Reise

Sie sind der Meinung, das ist Zugspitze – Tour über die Wolken

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Erdkunde zum Anfassen: Eine Familie unterwegs auf den höchsten Berg Deutschlands, der Zugspitze. Ein Ausflug, der bei Klein und Groß einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Zusammengefasst von unserer Gastautorin Anna.

Gut, dass ich Vertrauen in Technik und deutsche Ingenieurskunst mitbringe. Wäre das anders und ich zudem nicht schwindelfrei, bekäme ich spätestens jetzt beim Blick nach oben Schweißausbrüche. Die Fahrt auf Deutschlands höchsten Berg wäre für mich sonst wohl eher ein Himmelfahrtskommando denn ein Gipfelsturm: Wir stehen am Fuß der 2962 Meter hohen Zugspitze an der supermodernen Talstation der neuen Pendelbahn am Eibsee. Am 21.12.2017 hatte sie ihre Jungfernfahrt und löste damit die alte Bahn nach 55 Jahren, 1,3 Milliarden zurückgelegten Höhenmetern und mehr als 21 Millionen unfallfrei transportierten Fahrgästen ab.

In Zukunft befördern die beiden Großraumkabinen bis zu 580 Personen pro Stunde und ohne Wartezeiten auf den Gipfel des deutschen Nationalheiligtums. Alles ist verglast, topmodern und superchic. Keine Treppe erschwert den Weg zum Einstieg in die dezent in schwarz gehaltene Kabine – auch diese mit bodentiefen Fenstern, die uns gleich wahlweise den Blick in die Tiefe oder auf den nackten Felsen ermöglichen werden.

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Diese Gondel bricht drei Weltrekorde

Die Kinder machen sich weniger Gedanken und steigen plappernd in die Gondel zur Zugspitze, die 120 Personen fasst. Als sich die Türen schließen, halten sie dann aber doch lieber Abstand von der riesigen Glasfläche. Das geht, weil wir mit 92 Mitfahrern nicht voll besetzt sind. Und als ich ihnen ein paar Zahlen zuwerfe, sind sie doch beeindruckt: „Schaut mal hoch, der Stahlträger, den ihr da seht, wiegt 420 Tonnen. Er besteht aus 1100 Einzelbauteilen und 9500 Schrauben.“

Mit seinen 127 Metern ist er die höchste Stahlbaustütze weltweit. Als wir darüberfahren, schwankt es ganz schön. Die meisten lachen, vor allem die Kinder, weil es im Bauch so kitzelt. „Es geht fast zwei Kilometer bergauf“, füge ich hinzu. Genau genommen sind es 1945 Meter Gesamtanstieg, mehr gibt es bisher nirgends auf der Welt.

Wahnsinnsblick dank Scheibenheizung

Beim unverstellten Panoramablick nach unten sehen wir dank Scheibenheizung, die bei jedem Wetter für ungetrübte Sicht sorgt, gerade noch den verschneiten Eibsee liegen, als wir im Nebel verschwinden. „Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“, flaxt einer. Aber da lichten sich die Wolken schon wieder: Kein Pfeiler versperrt den Blick auf die schroffen Felsen des Bergmassivs. Knapp 11 Meter pro Sekunde gleiten wir nach oben. Ich erwähne den dritten und letzten Weltrekord, mit dem diese Gondel aufwarten kann: „Mit 3213 Meter zwischen zwei Stützen hat die Zugspitzbahn das längste Spannungsfeld aller Seilbahnen.“

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Beeindruckend: Erlebnis und Leistung

Aber bis es überhaupt soweit war, dass wir mit dieser Supergondel fahren können, galt es einige Herausforderungen zu bestehen: Schneestürme und eisige Temperaturen, starker Wind, Nebel und Starkregen machten den Arbeitern an Deutschlands höchster und aussichtsreichster Berg-Baustelle zu schaffen. Aber nach drei Jahren Planung und drei weiteren Jahren Bauzeit war das 50-Millionen-Euro-Projekt vollbracht und markiert nun den Beginn einer neuen Ära an der Zugspitze. Auch der Glaspalast der Bergstation steht und ragt von einem Stahlgestänge getragen 25 Meter über den Berg hinaus ins Nichts.

Eine Familie auf der Zugspitze

Blick von der Zugspitze bis München

Knapp neun Minuten brauchen wir für die Fahrt. Oben angekommen besuchen wir natürlich die Gipfelterrasse mit 360-Grad-Blick. Bei ganz klarer Sicht kann man von hier aus sogar bis zur Allianz-Arena in München gucken. Das gelingt uns zwar nicht, dafür präsentieren sich uns die meisten der 400 Alpengipfel, die man von hier aus sehen kann, in glitzerndem Schneeweiß. Auch das Gipfelkreuz, dem der Baukran während der Bauarbeiten einen Zacken aus der Sonnenkrone gebrochen hatte, ist aus der Werkstatt zurück und glänzt golden in der Morgensonne. Was für ein erhabener Moment! Sogar die Kinder vergessen für einen Moment ihre Handys zu zücken. Das einstimmige Urteil von allen Mitreisenden lautet somit: die Zugspitze ist eine Reise wert!

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