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Papis erstes Jahr mit dem Nachwuchs: Ein Weihnachtsgeschenk der besonderen Art – Baby im Anmarsch

Rückblick: Der errechnete Termin war bereits verstrichen und der feine Herr ließ immer noch schön auf sich warten. Die Tasche für das Krankenhaus war natürlich schon längst gepackt und das Auto stand quasi schon seit Tagen mit laufendem Motor vor der Haustür, allzeit bereit um mit quietschenden Reifen loszubrausen. Randerscheinung: Die Wartezeit wurde immer mehr zu einer kleinen Belastungsprobe, schließlich war doch alles angerichtet. Dazu die nervenden Fragen von Freunden, Arbeitskollegen, Bekannten und gefühlt sogar streunenden Katzen. Ok, sie meinten es nur gut, aber nachdem zum 100sten Mal die Fragen nach „Wann ist es denn endlich soweit?“ oder „Tut sich immer noch nichts?“ mit einem Achselzucken oder einem „NEIN!!!“ beantwortet wurden, hatte das Thema irgendwann einfach einen Bart. Die Tatsache, dass das Weihnachtsfest langsam aber sicher näher rückte, machte das Ganze übrigens nicht einfacher. Sollte der Nachwuchs tatsächlich seinen ganz großen Auftritt planen und am Heiligen Abend, nach dem Motto „O Chöre im Himmel – ein Kind ist geboren!“ quasi direkt mit dem Christkind kommen?

„Wenn der kleine Stratege nicht von allein kommen will, dann wird halt etwas nachgeholfen…“

Auch hier lautet die klare Antwort nein, denn bereits einige Tage vor dem Weihnachtsfest ging es dann völlig unspektakulär ohne Wehen zum vereinbarten Einleitungstermin ins Krankenhaus. „Wenn der kleine Stratege nicht von allein kommen will, dann wird halt etwas nachgeholfen“, dachten sich Ärzte, Hebammen und werdende Eltern. Gesagt getan, nachdem das Zimmer bezogen und die erste Wehen fördernde Pille eingeworfen wurde, dauerte es tatsächlich nicht sonderlich lange, bis sich der Kleine langsam aber sicher auf den Weg machte, das Licht der Welt zu erblicken. Wie gesagt, langsam, sehr langsam. Eile verspürte er definitiv nicht, gut Ding will halt gut Weile haben, dachte er sich scheinbar und zog sein Ding eiskalt bis zum Schluss durch. Auf weitere und nähere Details zur Geburt wird an dieser Stelle aus Gründen der Privatsphäre lieber verzichtet, aus Männersicht bleibt allerdings festzuhalten:

Punkt 1: Es kommt oft anders, als Mann denkt. Geburtsvorbereitungskurse sind total sinnvoll, ob das dort Erlernte jedoch tatsächlich zur Anwendung kommt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Detailliert vorhersagen lässt sich die Geburt nicht, schon gar nicht von einem Mann, der keine Ahnung davon hat. Also sollte sich niemand wundern, wenn es auf einmal ganz anders abläuft, als gedacht bzw. geplant.

Punkt 2: Der Mann muss während der Geburt weder den Helden spielen, noch darf er eine Mimose sein. Er hat einfach da zu sein und seine Frau zu unterstützen, ganz egal wie es ihm selbst dabei geht. Und selbst wenn sie ihn vor lauter Schmerzen böse anschaut, anschreit und wüst beschimpft, dann ist das halt so und dient ganz allein der Sache. Hier geht’s ausnahmsweise mal nicht um ihn.

Punkt 3: Nicht der Arzt ist der Halbgott in Weiß (wahlweise pink), sondern die Hebamme. Was sie sagt, ist Gesetz, mit ihr sollte man es sich nicht verscherzen. Wenn sie ihn von einer Ecke zur anderen schickt oder ihn freundlich aber bestimmend bittet, die Klappe zu halten, dann sollte den Anweisungen (vorausgesetzt Mann möchte der Veranstaltung auch weiterhin beiwohnen) tunlichst Folge geleistet werden.

Punkt 4: Ob die Geburt an sich wirklich der schönste Moment der Welt ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für den Autor dieser Zeilen war er es nicht, wer sieht seine Partnerin schon gern in einer Lage, in der es ihr nicht sonderlich gut geht? Die Minuten danach allerdings, als dieses kleine Wesen erst auf ihrem und dann auf seinem Bauch lag, waren tatsächlich unbeschreiblich schön, mit nichts zu vergleichen und absolut unvergesslich.

Ein mies gelauntes Baby ist etwas anderes, als eine tiefenentspannte Puppe beim Wickelkurs

Und ab diesem Moment geht die Geschichte auch eigentlich erst so richtig los. Von nun an ist die Familie um ein Familienmitglied reicher und das Leben von Mama und Papa verändert sich schlagartig. Die Augen sind nur noch beim Sohnemann, Minuten bis Stunden wird er einfach nur angestarrt und obwohl er außer schlafen noch gar nicht viel macht, ist das Ganze spannender als jeder Blockbuster.

Apropos schlafen, auspennen war gestern, auch für Papa. Im Krankenhaus geht es schon los, da die Mama noch geschwächt von der Geburt ist, übernimmt Vati die anfallenden Aufgaben. Die junge Familie hat sich in weiser Voraussicht ein Familienzimmer gegönnt, in dem alle drei zusammen pennen oder besser gesagt wohnen können. Und somit steht das selbst ernannte Familienoberhaupt spätestens in der dritten Nacht um 3:30 Uhr mit übelsten Augenrändern halbwach am Wickeltisch und versucht krampfhaft, ganz wie im Säuglingspflegekurs gelernt, eine neue Windel anzubringen. Schnell wird dabei allerdings klar, dass es wirklich etwas anderes ist, ein schreiendes und mies gelauntes Baby zu wickeln, als eine tiefenentspannte Puppe im Vorbereitungskurs.

Das Objekt der Begierde: Die Pumpkanne mit Kaffee auf dem Flur – ohne sie geht gar nichts!

Tagsüber steht dann Besuch an, jeder will den kleinen Mann sehen und bringt ein kleines Geschenk mit. Pampers, Klamotten und Spielzeug meistens, dazu gibt es Blumen für die Mama. Geschenke für Papa gibt’s nicht, ist aber auch nicht schlimm. Den Nachwuchs selbst scheinen die Besucher nicht sonderlich zu jucken, den Schlaf, den er nachts versäumt hat, holt er tagsüber nach. Papa hingegen versucht irgendwie wach zu bleiben und flaniert ein ums andere Mal zur großen Pumpkanne auf dem Flur, die mit so starkem Kaffee gefüllt ist, dass dieser selbst tote Tanten wieder auferstehen lassen würde. Aber ohne geht’s nicht, keine Chance.

Ansonsten sind die Tage im Krankenhaus spannend und hilfreich zugleich. Die Situation ist sehr neu und die Eltern sind in der einen oder anderen Situation noch etwas überfordert. Gut, dass allzeit Schwestern in der Nähe sind, die beratend zur Seite stehen und wertvolle Tipps geben. Mit diesen im Gepäck wird das Krankenhaus nach einigen Tagen dann verlassen, um nach Hause zu fahren. Mittlerweile zeigt der Kalender den 24. Dezember an, zwar kommt der Nachwuchs nicht am Heiligen Abend zur Welt, aber immerhin nach Hause… ☺

Wie die ersten Tage dort verlaufen, könnt ihr in der nächsten Kolumne lesen…

Fotocredit: © Zffoto – Fotolia.com

Thomas Bentler
Thomas Bentlerhttps://www.lektora.de/thomas-bentler/
Thomas Bentler ist 35 Jahre alt und lebt in der Nähe von Paderborn. Vom aktiven Amateurfußballer avancierte er bereits mit 27 Lenzen zum Trainer einer Kreisliga-A-Seniorenmannschaft, um später sogar Coach eines U17-Bundesliga-Teams zu werden. Er ist Autor des Buches "Volle Pulle Kreisliga".

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