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Kolumne: SechserPäckchen – „Zoologie für den Hausgebrauch“

Länger als eine Woche hat es jetzt schon nicht mehr geschneit, was für mich Grund genug ist, den Frühling auszurufen. Soll es von mir aus der kälteste Frühling seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen sein, Hauptsache, ein Anfang ist gemacht. Zumindest spricht dafür die deutliche Zunahme der Farbe Blau am Himmel, und für das gelegentliche Zwitschern sind unter Garantie Singvögel verantwortlich, die das genauso sehen wie ich. Außerdem trauen sich mehr und mehr Kreaturen aus der Deckung, die geschlossene Schneedecken so weit als möglich hinter sich lassen müssen, um auch nur den Hauch einer Überlebenschance zu haben: Dinosaurier, Krokodile und Roboter.

Mit denen bekommt man es nämlich zu tun, wenn man den Frühling herbeisehnt, gleichzeitig aber noch aktuellen Weihnachtsgeschenken eine gewisse Aufmerksamkeit schenken muss. Zum Beispiel Dinosauriern, Krokodilen und einem digital hochgerüsteten Roboter. Geschlüpft sind die zwar allesamt nicht, wohl aber industriell erschaffen, von Lego nämlich. Das kommt ja ursprünglich aus Dänemark, weshalb dem Dinosaurier, dem Krokodil und dem Roboter einiges daran liegen muss, Land zu gewinnen. Es ist jetzt nicht so, dass ich mich fürchten würde, wenn Maximilian seinen Saurier in holprigen Marsch setzt oder Leopold und Jakob ihren gemeinsamen Roboter auf mich angesetzt haben. Zumal letzterer mit Sensoren ausgerüstet ist, der eventuelle Hindernisse rechtzeitig erkennt. Womit ich nicht sagen will, in den Augen meiner Familie schon mal als echtes Hindernis wahrgenommen worden zu sein – außer vielleicht während ungehemmt ausgelebter Pubertätsphasen, bei seltenen Machtdemonstrationen des erhobenen Zeigefingers, oder auch nur dann, wenn ich mit meinen Ansichten nicht einfach nur furchtbar anecke, sondern die auch noch logisch zu argumentieren versuche. Rationalität ist ja gut und schön, aber doch bitteschön keine Grundlage für ein normales Familienleben. Da muss es einigermaßen verrückt zugehen, unterirdische Feststellungen den Schmalz in den Elternohren gehörig durcheinander wirbeln, und vom Dinosaurier, dem Krokodil und dem Roboter ist da auch kein Widerstand zu erwarten. Im Gegenteil brüllen die nach Art der Urzeit rum oder versuchen sich gar an Sätzen mit mehr als drei Worten. Aber gut, wir haben ja alle mal klein angefangen, und es sei ihnen von mir aus zugestanden, unseren Kindern das Einmaleins der kleinen Kommunikation abgeschaut zu haben…

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Das Krokodil ist eine mögliche Umbau-Variante des Dinosauriers. Das hab` ich auch erst einmal zu Gesicht bekommen, und nur etwa einen Tag danach war es auch schon eine Spinne. Fand ich toll, und Max sowieso. Noch cooler wäre es gewesen, der Dinosaurier hätte die Voraussetzungen dafür mitgebracht, in eine nagelneue Familienkusche umgebaut werden zu können. Was uns nämlich unsere bald 9 Jahre alte in den letzten Wochen gekostet hat, ist wirklich zum Fürchten. Um an dieses Potenzial heranzukommen, müssten Max und Leo und Jakob ihre ferngesteuerten Kunststoffgeschöpfe schon zu einem einzigen Megamonster zusammenschweißen, und selbst dann würde ich nicht einen Millimeter zurückweichen. Ich würde ihm sogar mindestens so tapfer entgegentreten, wie ich allen Mut aufbringen musste, als sich vor meinen Augen Kostenvoranschläge urplötzlich in echte Rechnungen verwandelten. Wirklich toll, wenn nichts so bleibt, wonach es ursprünglich aussah. Dinosaurier mutieren zu Krokodilen, Krokodile zu Spinnen, und Spinnen wieder zu Dinosauriern. Sogar der hochkomplexe Roboter legt mittlerweile eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit an den Tag. Mal vertikal protzend, dann wieder horizontal kriechend, und manche häusliche Prüfungen hat er auch schon bravourös überstanden. Was mich an mein eingangs erwähntes Anliegen erinnert, den Frühling auszurufen. Auch so metallische Kreaturen wie unser Bus haben nur dann eine echte Überlebenschance, wenn sie den Schnee hinter sich lassen. Bloß den TÜV, den immerhin hat er erfolgreich absolviert…

Michael Ibach
Michael Ibach
Michael Ibach ist freier Journalist und Autor; als Autor/Ghostwriter arbeitet er seit über 15 Jahren für diverse Bühnenkünstler aus Deutschland und der Schweiz (Comedians, Kabarettisten, Bauchredner, Zauberer, Moderatoren, etc.). Kolumnen wie diese wurden bereits in verschiedenen Familien-Magazinen publiziert, u. a. in "Mamamia", "KidsLife", "Kids&Co.", "BIO-Magazin" und zuletzt im Chiemgauer Regionalmagazin "Servus Achental". Mit seiner Familie lebt er seit etwa 10 Jahren am bayerischen Alpenrand, seit 2012 im Chiemgau.

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