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NewsHeute: DADDY DE LUXE vs. DADDYlicious

Heute: DADDY DE LUXE vs. DADDYlicious

Im Zeitalter der sozialen Medien ist der Dialog das Maß aller Dinge. Wir bekommen viele Angebote von Gastbeiträgen, die wir nach strenger Auswahl gerne zulassen. Und dann sitze ich in einer Kneipe und komme mit DADDY DE LUXE ins Gespräch. Tags darauf kam folgender Text, den wir gerne teilen. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, unser Feedback zu geben. Unsere 5 Cent findet ihr fettgedruckt. Zum Autor: DADDY DE LUXE (Name ist der Redaktion bekannt) hat einen Sohn und eine Tochter und macht was mit Marketing. Er wohnt mitten in einer mittelgroßen Stadt, freut sich auf den Tag, an dem er endlich das Auto abmelden kann und auch mal wieder mehr Zeit für seine Gitarren hat. Aber fürs erste ist es ihm Aufgabe genug, sein T-Shirt mit Würde zu tragen.

Los geht´s:

Allein der Titel des Artikels: „10 Dinge, die ein (werdender) Vater tun muss“ – wie bitte? Nur „10 Dinge“? Hätte ich das doch eher gewusst. Ich habe als nervöser werdender Vater täglich (!) ungefähr 1.000 (TAUSEND!) verschiedene Dinge getan und hatte dabei nie das Gefühl, dass das genug war. Und dann sagt mir dieser daddylicious, ich komme mit zehn aus. Super.

Aber fangen wir lieber von vorne an.

Ich mag es nicht, wenn Väter ihr Vatersein so vordergründig thematisieren.

„OK. Dann schreib uns doch mal was dazu“, sagte Mark und nahm noch einen Schluck von seinem Bier.

Großartig. Da will man mal ein bisschen Krawall ins Gespräch bringen und zielgerichtet provozieren – und merkt erst hinterher, dass man mit Schwung durch eine offene Tür gerannt ist. Aber was lege ich mich auch mit einem gewieften PR-Profi an. Der weiß halt, wie’s geht: Umarme deine Kritiker – denn so machst du sie zu einem Teil von dir.

Jetzt muss ich liefern. Konkret werden. Mich erklären.

Also: Was stört mich an dir, daddylicious?

Da muss ich erst einmal ein paar Jahre zurückblicken. Damals, unser Sohn war gerade zwei oder drei, schenkte mir die beste aller eingetragenen Lebenspartnerinnen zum Geburtstag ein T-Shirt. Darauf stand, groß und gelb: DADDY DE LUXE.

Ich habe mich total gefreut. Weil ich mich natürlich geschmeichelt fühlte. Hey, ich bin ein toller Papa! Ich hab’s drauf – ich bin nicht irgendein Daddy, sondern der DADDY DE LUXE! Und mein T-Shirt zeigt es der ganzen Welt!

Am schönsten war natürlich, dass ich mir das nicht selber ausgedacht hatte. Sondern damit ausgezeichnet wurde. Für meine vielfältigen väterlichen Verdienste. Wie zum Beispiel … Halt, Stopp. Ich wurde unsicher: Könnte es sein, dass das T-Shirt keine Belohnung sein sollte – und eher als Ansporn gedacht war? Die beste aller eingetragenen Lebenspartnerinnen sagte nichts. Sie lächelte nur.

Seitdem versuche ich, DADDY DE LUXE zu sein. Und dann, vorletztes Jahr, tauchte plötzlich dieser daddylicious auf. Was wollte der denn jetzt von mir? Hatte der mir überhaupt was zu sagen?

Mich hatten bis dahin diese ganzen „Ich bin Papa!“-Bücher und -Blogs eher verwirrt. Denn ich konnte mir nicht erklären, wann diese öffentlichen Väter dazu kamen, ihre Erlebnisse aufzuschreiben. Ich kenne Vater-Blogs, die es auf nur einen einzigen einführenden Eintrag gebracht haben – und seitdem unverändert im Netz stehen. Monumente des Scheiterns, Belege für die Überschätzung der eigenen Wichtigkeit und Unterschätzung der verfügbaren Zeit als frischer Vater. Die man als solcher ja auch ganz gut mit seinem Kind verbringen könnte, statt übers Vatersein schreibend am Laptop zu sitzen.

DADDYlicious: Bei den Büchern geben wir Dir Recht aber online war die Landschaft einschlägiger Väter-Seiten ja eher noch mau. Auch 2013 als wir mit DADDYlicious an den Start gegangen sind. Und unsere Intention ist eben nicht mit dem erhobenen Zeigefinger den Lesern da draußen den heiligen Gral der Pädagogik zu präsentieren. Ein unterhaltsames Angebot sollte her, eine Plattform, ein Kompass. Nicht mehr und nicht weniger. Und seit wir das machen, sind wir keine schlechteren Väter. Wir verbringen so viel Zeit wie andere Väter mit unseren Kindern. Wir arbeiten im Verborgenen. Nachts, wenn alle Katzen grau sind und die Kinder träumen. Natürlich gibt es auch mal die ein oder andere Veranstaltung am Wochenende. Aber das halten wir enorm in Grenzen.

Und überhaupt: Ist es denn wirklich so etwas Besonderes, Vater zu sein? OK, persönlich gesehen auf jeden Fall. Aber allgemein betrachtet ist es doch wohl eher banal.

DADDYlicious: Genau das ist der Punkt. Nur weil es rund 600.000 neue Daddys pro Jahr in Deutschland gibt, soll es banal sein? Oder normal? Es ist für uns das bisherige größte Glück, welches Mann erfahren kann. Eine komplette Lebensumstellung, die durch Liebe, Verantwortung und Stolz geprägt ist. Und für viele Menschen ist es eben nicht normal. Schau Dir nur die Zahlen an, wieviele Paare verzweifelt versuchen, durch künstliche Befruchtung dieses Glück zu erfahren. Neben der finanziellen Belastung ist sicherlich der psychische Druck enorm. Gerade wenn im persönlichen Umfeld die Kinder wie reife Äpfel vom Baum fallen. Schön mal drüber nachgedacht?

Apropos: zurück zum konkreten Beispiel. „10 Dinge, die ein (werdender) Vater tun muss“ – darüber wollte mir daddylicious im Juni 2014 was erzählen. Der Artikel ist praktischerweise mit den Tags „Neuanfang“, „Vaterrolle“ und „Vaterschaft“ versehen. Damit auch jeder merkt, worum es geht. Was dann im Artikel folgte (kann man hier ja leicht und schnell nachlesen), wirkte auf mich – ganz allgemein betrachtet – ja genau, es wirkte banal.

Denn gleich am Anfang kamen da Stichworte vor, die mich gedanklich in eine ganz bestimmte Richtung brachten: „Spielekonsole“, „Freunde“, „Bier“, „süßes Leben“, „Jungs-Abende“, „Zerstreuung“, etwas später ergänzt durch den Titel einer Zeitschrift namens „ramp“, die ich nicht kannte und googelte, und was sah ich: genau, Autos. Genauer: Sportwagen. War klar.

Und in welche Richtung brachte mich das gedanklich? Richtig: zu meinem Frisör. Da liegt nämlich immer die MEN’S HEALTH aus, und die lese ich dort sehr gerne. Für mich ist sie der gedruckte Beweis dafür, dass es im Universum auch auf anderen Planeten Leben gibt. Wenn auch kein besonders intelligentes.

Was in der MEN’S HEALTH steht, sind für mich Nachrichten aus einer fremden Welt. Ohne jetzt ins Detail zu gehen (kann jeder ja mal bei seinem eigenen Frisör machen), bei den dargebotenen Themen und ihrer Darstellung schwanke ich immer zwischen Staunen und Kichern. Aber es gibt ja wohl eine Zielgruppe dafür.

DADDYlicious: Was die MEN’S HEALTH macht, ist uns eigentlich schnuppe. Mit dem Sixpack auf den Titelbildern ist es sowieso vorbei, wenn Du als Mann durch neun Monate Schwangerschaft gehst. Geschmäcker sind verschieden. Wir lesen das Frisör-Blättchen auch nicht. Und auch unser Artikel, auf den Du Dich beziehst ist eines: Unterhaltung. Mit einer Prise Humor, mit etwas überzogenen „Bildern“ wie Daddeln, Bier und eben Autos. Auch ich habe studiert und finde alle drei Sachen nicht unwichtig. Vielleicht sogar elementar.

Was uns wieder zurück zu dir führt, daddylicious. So wie in der MEN’S HEALTH Männer ihr Mannsein thematisieren, geht es bei dir um ein Forum „Für Väter. Von Vätern.“ Und so wie mir die MEN’S HEALTH „Die Geheimformel für ein perfektes Sixpack“ verrät, erzählst du mir eben „10 Dinge, die ein (werdender) Vater tun muss.“

Ich fühle mich bei dem, was ich dann lese, nicht angesprochen. Und frage mich, wer sich davon angesprochen fühlt. Und das mit Gewinn liest. Und diese Hinweise wie „Nehmt Euch ab der Geburt entsprechend Urlaub“ oder „Bereitet der Mutter einen fantastischen Abend!“ wirklich braucht. Ich meine, HALLO!, wir haben 2015.

DADDYlicious: Wie gesagt, unser Sixpack steht im Kühlschrank und sollte nicht weiter thematisiert werden. Aber zurück zum Artikel. Wir finden es durchaus sinnvoll, auch auf die kleinen Dinge des Lebens einzugehen. Es sind genau die Hinweise, die erste Reibereien vielleicht vermeiden. Jeder Elternteil ist so mit seiner neuen Rolle beschäftigt, dass genau solche Inseln wie dieser „fantastische“ Abend vielleicht durchs Raster fallen. Zum Thema „Urlaub“ sind wir von vielen Lesern gefragt worden, wie man es am besten plant. Also haben wir hier eine wohl aktuelle Nachfrage bedient.

Vor rund zehn Jahren, als die beste aller eingetragenen Lebenspartnerinnen und ich Eltern geworden sind (und auch schon in den Monaten davor), wurden wir plötzlich mit ungeheuer vielen Hinweisen und Meinungen und „wichtigen Informationen“ zum Thema überhäuft. Von allen Seiten. Und mussten ständig entscheiden, ob wir das ernst nehmen und berücksichtigen sollen/müssen/können, was uns da erzählt wurde.

So geht es – laut nicht repräsentativer Umfrage im Elternumfeld – heute sehr vielen. Und dann kommst du, daddylicious, und trägst auch noch zum ohrenbetäubenden Kommunikationsrauschen bei. Und ich muss mich fragen: Ist denn die Vater-Perspektive wirklich so einzigartig, so besonders, und so bedeutend, dass sie dich als Stimme „Für Väter. Von Vätern.“ braucht?

OK, da haben wir ihn also, den polemischen Kern meiner unbedacht beim Bierchen dahergeredeten Kritik an daddylicious: Ich fühle mich nicht angesprochen – und will zu dem Thema auch grundsätzlich nicht an jeder Ecke von jedem angesprochen werden. Und ich persönlich glaube nicht, dass Väter so etwas Besonderes sind, dass sie ein eigenes Forum dieser Art brauchen.

Tja. Aber zum Glück macht das ja gar nichts, daddylicious. Es gibt schließlich genug andere Väter, die das anders sehen. Und, ehrlich gesagt: Beim neuerlichen Nachgucken und Nachlesen auf deinen Seiten bin ich durchaus auf Sachen gestoßen, die mir gefallen haben.

DADDYlicious: Siehste!

Auch wenn die Jungsabend-Welt der Sportwagen, Webergrills, Tattoos und Playstations nie die meine sein wird: Wir können uns ja gerne ab und zu mal austauschen. Von DADDY DE LUXE – zu daddylicious.

DADDYlicious: Auf jeden Fall! Du hast versprochen, mal den ein oder anderen Gastbeitrag zu schreiben. Du bist herzlich eingeladen! Und abschließend möchten wir uns ganz ausdrücklich für Dein Feedback bedanken. Deine Meinung und die unserer Leser ist uns sehr wichtig. Wenn wir auch „spitz“ geantwortet haben. So sind wir nun mal!

Mark Bourichter
Mark Bourichter
Mark Bourichter ist Vater von Henri, Baujahr 2012. Er macht seit über zehn Jahren was mit Medien. Seine Arbeiten sind mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Internationalen Deutschen PR-Preis und dem Deutschen Preis für Onlinekommunikation.

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