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Citroën Grand C4 Picasso (2014) im Familiencheck – ein frecher Franzose

Heutzutage sehen sich die Autos in den verschiedenen Fahrzeugklassen immer ähnlicher. Ohne Typenschild sind die einzelnen Marken zum Teil nur noch schwer zu unterscheiden. Und die meisten Versuche, anders zu sein als die anderen, scheitern kläglich. Aber nicht immer. Der Citroën Grand C4 Picasso ist zumindest optisch eine Abwechslung gegenüber anderen Minivans. Wie sich der Franzose im Alltag macht und ob er sich einen Platz auf unserer Liste der empfohlenen Familienautos ergattern kann, verraten wir Euch in diesem Testbericht.

Citroën Grand C4 Picasso (2014) Front


Frankreich steht in der Hitliste der Fahrzeughersteller ähnlich weit von der Spitze entfernt wie deren Einwohner auf der Skala der kontaktlosen Rückwärtseinparker. Genussmenschen sind sie wohl, verstehen einiges vom „la belle vie“, gutem Essen und schöner Kunst. Aber mit dem Gefährt auf vier Rädern ist es im Land des Baguettes und Rotweins nicht so weit her. Exotisch sind sie vielleicht so manches Mal gewesen. Oder speziell. Aber selten auf dem Weg in die automobilen Geschichtsbücher. Nun parkte also der Citroën Grand C4 Picasso bei uns vor der Tür. Wir waren gespannte und schauten erstmal genau hin.

Citroën Grand C4 Picasso (2014) Seitenansicht

Der Außencheck


Die Front des Citroën Grand C4 Picasso erinnert ein wenig an Lieutenant Commander Geordi La Forge aus Star Trek. Die schmalen LED-Tagfahrleuchten wirken wir zusammengekniffene Augen. Bi-Xenon-Scheinwerfer gibt es für 990 Euro als Extra. Sicherlich ist das Design Geschmackssache, aber mir gefällt es. Es wirkt modern, etwas futuristisch und dazu dynamisch. Weiteres Highlight ist das mega-große Panorama-Dach als Extra für 500 Euro.

Ich bin schon viele Minivans gefahren, aber keiner hatte so einen Glashimmel für den Blick nach oben. Dabei ist das für mich ein echt tolles Extra. Und auch den Kindern auf der Rückbank gefällt es eigentlich immer, wenn sie nach oben in den Himmel gucken können. Das Heck unterscheidet sich nicht so sehr von vergleichbaren Wettbewerbern, nur die LED-Rückleuchten mit dem 3D-Effekt bieten einen Akzent zum Hinschauen. Insgesamt stehen acht Farben zur Auswahl, wir waren in Aluminium Grau auf Tour.

Citroën Grand C4 Picasso (2014) Heck

Der Innenraum


Der Designer des Citroën Grand C4 Picasso mag es offensichtlich hell. Denn der Innenraum ist lichtdurchflutet. Die Weitwinkel-Windschutzscheibe bietet zusätzlich noch perfekte Sicht in alle Richtungen. Was jedoch total irritiert, sind die nicht vorhandenen Instrumente hinter dem Lenkrad. Alles, was man an Anzeigen und Bedienelementen braucht, ist mittig oberhalb der Konsole und im Armaturenbrett eingelassen. Dadurch sitzt man als Fahrer quasi an einem nackten Lenkrad mit diversen Schaltern und Knöpfen drauf. An diesen Anblick habe ich mich über den gesamten Testzeitraum nicht wirklich gewöhnen können. Und der Blick auf den rechts liegenden Tacho erschien mir auch aus Gründen der Sicherheit nicht immer eine gute Lösung zu sein.

Citroën Grand C4 Picasso (2014) Instrumente


Fahrer- und Beifahrersitz vom Citroën Grand C4 Picasso sind wahnsinnig bequem und elektrisch super einstellbar, verfügen aber über ebenfalls elektrische Kopfstützen, die sich somit nicht entfernen lassen. Das ist schade, denn eigentlich bauen wir auf dem Beifahrersitz oft die Kopfstütze ab, damit unsere Tochter einen guten Blick nach vorne hat. Natürlich nur, wenn vorne niemand sitzt. Klasse ist der zusätzliche Innenraumspiegel. So hat man die Passagiere auf der Rückbank jederzeit gut im Blick. Das sollte in der Klasse der Minivans eigentlich Standard sein.

Für den Fahrer und Beifahrer gibt es etwas tiefliegend je einen Getränkehalter und davor ein sehr großes Ablagefach, welches aber nicht mehr unterteilt ist. Ähnlich wie bei einer Damenhandtasche kann man hier also sein komplettes Zeug reinwerfen und dann hoffen, dass man alles später wiederfindet. Außerdem gibt es einen mobilen Aschenbecher.

Citroën Grand C4 Picasso (2014) Kindersitz

Fahrer und Beifahrer können sich extra Armlehnen herunterklappen. Insbesondere auf Langstrecken sorgt das für etwas mehr Fahrkomfort. Ähnlich sinnvoll sind die Klapptische für die Rückbank. Eine Mulde sorgt für eine gute Ablagemöglichkeit von Getränken und ein Gummizug an der Rückenlehne des Vordersitzes bietet einen sicheren Platz für Smartphones und iPods.
Und leuchtende Kinderaugen gibt’s auf jeden Fall auch beim Herunterklappen der optionalen dritten Sitzreihe im Citroën Grand C4 Picasso, die für 700 Euro dazugebucht werden kann. Denn die Fahrt im Kofferraum hat ja immer etwas Aufregendes. Allerdings ist das nur für die ganz Kleinen möglich, denn Beinfreiheit gibt es hier nicht wirklich.

Citroën Grand C4 Picasso (2014) Heckklappe

Der Kofferraum

Verzichtet man auf die dritte Sitzreihe, dann gibt es verdammt viel Platz im Kofferraum. Die Kofferraumklappe ist monströs und nimmt beim Öffnen alle Lampen und Blinker mit auf die Reise, daher sieht der Citroën Grand C4 Picasso mit aufgestellter Klappe irgendwie zahnlos aus. Aber das ist kein Nachteil, denn so ist das Be- und Entladen ganz einfach. Unsen wuchtigen Kinderwagen konnten wir super einräumen und er ließ zu allen Seiten noch etwas Platz übrig. Wenn die teilbare zweite Sitzreihe dann auch noch umgeklappt wird, lässt sich auch ganz locker ein 18er Fahrrad transportieren. Platzmäßig ist die Familie im Grand C4 Picasso somit gut versorgt.

Citroën Grand C4 Picasso (2014) Navi

Navi und Multimedia

Zuerst einmal eine lustige Randnotiz: die Dame vom Navi im Citroën Grand C4 Picasso lispelt. Das ist ziemlich lustig, wenn man in die „Saseler Chaussee“ einbiegen möchte. Allerdings könnte ich mir auch denken, dass dieser Sprachfehler auf Dauer nerven kann. Uns hat er eher amüsiert. Die Bedienung war nicht unbedingt intuitiv, obwohl es gar nicht so viele Knöpfe an der Armatur gibt. Und auch für die reibungslose Verwendung des Multifuktions-Lenkrades sollte man vor der ersten Ausfahrt das Handbuch studieren.

Citroën Grand C4 Picasso (2014) Dritte Sitzreihe

Die Suche einzelner Funktionen und Einstellungen kann während der Fahrt schnell ablenken. Ansonsten war das Navigationsgerät zuverlässig, zeigte aber die zu fahrende Strecke nicht besonders hervorgehoben an, wie auf dem Foto zu erkennen ist. Die schmale blaue Linie markiert die Route. Mit viel Wasser in der Umgebung kann das irritierend werden. So richtig kam der Anspruch der „Créative Technologie“ nicht durch.

Dazu kommt, das einige dieser technischen Tools separat gebucht werden müssen. Das DVD-Entertainment-Paket gibt es für 600 Euro und das JBL-Soundsystem kostet 530 Euro.

Citroën Grand C4 Picasso (2014) Kinderwagen im Kofferraum

Die Sicherheit

Der Citroën Grand C4 Picasso verfügt über eine Reihe von Sicherheitssystemen. Ein Spurassistent macht zum Beispiel darauf aufmerksam, wenn ohne gesetzten Blinker die Spur verlassen wird. Im Display kann abgelesen werden, ob überhaupt eine Spur erkannt wird. Die Warnung erfolgt dann über einen kräftigen Zug am Gurt des Fahrers. Wenn man damit nicht rechnet, kann man beim ersten Mal durchaus etwas Angst bekommen. Aber auf Dauer gewöhnt man sich dran, denn standardmäßig wird auch nach jedem Starten einmal heftig am Gurt gezupft. Zusätzlich gibt es einen Geschwindigkeitsregler, einen Abstandswarner und einen 360 Grad Birdview, erzeugt durch 4 Kameras.
Viele dieser Features sind kostenpflichtige Extras. Das 360-Grad-Park-Assist-Paket kostet 350 Euro, der Drive-Assist 600 Euro und eine Alarmanlage 250 Euro.

Citroën Grand C4 Picasso (2014) Innenansicht

Das Fahrgefühl

Die Ausfahrt im Citroën Grand C4 Picasso ist lässig und komfortabel. Trotz der Abmessungen ist der Minivan wendig und agil. In unserer Testversion, dem BlueHDi 150 Automatik Exclusive, stehen 150 PS bereit und sorgen für zügigen Vortrieb und sportliche Dynamik. Unser Testverbrauch, überwiegend im Stadtverkehr erzeugt, lag bei etwas über sieben Litern. Das ist aus unserer Sicht absolut in Ordnung. Und müsste laut Herstellerangaben auch noch deutlich zu senken sein. Alles in allem verfügt der Grand C4 Picasso über eine angenehme Federung und sorgt für bequemes Reisen.

Citroën Grand C4 Picasso (2014) Typenschild

Fazit

Für die 39.505 Euro unseres Testwagens des Citroën Grand C4 Picasso bekommt der frische Familienvater einen geräumigen Minivan mit vielen netten und hilfreichen Features, die meisten als Sonderausstattung. Wer auf die vielen Assistenten und Technik-Elemente verzichtet, der kann bereits ab 20.990 Euro sein Wunschmodell zusammenstellen und bekommt dafür ein modernes, etwas anderes Familienauto, welches sowohl in der Stadt als auch auf der Langstrecke alle Herausforderungen mit Bravour erledigt. Und das mit akzteptablem Verbrauch und zügigem Fahrverhalten. Die Sitzposition des Kindes im Kindersitz ist prima, der Blick zu allen Seiten ausreichend und der verschließbare Dachhimmel sowie die in der Tür versenkten Sonnenrollos sorgen für genug Sonnenschutz. Das gefällt genauso wie die Klapptische und die vielen Ablagen.

So richtig an’s Herz gehen tut der Citroën Grand C4 Picasso nicht. Dafür ist die Sicht des Fahrers auf das nackte Lenkrad irgendwie zu unspektakulär und die Bedienung des Bordcomputers zu wenig intuitiv. Aber wir suchen ja auch eher ein vernünftiges Familienauto. Und das bekommen wir mit dem Raumwunder aus Frankreich zu einem ordentlichen Preis auf jeden Fall geboten.

Kai Bösel
Kai Bösel
Kai Bösel ist Patchwork-Dad von drei Kindern, die eigene Tochter Mika ist im April 2012 geboren. Der Hamburger ist Online-Publisher und betreibt neben Daddylicious auch das "NOT TOO OLD magazin" inklusive Podcast. Außerdem schreibt er für ein paar Zeitschriften und Magazine und hilft Kunden und Agenturen als Freelance Consultant. Nach dem Job entspannt er beim Laufen oder Golf.

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