Fläche im Schatten liegen, Kaninchen vertragen die Sommerhitze nicht.
Marderdraht ist teuer, und die guten Kletterer finden vielleicht unter dem Dach eine kleine Lücke. Besser ist es, wenn ein kleiner Bereich um die Schutzhütte besonders sicher mit Marderdraht ausgebaut wird. Die Kaninchen könnten sogar eine Hühnerklappe erhalten, die per Zeituhr oder Sensor automatisch öffnet, nachdem die Sonne bereits am Himmel steht.
Der überdachte Carport bietet zugleich genug Platz, um sich ein oder zwei Gartenstühle hineinzustellen, auf denen auch die Kaninchen gerne liegen. Wer seinen Tieren richtigen Luxus gönnt, integriert noch ein großes KG-Rohr als Verbindung zum selbst gebauten Weidekäfig mit seitlichem Buddelschutz. Diese Outdoor-Haltung wird jedes Kaninchen der stickigen Indoor-Haltung vorziehen.

Kaninchen sind Gourmets
Auch bei der Ernährung haben Kaninchen gehobene Ansprüche. Häufig werden sie aus gutem Willen oder der Bequemlichkeit falsch ernährt. Kraftfutter und etwas Heu sind für Kaninchen keine gute Wahl, weil ihre Verdauung auf Masse ausgelegt ist. Kraftfutter benötigen sie nur dann, wenn sich ein Mehrbedarf einstellt.
Heu oder besser Kräuterheu sollte es genau wie frisches Wasser durchgehend geben. Heu wird jedoch das benötigte Frischfutter nicht ersetzen. Dieses soll es selbst im Winter geben, es gibt viele Möglichkeiten für die Fütterung.
Solange die Wiese wächst, soll es täglich etwas frisches Wiesengras geben. Zweige von Obstbäumen sind ein Leckerchen. Bio-Gemüse oder Bio-Gemüsereste sind ebenfalls sehr wichtig. Obst und Beeren enthalten viel Zucker, hiervon soll es nur wenig geben. Wichtig bleibt, dass die Pflanzen für Kaninchen gut verträglich sind. Einiges wie Zitrusfrüchte, Zwiebeln oder Radieschen sind zu vermeiden, Avocados sind sogar tödlich.
Eine weitere Besonderheit ist, dass die Verdauung der Kaninchen träge reagiert. Ein plötzlicher Futterwechsel ist deswegen zu vermeiden. Wer seine Kaninchen im Frühjahr einfach auf die Weide lässt, bereitet ihnen nur Bauchschmerzen. Schon einige Wochen früher soll es kleine Mengen Wiesengras geben, die mit der Zeit größer werden. Wer seine Kaninchen ganz langsam daran gewöhnt, kann selbst Kohl in unbegrenzten Mengen geben.

Schnelles Kauen reibt die Zähne besser ab, frisches Futter ist weicher. Es bringt zudem wichtige Vitamine in die Ernährung. Deswegen soll selbst im Winter immer etwas Frischfutter gegeben werden.
Neben Kräuterheu gibt es auch Pellets oder Presslinge für Kaninchen, die wenig Energie enthalten. Diese werden aus Gräsern und Kräutern hergestellt. Solch ein energiearmes Fertigfutter wäre für die Wintermonate eine Option, solange kein Farbstoffe und keine Zucker enthalten sind.
Kaninchen als Bereicherung für die ganze Familie
Je nach Rasse ist bei unseren Hauskaninchen mit einer Lebenserwartung von 5 bis 15 Jahren zu rechnen. Das ist eine lange Zeit und solange würde auch der Carport-Stall locker durchhalten. Wenn die Kaninchen nie allein sind und genug Platz, Futter und Hygiene haben, werden sie sich wohlfühlen. Wer seinen Kaninchen all das bietet, wird sehr glückliche, harmonische und aktive Tiere sein Eigen nennen. Umso schöner ist es, mit ihnen Zeit zu verbringen und sich in den Carport zu setzen oder sich am Weidestall zu sonnen. Allein die räumliche Anwesenheit wirkt Wunder und die Kaninchen werden sehr zutraulich.

Kinder freuen sich, wenn ihnen die Tiere aus der Hand fressen oder auf den Schoß springen. Jugendliche studieren die Persönlichkeit der Kaninchen. Und Eltern sowie Großeltern freuen sich, wenn es den Tieren rundum gut geht. Es muss also nicht immer ein Familienhund werden. Hier gibt es weitere Infos zum Tierschutz und zur artgerechten Haltung von Haustieren.
Text und Fotos von Robert Brungert & Heiko Fröhlich