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Der perfekte Vatertag – eine nicht ganz ernst gemeinte Vorschau

Ein bisschen träumen darf ja wohl noch erlaubt sein… Ich möchte ehrlich sein, ich bin nervös wie ein kleines Kind am Weihnachtstag. Der Grund: Bald ist Vatertag! Nur noch ein paar Mal schlafen und dann ist es endlich soweit, zum allerersten Mal darf auch ich offiziell an der Selbstbeweihräucherung aller Daddys teilnehmen und mich mal so richtig feiern lassen. Natürlich war ich auch in der Vergangenheit schon mal am Vatertag unterwegs, aber es ist halt schon ein Unterschied, ob man als frischgebackener Papa gediegen einen netten Tag verbringt oder als pubertierender Jugendlicher mittags mit Bollerwagen und Boomblaster durch die Gegend torkelt.

Glaube ich zumindest, denn so richtig kann ich es ja noch gar nicht beurteilen. Aber etwas träumen ist ja erlaubt und so habe ich auch schon konkrete Vorstellungen, wie mein Herrentag im Idealfall ablaufen könnte. Aus gegebenem Anlass, hier ein kleiner Einblick:

Der perfekte Start in den Vatertag: Nach dem Ausschlafen ein Kaffee im Bett.

Sanft werde ich am Morgen geweckt. Nicht von einem Wecker, sondern von Marie (meiner Frau) und Paul (meinem kleinen Sohn). Es ist 10:00 Uhr, so lange habe ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr geschlafen. Mir wird eine große Tasse duftender Kaffee gereicht: „Hier Schatz, trink den, damit du leichter aus dem Bett kommst, wenn du zu Ende gechillt hast. Ich mache noch schnell die Rollläden hoch, damit du dir beim wachwerden den strahlend blauen Himmel ansehen kannst“.

Tatsächlich, das Wetter ist vom allerfeinsten, einfach wie gemacht für mich, als ein bekennendes Kind der Sonne. Ich liege verträumt mit meinen Liebsten unter der warmen Decke und höre tiefenentspannt Rocksongs aus dem Radio, untermalt vom Zwitschern der Vögel. Ein kurzer Gedanke geht mir durch den Kopf: „Scheiße, ist das geil!“

Irgendwann pelle ich mich aber doch aus dem Bett, schließlich steht ein überaus toller Tag bevor. Der Start war schon mal super, genauso geht es glücklicherweise auch weiter. Im Wohnzimmer ist der Tisch bereits reich gedeckt: Brötchen, Croissants, Rührei, gebratener Speck und und und – alles was das Herz begehrt, steht vor mir und ist bereit, verzehrt zu werden. Dazu noch eine weitere Tasse Kaffee, die Tageszeitung und die 11 Freunde. Weltklasse! Aber es kommt noch besser: Stellvertretend für den kleinen Sohnemann überreicht mir seine Mami mitten zwischen dem zweiten und dritten Brötchen ein Geschenk, bestehend aus einem kleinen Päckchen sowie einem Umschlag.

Bestes Vatertags-Geschenk ever: Ein selbstgebasteltes Geschenk vom Nachwuchs

Da ich neugierig ohne Ende bin, unterbreche ich die Schmauserei schlagartig und mache mich am Päckchen zu schaffen. Der Inhalt macht mich sentimental. Der Kleine hat, sicher mit tatkräftiger Unterstützung, in der Krabbelgruppe etwas für mich gebastelt. Ich kann auf den ersten Blick zwar nicht erkennen, was es ist, dies tut aber auch gar nichts zur Sache, der kleine, farbige Händeabdruck auf der Pappe reicht schon, um mich total zu rühren. Ich drücke die beiden ganz doll, bedanke mich herzlich und drücke sie nochmals.

Dann öffne ich den Umschlag und gerate fast in Extase: „Leck mich am Arsch, zwei Bundesligatickets für mich und eine Person meiner Wahl! Daaaaaanke!!!!!“ Der Text auf der Karte lässt mein Herz ebenfalls höher schlagen: „Für den besten Papa der Welt!“ Das ist wirklich mal eine Überraschung. Ich bedanke mich gefühlte tausend Mal, drücke die beiden immer wieder, bis ihnen fast die Luft weg bleibt. Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe, setze ich mein Frühstück fort. Stark grinsend.

Der Bollerwagen ist immer noch ein begehrtes Fahrzeug am Vatertag
© Coleur (Pixabay)

„Du siehst auch mit Fellfratze super aus….“

Da das Wetter so schön ist, beschließen wir, nach der Morgenmahlzeit einen kleinen Spaziergang zu machen. Gerade möchte ich mich rasieren, da sagt Marie zu mir: „Du brauchst dich heute nicht zu rasieren, du siehst auch mit Fellfratze total super aus.“ Das ging runter wie Öl. Der Rasierer wird also wieder weggepackt, stattdessen schlürfen wir sofort los. Ich durfte sogar meine geliebte Joggingbuchse anlassen. Haare kämmen war auch nicht nötig, wofür gibt es Caps?

Wir flanieren über die Feldwege, quatschen über Gott und die Welt und genießen die gemeinsame Zeit inmitten der Natur. So etwas müsste man sehr viel öfter machen. Anschließend setzen wir uns in den Garten und spielen auf der Decke mit dem Kleinen. Zur Feier des Tages gönne ich mir nebenbei ein erstes kaltes Mittags-Bierchen, welches Marie freundlicherweise schon für mich kaltgestellt hat.

Der Nachmittag: Sechs verdammt gutaussehende und hochmotivierte Jungs auf Wanderschaft

Gegen 12:30 Uhr muss der Kleine ins Bett, um sein Mittagsschläfchen zu machen. Kurze Zeit später stehen auch schon meine fünf Kumpels auf der Matte, allesamt hochmotiviert. Mittlerweile ist jeder von ihnen selbst Vater, dies ist vielleicht auch einer der Gründe, warum wir uns in dieser Konstellation nicht mehr annähernd so oft sehen, wie früher. Aber das ist ok so. Vatertag allerdings war und ist bei uns schon immer ein Muss.

Selbst als wir noch gar keinen Nachwuchs hatten, sind wir mit Bollerwagen und lauter Mucke gemeinsam durchgestartet. Mit solch schönen Traditionen sollte man nicht brechen, also haben wir uns auch heute wie gewohnt verabredet. Der Bollerwagen ist noch immer der Gleiche, die Jukebox ebenfalls, nur drehen wir sie nicht mehr ganz so laut auf, wie früher.

Vielleicht auch, weil 90er Hits wie Hyper Hyper, Mr. Bombastic und Fred come to bed nicht mehr so ganz zeitgemäß sind. Ich ziehe mir gemütliche Schuhe und den leichten Bieranzug an, verabschiede mich noch mit einem innigen Kuss von Marie und sage ihr, dass ich sie liebe. Und natürlich das ich nicht allzu spät nach Hause komme. Und dann ziehen sechs verdammt gutaussehende Jungs los, um gemeinsam einen richtig schönen Nachmittag zu verbringen. Die ausgesuchte Strecke ist ganz fantastisch, mit ihren ca. sechs Kilometern Länge ist sie nicht allzu lang und führt darüber hinaus auch noch an zwei Gaststätten vorbei, an denen wir wunderbar für ein kleines Päuschen anhalten können.

Kaltgetränke, Bierbeißer und Frikadellen: Herz, was willst du mehr?

Kaum sind wir unterwegs, ist auch schon wieder alles wie früher. Sofort wird drauflos gequatscht und gelacht ohne Ende. Neben jeder Menge Spaß wird aber auch über andere Dinge gesprochen, wie zum Beispiel Fußball, Fußball Fußball und Job oder Familie. Der Erfahrungsaustausch, besonders im Hinblick auf den Nachwuchs tut gut, schön zu wissen, dass sich die Jungs mit dem nächtlichen Aufstehen ebenfalls sehr schwer tun. Natürlich werde ich diese Tatsache Marie später zu meiner Entschuldigung noch unter die Nase reiben.

Die Stimmung ist während des gesamten Weges ganz fantastisch, kein Wunder bei dem Wetter und den Leuten. Gemütlich schlendern wir durch die Flur und trinken dabei gemütlich das ein oder andere Bierchen aus der Kühltasche. Zu Essen gibt es auch etwas, ein kleiner Snack, bestehend aus Bierbeißern und Frikadellen. Läuft bei uns!

Ganz wie früher: Kickern und Darts

Nach drei Stunden haben wir unser Ziel, eine schnuckelige Wirtschaft mit gutbürgerlicher Küche und einem schicken Biergarten, erreicht. Ab jetzt gönnen wir uns die Hopfenkaltschale nicht mehr aus der Flasche, sondern frisch gezapft. Die Stimmung wird dabei von Minute zu Minute ausgelassener, wir haben mittlerweile ordentlich einen sitzen und erzählen immer mehr dummes Zeug. Zwischendurch zocken wir noch eine Runde im hinteren Raum der Lokalität.

Erst wird gekickert, dann gedartet, so wie früher. Gegessen wird natürlich auch, die einen gönnen sich ein dickes Steak, andere ein Schnitzel. Salat gibt’s auch, allerdings nur als ganz kleine Beilage, 95 Prozent des Platzes auf dem Teller gehen für Fleisch und Pommes drauf. Ja, wir lassen uns so richtig gehen – und das ist auch gut so!

„Na Papa, biste dicke?“

In den Abendstunden neigt sich unser Männerprogramm dann leider dem Ende zu. Mittlerweile sind wir ja auch schon ein paar Stündchen unterwegs und dem ein oder anderen ist der erhöhte Alkoholkonsum bereits deutlich anzusehen. Also alles wie immer, wir gingen leichtfertig in die Kneipe rein und kommen leicht fertig wieder heraus. Einige müssen nun ins Bett, andere (unter anderem ich) wollen noch kurz ihren Nachwuchs sehen und sind deshalb auf dem Absprung.

Wir verabschieden uns mit herzlichen Umarmungen und versprechen uns, dass unsere nächste Zusammenkunft nicht allzu lange dauern wird. Das machen wir übrigens immer wenn wir einen sitzen haben, geklappt hat es bisher allerdings nie. Und dann trennen sich unsere Wege, einige Jungs werden von ihrer Frau abgeholt, andere nehmen sich ein Taxi.

Ich habe Glück, Marie holt mich ab, ein feiner Zug von ihr. Leicht angesäuselt falle ich ins Auto, aber anstatt mich böse anzuschauen, gibt sie mir einen Kuss, lächelt mich und fragt lieb: „Bist du sicher, dass du genug getrunken hast?“ Sie ist so verständnisvoll meine Frau. Auf der Rückbank sitzt Paul und grinst mich schelmisch an, als wolle er mich fragen: „Na Papa, biste dicke?“ Ich erhebe meine Daumen, zwinkere ihm bestätigend zu und freue mich über das schöne Gefühl, wieder im Kreise meiner Familie zu sein.

„Du bist so verdammt sexy, wenn du besoffen bist!“

Wieder zu Hause angekommen, spiele ich noch ein paar Minuten mit dem Kleinen. Memory ist allerdings keine gute Idee, statt einem Pärchen von Bob dem Baumeister, sehe ich sein rundes Gesicht plötzlich vier Mal und gestehe mir heimlich ein, dass es wohl doch ein Bierchen zu viel war. Kurze Zeit später pelle ich mich schwerfällig auf das Sofa und ziehe mir noch Chips und Schokolade rein. Als ob ich noch nicht genug gegessen heute. Marie bringt zeitgleich den Nachwuchs ins Bett. Als sie wiederkommt, bin ich zum Glück noch wach.

Sie schmiegt sich ganz eng an mich, streichelt mich und flüstert mir dabei sanft ins Ohr: „Ich habe übrigens noch ein ganz persönliches Geschenk für dich, mein Schatz. Ich weiß, das klingt jetzt komisch, aber du bist so verdammt sexy, wenn du besoffen bist!“ Was soll ich außer einem selbstgefälligen „Du hast ja so Recht, Baby!“ da noch antworten? Die restlichen Minuten des Abends werden aus Gründen der Privatsphäre nicht weiter erläutert. Nur so viel: Der super Tag hat noch einen richtig geilen Abschluss!

Fotocredit: © lassedesignen – Fotolia.com

Thomas Bentler
Thomas Bentlerhttps://www.lektora.de/thomas-bentler/
Thomas Bentler ist 35 Jahre alt und lebt in der Nähe von Paderborn. Vom aktiven Amateurfußballer avancierte er bereits mit 27 Lenzen zum Trainer einer Kreisliga-A-Seniorenmannschaft, um später sogar Coach eines U17-Bundesliga-Teams zu werden. Er ist Autor des Buches "Volle Pulle Kreisliga".

1 Kommentar

  1. *lol* Ich kann nicht mehr ? Aber aus mittlerweile achtjähriger Erfahrung kann ich Dir sagen: Deine Träumerei ist gar nicht so unrealistisch. Genauso wird es am Donnerstag laufen ? Vielleicht mit einer klitzekleinen Ausnahme: das Einzige, was Dir der nicht mal einjährige Nachwuchs zum Vatertag basteln wird ist wohl eine prallgefüllte Windel, die Du erneuern darfst, während Deine Frau sich darum kümmern muss, dass die bereits angeschmorten Rühreier nicht völlig verbrennen ?

    Aber man(n) wird ja mal träumen dürfen. Definitiv wird es anders als bisher. Aber es wird schön. Und den wichtigsten Teil des Vatertags hast Du ja bereits erledigt: Du hast mal wieder bewusst wahrgenommen, wie schön es ist Vater zu sein…

    Beste Grüße
    Robert

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