GroKo 2014: Väter zwischen Job und Familie

Früher was alles besser. Das ist ein Spruch, der eigentlich nie stimmt. Auch nicht in Bezug auf die Organisation einer Familie. Aber es war einfacher. Der Vater hat das Geld rangeschafft und somit die Familie versorgt. Basta. Mama stand am Herd, hat die Kinder erzogen, gewickelt, in’s Bett gebracht und umsorgt. Das hat zwar oft für eine distanzierte Beziehung zwischen Vater und Kindern gesorgt, aber es hat funktioniert. Heute tut es das nicht mehr. Aus finanziellen Gründen arbeiten oft beide Partner. Und der moderne Daddy soll die Hälfte der Erziehung übernehmen. Kann das klappen?

Deutschland hat Ende 2013 gewählt. Das Ergebnis ist die Große Koalition, also der Zusammenschluss von CDU und SPD zu einer gemeinsamen Regierung. Die führenden Politiker sind dadurch gezwungen, sich zu einigen. Das Ergebnis sind oft undurchsichtige Kompromisse und lang andauernde Verhandlungen. Einigkeit herrscht jedoch beim Thema Familie: vor der Wahl proklamierte die SPD ihren Plan einer „Familienarbeitszeit“, nach der sich beide Elternteile die Betreuung der Kinder gleichermaßen teilen. Anders als beim Elterngeld würde das bedeuten, dass beide Elternteile ihre Arbeitszeit auf 80% reduzieren, also jede Woche nur noch zwischen 30 bis 32 Stunden arbeiten. Und der Lohnausfall würde vom Staat ausgeglichen. Das wäre am Ende für den Steuerzahler sogar überraschend günstig. Vorteile für die Familie: beide Partner zahlen in die Rentenkasse und verlieren nicht den Anschluß in ihrem Beruf. Aber der Weg zu diesem Modell ist lang.

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Kombi aus Arbeit und Familie – Messebesuch mit Baby

Noch bevorzugt die Politik die klassische Hausfrauenehe und unterstützt eher das Modell, bei dem ein Partner Vollzeit weiterarbeitet und der andere sich mit Teilzeit oder Minijobs begnügt. Das Ergebnis ist, dass dieser Partner, meist die Frau, den beruflichen Anschluss verpasst und nichts mehr zur finanziellen Absicherung im Alter beitragen kann. Gegenwind bezüglich weiterer familienfreundlicher Modelle gibt es jedoch von Seiten der Wirtschaft. Hier ist man sich sicher, durch flexible Arbeitszeiten bereits genug für junge Familien zu tun. Die Arbeitgeber fordern von der Politik vielmehr den Ausbau der Kinderbetreuung und mehr Optionen für eine ganztägige Unterbringung.

Soweit die aktuelle Situation. Uns interessiert Eure Meinung. Wie regelt Ihr derzeit die Kinderbetreuung? Teilt Ihr Euch die Zeit mit Eurer Partnerin? Ab wann habt Ihr einen KiTa-Platz und mit welcher Stundenzahl? Seid Ihr auf die Hilfe von Großeltern angewiesen? Und wie wäre aus Eurer Sicht das perfekte Modell? Würdet Ihr Eure Arbeitszeit reduzieren, wenn gewährleistet ist, dass Ihr keine beruflichen Nachteile dadurch habt?

Immerhin zeigt Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, dass es auch in den höchsten Positionen klappt, sich Zeit für die Kinder freizuschaufeln. Er nimmt sich jeden Mittwoch ab Mittag frei und holt seine Tochter von der KiTa ab. Aber hat das wirklich eine Vorbildfunktion oder ist das eher eine PR-Nummer für die Familientauglichkeit der GroKo?

Wir sind gespannt, wie es in diesem Jahr weitergeht und werden Euch informieren, wenn es neue Erkenntnisse zur Familiensituation gibt.

Titelbild © Ursula Deja (Fotolia)

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Autor
Kai Bösel
Kai Bösel ist Patchwork-Dad von drei Kindern, die eigene Tochter Mika ist im April 2012 geboren. Der Hamburger ist Online-Publisher und betreibt neben Daddylicious auch das "NOT TOO OLD magazin" inklusive Podcast. Außerdem schreibt er für ein paar Zeitschriften und Magazine und hilft Kunden und Agenturen als Freelance Consultant. Nach dem Job entspannt er beim Laufen oder Golf.

1 Gedanke zu „GroKo 2014: Väter zwischen Job und Familie“

  1. Ach, es ist immet wieder witzig zu lesen was die Politik bestimmt wie Elterngeld plus, Arbeitszeit auf 32h runter aber in Wirklichkeit betrifft es die Eltern welche noch auf die Geburt warten. So wie ich das lese haben Eltern mit Kindern ab 3 Jahren nichts davon.

    Meine Meinung ist aber, das Teilzeit so bereits schon funktioniert und meist einfach die Eltern das selber nicht akzeptieren wollen oder zu unflexibel sind.

    Warum ich das sage? Weil ich absolut gewollt das 50/50 Modell lebe denn mit der Trennung von meiner Ex Freundin war natürlich die Frage, was nun? Meine Ex rechnete wohl damit das ich zum von der Politik bevorzugten Modell übergehe aber ich wollte das ich mindestens die hälfte der Zeit für meinen 3 jährigen Sohn da bin und so einigten wir uns darauf, das unser Sohn alle 7 Tage bei der Mutter bzw. Vater ist.

    Klar, einfach gesagt aber mit etwas Geduld und guter Worte liess sich mein Arbeitgeber(Bundeswehr) auf eine Redizierung meiner Arbeitszeit von 40 auf 35h ein wobei die Zeit so verteilt ist, das ich Vollzeit mit 40h pro Woche in der Zeit arbeite wo mein Sohn nicht bei mir ist, waehrend ich in der Papazeit nur 30h pro Woche bzw 6h pro Tag arbeite damit das mit dem Kita hinbringen und abholen klappt. Durch dieses Modell habe ich sehr viel mehr Zeit fuer den Alltag mit meinem Sohn als vorher. Ich finde das toll. Finanziell macht sich das mit etwa 10Prozent weniger Brutto bemerkbar.

    Meine Ex Freundin ist in der Privatwirtschaft ubd hat ihre Arbeitszeit mit dem gleichen Modell von 30 auf 35h angehoben.

    Wuerden wir also noch zusammenleben waere das Modell ebenso durchzusetzen, nur mit deutlich weniger finanziellen Belastungen. Also, wo liegt das Problem bei 50/50?

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