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ReiseFamilienurlaubGrand Tour of Switzerland – Familienurlaub in der Schweiz #5

Grand Tour of Switzerland – Familienurlaub in der Schweiz #5

Unsere Gastautorin Anna war mit der Familie im Wohnwagen auf Achse. Dieses Mal in der Schweiz. Ihre Erlebnisse hat sie in einem fünfteiligen Reisebericht für Euch zusammengefasst. Nachdem die Reiseabschnitte 1, 2, 3 und 4 bereits veröffentlicht sind, ist hier nun der 5. und somit letzte Teil.

Etappe: Engelberg

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Sali! Und Tag Wohl!

Letzter Halt: Engelberg. Auch der schönste und längste Urlaub geht irgendwann zu Ende. Für uns tut er dies in der Zentralschweiz, im schönen Engelberg. Ich kenne und liebe diesen Ort im Winter ohne Kinder und bin ganz gespannt, wie sich der Sommer hier am Ende des Tals mit Familie anfühlt. Ich recherchiere vorab im Netz und bin beeindruckt vom abwechslungsreichen Programm. Das alte Klosterdorf nur 25 km südlich des Vierwaldstättersees bietet wirklich für jeden etwas – und das ganz oft gratis. Denn Familien profitieren hier vom nationalen Gütesiegel „Familien willkommen“, das ein besonders auf Kinder abgestimmtes Angebot garantiert.

Die Sonnenseite von Engelberg – selbst bei Regen

Ob Rodelbahn oder großer Kinderspielplatz auf Ristis, die Globi-Schatzsuche oder der Barfußweg – im Brunnigebiet fühlen Kinder sich pudelwohl. Und das selbst bei schlechtestem Wetter, welches uns hier empfängt. Unsere vier drehen im Nieselregen auf 1800 m drei Runden auf dem Kneippweg um den wunderbaren kleinen Härzlisee, so sehr gefällt ihnen der Wechsel von Kieselsteinpassagen, Tannenzapfen- und Rindenstrecken, Schlammgrube und Storchenschrittabschnitten. Und bei alledem gilt es, auf die süßen kleinen Fröschchen aufzupassen, die sich ebenfalls auf dem Weg tummeln.

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Trotz der kühlen Temperaturen stürzen sich die Kinder anschließend sogar noch ganz hinein. Baden bei Sonne kann jeder, im Nebel ist die Stimmung besonders und schaurig-schön. Leider verhindert das Wetter, dass wir uns von dort auf den Klettersteig zum Brunnistöckli begeben. Mit 200 Höhenmetern, einer guten Stunde Zu- und Aufstieg und 20 Minuten wieder runter eignet sich dieser leichte Klettersteig bei gutem Wetter bestens für Einsteiger und Familien. An der Bergstation des Sesselliftes kann man eine Kletterausrüstung bekommen und zwei Hängebrücken hätten für Nervenkitzel gesorgt. Nun gilt auch für Engelberg, dass wir wiederkommen wollen 😉

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Erlebnisberg TITLIS

Am letzten Ferientag scheint zum Glück dann wieder die Sonne. Uns erwartet der Ausflug auf den Titlis. Dieser ist ein echter Erlebnisberg: Auf halber Strecke liegt zunächst einmal auf 1800 m der Trübsee. Der kalte Bergsee ist ein beliebtes Ausflugsziel. Wem es zum Baden zu kalt ist, der mietet sich ein Ruderboot oder fliegt wie wir mit der Zipline am sicheren Stahlseil einfach über ihn hinweg. Bevor es dann tatsächlich auf den Gletscher geht, vergnügen sich die Kinder noch eine Weile im kostenlosen Jump Park bei Aktivitäten wie BagJump Tower, Trampoline2Bag oder auf der Slackline.

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Bollywood lässt grüßen

Schließlich steigen wir dann in die erste drehbare Luftseilbahn der Welt. Die TITLIS Rotair schraubt sich dem schneebedeckten Gipfel des Gletschers entgegen. Während der fünfminütigen Fahrt dreht sich die Gondel einmal um ihre eigene Achse, so dass wir eine perfekte Sicht sowohl auf die steilen Felsen und die tiefen Gletscherspalten, als auch auf die schneebedeckten Gipfel um uns herum haben.  Oben angekommen eröffnet sich uns in der Gletschergrotte eine glitzernde Eiswelt. Im türkisblauen Licht laufen wir immer tiefer in das frostige Herz des Gletschers hinein, dessen Eis fast 5.000 Jahre alt ist.

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Ganz schön kalt. Und viel wärmer ist es draußen auch nicht; auf Europas höchstgelegener Hängebrücke, dem Cliff Walk, weht uns zudem ein ordentlicher Wind um die Nase. Der Hund will das Metallgitter über dem 500-Meter-Abgrund nicht betreten, so dass das Herrchen sich seiner erbarmt und ihn hinüberträgt. Die Kinder gehen zum Glück schon selbst, aber auch sie haben beim Überqueren ein bisschen Herzklopfen.

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Die Rundfahrt mit dem Ice Flyer bildet den Abschluss unseres Besuches auf dem Titlis. Der Gletscher-Sessellift eröffnet Einblicke in metertiefe Gletscherspalten und führt zum Gletscherpark. Den Ausstieg sparen wir uns allerdings, als wir die endlose Warteschlange sehen. Sie besteht zum großen Teil aus Indern, die hier auf den Spuren vieler Bollywood-Filme unterwegs sind, die in Engelberg gedreht wurden. Für sie ist der unschuldige Berggipfel der Inbegriff ihrer Sehnsuchtsphantasien.

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Und wenn man schon mal hier ist, kann man mitten im Sommer auch noch flockig-frisches Schneevergnügen genießen: Mit den verschiedensten Rutschgeräten geht es die Piste hinunter und kurz darauf mit dem Zauberteppich wieder nach oben. Wir bleiben entspannt im Sessel sitzen, genießen die spektakuläre Aussicht und lassen uns bald darauf mit der drehenden Gondel auch wieder in wärmere Höhenlagen nach Trübsee bringen.

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„Uf Wiederluege!“

In steilen Serpentinen und über saftiggrüne Wiesen steigen wir (zum Teil radschlagend) von dort ab in Richtung Gerschnialp, wo uns der letzte Spaß dieses Urlaubs bevorsteht: Mit sogenannten Trotti-Bikes, einer Mixtur aus Fahrrad und Roller, und beiden Händen an den Bremsen geht es rasant die Straße hinab nach Engelberg. Fun pur – ein würdiger Abschluss für einen wunderbaren Urlaub. Und deshalb heißt es am nächsten Morgen bei der Abreise Richtung Deutschland: „Uf Wiederluege, liebe Schweiz!“

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FAZIT: WOHNMOBIL oder WOHNWAGEN?

Wie so oft im Leben hat alles seine Vor- und Nachteile – so auch ein Wohnwagen im Vergleich zum Wohnmobil: Wer eine Rundreise plant und häufig den Stellplatz wechselt, ist mit einem Wohnmobil besser beraten. Unterwegs war es sehr schwierig, einen Parkplatz mit Anhänger zu finden. Wir waren in Summe über 13 Meter lang! Spontane Stopps müssen daher gut geplant sein. Außerdem ist ein Reisemobil unkomplizierter in der Handhabung und sehr darauf ausgerichtet, wirklich mobil und unabhängig zu sein: Strom, Frischwasser und Abwasser sind fest ins Fahrzeug integriert, so dass man nicht unbedingt auf Campingplätze angewiesen ist.

Wer hingegen längere Zeit an einem Campingplatz bleibt und damit über Landstrom und Frischwasser verfügt, ist mit einem Wohnwagen viel flexibler und kann Ausflüge in die Umgebung unternehmen. Für uns als große Familie war auch die zweite Dinette im Wohnwagen ein großer Vorteil. So konnten wir es uns oft sparen, das untere Bett täglich auf- und abzubauen, weil immer auf jeden Fall eine Sitzgelegenheit im Wagen vorhanden war. Und war das Wetter stabil, haben zwei Kinder im Zelt geschlafen, so dass die große Dinette im Fond als Spiel-, und Esstisch dauerhaft zur Verfügung stand.

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Natürlich muss man mit sechs Menschen (und Hund) auf doch recht reduziertem Raum darauf achten, dass Ordnung gehalten wird, aber in Schränken, Klappen und unter den Bänken war genügend Stauraum, um Kleider, Schuhe, Bücher und Spiele zu verstauen. Ab und an haben uns mal ein paar Haken gefehlt, wenn alle gleichzeitig mit nassen Jacken reinkamen. Aber weil es auf den allermeisten Campingplätzen Trockenräume gibt, die man dann nutzen kann, wurde auch das zu keinem ernsthaften Problem. Beim Abreisetag im Regen gab es allerdings zeitweise keinen Quadratzentimeter freien Fußraum mehr.

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Am besten man probiert wirklich beides einmal aus. Wir waren uns am Ende übrigens nicht einig. Wir Eltern empfanden die Flexibilität vor Ort als entscheidenden Pluspunkt für einen Wohnwagen: Dafür nahmen wir langsameres Vorankommen, schwierigeres Einparken und einige Umwege in Kauf. Die Kinder würden das nächste Mal lieber wieder ein Wohnmobil nutzen. Sie fanden es schade, dass sie in unserem Auto fahren mussten. Ihnen fehlte auch das Gefühl, wirklich in einem Wohnmobil unterwegs zu sein.

INFOS & ADRESSEN

ENGELBERG

Camping Eienwäldli, 6390 Engelberg

www.eienwaeldli.ch

Gratis-Ferien-Programm für Familien

www.engelberg.ch

Brunni-Ausflug

www.brunni.ch

TITLIS – Erlebnisberg

www.titlis.ch

Hier geht’s zu den Beiträgen zu den Regionen Allgäu, Tessin, Wallis und Drei-Seen-Land.

Wir hoffen, dass Euch dieser umfangreiche Reisebericht gefallen hat. Und wer weiß, vielleicht seid Ihr nun auch angefixt und geht selbst mal mit dem Wohnwagen auf große Tour. Euch allseits sichere Fahrt und viel Spaß mit Euren Lieben im Urlaub…

Anna Schuetz
Anna Schuetz
Anna ist als Autorin für Reisen, Lifestyle und Familienthemen nach Stationen in Berlin, Köln, Paris und München mit ihrer Familie in Hannover gelandet. Und obwohl selbst ohne y-Chromosom zur Welt gekommen hat sie ausreichend Erfahrung mit Testosteron: Drei ihrer vier Kinder sind echte Jungs, und auch ihre Tochter lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Darin ähnelt sie ihrer Mutter, die durchaus noch Augen hat für das, was es links und rechts von Wäschebergen zu entdecken gilt.

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