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Väter: Neues Rollenbild – neue Probleme?

Väter in Deutschland sind hin und hergerissen zwischen Familie und Beruf. Der Wunsch nach mehr Zeit für die Kinder ist groß. Das besagt die neue forsa-Umfrage, die im Auftrag des Verlagshauses Gruner & Jahr Ende 2013 durchgeführt wurde. 81 Prozent der befragten Männer wollen mehr Zeit mit den Kindern verbringen, im Beruf jedoch nicht zurückstecken. War das vor 30 Jahren wirklich anders?

Hey, jahrelang las man nur etwas über das neue Frauenbild, Gleichberechtigung und Frauenquote. „Chicks in die Bundeswehr und rauf auf den Chefsessel!“ war der Tenor der Medien. Jetzt sind wir dran. Wir haben ein neues Idealbild des perfekten Vaters, das besagt zumindest die Studie. Da warnt schon die Chefredakteurin des ELTERN-Magazins Marie-Luise Lewicki vor zu hohen Erwartungen an die Männer. Ein Mann sei nicht nur ein guter Vater, wenn er in Teilzeit arbeitet. Danke, Frau Lewicki!

61 Prozent der Männer fühlen sich aktuell in der Verantwortung, die Familie zu ernähren. Knapp 90 Prozent kommen dieser Verantwortung nach, in dem sie Vollzeit arbeiten. Nur rund vier Prozent haben sich für ein Teilzeit-Arbeitsmodell entschieden. Der Rest studiert, ist in Elternzeit oder nicht berufstätig. Ein Drittel der beschäftigten Väter würde gerne weniger arbeiten denn sie sind unter Druck. Sie werden laut Studie den eigenen Vorstellungen vom perfekten Vater nicht immer gerecht. Über die Hälfte der Daddies geben an, zu wenig Zeit für die Kinder zu haben. 39 Prozent geben zwangsläufig an, zu wenig Zeit für sich selbst zu haben. Viele der Befragten sind mit der Ernährerrolle, den Erwartungen an den perfekten Vater und der Zeitknappheit überfordert.

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Tja, 15.000 Mücken verdienen und mittags zuhause zu sein, geht halt nicht. Fakt ist: Der Tag hat nur 24 Stunden. Daran ist nicht zu rütteln. Wer täglich zehn Stunden arbeitet, hat nunmal ein kleines Zeitfenster für die Familie. Arbeitet die Frau ebenfalls, dann bleibt für das Familienhandling, den Haushalt und das Kind nicht mehr viel Zeit. Gerade für Erst-Väter und Erst-Mütter ist das eine neue Situation, die auch schon mal als belastend empfunden werden kann.

Alles richtig. Und gut. Denn früher war es anders und für die Väter sicherlich nicht einfacher. Oder wollten die Dads vor 30 Jahren nicht mehr Zeit mit den Kindern verbringen? Hätten sie sich nicht über ein flexibleres Arbeitsmodell gefreut? Dieses „Homeoffice“ gab es damals nicht. Die Elternzeit und das Elterngeld auch nicht. Klar ist, als Vollverdiener hast Du werktags vielleicht morgens eine Stunde mit Deinem Kind und abends vielleicht noch eine Stunde. Gut gerechnet.

Was tun? Und vor allen Dingen: Wer hat uns das neue Rollenbild des perfekten Vaters aufdoktriniert? Die Massenmedien? EMMA? Oder sind wir es vielleicht selbst, die es anders als vor 30 Jahren machen wollen. Weil wir es selbst nicht gut fanden und: Weil wir es jetzt können! Es ist neu, es ist anders und es ist anstrengend. Aber ihr macht das für Euch und Eure Familie. Denkt mal darüber nach, wenn ihr mit euren Kindern spielt und die Zeit am Wochenende nutzt. Aber bitte, bitte, bitte tretet nicht nackt bei Markus Lanz auf oder steigt während der Weihnachtsmesse auf den Altar des Kölner Doms, um für Eure Rechte einzutreten. Das sollten wir dann nochmal in der kleinen Runde diskutieren.

Fotocredit: Titelbild: ©lassedesignen, Beitragsbild: ©yanlev – Fotolia.com

Mark Bourichter
Mark Bourichter
Mark Bourichter ist Vater von Henri, Baujahr 2012. Er macht seit über zehn Jahren was mit Medien. Seine Arbeiten sind mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Internationalen Deutschen PR-Preis und dem Deutschen Preis für Onlinekommunikation.

1 Kommentar

  1. Das Wort aufdoktriniert gibt es nicht. Man kann indoktriniert werden oder jemandem wird etwas aufoktoyiert – wobei das Wort aufoktroyieren eigentlich ein Pleonasmus ist, das heißt die Vorsilbe ist hier überflüssig. Schon das Wort oktroyieren bedeutet so viel wie auferlegen, aufnötigen, diktieren, aufdrängen. Es ist aber im Duden gültig.

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