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RatgeberKindersicherheit im Alltag geht uns alle an

Kindersicherheit im Alltag geht uns alle an

Auf das Thema Kindersicherheit im Alltag haben wir schon recht oft hingewiesen. Aber das kann man gar nicht oft genug erwähnen. Denn der Teufel lauert im Detail. Oft wird vor der Ankunft des Kleinkindes an vieles gedacht, was die Wohnung sicherer macht. Aber natürlich ist das ein stetiges Projekt. Denn Eure Kinder wachsen und entdecken so immer neue Dinge, die zur Gefahrensituation werden können. Daher ist es zwingend notwendig, das Umfeld immer wieder dem Alter des Kindes entsprechend zu sichern.

Anlässlich des Kindersicherheitstages vom 10. Juni hat Otto eine Meldung und eine entsprechende Grafik veröffentlicht, um wieder Aufmerksamkeit für die Kindersicherheit zu erzeugen. Denn immer noch verunglücken allein in Deutschland jährlich 1,67 Mio. Kinder. Die meisten Unfälle (537.000) passieren im Haushalt und der Freizeit, daher sind Stürze, Verbrennungen, Erstickungs- und Ertrinken-Situationen immer noch die größten Gefahrenquellen, die es zu reduzieren gilt. In diesem Jahr steht der Kindersicherheitstag unter dem Motto: “Plantschen. Baden. Schwimmen”, denn oft gehen die Gefahren für Kinder von Wasser aus. Ertrinken in Gewässern und der Badewanne ist die zweithäufigste Unfallursache bei Kleinkindern.

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© Jen Theodore (Unsplash)

Im Interview mit Karoline Becker, einer studierten Medienpädagogin und Politikwissenschaftlerin, hebt sie einige der größten Gefahren hervor. Sie arbeitet u.a. im Pressebereich der BAG „Mehr Sicherheit für Kinder e.V.“ und verfügt über jahrelange Expertise zu diesem Thema. Zum diesjährigen Motto „Wasser“ hat sie folgende Tipps:

1. Kinder in der Badewanne niemals unbeaufsichtigt lassen – nicht zwischendurch weggehen, um an’s Telefon zu gehen oder die Haustür zu öffnen
2. Badesitze allein sind noch kein zuverlässiger Schutz vor dem Ertrinken
3. Planschbecken nach der Benutzung unbedingt vollständig entleeren und nicht voll stehenlassen.
4. Und beim Baden im Meer oder See gilt: Verlassen Sie sich nicht auf Schwimmflügel und andere Schwimmhilfen. Sie gewähren keine ausreichende Sicherheit.

Aber auch zum Rest der Wohnung oder des Hauses gibt es passende Hinweise:
1. Kinderhochstuhl: Kinder stoßen sich von der Tischkante ab oder stellen sich im Stuhl auf. Deshalb: Stuhl kippsicher aufstellen und das Kind nicht unbeaufsichtigt im Stuhl lassen
2. Möbel: Laufwege frei halten und scharfe, spitze Kanten mit einem Schutz versehen
3. Schränke und Regale: Sie laden Kinder zum Klettern ein. Hohe Möbel daher fest an der Wand fixieren. Süßigkeiten und Spielsachen nicht im obersten Fach „verstecken“
4. Teppiche: Das Wegrutschen, z.B. durch Anti-Rutsch-Streifen verhindern
5. Streichhölzer: Kinder nicht mit Feuer, z.B. brennender Kerze, im Raum alleine lassen. Die Gefahren mit Feuer erklären und den Umgang mit Streichhölzern gemeinsam üben
6. Alkohol, Zigaretten: Beides für Kinder unzugänglich aufbewahren. Reste nicht offen stehen lassen
7. Strom: Elektrokabel, Lichterketten und Hitze entwickelnde (Halogen-)Leuchten regelmäßig auf ihre Funktion und auf schadhafte Stellen kontrollieren und ggfs. austauschen.
8. Balkon und Fenster: Keine Stühle, Kübel o.ä. in unmittelbarer Nähe aufstellen, da sie zum Klettern animieren. Fenster- und Türgriffe mit Sicherungen ausstatten. Querstreben des Balkons gegen ein Erklettern absichern
9. Kochen: Kinder beim Kochen altersgemäß beteiligen oder ihnen eine andere Beschäftigung anbieten, z.B. eine Kiste mit Plastikutensilien
10. Tischdecken: Säuglinge und Kleinkinder ziehen an Tischdecken. Dadurch kann es zu schweren Verbrühungen, Verbrennungen und Kopfverletzungen kommen, z.B. durch heiße Flüssigkeiten, Kerzen und Vasen
11. Wasserkocher, Kaffeemaschine, Bügeleisen, Fritteuse etc.: Alle Elektrogeräte außerhalb der Reichweite von Kindern aufstellen, Kabel niemals herunterhängen lassen
12. Herd und Ofen: Pfannenstiele nach hinten drehen, Herdschutzgitter und Backofenfenster-Schutz anbringen
13. Messer und Schneidemaschinen: Scharfe Messer nicht offen liegen lassen und Schneidemaschine absichern. Tür der Spülmaschine geschlossen halten
15: Reinigungs-, Putz- und Lösungsmittel: In abschließbarem Schrank lagern, die Mittel können zu Vergiftungen und Verätzungen führen
16: Glatter Boden: Spritzwasser und Fett können den ohnehin schon glatten Bodenbelag zur Rutschfalle werden lassen

Wenn Ihr diese Tipps umsetzt und an alles denkt, dann senkt Ihr das Risiko von Unfällen und Verletzungen. Seid einfach aufmerksam und passt immer gut auf, denn wie erwähnt lauert der Teufel im Detail.

Ich selbst kann übrigens ein Lied davon singen. Denn vor einiger Zeit saßen wir mit unserer kleinen Tochter in der Notaufnahme. Zum Glück ist außer einer heftigen Platzwunde und eines übel gequetschten Nagels kein bleibender Schaden geblieben. Aber der Schreck in dem Moment war immens und ihre Schmerzen riesig. Was war passiert? Wir hatten den IKEA Wandspiegel Hemnes jahrelang auf unserem Flur hängen, unbeweglich zwischen zwei Türzargen. Der ist recht groß und schwer und war am oberen Ende über zwei mit Dübeln verankerten Wandhaken befestigt. Und damit aus unserer Sicht keine Gefahr für das Kind. Wie alle Kinder hat unsere Tochter mit ihren damals 20 Monaten Ihre Umgebung erkundet. Alle Gefahrenzonen waren gesichert. Dabei entdeckte sie auch sich im Spiegel.

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Und plötzliche rauschte ihr mit einem heftigen Rumms dieser schwere Wandspiegel auf den vorderen Teil Ihres Zehs. Auf der Suche nach dem Grund haben wir dann folgenden Wahnsinn entdeckt: die beiden Halter, mit denen man den Spiegel über die Haken hängt, waren aus Plastik und beide herausgebrochen. Offensichtlich ein „Ermüdungsbruch“ und leider war unsere Tochter zur falschen Zeit am falschen Ort. Die Tatsache, dass tragende Teile von einem mehrere Kilo schweren Spiegel aus Plastik sind, ließ uns an der Qualität des schwedischen Möbelhauses zweifeln.

Unsere Beschwerde dort wurde übrigens nicht besonders erst genommen und als Entschädigung wurde uns ein Einkaufsgutschein angeboten, den wir abgelehnt haben. In der Antwortmail hieß es: „Ein Produktfehler wird von hier aus nicht erkannt.“ Wir hätten uns gefreut, wenn man sich entschuldigt oder uns bestätigt hätte, sich in Zukunft um eine stabilere Anbringung zu kümmern.

Fotos: oben © nadezhda1906 – Fotolia.com // unten © DADDYlicious

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel ist Patchwork-Dad von drei Kindern, die eigene Tochter Mika ist im April 2012 geboren. Der Hamburger ist Online-Publisher und betreibt neben Daddylicious auch das "NOT TOO OLD magazin" inklusive Podcast. Außerdem schreibt er für ein paar Zeitschriften und Magazine und hilft Kunden und Agenturen als Freelance Consultant. Nach dem Job entspannt er beim Laufen oder Golf.

2 Kommentare

  1. Guter weil wichtiger Artikel.
    Ergänzung zu den „Suchbildern“: Rauchmelder gehören für mich nicht nur in die Küche sondern in jedes Zimmer!

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