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KolumnenPapis erstes Jahr mit dem Nachwuchs: Geburtstagsfeier mit der Family

Papis erstes Jahr mit dem Nachwuchs: Geburtstagsfeier mit der Family

Früher hat man sich kaum oder eher wenig Gedanken darum gemacht, wie schnell die Zeit doch so vergeht. Mit dem Alter verändert sich dies aber, gefühlt häufen sich die Momente, in denen man sich mit diesem Thema beschäftigt kontinuierlich. Ein eindrucksvoller Beweis für die scheinbar an einem vorbeirauschende Zeit sind übrigens nicht nur des Vaters immer mehr werdenden grauen Haare (vorausgesetzt es sind noch welche da), sondern auch der eigene Nachwuchs.

Tatsächlich ist es schon ein Jahr her, als unser Sohnemann das Licht der Welt erblickte. Seitdem ist eine Menge passiert, ein überaus schönes und ereignisreiches Jahr war es. Abgerundet wird es nun von seinem ersten Geburtstag. Geburtstage sind ja irgendwie immer besonders, dieser ist aber noch einen Hauch spannender, der erste halt.

Die obligatorische „HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH“ Girlande darf natürlich nicht fehlen

Die Einladungen an die Verwandtschaft wurden früh genug per WhatsApp versendet, heute ist der große Tag, in Kürze geht die Feierei los. Um alle unterzubringen werden Stühle benötigt, viele Stühle. Dazu ein zweiter Tisch. Stylische Decke darüber, Gläser, Kaltgetränke sowie Teller, Besteck und eine üppige Kuchenauswahl – schon ist die lange Tafel gedeckt. Fast. Ohne eine kleine Lokomotive mit einer kleinen Kerze zum Auspusten geht natürlich gar nichts, Ehre wem Ehre gebührt. Der Tisch ist natürlich nicht das Einzige, was schön aussieht, auch der Raum an sich wurde von der Mama liebevoll mit kleinen Ballons, ein paar Luftschlangen sowie einer bunten „HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH“ Girlande ordentlich aufgehübscht. Nun müssen nur noch die Eltern und besonders der Hauptdarsteller des Tages noch in Schale geschmissen werden, danach ist es angerichtet, die Gäste können kommen …

Das knisternde Geschenkpapier ist spannender als das Geschenk selbst

Einige Minuten später klingelt es auch schon an der Tür. Nach und nach trudeln sie alle ein: Omas, Opas, Tanten, Onkel, Cousinen, Cousins etc. – die ganze Familie ist am Start, um dem Geburtstagskind zu gratulieren und mit ihm feiern. Dieses weiß übrigens überhaupt nicht, was los ist und beobachte die Szenerie äußerst argwöhnisch. So viele Leute in der Wohnung, das muss erstmal verkraftet werden. Aber wenigstens bringen sie alle etwas mit, mal was Kleines, mal etwas Großes, auf jeden Fall immer hübsch verpackt. Das schicke Geschenkpapier hat seinen Dienst allerdings schnell getan, direkt wird es vom Nachwuchs mehr oder weniger sensibel entfernt. Irgendwie scheint das Papier interessanter als das Geschenk selbst, die vielen bunten Farben, das Knistern, die Möglichkeit es zu zerreißen – verdammt aufregend!

Ein halber Muffin wird gegessen – die zweite Hälfte landet auf dem Fußboden

Nachdem alle Geschenke ausgepackt wurden, wird am Kuchenbuffet angegriffen. Bevor der große Schmaus beginnt, erklingt aber erst einmal das obligatorische „Zum Geburtstag viel Glück …“, in das alle mit einstimmen. Wieder guckt der Kleine skeptisch. Das anschließende Essen verläuft dann ohne besondere Vorkommnisse, auch der Sohnemann scheint Gefallen an der Backware, genau gesagt an den Muffins, gefunden haben, auch wenn kurze Zeit später erste Krümel ohne ersichtlichen Grund auf den Boden geworfen werden. Die Trinkflasche unmittelbar danach ebenfalls. Vielleicht liegt es an der Aufregung, auf jeden Fall scheint er keine großartige Lust mehr daran zu haben, in seinem Stuhl zu sitzen, zu groß ist die Verlockung, auf dem Boden zu krabbeln und zu spielen. Bevor er selbst aussteigt, übernimmt seine Patentante dies freundlicherweise und setzt sich mit ihm auf den Boden. Der Rest der Family futtert derweil fleißig weiter und tratscht über Gott und die Welt.

Bis auf die Holzlokomotive am Kopf eines Kindes ist die Stimmung sehr friedlich

Einige Zeigerumdrehungen später sind auch die anderen Kids satt, gesellen sich ebenfalls auf den Boden und lösen die Patentante somit ab. Von nun spielt die U7-Gruppe fleißig miteinander, Spielsachen gibt es genug, sowohl alte als auch die neuen Artikel, die kürzlich erst ausgepackt wurden. Das Geburtstagskind hat sich derweil wieder dem Geschenkpapier verschrieben. Während der Spiel-Arie werfen die Erwachsenen regelmäßig prüfende Blicke in Richtung der Kinder, sicher ist schließlich sicher. Zwischendurch wird die idyllische Szenerie auch tatsächlich von kleineren Streitigkeiten unterbrochen, beispielsweise als der Kleine seinem vier Jahre älteren Cousin die Holzlokomotive an die Birne ballert. Aber im Großen und Ganzen ist alles sehr friedlich, nach kurzer Heulerei ist wieder alles gut. Die immense Lautstärke der kleinen Genossen wird von den Erwachsenen zwar ab und zu angemahnt, aber trotzdem recht wohlwollend toleriert. Stattdessen halten sie immer mal wieder mit dem Handy drauf, um ein Foto zu schießen. So jung kommt man schließlich nie wieder zusammen.

Im Laufe des Nachmittags steigen die Erwachsenen auf Bier und Sekt um

Auf einen Nachmittagsspaziergang wird aufgrund des schlechten Wetters verzichtet, stattdessen bleibt die Gesellschaft weiterhin im Wohnzimmer sitzen und plaudert. Der Kaffee wird dabei durch Bier (für die Männer) und Sekt (für die Frauen) ersetzt. Der guten Stimmung tut dies keinen Abbruch, im Gegenteil. Irgendwann haben die Kids im Wohnzimmer alles bespielt was ging, sei es auf dem Fußboden, auf dem Sofa oder am Tisch auf irgendeinem Schoß. Den Hobbits wird es zunehmend langweilig, etwas Neues muss her! Aus diesem Grund ziehen sie weiter in das Kinderzimmer. Das Geburtstagskind will natürlich mit und krabbelt hinterher. So lange man die Truppe im Blick hat ist alles ok, ganz unbeaufsichtigt lassen sollte man sie allerdings nicht, erst recht nicht in einem separaten Raum. Also ist ab sofort immer ein Erwachsener im Kinderzimmer zugegen. Damit diese Aufgabe nicht eine Person allein trifft, wird sich im 10-Minuten-Takt abgewechselt.

Das Kinderzimmer nach zwei Stunden spielen: Ein Handgranatenwurfstand

Zwei Stunden (gefühlt aber nur 30 Minuten) später gibt es auch schon wieder Essen: Schnitzel mit wahlweise Jäger- oder Zigeunersauce, dazu Kartoffel- und Nudelsalat plus ein paar Pommes als Beilage. Nun sitzen auch die Kinder wieder mit am Tisch, wer kann bei Pommes schon widerstehen? Im Zuge der Freude auf das frittierte Gut wurde das Spielzimmer fluchtartig verlassen, ein kurzer Blick in den Raum offenbart danach die bittere Wahrheit: Es sieht darin aus, wie auf einem Handgranatenwurfstand.

Irgendwann sind dann alle satt und mit dem Völlegefühl tritt auch eine gewisse Trägheit ein. Damit neigt sich die illustre Veranstaltung auch dem Ende zu. Die Kinder sind müde, werden nörgelig und wollen nach Hause. Natürlich ohne vorher aufzuräumen. Nach und nach hauen alle ab, die Messe ist gelesen, der Drops gelutscht. Schön war es aber sehr, immerhin kommt man ja auch nicht sooo oft im Kreise der ganzen Familie zusammen.

Das Geburtstagskind am Abend: Todmüde aber trotzdem ohne jegliche Motivation, ins Bett zu gehen

Dem Geburtstagskind scheint es nach anfänglicher Skepsis auch gefallen zu haben, selbst nachdem die Gäste aufgebrochen sind, krabbelt es noch wie ein HB-Männchen durch die Bude. Sämtliche Versuche, den Stinker anschließend bettfertig zu machen, geschweige denn in dieses hinein zu bringen, scheitern kläglich, zu groß scheint die Aufregung selbst im Nachgang noch zu sein. Aber naja, heute ist das mal ganz ok, außerdem hat Papa am nächsten Tag frei. An Ausschlafen ist deshalb aber trotzdem ganz bestimmt nicht zu denken, dafür wird der Racker schon sorgen…

Fotocredit: © Oliver Klas – Fotolia.com

Thomas Bentler
Thomas Bentlerhttps://www.lektora.de/thomas-bentler/
Thomas Bentler ist 35 Jahre alt und lebt in der Nähe von Paderborn. Vom aktiven Amateurfußballer avancierte er bereits mit 27 Lenzen zum Trainer einer Kreisliga-A-Seniorenmannschaft, um später sogar Coach eines U17-Bundesliga-Teams zu werden. Er ist Autor des Buches "Volle Pulle Kreisliga".

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