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KolumnenGastbeiträgePlötzlich Vater! Eine wahre Geschichte!

Plötzlich Vater! Eine wahre Geschichte!

Ein Gastbeitrag von Jens Stratmann

Hätte man mich vor 5 Jahren gefragt, ob ich mir mal vorstellen könnte, Kinder zu haben, ich hätte vermutlich gelacht. Vermutlich sogar lautstark. Kinder waren für mich immer „Teppichratten“, die alles kaputt machen, nerven und stinken. Kinder fand ich außerdem stets suspekt, nehmen alles in den Mund, sabbern, sind im gesamten Gesicht verschmiert und sollen dann auch noch, so zumindest die Meinung der Eltern, total hübsch sein. Hallo? Ein komplett verschmiertes Baby ist nicht hübsch. Einzige Ausnahme: Es ist dein Kind!

Vor ca. 2 1/2 Jahren merkte ich eine Veränderung bei meiner Freundin, nicht nur optisch (ihr wisst schon, die Brüste!) – nein, auch gefühlstechnisch! Das meine Freundin nicht bei der Werthers Echte Werbung angefangen hat zu heulen war auch schon alles. Sagen wir mal so: Ich habe die Schwangerschaft bewusst miterlebt, man sprach auch davon, dass unsere Tochter vermutlich etwas früher auf die Welt kommt.

„Kinder waren für mich immer „Teppichratten“, die alles kaputt machen, nerven und stinken.“

Jens Stratmann

In der Zwischenzeit habe ich mein geliebtes Cabrio und den Kleinwagen meiner Freundin veräußert, gemeinsam haben wir uns darauf geeinigt, dass im Mutterschafts-Jahr ein Familienbomber reicht. Dass der Neuwagen eher kommt, als unsere Tochter stand zwar auf dem Blatt Papier, doch der Frauenarzt hätte darauf nicht gewettet.

Pusteblume! Das war wohl nichts, meine Tochter kommt ganz nach mir und blieb als Ungeborene gerne noch etwas länger im Bett liegen. Die Geburt wurde, nennen wir es mal vorsichtig, hervorbeschworen. Der Frauenarzt hat eigentlich nur noch einmal eine letzte Untersuchung gemacht und faselte was von „heute könnte sie kommen“.

Zurück von der Untersuchung, wollten wir uns noch mal kurz hinlegen – ihr kennt das – kaum liegt ihr im Bett, döst so vor euch hin und ihr seid gerade im Begriff einzuschlafen dann kommt ein: „Schatz!“ … in diesem Fall gefolgt von „Ich habe Wehen…“

jens stratmann emma ultraschall

Vor meinem geistigen Auge hat sich alles abgespielt, von der geplatzten Fruchtblase im nigelnagelneuen Auto bis hin zu der Geburt im Feierabendstau auf der Straße zum Krankenhaus. Angezogen, Frau ins Auto und dann mit Warnblinkanlage ins Krankenhaus. Ja, ich gestehe, ich bin vermutlich 55 km/h anstatt 50 gefahren, habe die Krankenfahrzeug-Auffahrt benutzt und ich muss mich auch bei dem Helfer entschuldigen, der es doch eigentlich nur gut gemeint hatte.

Er brachte über den Feuerwehrfahrstuhl meine Freundin und somit auch meine Tochter in den Kreißsaal. Ich parkte das Auto und begab mich zum normalen Besucherfahrstuhl. Wer kam auf die Idee, den Kreissaal in das oberste Stockwerk zu legen? Gefühlt eine Ewigkeit war ich im Fahrstuhl unterwegs, dabei wollte ich doch unbedingt dabei sein. Beim großen Ereignis! Bloß nichts verpassen!

Kaum zu fassen, ich schaffte es noch rechtzeitig. Die Geburt verlief wie im Traum, ich hatte gar keine Schmerzen. Meine Freundin hechelte und ca. 40 Minuten nach der Einlieferung (ich hätte mir also durchaus noch etwas mehr Zeit lassen können, beim nächsten Mal weiß ich dann Bescheid) war unsere Tochter dann auch schon auf der Welt.

Schnipp, Schnapp, Nabelschnur ab. „Möchten Sie?“ – „Natürlich!“ – Es gibt Dinge, die muss ein Mann einfach tun, dazu gehört für mich auch die Nabelschnur durchzuschneiden, quasi die letzte Verbindungsschnur zur Raumstation bzw. zu der Mutter vom neuen Erdenbewohner. Euch kann ich es ja verraten, bis dahin waren wir uns noch gar nicht einig über einen Vornamen.

Meine Freundin wollte irgendeinen komischen Namen (den ich – und das ist nun kein Scherz – schon vergessen habe) und ich war für Emma. Ich habe die Gunst der Stunde genutzt und zusammen mit sämtlichen Krankenschwestern, Hebammen und Ärztinnen (ich frag mich bis heute warum da so viele Leute waren) dafür gesorgt, dass mein Wunsch erfüllt wurde.

Emma wird bald 2 Jahre alt und ich muss dem alten Haudegen Reinhard Mey recht geben. Ein Haus wird doch erst ein Zuhause, wenn eine Wiege darin steht! Die Wiege ist inzwischen schon wieder weg, aus der Langschläferin ist eine Frühaufsteherin geworden, Wachsmalstifte eignen sich prima, um Wände oder iPads zu beschmieren und natürlich „stinken“ Kinder auch hin und wieder mal… Alle – nur nicht das eigene. 😉

Jens Stratmann
Jens Stratmannhttp://www.rad-ab.com
Jens Stratmann, Baujahr 1979, technisch im einwandfreien Zustand, leichte optische Mängel. Wäre Jens ein Automobil, hätte er vermutlich trotzdem keine Probleme eines der begehrten H-Kennzeichen zu bekommen. Seit der jüngsten Kindheit schlägt sein Herz für alles was sich und vor allem ihn bewegt, aktuell hält ihm aber vor allem seine Tochter auf Trab.

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