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Demokratie-Training für Zuhause – Praktische Tipps zum Weltkindertag 2025

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Stellt dir mal Folgendes vor: Es ist Samstagmorgen und ihr als Familie steht vor der großen Frage: Spielplatz, Schwimmbad oder Waldspaziergang? Und während du dann gedanklich schon die Waldrunde absteckst, meldet sich eine kleine Stimme zu Wort: „Können wir nicht abstimmen?“ Was zunächst nach einem harmlosen Kinderwunsch klingt, ist tatsächlich der Beginn von etwas viel Größerem, denn so entstehen die ersten demokratischen Erfahrungen unserer Kinder.

Der Weltkindertag 2025, der am 20. September bundesweit in über 400 Städten und Gemeinden gefeiert wird, steht in diesem Jahr unter dem Motto „Kinderrechte – Bausteine für Demokratie“. Ein Motto, das nicht zufällig gewählt wurde, denn es verbindet zwei fundamentale Aspekte unseres Zusammenlebens: die Rechte der Kleinsten in unserer Gesellschaft und die demokratischen Werte, die wir ihnen vermitteln wollen.

Demokratie fängt nicht mit 18 an

Das Kinder auch schon im Kita- und Grundschulalter Demokratie lernen können, erklärt Mariel Wille, Diplom-Pädagogin und Projektleiterin bei der Stiftung Kinder forschen:

„Demokratie bestimmt unser Zusammenleben. Das gilt auch für die Kita, die Grundschule oder die Familie.“

Was die Expertin beschreibt, kennen viele Väter aus dem Alltag: Die täglichen kleinen und großen Entscheidungen, bei denen Kinder durchaus eine Stimme haben können und sollten.

Doch hier liegt oft der Knackpunkt. Viele Eltern – und das schließt uns Väter ausdrücklich ein – neigen dazu, Entscheidungen aus Zeitdruck oder Gewohnheit alleine zu treffen. Dabei verpassen wir wertvolle Gelegenheiten, unseren Kindern demokratische Grundwerte zu vermitteln. Es geht nicht darum, dass Kinder über alles mitentscheiden müssen oder sollen, sondern darum, ihnen altersentsprechende Partizipation zu ermöglichen.

Die Macht der kleinen Stimmen

Am Vorabend des Weltkindertages 2025 werden Kinder und Jugendliche gemeinsam mit dem Deutschen Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland vor dem Brandenburger Tor in Berlin ein unübersehbares Zeichen setzen. Schülerinnen und Schüler der Löcknitz-Grundschule Berlin präsentieren zusammen mit Kindern und Jugendlichen des Kinder- und Jugendbeirates ein „Haus der Kinderrechte“ auf dem Pariser Platz. Diese symbolische Aktion zeigt eindrücklich: Kinderrechte sind nicht abstrakt, sondern konkret und sichtbar.

Für uns Väter ist diese Sichtbarkeit ein wichtiger Impuls. Oft sind Kinderrechte in unserem Alltag unsichtbar. Und das nicht, weil wir sie bewusst ignorieren, sondern weil wir sie als selbstverständlich betrachten. Dabei sind sie alles andere als selbstverständlich und bedürfen unserer aktiven Aufmerksamkeit und Umsetzung.

Vom Familientisch zum Familienrat

Wie kann nun praktische Demokratieförderung in der Familie aussehen? Mariel Wille gibt konkrete Anregungen: „Lassen wir es zu, tauchen im Alltag mit Kindern viele Gelegenheiten auf, Demokratie zu leben. Das geht bei einfachen Abstimmungen los: Soll es auf den Spielplatz gehen oder in den Wald? Welches Buch möchte die Familie als nächstes gemeinsam lesen?

Diese scheinbar banalen Entscheidungen haben es in sich. Sie lehren Kinder, ihre Meinung zu äußern, andere Standpunkte zu respektieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dabei lernen sie auch früh, dass Demokratie nicht bedeutet, dass immer alle bekommen, was sie wollen, sondern dass faire Kompromisse gefunden werden müssen.

Ein besonders wertvolles Instrument kann dabei der Familienrat sein. Hier können regelmäßig alle Familienmitglieder ihre Meinungen äußern und gemeinsam Entscheidungen treffen. Wichtig ist dabei die Haltung der Eltern: Echte Beteiligung bedeutet, dass die Stimmen der Kinder ernst genommen werden und tatsächlich Einfluss auf Entscheidungen haben.

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Abstimmung in der KiTa // © Christoph Wehrer / Stiftung Kinder forschen

Die Reflexionsfalle vermeiden

Ein entscheidender Punkt, den Wille betont, ist die Ehrlichkeit gegenüber den Kindern: „Wichtig ist nur, die Kinder nicht zu enttäuschen. Wenn sie einbezogen werden, sollte damit auch etwas passieren.“ Das bedeutet für uns Väter: Wir sollten klar kommunizieren, bei welchen Entscheidungen Kinder tatsächlich mitbestimmen können und wo wir als Eltern die finale Entscheidung treffen müssen.

Diese Klarheit schützt vor Frustration und lehrt Kinder gleichzeitig etwas über die Grenzen und Strukturen demokratischer Prozesse. Nicht jede Entscheidung kann und sollte demokratisch getroffen werden. Aber die, die es können, sollten es auch sein.

Nachhaltigkeit als demokratische Übung

Das Deutsche Kinderhilfswerk feiert den Weltkindertag 2025 einen ganzen Monat lang mit einem großen „Kinderrechte-Spezial“ auf www.kindersache.de/weltkindertag. Der Fokus liegt auf partizipativen Angeboten, die Kinderrechte erlebbar machen. Ein interessanter Ansatz kommt dabei aus der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

Mariel Wille schlägt vor, alltägliche Themen zu nutzen, um mit Kindern Fragen der Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit zu behandeln. Ein praktisches Beispiel: Kinder können einen Tag lang nur eine Wasserquelle nutzen und so erleben, wie sie Ressourcen sparsam und fair einsetzen können. „Dabei erleben die Kinder selbst, wie sie Wasser sparsam und fair einsetzen können und setzen sich mit einer nachhaltigen Zukunft auseinander, an der sie aktiv mitwirken können.

Solche Experimente verbinden demokratische Bildung mit Umweltbewusstsein und zeigen Kindern, dass ihre Entscheidungen Konsequenzen haben. Für sie selbst, für andere und für die Umwelt.

Der lange Atem der Demokratie

Demokratieförderung in der Familie ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Sie erfordert von uns Vätern Geduld, Konsequenz und manchmal auch den Mut, gewohnte Autoritätsstrukturen zu hinterfragen. Wille ermutigt dazu, zunächst bei sich selbst zu beginnen: „Welche Formen von Beteiligung habe ich selbst in meiner Kindheit erlebt? Wobei hatte ich eine Stimme, wo nicht? Hätte ich mir mehr Mitbestimmung gewünscht?

Diese Selbstreflexion ist der erste Schritt zu einer demokratischeren Familienkultur. Viele von uns sind in autoritäreren Strukturen aufgewachsen, in denen Kinder wenig Mitspracherecht hatten. Das zu ändern, ist nicht nur möglich, sondern auch notwendig, wenn wir wollen, dass unsere Kinder zu selbstbewussten, demokratisch denkenden Erwachsenen heranwachsen.

Warum das alles wichtig ist

Der Weltkindertag 2025 erinnert uns daran, dass Kinderrechte nicht nur ein schönes Ideal sind, sondern praktische Auswirkungen auf unser tägliches Familienleben haben sollten. Wenn wir unseren Kindern echte Partizipation ermöglichen, schaffen wir nicht nur harmonischere Familienstrukturen, sondern legen auch den Grundstein für eine demokratischere Gesellschaft.

Wenn eine Familie demokratische und partizipative Strukturen etabliert, ist das eine Erfahrung, die bleibt„, betont Wille. „Sie sorgt dafür, dass Kinder auch in Zukunft eher handeln und für die eigenen Werte aktiv werden.

>> Linktipp: Unsere bisherigen Artikel rund um den Weltkindertag <<

Der Anfang einer wichtigen Reise

Der Weltkindertag 2025 kann für uns Väter der Startschuss für eine bewusstere, demokratischere Gestaltung des Familienalltags sein. Es geht nicht darum, perfekt zu sein oder alles auf einmal zu ändern. Es geht darum, anzufangen – mit kleinen Abstimmungen, ehrlichen Gesprächen und dem Mut, unseren Kindern echte Mitbestimmung zuzutrauen.

Die Botschaft des diesjährigen Weltkindertages ist klar: Kinderrechte sind tatsächlich Bausteine für Demokratie. Und diese Bausteine zu setzen, ist auch unsere Aufgabe als Väter. Nicht nur am 20. September, sondern jeden Tag aufs Neue.

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