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Kolumne: Sechserpäckchen – „Von wegen fader Tag“

Auch an mir ist der Vatertag nicht kinderlos vorbei gegangen. Aber im Grunde sind damit nicht wenige Vorteile verbunden, die sich morgens schon bemerkbar gemacht haben. Nämlich kaum, dass man in aller Herrgottsfrühe gegen 9 Uhr das Esszimmer betritt, steht da ein fix und fertiges Frühstück. Mit exklusivem Milchhörnchen nur für mich, und Schokolade im Schweizer Häppchenformat. Und noch eine weitere Tafel Schokolade, die offenbar der Vorbereitung eines kulinarischen Angriffskrieges dienen sollte. 300 Gramm auf einmal ist natürlich ein mächtiges Kaliber, aber meine Verteidigungsstrategie ist mindestens solide: Verteilt auf ungefähr eine Woche, dreht es den Magen kein einziges Mal um, und Diäten bleiben auch weiterhin eine bescheidene Angelegenheit mit der Lupe zu suchender Politiker.

Neben den süßen Lockmitteln stach die selbstgeschriebene Vatertagskarte vom Max hervor, die mich ein wenig erröten ließ. Lobte er mich doch darin für meine witzigen Kolumnen, stellte er mich auf eine intellektuelle Stufe mit Albert Einstein und wollte auch sonst seinen Stolz auf mich nicht verbergen. Das ging natürlich runter wie Öl, und endlich hatte ich eine authentische Vorstellung davon, wie sich Donald Trump angesichts nicht enden wollenden Lobs fühlen musste. Innegehalten habe ich dann aber trotzdem, und ganz demütig wurde ich auch. Zum Ausdruck bringt man das, glaube ich, dadurch, dass man sich mit beiden Händen immerzu kräftig auf die Schulter klopft. Ich habe das dann aber doch sein gelassen, schließlich gehört es ja schon irgendwie zur väterlichen Grundausstattung dazu, dass man den Kindern hier und da Anlass für ein bisschen Stolz bietet. Und das muss sich wahrlich nicht erschöpfen darin, regelmäßig die Haare zu waschen oder sein Essen eben nicht mit den Händen zu sich zu nehmen. Wobei, 300 Gramm Schokolade am Stück mit Messer und Gabel, das gehört dann doch mehr zur Abteilung Fremdschämen, würde ich meinen…

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Ein kleiner Ausflug zu Fuß sollte den diesjährigen Vatertag runden. Auf einem nahegelegenen Campingplatz verabredeten sich die Besitzer alter bis uralter VW-Busse aus ganz Deutschland. Ein attraktives Ziel, wie ich und ungefähr zwei Drittel meiner Familie befanden. Nach etwa 20 Minuten semi-alpiner Gratwanderung konnten wir den reichlich bunten Fuhrpark auf uns wirken lassen. Giftgrün die einen, feuerwehrrot die anderen, und ein himmelblauer Augenmagnet aus viel Blech und fast noch mehr gemütlicher Inneneinrichtung war ebenfalls dabei. Deren Besitzer kamen, wie schon gesagt, von überall her. Stark vertreten war Nordrhein-Westfalen, Bayern ließ sich aber auch nicht lumpen, und aus Aurich, der zweitgrößten Stadt Ostfrieslands, hat sich auch so ein Bus auf den weiten Weg gemacht. Ich nehme an, die reden da nicht nur so, sondern die waren nach vielen anstrengenden Stunden in einem quasi antiken Gefährt regelrecht platt.
Ansonsten schienen die stolzen Busbesitzer doch recht ausgeschlafen, unterhielten sich angeregt mit anderen stolzen Busbesitzern und stießen auch schon mal mit Niedrigprozentigem an. Auffallend oft mit einer Marke, die mir brutal vor Augen führte, was Brainstorming gelegentlich auszurichten vermag: „Bullibier“. Jedenfalls stand genau das auf dem Etikett, und wenn ich´s mir recht überlege, klingt das um geschmackvolle Längen besser als zum Beispiel VWein oder so.

Unser Fazit war ein äußerst zufriedenstellendes. Dem Leo hat`s gefallen, und dem Max, und dem Valentin, und auch ich fand das alles sehr originell und allein ästhetisch ungemein bereichernd. Am liebsten wären wir ja in so ein motorisiertes Fossil eingestiegen und hätten uns ein paar Runden chauffieren lassen. Weil es braucht bestimmt unheimlich viel Einfühlungsvermögen und ein ausgeprägtes Wissen um archaische Kräfte der Fortbewegung, um diese Busse halbwegs sicher zu steuern. Aber wir kamen auch so bestens zurecht, schließlich wartete zuhause noch ein Blechkuchen mit leckeren Erdbeerstückchen obendrauf. Von Altblech zu Neublech sozusagen. Eigentlich hätte nur noch gefehlt, dass mir jemand nachsagt, ich würde Blech reden. Was ich für ausgeschlossen halte, allein, wenn ich an die Sache mit den Diäten und so denke…

Fotos: © pixabay

Michael Ibach
Michael Ibach
Michael Ibach ist freier Journalist und Autor; als Autor/Ghostwriter arbeitet er seit über 15 Jahren für diverse Bühnenkünstler aus Deutschland und der Schweiz (Comedians, Kabarettisten, Bauchredner, Zauberer, Moderatoren, etc.). Kolumnen wie diese wurden bereits in verschiedenen Familien-Magazinen publiziert, u. a. in "Mamamia", "KidsLife", "Kids&Co.", "BIO-Magazin" und zuletzt im Chiemgauer Regionalmagazin "Servus Achental". Mit seiner Familie lebt er seit etwa 10 Jahren am bayerischen Alpenrand, seit 2012 im Chiemgau.

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