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RatgeberPapas erstes Jahr mit dem Nachwuchs: Von Gruppenkuscheln, Kevins und Mettbrötchen

Papas erstes Jahr mit dem Nachwuchs: Von Gruppenkuscheln, Kevins und Mettbrötchen

Einige Wochen nach der freudigen Schwangerschaftsnachricht: Die Lage hat sich etwas entspannt, ein paar Nächte wurde drüber geschlafen und die Oh mein Gott, wir bekommen ein Baby – Hysterie hat sich in einen gesunden Realismus verwandelt. Aufregend und schön ist es aber natürlich immer noch, die Vorfreude ist groß.

„Ach, ist das schöööön…..“

Zeitgleich wird es aber auch Zeit, die ersten Vorkehrungen zu treffen. Der Nachwuchs fläzt sich nun lange genug im Bauch, was man beim Blick auf seinen langsam, aber nun stetig steigenden Umfang auch nur noch schwer verheimlichen kann. Es dürfen also die ersten Freunde und Verwandten eingeweiht werden. Das Ganze erinnert irgendwie an die Hippie-Zeit, alle haben sich furchtbar lieb und gehen auf Tuchfühlung. Phase 1: Es wird sich feste gedrückt, alle liegen sich in den Armen. Phase 2: Sätze wie „Ach ist das schöööön, wir freuen uns so für euch“ oder „Herrlich. Wir haben uns sowas schon gedacht“ machen die Runde. Phase 3: Noch mal drücken. Wenn es richtig gut läuft, gibt es sogar einen dicken Schmatzer.

Regelmäßig stehen weiterhin die Besuche beim Frauenarzt an, die jedes Mal mit etwas Aufregung verbunden sind, immerhin sind die ersten drei Monate etwas kritisch, was das Thema Fehlgeburten angeht. Wenn Mann es beruflich einrichten kann, kommt er natürlich mit und leistet seelischen Beistand. Schon spannend, wirklich viel sieht man auf dem Ultraschall zwar (noch) nicht, dafür wecken die kleinen und schnellen Herztöne aber erste Vatergefühle. Sie machen das Ganze auch irgendwie noch einmal eine Spur verbindlicher.

Googeln bis die Tasten glühen…

Ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Trotzdem werden sich natürlich schon erste Gedanken zum Namen gemacht, natürlich für beide Geschlechter. Dazu wird das world-wide-web angeschmissen und das Google-Suchfeld fleißig mit Begriffen wie „coole Jungennamen“, „schöne Mädchennamen“ oder „Kindernamen schlimm“ gefüllt. Ob die Antworten sonderlich zukunftweisend sind, wer weiß das schon? Die Namen Kevin und Chantal waren ja schließlich auch mal total hipp. Wie dem auch sei, falls sich die werdenden Eltern bereits auf Namen geeinigt haben, werden diese natürlich niemanden, aber auch wirklich niemanden, erzählt. Allein der Gedanke, dass jemand anderes aus der Nähe demnächst diesen Namen für sein neugeborenes Kind nutzen könnte, würde einen wahrem Supergau gleichkommen.

Apropos Internet: Dieses wird von nun an regelmäßig gewälzt, um den Entwicklungsstatus des Nachwuchses zu erfahren. Was passiert in Schwangerschaftswoche Acht? Was in der neunten Woche? Und in der 10.? Auch das Herunterladen diverser To do- und Erstausstattungslisten kann häufig beobachtet werden, sie können eine echte Hilfe sein, denn so vieles hatte man bisher noch so gar nicht auf den Schirm: Was muss alles gekauft werden? Und in welchen Größen? Wo gibt’s die besten Hebammen? Welches Krankenhaus hat einen guten Ruf? Welche Anträge müssen kohletechnisch ausgefüllt werden? Und wie ist das eigentlich mit dem Arbeitgeber? Fragen über Fragen…

Und wo wir schon bei Fragen sind: Wo soll er/sie/es überhaupt wohnen? Natürlich mit Mama und Papa in den eigenen vier Wänden, das ist ja klar, aber wo dort genau? Lassen es die räumlichen Gegebenheiten zu, ein Kinderzimmer zu integrieren oder muss improvisiert werden? Nun ja, für die erste Zeit geht es sicher auch ohne Kinderzimmer, so anspruchsvoll sind Babys dann doch noch nicht. Trotzdem schmiedet der Mann bereits erste Pläne und fährt gedanklich lächelnd mit seinem Einkaufswagen durch den Baumarkt.

Mettbrötchen und Whirpool gibt es ab sofort nur noch für ihn…

Die wechselnden Launen, über die im ersten Teil der Papa-Kolumne bereits berichtet wurde, sind übrigens auch in dieser Schwangerschaftsphase noch ein heißes Thema, die Hormone gehen weiterhin mit der Frau Gassi und das sogar mehrmals am Tag. Für die Männer heißt es dann in Deckung gehen oder den Fels in der Brandung mimen. Ihre Übelkeit kommt auch noch in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen, immer abwechselnd mit diversen Heißhunger-Attacken. Wobei in Sachen Ernährung natürlich von nun an gut aufgepasst werden muss, denn nicht alles ist sinnvoll, geschweige denn gesund. Auf rohes Fleisch, z. B. in Form eines delikaten Mettbrötchens sollte sie ab sofort unbedingt verzichten. Somit bleibt mehr für ihn, natürlich nimmt er Rücksicht auf sie wo er nur kann, aber auf alles kann und will er auch nicht verzichten. Gilt übrigens auch für Alkohol.

Aber nicht nur ernährungstechnisch muss etwas aufgepasst werden, auch in der Freizeit ist nicht mehr alles wie gewünscht möglich bzw. sollte auf einige Dinge vorsichtshalber verzichtet werden. Zum Beispiel Sauna muss in den ersten drei Monaten nicht unbedingt sein, genauso wenig wie Whirpools, die einem wahren Schlaraffenland für Bakterien gleichen. Aber es gibt ja genügend Alternativen um die Seele baumeln zu lassen. Ein ausgedehnter Spaziergang, zusammen vegetarisch kochen oder eine Liebesschnulze im Kino – welcher Mann findet das nicht total geil?

Mehr über Papis erstes Jahr mit dem Nachwuchs erfahrt ihr in der nächsten Kolumne, wenn es heißt: Shoppingwahn, eine Wohnung im Kindermodus und diverse Vorbereitungskurse.

Fotocredit: ©Farina3000 – Fotolia.com

Thomas Bentler
Thomas Bentlerhttps://www.lektora.de/thomas-bentler/
Thomas Bentler ist 35 Jahre alt und lebt in der Nähe von Paderborn. Vom aktiven Amateurfußballer avancierte er bereits mit 27 Lenzen zum Trainer einer Kreisliga-A-Seniorenmannschaft, um später sogar Coach eines U17-Bundesliga-Teams zu werden. Er ist Autor des Buches "Volle Pulle Kreisliga".

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