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Interviews10 Fragen an Daddy Ralf Richter

10 Fragen an Daddy Ralf Richter

Ralf Richter, Schauspieler und Vater von zwei Kindern, müssen wir hier nicht groß vorstellen. „Das Boot“, „Rote Erde“ und „Bang Boom Bang“ sind nur eine kleine Auswahl an Meilensteinen deutscher Filmgeschichte, denen er seinen Stempel aufgedrückt hat. Wir haben ihm 45 Minuten seiner Zeit geraubt und unsere Fragen gestellt. Viel Spaß!

Hier 10 Fragen an Ralf Richter

DADDYlicious: Hallo Ralf, bald geht die Weihnachtszeit los, das heißt gleichzeitig Familienzeit. Wie wichtig ist Dir die Zeit mit der Familie?

Ralf Richter: Ich hab eine ziemlich große Familie. Meine Mutter, meine sieben Geschwister, meine Kinder und ich weiß gar nicht wie viele Enkelkinder und Ur-Enkel. Ich bin auch schon mehrfacher Opa und Weihnachten ist immer eine gute Möglichkeit, dass sich die Familie trifft. Traditionell machen wir das in Holland am Ysselmeer. Es können natürlich nicht immer alle dabei sein, aber da kommen schon einige zusammen.

DADDYlicious: Schon Weihnachtsgeschenke besorgt?

Ralf: Ich bin kein großer Freund von vielen Geschenken. Gerade mit einer so großen Familie ist das fast eine unlösbare Aufgabe. Wenn einer etwas haben will, dann soll er es sagen. Damit bin ich bisher immer gut gefahren.

DADDYlicious: Weihnachtszeit bedeutet auch meistens Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Mit dem Projekt 7 Sterne Hotel setzt Du Dich für Obdachlose ein und willst diesen in Köln ein Obdach bieten. Wie ist der Stand der Dinge?

Ralf: Wir haben nach zweieinhalb Jahren Planung in der Innenstadt von Köln – denn da muss es ja stehen – endlich die Option auf ein passendes Objekt für das Hotel. Wir genießen dabei große Unterstützung von Peter Kolping von der Kolping-Familie. Für den Umbau und die Einrichtung sind wir auf Spendengelder angewiesen, da macht es Sinn, wenn wir ein Foto von dem Haus vorlegen. Das wollen wir zeigen, vorher ist das ja eine halbseidene Nummer. Die Internetplattform Jubiluu, mit der Menschen Gruppengeschenke organisieren können, hat in Kooperation mit der „7 Sterne Hotel e. V. i. G.“ einen Social Pool eingerichtet, über den Spenden und Geschenke an das Hotel gerichtet werden können.

Ich versuche, dem Projekt möglichst viele Türen zu öffnen durch die vielen Menschen, die ich kenne oder die mich kennen. Ganz untätig waren wir in der Zeit aber nicht, viele Spenden haben uns bereits erreicht, von Baustoffen angefangen über Werkzeuge, damit die Menschen hier etwas aufbauen können. Ich kann zum Objekt aktuell aber nichts sagen, sonst kommt da noch irgendeine Versicherung und schnappt uns das vor der Nase weg. Wenn alles gut läuft, dann haben wir hier in Köln im Januar/Februar weniger Leute, die frieren müssen.

Die Charity Aktion 7 Sterne Hotel e.V from Jubiluu Group Gifting on Vimeo.

DADDYlicious: Gibt es dort auch Platz für Familien?

Ralf: Ja logisch. Natürlich. Klar. Hier in Köln gab es in der Vergangenheit 5 – 6 Obdachlos-Meldungen im Monat. Jetzt sind es mittlerweile 30 Meldungen. Jeden Tag. Und meistens sind es Familien. Wenn Du als Einzelperson deinen Job oder deine Bude verlierst, dann fängt Dich Dein soziales Umfeld auf, Deine Eltern, Deine Kumpels oder eine Freundin. Für ganze Familien wird das aber eng und dementsprechend melden sich viele Familien obdachlos, für die wir mit dem Hotel ein Obdach bieten.

7 Sterne Hotel 2
Das Team vom 7-Sterne-Hotel

DADDYlicious: Was denken Deine Kinder darüber. Besprichst Du solche Projekte mit denen?

Ralf: Natürlich bekommen sie das mit und ich denke, dass sie sich darüber freuen. Ich spanne sie da aber nicht mit ein. Pfarrer Mörtter hier aus der Südstadt, der das Ganze angeleiert hat, hätte das alleine nicht organisieren können. Wir haben die Planung mit unserer Produktionsfirma übernommen. Fachkräfte übernehmen den Umbau mit den Obdachlosen und für den Betrieb des Hotels haben wir auch schon Leute. Ich hoffe einfach, dass meine Kinder sich darüber freuen.

DADDYlicious: Dein Sohn Maxwell ist jetzt 31 und ebenfalls Schauspieler. Die richtige Wahl?

Ralf: Ich hab ja einen Bruder, der bei „Einstürzende Neubauten“ mitgespielt hat. Der hat quasi Musikgeschichte geschrieben. Schon als kleiner Junge wollte Maxwell dadurch Schauspieler und Musiker werden. Und so ist es ja auch. Er macht Musik, ist Darsteller und kennt sich wie kaum ein anderer mit Filmen aus. Ich hab ein altes T-Shirt mit einem türkischen Kult-Schauspieler und er kam eines Tages um die Ecke und konnte mir den Namen sagen. Das war erstaunlich, denn den kennt wirklich kaum jemand. Es war von Anfang an klar, dass er in diese Kerbe schlägt.

DADDYlicious: Es heißt, dass Töchter eine intensivere Beziehung zu ihren Vätern haben. Kannst Du das bestätigen?

Ralf: In gewisser Weise schon. Meine Tochter wohnt jetzt in Berlin. Früher wohnte Sie mit ihrer Mutter, mit der ich schon lange nicht mehr zusammen bin, in München. Und ich wohne ja in Köln. Wir haben immer zweimal am Tag telefoniert. Natürlich erzählt sie mir auch nicht alles, was Sie ihren Freundinnen erzählt. Davon gehe ich auch nicht aus. Das fände ich auch ein bisschen seltsam, muss ich sagen. Aber Sie ist mir gegenüber sehr ehrlich und ich spüre auch, dass sie sehr großen Wert auf mein Urteil legt. Sagen wir mal so: Dass ich Ihrer Meinung bin [lacht]. Wir haben schon ein sehr starkes Verhältnis.

Schauspieler Ralf Richter im Interview
© Timm Ortmüller

DADDYlicious: Was war dein größter Fehler in Sachen Kindererziehung?

Ralf: Mein größter Fehler war damals, meinen Abenteuerdrang über die Familie zu stellen. Heute würde ich versuchen, nur mit den Kindern zusammen zu sein um zu beobachten, wie Sie aufwachsen. Ich hatte mal ein Engagement am Berliner Theater. Das waren sechs Monate, in denen ich meinen Sohn nur dreimal gesehen habe. Und jedes Mal ist der Kerl deutlich größer geworden. Ich hätte das im Nachhinein gar nicht zusagen dürfen. Aber wenn Du zugesagt hast, kommst Du aus dieser Nummer auch nicht so einfach wieder raus und musst das durchziehen. Das war gruselig.

DADDYlicious: Das bringt der Beruf ja mit sich…

Ralf: Ja, aber trotzdem. Trotzdem. So ein Gefühl ist ja auch nicht logisch, wenn Du Dir auch sagst, die Kohle musst Du jetzt verdienen, kann Dein Bauch Dir was anderes sagen. Du hast gefragt, was mein größter Fehler war und das war dieser. So.

DADDYlicious: Tauscht ihr Euch unter den Kollegen am Set über die Rolle als Vater aus?

Ralf: Da kann ich mich nicht dran erinnern. Selbst mit guten Freunden, mit Claude Rudolph zum Beispiel, mit dem bin ich ja teilweise aufgewachsen bin, habe ich mich nicht groß ausgetauscht. Wir hatten in Bochum mehrere Wohnungen zusammen. Zu der Zeit haben wir „Rote Erde“ gedreht. Später „Das Boot“ in München, da haben wir auch zusammen gewohnt. Mein Sohn wurde geboren, seine Kinder wurden geboren, aber ausgetauscht haben wir uns nicht wirklich. Wir haben uns immer gefreut, unsere Kinder zu sehen, er sich über meine wohl auch. Aber so richtig ausgetauscht…

Ich hatte da auch nicht so einen Drang. Ich komme ja aus einer Familie mit vielen Kindern. Meiner war jetzt von den Enkeln der Erste. Inzwischen sind es vier und den allen habe ich vorgelesen, die habe ich alle gewickelt. Ich kann heute noch im Stockdunkeln, egal ob Junge oder Mädchen, inklusive sauber machen, unter einer Minute die Windeln wechseln. Im Stockdunkeln. Schwör ich. Ich und habe so viel Kontakt mit Kindern, dass ich nicht das Gefühl habe, ich komm´ da irgendwo nicht weiter.

DADDYlicious: Was würdest Du werdenden Vätern in drei Worten mitgeben?

Ralf: Ich glaube, man kann da pauschal keinen Ratschlag geben. Die Kinder sind ja ganz unterschiedlich. Man sollte daran denken, dass der Körper – ja, der Körper selber, ob der jetzt schön ist wie der von Deiner Frau oder so hässlich ist, wie Deiner oder meiner – wir werden auf jeden Fall später wegfaulen und das war´s . Der Körper selbst ist ein Genträger und das Leben muss weitergehen. Und deswegen sind Kinder der Mittelpunkt der Welt. Das dürfen wir nicht vergessen. Und das nicht nur als werdender Vater, sondern vor allen Dingen eher noch als ehemaliger werdender Vater. Je älter man wird, desto eher vergisst man das. Man sollte als Vater den Kindern immer zeigen, wie viel sie einem wert sind.

DADDYlicious: Welche Rolle fanden Deine Kinder von Dir am besten?

Ralf: Mein Sohn, denke ich mal, Kalle Grabowski aus „Bang Boom Bang“, weil er auch wirklich Cineast ist. Und meine Tochter…kann ich nicht sagen. Ich habe mal, als sie noch klein war und weil meine Mutter die Sendung so toll fand, in einer Folge bei so einem Tierarzt mit einem Affen mitgespielt. Schon mal gesehen? So für Omas und kleine Mädchen.

DADDYlicious: Gibt es eine Rolle, die für Deine Kinder gar nicht ging?

Ralf: [überlegt ca. 2 Sek.] Ne.

DADDYlicious: Du bist in dem neuen Film „Nicht mein Tag“ von Peter Thorwarth wieder mit dabei. Worum geht es und was ist Dein Part?

Ralf: Ich habe nur einen kurzen Auftritt. Ich spiele da keine große Rolle in dem Film. Es geht darum, dass einer eine Bank überfällt und dann den Bankangestellten, so einen verklemmten frustrierten Typen, als Geisel nimmt. Sie müssen nach Holland fahren, um ein Geschäft abzuwickeln. Dabei knallt der sich so dermaßen zu, dass er über sich hinauswächst. Wie das Ganze letztendlich ausgeht, darf ich noch nicht sagen. Der Film ist ein Road-Movie mit ziemlich schrägen Typen.

YouTube Video

DADDYlicious: Der Ford mit dem Kennzeichen DO-PE 69 ist erwachsen geworden. Aus einem Taunus wurde ein Mustang Fastback in dem Film. Gibt es weitere Parallelen zum besten deutschen Film der letzten 400 Jahre?

Ralf: Der Geiselnehmer hat so ziemlich die gleichen Tätowierungen wie K. G. aus Bang Boom Bang. Deutlich zu sehen. Und er hat so ziemlich die gleiche Frisur und soll auch genau der Typ sein. Ich will darüber nicht so viel verraten.

DADDYlicious: Die Frage muss jetzt kommen: Gibt es nochmal Kalle Grabowski im Kino?

Ralf: So etwas in der Art sicherlich. Wir sind da im Prinzip an so einer Geschichte dran. Die hat zu tun mit Jürgen „Mede“ Medenbach. Hast Du den Namen schon mal gehört? Zuhälter und später dann Geldverleiher aus dem Pott. Dann kamen Drogen. Der Suff. Am Ende hat er Krebs gehabt und sich in seinem Puff erschossen. Ein Ruhrgebiet-Pate. Da sind wir dran. Aber Karl-Heinz Grabowski ist ja noch in aller Munde. Wir haben die vielen Anfragen per Mail, über facebook oder in den Foren zum Anlass genommen, ein Klamotten-Label zu starten.

Unter kallegrabowski.de gibt es reichlich Merch rund um Kalle Grabowski.

DADDYlicious: Vielen Dank für das Interview, Ralf.

Ralf Richter findet ihr auch auf Facebook. Und hier gibt es weitere spannende Interviews.

Titelbild © Timm Ortmüller

Mark Bourichter
Mark Bourichter
Mark Bourichter ist Vater von Henri, Baujahr 2012. Er macht seit über zehn Jahren was mit Medien. Seine Arbeiten sind mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Internationalen Deutschen PR-Preis und dem Deutschen Preis für Onlinekommunikation.

2 Kommentare

  1. Da merkt man das der Mann aus einer großen Familie kommt und sich seiner Vaterrolle scheinbar immer sehr bewusst war bzw. rückblickend sehr bewusste Erkenntnisse hatte:

    „Der Körper selbst ist ein Genträger und das Leben muss weitergehen. Und deswegen sind Kinder der Mittelpunkt der Welt. Das dürfen wir nicht vergessen. Und das nicht nur als werdender Vater, sondern vor allen Dingen eher noch als ehemaliger werdender Vater. Je älter man wird, desto eher vergisst man das. Man sollte als Vater den Kindern immer zeigen, wie viel sie einem wert sind.“

    Sehr schön!

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