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KolumnenGastbeiträgeBericht aus Berlin: „Die Masern kommen“

Bericht aus Berlin: „Die Masern kommen“

Zuerst war es nur eine Nachricht. Nicht ganz wie jede andere, weil man quasi zur „Zielgruppe“ gehört, aber trotzdem doch noch irgendwie weit weg: In Berlin seien die Masern wieder ausgebrochen. 600 Fälle seit Anfang des Jahres, davon 54 Ansteckungen bei Kindern von unter einem Jahr. Und ja, eins sei bereits daran gestorben…

Berlin ist groß, denkt man sich zunächst. Ich zumindest. Da wird schon nichts passieren. Zwar ist „unsere“ noch nicht geimpft, weil noch zu jung. Aber nein, die älteren Kinder in der Kita dürften ja mittlerweile allesamt die entsprechende Impfung bekommen haben. Fast alle Kinder in der Kita sind mindestens ein Jahr alt, jenes Alter, in der die Impfung in der Regel vorgenommen wird. Aber sind wirklich auch alle Kinder geimpft? Denn eine allgemeine Pflicht zur Masernimpfung besteht nicht. Auch in Friedrichshain nicht mehr, seit die Mauer gefallen ist. Genau jener Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain ist es aber, der prozentual die meisten Impf-Verweigerer aufweist und mit 109 auch die meisten Fälle. Jener Bezirk also, in dem wir leben, arbeiten und unsere Kleine die Kita besucht.

Es ist Dienstag und wir werden gebeten, unser Mäuschen frühzeitig aus der Kita abzuholen. Der Grund, um es in den legendären Worten Andy Brehmes zu sagen: „Alle hatten die Hosen voll, aber bei mir lief´s ganz flüssig.“ Nein, auch mit Magen-Darm-Angelegenheiten ist nicht zu spaßen, zumal ja ebenfalls viral unterwegs. Ein solcher temporärer Verweis zieht stets die Einforderung nach einer Gesundschreibung nach sich. Interessant, noch nie gehört. „Gesundschreibung“. Also am nächsten Morgen ab zum Arzt. Keine Ahnung, wann ich dort hätte aufschlagen müssen, jedenfalls hat sich bei Praxisöffnung um 8:30h bereits eine stattliche Schlange vor der Tür gebildet. Kurz vor 9h bin ich endlich dran, erkläre kurz, was los ist und frage noch nach der Masernimpfung. Ich solle in einer Stunde wieder kommen.

Etwa 60 Minuten und ein paar Emails gegen das schlechte Gewissen später haben wir unsere Audienz bei der Kinderärztin. Die Gesundschreibung gilt erst ab dem nächsten Tag, heute wird´s also nichts mehr mit mir und arbeiten. Aber zweitrangig. Die Impfung. Eigentlich, wie schon erwähnt, erst nach dem ersten Lebensjahr vorgesehen, frühestens aber mit 10 Monaten. Denn vorher dürfe das Medikament gesetzlich gar nicht eingesetzt werden. Hm. Wir bekommen einen Impftermin am 17. März. Das ist in knapp drei Wochen…

Lest beim nächsten Mal, wie einem langsam das große Dämmern kommt, was da eigentlich auf einen zurollen könnte…

Hier sind die Beiträge Teil 2, Teil 3 und Teil 4.

Carsten Bauer
Carsten Bauer
Carsten Bauer ist Vater einer Tochter, verheiratet und lebt in Berlin. Der gelernte Werbefachwirt ist außerdem Mitgründer von SOLO, einer Medien-Plattform für Skateboard-Kultur.

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